Nach vielem Überlegen und etlichen Gesprächen war ich überzeugt, dass ich eine Spontangeburt trotz BEL versuchen möchte. Ich konnte mich einfach nicht mit einem geplanten Kaiserschnitt abfinden. Erstens wollte ich den Tag X nicht bestimmen, zweitens hatte ich einfach das Gefühl, dass mir etwas fehlen würde bei einem KS und drittens hatte ich einfach Schiss vor einem Kaiserschnitt. Ich war mir bewusst, dass es zu einem Not-KS kommen kann, falls die Geburt nicht problemlos ablief. Falls das eintreffen sollte, wäre ich natürlich mit einem KS einverstanden gewesen, hauptsache unserem Baby geht es gut. Mein Arzt war mit meiner Entscheidung einverstanden, da es nicht meine erste Geburt war.
In der Nacht vom 20. auf den 21. Juni hatte ich zum ersten Mal leichte Bauchschmerzen, aber eigentlich keine richtigen Wehen. Ausser oft einem harten Bauch, hatte ich sonst keine Anzeichen, dass die Geburt bald losgehen würde. Am Abend vom 22. Juni 09, nachdem ich meine Jungs ins Bett gebracht habe, verspürte ich so gegen 21h die ersten leichten Wehen. Ich habe aber denen noch gar nicht gross Beachtung geschenkt, da meine zwei ersten Geburten beide fast 20 Stunden dauerten. Habe mich dann gegen Mitternacht noch ins Bett gelegt, aber schnell gemerkt, dass mit Schlafen doch nichts mehr ist. Bin noch etwas in der Wohnung rumgetigert, die Wehen wurden langsam stärker und kamen so im 5 Minuten Abstand, waren aber noch gut auszuhalten. Um 2 Uhr nachts habe ich dann ins Spital angerufen und unser Kommen angekündigt. Die Hebamme meinte, wir sollen so zw. 3 und 3.30 h kommen, da könnten noch die nötigen Massnahmen für eine BEL-Geburt vorbereitet werden. Habe dann meinen Mann geweckt, welcher dann meine Mutter angerufen hat, damit diese zu uns kommt und auf unsere Jungs aufpasst. Mein Mann hat dann noch in einer Seelenruhe Kaffee gekocht um den in einer Thermoskanne mitzunehmen. (er hat wohl wieder mit einer 20 Stundengeburt gerechnet…) Um 2.30h ist meine Mutter eingetroffen und wir waren startklar. Bevor wir die Wohnung verliessen, wollte ich noch schnell auf die Toilette. Kaum sass ich auf dem WC ist die Fruchtblase geplatzt und das Fruchtwasser lief in einem Schwall raus, als hätte man einen Kessel Wasser ausgeleert. Nun wurden die Wehen blitzartig heftiger. Ich hatte Mühe, in die Einstellhalle zu laufen und mich ins Auto zu setzen. Habe dann so halb Liegesitz gemacht und so versucht die Wehen zu veratmen. Ich hatte schon recht Pressdrang und umso lauter ich die Schmerzen rausschrien habe, umso schneller ist wohl mein Mann gefahren. Endlich sind wir beim Haupteingang angekommen und mein Mann hat die Nachtglocke sturmgeläutet. Als ich aus dem Auto ausstieg hatte ich das Gefühl, das Kind rutsche mir nächstens unten raus und so war ich froh, als ich auf einem Rollstuhl Platz nehmen konnte. Während ich von einer Krankenschwester ins Gebärzimmer chauffiert wurde, musste mein Mann noch das Auto parkieren. Im Gebärzimmer wurde ich von einer Hebamme empfangen, es war 03.05 Uhr. Diese half mir auf das Bett und hat mir die Hosen ausgezogen. Kaum war das geschehen, spürte ich schon wie ein Bein meines Babys raus kam (habe mir immer vorgestellt, dass dann das Füdli zuerst kommt). Die Hebamme ist natürlich recht erschrocken und hat der Schwester, welche mich gebracht hat, Anweisung gegeben, meinen Arzt sowie den Anästhesisten anzurufen. Zum Glück