Keine Bilderbuch-Geburtsgeschichte

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Moderator: Phönix

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Sanne
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Registriert: Mo 5. Jul 2004, 10:28

Keine Bilderbuch-Geburtsgeschichte

Beitrag von Sanne »

Anderthalb Jahre nach der Geburt, mittlerweile mit Baby Nr. 2 im Bauch, ist es mir ein Bedrüfnis, diesen Bericht noch zu schreiben. Er ist seeeehr lang, sorry. Aber es dient auch der Verarbeitung...

Termin wäre der eigentlich der 28.2.05 gewesen. Da ich aber schon während der ganzen SS hatte ich immer wieder Vorwehen hatte und viel liegen musste, war das Thema Frühgeburt schon irgendwie im Raum. Doch nie hätte ich damit gerechnet, dass sich unser Junge schon im Januar ankündigt...

Am 20.1. um 4.30 Uhr hatte ich sehr regelmässige Wehen (alle 5-8 Minuten), die auch nach 3 Stunden noch nicht wieder weg waren. (Das gabs auch schon, darum wartete ich noch etwas ab.) Um kurz vor 9 Uhr waren wir dann im Spital, ich hatte die Hoffnung, dass ich einfach gebären darf an dem Tag, ich fühlte mich stark und fit. Aber weit gefehlt... Hebammen und Ärzte waren sich einig, dass es viiiel zu früh sei, ich würde Wehenhemmer bekommen und müsste im Spital bleiben. Ich war erst mal gefrustet, fügte mich aber natrürlich in mein Schicksal.
Erst ging alles gut mit den Medikamenten, plötzlich ging es mir jedoch rapide schlechter, mein Blutdruck sank in gefährliche Tiefen, mein Herz raste mit 160 Schlägen pro Minute... plötzlich rannten alle, das ganze Zimmer war voller Leute, ich immer mal wieder halb ohnmächig, es ging mir so was von schlecht!
Irgendwann hatte sich dann mein Zustand etwas stabilisiert, ich realisierte, an wie viele Kabel ich angeschlossen war und hoffte auf weitere Besserung. Schon komisch, man kommt gesund ins Spital und ein paar Stunden später ist man sooo krank...

Die Nacht verbrachte ich auf der Gebärstation, irgendwann konnte ich immerhin wieder alleine aufs Klo gehen, die ganzen Ödeme wurden auch langsam weniger...

Nächster Tag: Verlegung auf die Station, anderes Wehenhemmer-Mittel mit anderen Nebenwirkungen. (Dieses Mal: Händezittern, viel zu schneller Puls, Unruhe...) Erst mal schien es zu wirken, ich hatte ne ganze Weile kaum Wehen.
Jedoch schon bald hatte ich wieder Kontraktionen, wurde dauernd ans CTG angeschlossen, hab dann mal wieder eine Nacht im Gebärsaal verbracht, weil sie mich dort besser überwachen konnten.

Das ganze hin und her war sehr stressig und belastend. Irgendwie fand ich das alles so überflüssig und anstrengend, v.a. aussichtslos, da die Wehen ja trotzdem immer wieder kamen.

Am 24.1. nachmittags wurden die Wehen so heftig, dass ich mitatmen musste, die Dosis der Tropfen wurde aufs Maximum erhöht, was nicht gerade zu meinem Wohlbefinden beitrug. Abends keine Besserung in Sicht, also mal wieder Gebärsaal. Mein MuMu war mittlerweile schon sehr weich, auch offen. Abends warens dann 3cm. Endlich die erlösende Botschaft, dass am Morgen der Tropf abgestellt wird und wir das Baby kommen lassen dürfen. Endlich!!!

Am 25.1. um 8.00 Uhr war es dann soweit: Ich war die Infusion los, die Wehen wurden etwas stärker. Dazwischen war aber immer wieder die Diskussion, ob man vielleicht doch noch stoppen soll oder wie oder was... trug nicht gerade zur Entspannung bei. Überhaupt war ich einfach nur mega-müde und schon erschöpft, bevor es losging. Ich hatte nächtelang nicht richtig geschlafen, mein Körper war total geschwächt von all den Medikamenten und ich fühlte mich v.a. ausgelaugt.
Kurz bevor ich dann auch noch Wehenfördernde Tropfen kriegen sollte, platzte um 12.00 Uhr die Fruchtblase und es ging so richtig los mit den Wehen. Leider waren es sehr heftige Wehen, und v.a. blieben die Pausen aus, Wehenstürme... Nach 2 Stunden entschieden wir uns gemeinsam mit der Hebamme für die PDA. Ein schwerer Schritt für mich, ich wollte es doch so gerne ohne schaffen. Aber es war allen klar, dass ich in meinem geschwächten Zustand nicht genug Kraft und Energie habe.

Kaum sass die Spritze richtig, schlief ich sofort ein vor lauter Erschöpfung.
Die PDA sass super, ich konnte meine Beine und meinen Po noch gut bewegen, trotzdem waren die Schmerzen weg. Auch später beim pressen gab es keine Probleme.
Langsam ging es voran. Leider wollte unser Sohnemann nicht so richtig runter rutschen. Immer wieder mal hiess es, wenn er bis und dann nicht weiter unten ist, müssen wir evtl. doch noch einen KS machen... oje, wie sehr hoffte ich, dass mir wenigstens das erspart bleiben würde.

