Meine Schwangerschaft verlief sehr gut, sieht man über die üblichen Wehwehchen wie Übelkeit in den ersten 10 Wochen, abgelöst durch gelegentliches Sodbrennen, Ischiasbeschwerden, und zum Schluss dann Rückenschmerzen, ab. Wir hofften, dass die Kleine nicht an ihres Bruders Geburi am 12. Nov. Kommen würde, und als dieser Termin vorüber war, hoffte ich, dass sie nicht an ihrem Geburtstermin – meinem Geburi – am 27. Nov. zur Welt kommet.
Doch auch dieses Datum verstrich… natürlich war alles bereits parat, und die Spannung und Erwartung stieg täglich…. Bei ET + 5 verliess mich etwas der Mut und es war mir nun egal, wie lange unsere Maus sich noch gedulden würde… solange es ihr gut ging, war ich froh. (Hatte bloss etwas angst, dass sie grösser und grösser wird

Die Ärzte im Spital legten dann bei ET+12 die Einleitung fest, und wir dachten nicht im Traum daran, den wirklich wahrzunehmen! Aber alle Versuche im Geburtshaus, die Wehen in Gang zu bringen und zu halten, scheiterten. So gingen wir etwas frustriert am Abend vor der Einleitung nach Hause. (Ich wollte nach der Geburt meines Sohnes vor 12 Jahren nie wieder im Spital gebären, deshalb freuten wir uns sehr auf das Geburtshaus!)
Morgens um 8 Uhr des 9.12.2009 (ET+12) checkten wir also mit Sack und Pack auf der Gebärabteilung des Spitals ein, um die erste Einleitungstablette gelegt zu bekommen. Komisches Gefühl, wenn man weiss, dass man da nur noch zu dritt rausgehen wird…. Wir hatten am Vorabend mit der Hebamme im Geburtshaus noch ein paar Dinge notiert, die mir wichtig waren: Wassergeburt, kein Dammschnitt, Nabelschnur auspulsieren lassen, Einlauf vor der Geburt…
Mein Mann und ich spazierten nach dem Einlegen der Tablette über eine Stunde und unterhielten uns ganz gut! Zurück im Spital ging ein grosser Teil des Schleimpfropfes ab, wir legten uns noch etwas hin, und um ca. 12 Uhr platzte mit einem „Tock“ die Fruchtblase…
Einmal kurz aufs Klo, um sicherzugehen, und schon setzten die Wehen ein: sie kamen immer im Doppelpack (sog. Zwillingswehen) und waren ziemlich schnell schon stark und fast ohne Pause dazwischen.
Die Hebamme (in Ausbildung, sie war super und die ganze Zeit bei uns!) schaute dem Spiel ca. 2h zu, dann beschlossen wir (bzw. die Ärztin), ein Mittel zu spritzen, damit ich etwas Pause bekam – und gleichzeitig ein Wehenförderer, damit diese Wehen kanalisiert, also mehr noch auf den Muttermund wirkten und stärker wurden, weil der Mumu sich nicht entspannte und zu wenig aufging. ….Ab ca. 15 Uhr, gings dann wie gewünscht Schlag auf Schlag los mit den Hammer-Öffnungswehen.
Wo mir erst noch bequem war, auf dem Ball die Hüften zu kreisen, war mir nun am Seil stehend am Liebsten, die Wehen mit lautem Aaaaaah zu veratmen. Ganz gern ging ich auch aufs Klo. In die Wanne durfte ich leider nicht, weil die Herztöne unserer Kleinen nicht ganz so gut waren, je nach Position.
Also ging ich irgendwann aufs Bett, musste von rechts auf links wechseln, um dem Baby zu helfen, den Weg zu finden, was mir sehr unangenehm war… am liebsten war ich dann schlussendlich voll auf dem Rücken (unglaublich, hätte ich ich nie geglaubt!)!
Sehr spannend war die Erfahrung meines Körpers: die letzten Wehen vor den Presswehen (ca. 1h lang) gingen immer an der obersten Spitze in ein Pressen hinein, mein Körper machte das einfach, und ich merkte es an meinen Tönen, die von Aaaah auf Presslaute wechselten! Die Hebamme war super, sie motivierte mich bei jeder Wehe – genial!
Dann kam der Endspurt: Die Hebamme meinte, sie hätte eine gute Nachricht: ich sei vollständig eröffnet (das war um 18.15 Uhr) – und so konnte ich voll pressen. Ich machte jeweils pro Wehe 3 Pressungen und merkte, wie sich das Köpfchen vorschob, begleitet von einem brennenden und dehnenden Gefühl. (Kein Vergleich zu Epino

Alles ging wie in Zeitlupe – in der Tat nahm sich unsere Kleine auch in der letzten Phase alle Zeit der Welt =) und irgendwann meinte die Hebamme dann, ob ich das Köpfchen spüren wolle…. Das war ein komisches Gefühl, zwischen die eigenen Beine greifen und was Fremdes spüren, was aus einem rauskommt – sehr befremdend!
Ja, und dann gings ohne Stress weiter, bis der Kopf draussen war. Auf einmal spürte ich Schmerzen im Bauch, und ich herrschte die Hebi an, sie solle gefälligst nicht am Kind ziehen!! Das tat unglaublich weh…
Sie aber: Ich tu gar nix! – und zeigte mir zum Beweis ihre Hände… das war nämlich das Baby, was so strampelte, halb geboren… und da das so weh tat, dachte ich: ok, dann mal raus mit dir… Und mit der nächsten Wehe wars endlich geschafft.
Die ganze letzte Phase dauerte ganz gemütlich, ohne Stress, nur gerade 35 Minuten! Aber dank des sanften Ablaufs habe ich weder Dammschnitt, noch –Riss gekriegt, bloss eine kleine Schürfung! Ui, war ich froh… hätte niemand gewollt, der mir danach noch dort rumfummelt!

So war unser Baby erstmal geboren – und wurde gleich abgenabelt, statt wie geplant sofort zu mir zu kommen, weil sie etwas Sauerstoff benötigte. Nach ein paar Minuten ging es ihr aber sehr gut, die Haut rosig und das Mäulchen bereits offen für s erste Andocken!
Anmerkung: Meinen gewünschten Einlauf habe ich nicht gekriegt – und im Nachhinein muss ich sagen: das ist auch wirklich nicht nötig! Ich hatte mir Gedanken gemacht, dass es mir vor meinem Mann unangenehm sein wird, wenn da „was mitkommt“ unter der Geburt – aber in dem Moment war ich so mit meinen eigenen Gefühlen und Körper beschäftigt, und mir schien das Schämen dafür so was von daneben! =)
Unsere liebe Juno Marie war bei ihrer Geburt 3870g schwer / 52cm lang / KU 35cm
Die Tatsache, dass sie sich 12 Zusatz-Tage Zeit liess, wird jetzt klar: sie ist eine sehr gemütliche und liebenswürdige kleine Milchmaus!
Die liebevolle Betreuung im Spital Sursee und der schöne Geburtsverlauf (trotzdem ich eigentlich fast keine meine "wichtigen Punkte" erfüllt bekam) versöhnte mich vollends mit der Spitalgeburt von Noah vor 12 Jahren!