Am 24.2., 1 Tag vor ET, waren wir ins Spital zur Kontrolle geladen. Die Wochen zuvor waren stressig, da nichts, aber auch gar nichts auf einen baldigen Beginn der Geburt hinwies - keine wilden Wehen, Köpfchen noch nicht in Startposition, mehr als genug FW und die Plazenta sah auch gut aus.
Das belastete mich sehr, da ich endlich mein Kind in den Armen halten wollte und beinahe alle anderen Frauen meines Forums ihre Schätze schon bekommen hatten.
Die Hebamme, welche mich ans CTG anschloss (welches kaum Ausschläge anzeigte) konnte mir eine Menge Sorgen nehmen, und auch der Arzt war sehr einfühlsam und bestätigte, dass alles mit Sohnemann in Ordnung war. Er sagte mir auch, dass ich sicher 10 Tage warten könne, er sei keiner, der einen KS ansetze, sondern es zuerst dem Baby überlassen möchte, so lange es gesund sei - ich hatte ihm von meiner wahnsinnigen Angst vor Operationen erzählt.
Erleichtert verliessen GG und ich das Spital und gingen einkaufen.
Als wir kurz vor 17 Uhr nach Hause kamen, setzte ich mich auf die Couch, um noch etwas ins Forum zu schreiben. Nach wenigen Minuten hörte ich zwei "plopps" - das hatte ich zwar schon zuvor gehört, ohne dass etwas gewesen wäre, aber diesmal war es mit einem leichten Ziehen verbunden. Als ich dann aufstand, lief das FW schon in Strömen meine Beine herunter. Ich ging sofort zur Toilette und schnappte mir einen Teststreifen, der den pH-Wert 8 und somit FW angab.
Mit einem Tuch ging ich in die Küche zu GG, der gerade die Einkäufe zum Kochen auspackte, und meinte, er solle sich keine Mühe geben, das Kind komme jetzt.
Die Hebamme, die dann meinen Anruf entgegen nahm, wollte wissen, ob es wirklich FW sei oder ob ich eventuell nur Harndrang hätte - naja, da hätte ich ganz schön inkontinent sein müssen für eine solche Menge

sie bat mich trotzdem, das FW mit einer Binde aufzufangen und gegen 18 Uhr ins Spital zu kommen. Also schickte ich GG nochmals los, um dicke Binden zu holen, und informierte meinen Vater, dass er uns abholen kommen könne.
Um 17:45 kam er an, und ich setzte mich ins Auto. GG warf meine Tasche mit Schwung auf den Rücksitz, und da mein Vater dachte, dass das GG gewesen sei, der sich ins Auto gesetzt hatte, fuhr er einfach los - konnte ihn noch rechtzeitig bremsen und GG kam doch noch mit

Im Spital angekommen wurden wir ins Beobachtungszimmer geführt und ich wurde ans CTG angeschlossen. Schon spürte ich leichte Wehen und die freundliche Hebamme bestätigte, dass es sich um FW handelte.
Ich durfte zwischen zwei Zimmern wählen - eines mit Wanne, das andere ohne, und zog mein Geburtsshirt an. Auch die Getränke und Snacks für GG wurden bereit gestellt.
Die Hebamme stellte eine MuMu-Öffnung von 3 cm fest.
Die Wehen wurden immer stärker, bald schon musste ich sie veratmen, und ich ertrug kaum GG's Hand auf meinem Rücken. Als die Hebamme ins Zimmer kam, fragte ich sie, ob solche kurzen Abstände normal seien - sie meinte ja, 2 Minuten zwischen den Wehen seien normal. Nur waren es bei mir nicht mehr als 30 Sekunden.
Ich bat sie, mir ein Bad einzulassen, da ich im Wasser immer gut entspannen konnte.
Tatsächlich waren die Wehenpausen im warmen Wasser wunderbar - die Wehen selber allerdings noch einiges stärker als draussen. So verliess ich die Wanne wieder. Mittlerweile hatte ich nonstop Wehen, und keine Position war auch nur einigermassen bequem.
Obwohl ich ohne Medis gebären wollte, bat ich um ein Schmerzmittel, welches mir über den Zugang gegeben wurde - richtig gewirkt hatte es nicht. Da die Wehen immer noch ohne Pause kamen, aber der MuMu erst 4 cm offen war, wurde mir ein Wehenhemmer gegeben, ich zitterte wie ein Schlosshund.
Schliesslich wurde es mir zu viel und ich bat um eine PDA.
Die Anästhesistin bat mich, absolut ruhig zu liegen - wie denn, mit dem Zittern auf Grund des Wehenhemmers!
Ich gab mein bestes und sah meinen GG kreideweiss im Stuhl sitzen - bin froh, dass ich mich in dem Moment nicht selber sehen konnte