Bisher waren seine Herztöne auch immer total super, plötzlich jedoch gingen sie runter und plötzlich war wieder Hektik angesagt. Der Arzt meinte, dass er jetzt einfach kommen MUSS. So ging es dann also zur Sache: Einen Ärztin drückte auf meinen Bauch, der Arzt zog von unten mit der Zange (nach einem Dammschnitt...), ich presste, was das Zeug hielt und plötzlich war der Kopf dann da! Und dann auch der Rest. Um 19.14 Uhr war es geschafft! Er war 3560 Gramm schwer und 50cm lang! Was für ein Prachtskerl dafür, dass er 5 Wochen zu früh war... Was für eine Erleichterung, dass es ihm gut ging. Er hatte die Nabelschnur zweimal um den Hals, deswegen auch die schwächer werdenen Herztöne. Er atmete erstmal ganz wacker alleine. Da er ja eine Frühgeburt ist, bekam ich ihn nicht sofort auf den Bauch, er wurde erst untersucht und bekam etwas Sauerstoff. Und dann endlich der langersehnte Moment: Er durfte zu mir und hat ein ganz kleines bisschen bei mir getrunken. Leider war es ihm dann doch zu anstrengend, er hatte dann doch Atemprobleme, bekam Sauerstoff und musste in die Isolette.

Ich hab das nur noch so halb mitgekriegt, da mein Kreislauf schon wieder schlapp machte und ich wieder mal halb ohnmächtig war oder einschlief. Ich wusste meinen Josia aber in besten Händen von Ärzten, Hebammen und v.a. Papa, so konnte ich mich getrost ausruhen im Wissen, dass es endlich überstanden ist und das ewige hin und her ein glückliches Ende gefunden hat.

Leider blieb ich noch so schwach, ich konnte gar nicht aufstehen. Erst am anderen Morgen konnte ich wieder alleine zur Toilette und konnte mich auf den Beinen halten.

Am 26.1. wurde ich dann auf die Wöchnerinnen-Station verlegt und hatte da endlich Zeit, mich wieder mal auszuruhen und von den ganzen Medikamenten zu erholen. Das war ein langer Weg und ich war so froh, dass man mir die Zeit gelassen hat. Nie musste ich etwas tun, was mir zu anstrengend war und ich durfte Josia die ersten Tage einfach nur geniessen. Schlussendlich war ich nach der Geburt noch 10 Tage im Spital.

Josia erholte sich sehr gut. Nach ein paar Tagen Magensonde lernte er schnell, vom Schoppen zu trinken und wurde jeden Tag fitter.

Nach und nach konnte ich die Ereignisse verarbeiten. Für mich war der ganze Stress vor der Geburt eher schlimm. Die Geburt an und für sich war ja schlussendlich auch eher technisch, trotzdem war es für mich in Ordnung, so wie es war. Ich wusste, dass für unser Kind das Beste getan wurde und das hiess in unserem Fall halt, einiges an techischem Aufwand.

Mit soviel Abstand realisiere ich mehr und mehr, dass vieles schon nicht gerade Bilderbuchmässig gelaufen ist. Trotzdem habe ich (bisher) keine grosse Angst vor dem zweiten Mal. Wir hoffen und beten aber, dass es dieses Mal leichter wird...

Danke für's zuhören...

cdn

Beitrag von cdn »

Ach du liebe Zeit ich hoffe fest für dich das deine zweite Geburt dafür ein Traum sein wird.

Aber wenigstens kam bei deiner nicht Traumgeburt ein Traumbaby auf die Welt :wink:

Gruess cdn

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Jasmin73
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Beitrag von Jasmin73 »

herzlichst alles gute für die zweite geburt! es kann ja nur besser werden.
Üses Glück isch perfekt: Maxi-Prince 06 * Midi-Prince 08 * Mini-Prince 10

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Maschi
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Beitrag von Maschi »

Liebe Sanna, ja, da hast du einiges gemeinsam mit deinem Sohn durchgestanden, Hut ab, ich finde du hast das toll gemacht :wink: !!
Für deine zweite Geburt wünsche ich dir allews Gute!!

Mijail

Beitrag von Mijail »

Liebe Sanne
oi, wirklich eine stressige Geburt. Aber ich finde du hast es toll gemeistert! Ich wünsche dir von Herzen, dass die zweite Geburt ruhiger verläuft!

Sanne
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Beitrag von Sanne »

Vielen Dank für eure lieben Worte und guten Wünsche für die zweite Geburt! Ich bin wirklich zuversichtlich, dass es dieses Mal alles einfacher wird...

@cdn:
Ja, trotz nicht-Traumgeburt haben wir ein Traumkind bekommen! Er ist ein sehr pflegeleichter Junge und wir geniessen ihn seit dem ersten Tag sehr! Das ist ja wohl mehr wert als die schönste Geburt ;-)

Rageti

Beitrag von Rageti »

Sanne: jösses da habt ihr grad chli einen mitgemacht und dein Sohn ist wirklich schwer für das er viel früher gekommen ist :shock: :D Ich wünsche alles gute für die Zukunft!!!

Peekerin

Beitrag von Peekerin »

Oh nein du Arme, hast mir richtig leid getan beim Lesen... :( :(
Wünsche dir jetzt für die nächste Geburt dass es ein wunderschönes Erlebnis wird!! Alles Gute!!!!

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