17.7.2008
0:52
Platsch, einfach nur platsch. Ich war ganz schnell aus dem Bett und auf dem Klo. War das nun Fruchtwasser, oder...? Jetzt kam gar nichts mehr. Komisch...

Ich entschloss mich im Krankenhaus anzurufen. Sie rieten mir für einen Check zu kommen.
Ich ging duschen, weckte dann GG. Der wollte gar nicht aufstehen, und als er endlich wach war, ging er noch seelenruhig duschen und rasieren, damit er’s am Morgen für’s Geschäft nicht mehr machen muss. Der hat Ideen, dachte ich nur...

2:00
Endlich kamen wir los und fuhren zum Krankenhaus. Nach einer Stunde und einigen Tests wurden wir wieder nach Hause entlassen.
3:15
Wieder im Bett. Aber an Schlafen war nicht zu denken. Gutschweise kam immer wieder Fruchtwasser und ich musste immer wieder die Binde wechseln.
14:00
Einmal mehr zogen wir im Untersuchungszimmer im Spital ein. Es wurde wieder ein CTG und Herzmessgerät angesetzt und wieder waren wir alleine.
Einige Wehen konnte ich jetzt spüren und auf dem CTG sehen, aber es waren viel zu wenige und viel zu schwach. Wir wurden gegen 15 Uhr erneut nach Hause geschickt.
21.35
Hochsommer, aber ein kühler Regen kennzeichnete den Abend. Es war schon dunkel draussen, als wir die kurze Strecke zum Spital fuhren. Ich fühlte mich, als würde ich zur Schlachtbank geführt. Wenn ich nur gewusst hätte...
Im Spital angekommen, kamen wir direkt in ein Gebärzimmer. Einen Schritt weiter in diesem Spiel, dachte ich mir.
23.00
Endlich kamen wir zum Ende der Tests und zum Einlegen der Wehentablette. Schon nach 30 Minuten ging es los, und so heftig. Im 2 bis 3 Minuten Takt kamen die Wehen. Ich wusste gar nicht, wie mir geschieht. Und ich wusste auch nicht, wie ich mich positionieren soll, um die Wehen auszuhalten. Irgendwann kam die Hebamme, und meinte, dass ich viel ruhiger atmen soll. Einfacher gesagt als getan, bei diesen Schmerzen. Da die Wehen so schnell aufeinander kamen, konnte ich auch gar nicht gross über verschiedene Positionen nachdenken und so sass ich halb, lag halb auf diesem Bett und litt vor mich hin. Einmal kamen mir sogar die Tränen und ich dachte wirklich, dass ich dies nicht überleben würde.
18.7.2008
4:00
Schon nach 4.5 Stunden konnte ich nicht mehr. Der Wehenabstand war so kurz, dass ich einfach nicht zur Ruhe kam. Zwischen zwei Wehen hechelte ich der Hebamme zu, ob ich denn noch eine PDA haben könnte, oder ob es schon zu spät wäre. Sie meinte, es wäre eher zu früh. Das hat mich noch mehr frustriert...
5:00
Endlich kamen die Leute von der Anästhesie und legten mir eine PDA. Ich hatte mich immer vor dem PDA Stechen gefürchtet, aber jetzt war es gar nicht so schlimm. Wahrscheinlich hätte die mir ein Arm amputieren können und es wäre nicht so schlimm gewesen, verglichen mit den Wehen!!
Dann spürte ich einen kühlen Bach über den Rücken in die Beine laufen. Es war ein komisches Gefühl, nicht unangenehm, aber auch nicht angenehm. Die PDA begann zu wirken, bis auf ein sogenanntes Fenster, d.h. die PDA konnte diese Stelle nicht betäuben. Trotz PDA konnte ich meine Beine noch bewegen, sie waren einfach ein bisschen taub.
8:00
Die Hebamme prüfte nochmals den Stand der Dinge: Der Muttermund war nun 7 cm offen. Das fand ich sehr positiv und sah mich schon mit meiner Tochter auf dem Arm in einer Stunde. Nun ja, die Hebamme meinte, dass dies wohl eher gegen Mittag der Fall sein würde...
Irgendwann zwischen 8 Uhr und 12 Uhr gingen wir in die Presswehen über. Davor wurde mir zum Glück die PDA nochmals richtig fest aufgespritzt, sodass ich wirklich nichts mehr spürte. Ich war schon sehr erschöpft, nach 2 Tagen mit wenig bis gar keinen Schlaf.
Nun sollte ich pressen, was aber gar nicht so einfach war, denn ich konnte da unten ja nichts mehr spüren. Scheinbar war meine Arbeit aber gar nicht so schlecht, zumindest bekam ich immer Lob von der Hebamme. Obwohl ich keinen Schmerz spüren konnte, war das Pressen sehr anstrengend. Ich merkte, wie erschöpft ich war und dass ich nur noch mein Kind raus haben wollte. Die Hebamme sagte irgendwann, dass sie das Köpfchen schon sehen konnte. Ich musste innerlich schmunzeln und dann ging das Pressen voll in die Hose...
Dunkle Haare, und ganz viele, sagte die Hebamme. Ich freute mich riesig

Ich weiss nicht mehr, wie viel Zeit verging, aber plötzlich standen ganz viele Leute im Raum: Assistenzarzt und Oberärztin und mehrere Hebammen. Es wurde über die Saugglocke und Warten und Kaiserschnitt gesprochen. Ich war zu erschöpft, um mich auf das Gespräch zu konzentrieren.
Die Oberärztin gab mir schliesslich zwei Optionen: weiter pressen und warten, oder aber einen Kaiserschnitt. Ich sah mich stundenlang weiterpressen auf dieser Liege und konnte echt nicht mehr. Nach einer kurzen Absprache mit GG entschieden wir uns für einen Kaiserschnitt.
Meine Tochter wurde wieder in die Gebärmutter zurück geschoben


13:22
Dann kam plötzlich dieser Schrei, nein, es waren sogar drei Schreie. Und da wusste ich: jetzt ist sie raus!! Ein Gefühl der Erleichterung überkam mich. GG wurde sofort gerufen und sie verschwanden in ein anderes Zimmer. Mir war das egal, ich dachte nur an mich. Im Nachhinein vermisse ich es, dass ich sie in diesem Augenblick nicht sehen konnte.
Als sie fertig waren mit zusammen nähen wurde ich zurück ins Gebärzimmer gerollt. Endlich konnte ich meine Tochter zu mir nehmen und begutachten. Die Strapazen waren irgendwie vergessen, und doch noch so präsent. Frau kann sagen, was sie will, aber so eine Geburt kann man nicht Minuten später einfach so wegstecken! Das steckt noch viel zu tief in den Knochen.
Ich konnte meinen Blick einfach nicht von dem kleinen Wurm nehmen, sie war und ist das Wunderbarste, was mir je passiert ist.