bald fühlte ich rechts nicht mehr, doch links waren die Wehen immer noch zu spüren.
Die Hebamme ertastete Junior's Köpfchen und meinte, er liege nicht richtig, sie spüre die Mitte des Kopfes nicht und der MuMu ginge auch nicht weiter auf. Auch der Herzschlag meines Schatzes sank mit jeder Wehe auf 70, während er keinen Millimeter vorwärts kam. Also wurde mir wieder Wehenhemmer gespritzt, um ihm eine Pause zu gönnen.
Mittlerweile war die Oberärztin eingetroffen, und da sie besorgt auf den Monitor mit Ryan's Herztönen starrte, wollte ich wissen, was los war.
Sie teilte mir mit, das Junior's Herzschlag trotz Wehenhemmer nun konstant unter 80 lag und man einen Not-KS durchführen müsse, um seine Gesundheit nicht zu gefährden.
Da lag ich, zitternd und frierend und musste mich mit etwas befassen, was ich unbedingt hatte vermeiden wollen - einen Kaiserschnitt.
Dennoch war es klar, dass ich mich dafür entscheiden musste, denn ich wollte keinesfalls riskieren, mein Baby zu verlieren. Also wurde ich in den OP geschoben. Meinem Wunsch gemäss wurde nur eine Teilnarkose gestochen, und bald fühlte ich ein wohliges Kribbeln - so komisch es klingen mag, aber in diesem Moment war mir zum ersten Mal an diesem Abend mehr oder weniger wohl.
Auch GG wurde im eleganten grünen - in den OP geführt, und schon fingen sie an.
Bald hörte ich ein Kind schreien, aber wie durch einen Nebel, und ich dachte nur, ach wie schön, jemand darf gerade sein Kind begrüssen - bis GG mir sagte, "er ist da, und er schreit schon kräftig!"- Da realisierte ich, dass ich unseren Sohn hatte schreien hören. Schon liefen die Tränen. Ich wollte nur noch mein Baby in den Armen halten!
Nach 10 Minuten brachte die Krankenschwester uns unseren frisch gebadeten Sohn und legte ihn mir auf die Brust, während die OP-Wunde vernäht wurde. Wir konnten uns an unserem wunderschönen Baby kaum satt sehen.
Nach 20 Minuten wurde GG mit Ryan aus dem OP geführt, ich wurde auf das Spitalbett zurück gelegt und ins Gebärzimmer gebracht, wo GG und Sohn schon warteten.
Endlich hatte ich Zeit, mir das kleine Wunder genauer anzusehen. Die Hebamme der Nachtschicht liess uns zwei Stunden Zeit, bevor sie Ryan vermass. In dieser Zeit rief ich meine Eltern an, es war kurz vor Mitternacht, und als mein Vater schalftrunken das Telefon abnahm und ich ihm sagte, ihr erster Enkel sei da, wusste er gar nicht, was ich meinte. Schliesslich musste ich ihm erklären, dass ein KS durchgeführt wurde und der Kleine schon eine Stunde bei uns war

GG ging dann todmüde heim, und ich wurde ins Zimmer gebracht. Obwohl ich auch todmüde war, betrachtete ich stundenlang meinen schlafenden Goldschatz.. und war einfach nur froh, dass ich meine Angst vor einem KS überwinden konnte.
Man hat nie herausgefunden, weshalb Ryan stecken geblieben war, aber das ist mir auch egal - Hauptsache ist, dass wir einen gesunden, kräftigen Jungen, unser absolutes Wunschkind, in die Arme schliessen konnten.
Also, auch wenn ein KS immer noch eine grosse OP ist, es kann trotzdem eine schöne Erfahrung sein
