Der errechnete Geburtstermin war der 7. Mai 2009. Ich rechnete schon damit, zu übertragen, da ich das bei den Jungs auch hatte, aber unsere Tochter hat sich wirklich Zeit gelassen.
Am ET ging ich ins Spital für ein CTG und zur Kontrolle. War alles bestens und die Hebamme meinte, ich solle in 4 Tagen wieder kommen, falls es nicht von selber losgeht.
Bei ET +4 war wieder Kontrolle und CTG, ebenfalls bei ET +7, bei ET +9 und bei ET +10. Zum Glück hatte im Spital ein Arzt Dienst, der eine Einleitung frühestens bei ET +10 macht, wenn alles i.o. ist. Denn ich wollte unbedingt eine Einleitung umgehen und meinem Baby die Möglichkeit geben, alleine zu kommen. Es wurde dennoch vereinbart, am Montag, bei
ET +11 einzuleiten.
Am Samstag, 16. Mai hatte ich abends erstmals ganz schwache Wehen, die einigermassen regelmässig kamen, aber doch sehr sehr schwach waren. Als ich dann ins Bett ging, waren diese Wehen auch schlagartig weg. Am Sonntag hatte ich am Nachmittag diese schwachen Wehen wieder. Ich hab gedacht, vielleicht werden Sie beim Rasenmähen stärker, aber ausser dem gemähten Rasen hat sich nichts verändert. Es schien also, als müsste ich wirklich einleiten. Mich hat das sehr belastet und es wurden auch wieder Erinnerungen an die erste eingeleitete Geburt wach und irgendwie konnte ich die Tränen auch nicht mehr zurückhalten.
Am Sonntag Abend machte ich mir dann ein heisses Bad, als ich wieder leichte Wehen hatte und leider waren die Wehen dann auch bald wieder weg. Na ja, immerhin haben die paar Minuten alleine im Bad gut getan und ich hab ein bisschen mit Swea geredet.
Am nächsten Morgen bin ich ziemlich traurig aufgewacht. Ich weiss, ich hätte freudestrahlend sein sollen, da ich bald mein Baby in den Händen halten kann. Aber die Einleitung lag mir sehr auf dem Magen. Die eingeleiteten Wehen von Tim damals waren sehr heftig, gegen die natürlichen Wehen von Yven. Und ich wollte sie auch nicht „raustreiben“, aber irgendwie brauchte unser Mädchen wohl einen „Schubser“.
Früh waren alle wach und mein Mann und meine beiden Jungs haben mich ins Spital Menziken gefahren. Mein Mann ging danach mit den Jungs wieder nach Hause und blieb bei Ihnen, solange sich bei mir nichts tat. Ich fühlte mich zwar sehr alleine, aber ich war gleichzeitig auch froh, wenn die Jungs bei meinem Mann waren.
Nach einem CTG und Gespräch mit den Hebammen bekam ich um ca. 9.00 Uhr die erste Tablette gelegt. Nach einiger Zeit durfte ich dann aufstehen und ging ein bisschen nach draussen um mir die Beine zu vertreten und mit meinem Mann zu telefonieren. Es hat leicht geregnet und ich spazierte kreuz und quer herum um sprach mit meiner Tochter. Um 11.00 Uhr hatte ich wieder ein CTG. Alles bestens, ausser das da keine Wehen waren. Also weiter abwarten – ich hab dann ein Buch hervorgeholt und gelesen und gelesen…..
Die Hebamme brachte mir dann eine warme Suppe und ein bisschen Brot, damit ich wenigstens etwas esse. Lust hatte ich keine, aber es tat trotzdem gut. Nach dem Essen ging ich nochmals ein bisschen an die frische Luft. Da es aber immer stärker regnete, fand man mich bald darauf wieder im Gebärzimmer und vertieft in einem Buch…und am warten.