ist auch mein Mann inzwischen eingetroffen und die Hebamme hat auch ihm Anweisungen gegeben, wie er mithelfen kann. Der Körper unseres Babys ist problemlos rausgerutscht, einzig der Kopf war noch nicht geboren. Die Hebamme hat mir nochmals gesagt, ich solle meine Beine weit auseinanderhalten, da das Baby Platz braucht und mit der nächsten Wehe ganz fest pressen und mein Mann musste dazu nochmals auf meinen Bauch drücken. Um 3.08 Uhr (nur 3 Minuten nachdem wir in den Gebärsaal kamen) war es dann soweit und unser Mädchen flutschte ganz auf die Welt. Unsere Tochter Vanessa wurde mir auf die Brust gelegt. Ich konnte das ganze noch gar nicht realisieren, war aber unendlich dankbar, dass alles so gut und reibungslos geklappt hat. Auch die Hebamme war noch recht geschockt und konnte es fast nicht glauben, was wir soeben erlebt haben. Nach schätzungsweise 10 – 15 Minuten traf dann auch mein Arzt ein, welcher natürlich auch sehr überrascht war, dass er die Geburt verpasst hat und nur noch bei der Nachgeburt dabei sein konnte. Als er die Hebamme gefragt hat ob sie vorher Herztöne abgehört hat, konnte ihm diese nur noch ungläubig antworten, dass sie dazu keine Zeit gehabt habe und nicht mal ihre Gummihandschuhe anziehen oder ihr Jäckchen ausziehen konnte… gröhl. Und als wir etwas später meine Mutter anriefen und ihr mitteilten, dass Vanessa auf der Welt war, war die natürlich auch ganz überrascht. So wie ich aber vorher ausgeschaut hätte, sei sie froh, habe es nicht eine Geburt im Auto gegeben... das ging mir natürlich auch mehr als einmal durch den Kopf...
Unsere Vanessa ist am 23. Juni 2009 um 03.08 Uhr auf die Welt gekommen.
Sie war 3’550 Gramm schwer, 48 cm gross und KU 36 cm.
Wir sind unendlich dankbar, dass unsere Tochter gesund und munter ist. Normalerweise wird bei einer BEL-Geburt alles für einen allfälligen Notfall vorbereitet, was bei mir alles nicht mehr gereicht hat. So richtig realisiert, was alles hätte passieren können, habe ich 2 Tage nach der Geburt, als mich die Hebamme besuchen kam. Wenn der Kopf von Vanessa stecken geblieben wäre, hätte dieser die Nabelschnur abgedrückt und da kein Arzt anwesend war, wäre wohl für Vanessa jede Hilfe zu spät gekommen. Ich will aber nun nicht an das denken, sondern geniesse unsere Tochter jeden Tag.
Unsere zwei Jungs sind ganz vernarrt in ihre Schwester und haben sich sehr gefreut, als wir nach 4 Tagen aus dem Spital nach Hause kamen. Ich war nach dieser Geburt sehr schnell wieder fit. Und was noch erstaunlich ist, nachdem ich bei der 1. Geburt einen Dammschnitt hatte, bei der 2. einen Dammriss, hat es dieses mal nur eine leichte Schürfung gegeben. Für mich war diese Geburt trotz überraschender Schnelligkeit ein wunderschönes Erlebnis, welches ich nie vergessen werde. Wir werden wohl auch in die Geschichte des Spitals eingehen, während meiner Zeit dort, wurde ich sehr oft auf die aussergewöhnliche Geburt angesprochen und Vanessa erhielt den Übernamen Speedy Lady

Ich möchte noch meinem Mann ganz fest danken für seine tatkräftige Unterstützung bei Vanessas Geburt und vor allem hat er nie daran gezweifelt, dass es nicht gut gehen würde. Merci lieber Schatz dass es dich gibt und du mir 3 wunderbare Kinder geschenkt hast! Und natürlich bin ich auch der Hebamme sehr dankbar, dass sie so gut reagiert hat und mich bei der Geburt, wie auch die Stunden danach so gut betreut hat!