Um 13.00 Uhr kam die Hebamme wieder und hängte mich ans CTG. Der Bauch war ganz ruhig und ich ziemlich frustriert, weil ich schon wieder an eine längere Einleitung glaubte. Als ich da so am CTG hing und nichts zu tun hatte, kamen sie….ganz leicht, ganz schwach, aber ich spürte eine Wehe – ganz klar – da sind sie.
Und damit ich mir auch sicher sein konnte, dass dies regelmässige Wehen waren, kamen sich Schlag auf Schlag im 2 Minuten Takt. Sie waren aber kaum schmerzhaft, sondern eher mit einem Ziehen zu vergleichen. Aber ich hatte Wehen und das munterte mich schlagartig auf (ok, machte mir auch gleich wieder ein bisschen Angst vor der Geburt und den Schmerzen).
Die Hebamme war auch zufrieden und so warten wir weiter, bis sich die Wehen verstärkten bzw. um zu schauen, ob sich etwas tat. Wie immer, wenn ich Wehen habe, lief ich rauf und runter, kreuz und quer im Gebärsaal herum….einfach in Bewegung bleiben.
Um 14.00 Uhr kam die Hebamme und untersuchte mich…1 cm offen. Na super, das hatte ich ja vor 2 Tagen schon…was bewirken den die Wehen hier??? Wir einigten uns darauf noch ein bisschen weiterzuwarten. Ich hab dann zwischendurch doch noch ein bisschen gelesen, wenn ich nicht gerade meine Spuren in den Gebärsaalboden einlief. Das Warten war mühsam und ich wünschte mir nichts sehnlicher als zu Hause zu sein. Da wäre das Warten erträglicher gewesen, da die Wehen ja noch nicht stark waren.
Um 16.00 Uhr kam die Hebamme und kontrollierte mich nochmals: 3-4 cm offen. Immerhin hat das jetzt was gebracht. Wir diskutierten, ob wir die Wehen mit Tropf oder einer weiteren Tablette noch anregen wollen, damit sie stärker werden. Ich hab die Hebamme dann gebeten, dass zu lassen. Ich hab lieber eine Stunde länger als ein Wehensturm. Sie war damit einverstanden und hat mich gefragt, ob ich etwas gegen die Schmerzen möchte. Hab ich verneint, die waren ja noch nicht schlimm. Dann hat mein Mann angerufen und ich hab ihm mitgeteilt, dass etwas geht, er soll doch die Kinder mal zur Kollegin bringen. Dann könne er evt. auch noch ein bisschen dort bleiben etc. Ich ruf dann an, wenn sich mehr tut.
Um ca. 16.15 Uhr wurden die Wehen schlagartig stärker. Diese Wehe musste ich plötzlich veratmen….die nächste auch….die nächste wurde noch schmerzhafter….Ich ging dann nach draussen und fragte die Hebamme, wie das jetzt war mit den Schmerzmitteln – ich könnte vielleicht doch was gebrauchen. Sie grinste nur und sagte, Sie komme gleich.
Nach 2 Minuten war die Hebamme dann bei mir und ich konnte schon kaum mehr mit ihr sprechen während den Wehen. Sie hat mich dann gebeten, auf das Bett zu liegen, damit Sie die Herztöne des Babys überprüfen kann. Gleichzeitig legte Sie mir noch einen Zugang am Handgelenk. Ich lag da auf dem Bett und die Wehen wurden immer schlimmer. Als mein Mann anrief und sagte, er sei unterwegs, hab ich nur noch gesagt: „Ja, komm“. Mehr lag bei den Wehen nicht mehr drin.
Als mein Mann eintraf lag ich schon mit starken Wehen auf dem Bett und flehte die Hebamme an, mir etwas gegen die Schmerzen zu geben. Ich hab schon 2 x ohne Schmerzmittel geboren, jetzt mag ich nicht mehr. Sie hat mir gesagt, dass es rassig vorwärts gehe, ich könne schon bald mitpressen, dann ginge es sicher besser. Ich flehte dann halt meinen Mann an, er solle etwas machen. Irgendwann kam dann die Hebamme mit einer Infusion und sagte, die solle helfen. Als die Infusion angehängt war, wurde ich gleich ruhiger – endlich. Doch die Wehen kamen gleich heftig und ich merkte nichts von irgend welchen Schmerzmittel. Die Hebamme legte mir einen Waschlappen aufs Gesicht – ach, tat das gut. Als mein Mann ihn wegnehmen wollte, knallte ich mir den Waschlappen wieder quer übers Gesicht. Dahinter sah ich meinen Mann grinsen – muss wohl witzig ausgesehen haben. Er machte mir dann den Waschlappen wieder nass und irgendwie musste ich jetzt fast grinsen. Er hielt meine Hände die ganze Zeit und steckte in einem Dilemma. Er konnte mich nicht loslassen, musste aber den Waschlappen kühl machen. Bei der nächsten Wehenpause sprintete er ums Bett, nur damit er rechtzeitig wieder bei mir war

Die Infusion bzw. das Schmerzmittel nützte immer noch nichts, die Wehen waren sehr stark und als ich auf die andere Seite schaute, sah ich auch, wie die Hebamme den Beutel der Infusion wieder abnahm. Ich schwöre, wenn ich die Kraft gehabt hätte, ich hätte mich auf die Hebamme gestürzt.

Inzwischen war auch noch eine Hebamme von der Abteilung eingetroffen. Meine Hebamme meinte, ich könne mitpressen, der Muttermund sei voll geöffnet.
Sobald ich das Wort „Pressen“ hörte, ging wieder Kraft durch meinen Körper. Das heisst, es kann nicht mehr lange dauern. Je schneller ich das Kind rauspresse umso schneller enden die Schmerzen. Das liess ich mir natürlich nicht 2 x sagen und presste bei der nächsten Wehe mit.
Bei der nächsten Wehe öffnete mir die Hebamme die Fruchtblase und ich spürte sehr intensiv, wie die Kleine runterrutschte. Noch eine Wehe: Ich presste mit voller Kraft und als der Kopf fast draussen war, meinte meine Hebamme: Nicht mehr pressen, oder haben Sie noch Wehen? Ich konnte keine Antwort geben, dachte nur, ist doch egal, Hauptsache raus – erhörte aber ihre gut gemeinte Bitte und presste nicht weiter. Eine Ewigkeit verging bis zur nächsten Wehe und ich hatte das Gefühl, es zerreisst mich. Bei der nächsten Presswehe wurde unsere kleine Prinzessin um 16.59 Uhr geboren. Sie flutschte regelrecht in einem ziemlichen Tempo aus mir raus aufs Gebärbett und hintendrein gleich noch ein grosser Schwall Fruchtwasser, der sie badete. Sie wollte eigentlich gleich losschreien, bekam dann die volle Ladung Fruchtwasser ab und musste kurz abgesaugt werden. Mein Mann der immer neben mir gestanden war und mir die Hände hielt, durfte dann seine Tochter abnabeln. Kurz darauf durfte ich Sie in die Arme schliessen – unsere Swea Grace, 3800 Gramm und 50 cm - unser lang ersehntes Mädchen war endlich bei uns.
Der Arzt, welcher ca. 1 Minute nach der Geburt eingetroffen war, kontrollierte mich noch und nähte noch mit einem Stich einen kleinen Riss an der Schamlippe und sonst blieb alles heil. Ich fühlte mich auch prächtig, Swea trank gleich an der Brust. Es war ein wunderschönes Gefühl, jetzt sind wir wirklich komplett.
Mein Mann blieb dann noch bei mir. Als ich duschen ging, holte er die Jungs bei der Kollegin ab (und trank noch ein Gläschen auf sein Töchterchen etc.). Um ca. 21.30 Uhr trafen dann meine Männer im Spital ein und die beiden Jungs bewunderten ihr Schwesterchen und hiessen Sie willkommen. Es war sooo schön, alle wieder vereint zu haben und zusammen nach Hause zu gehen, wo wir eine ruhige erste Nacht verbrachten.