Wie die Schwangerschaft mit deinem grossen Bruder war auch deine eine schöne Erfahrung und ich habe die Zeit mit dir in meinem Bauch sehr genossen! Alles verlief normal, bis auf den Umstand, dass du dich einfach nicht drehen wolltest… Noch in der 35 SSW bist du in meinem Bauch gesessen und hast dich durch nichts dazu Bewegen lassen, dich zu drehen. Dein lieber Papa nahm es auf die leichte Schulter und hat immer gesagt, das wird schon noch.
Auf die Frage, wie es weitergeht, wenn du dich nicht drehst, hat mich meine FÄ mit grossen Augen angeschaut und gesagt: ZITAT: „de chunnt är haut mitem Füdli vora.“ Eine Option die ich bis zu dem Zeitpunkt gar nicht in Betracht ziehen wollte. Mein kleiner Sonnenschein, du hast mich in der Schlussphase der Schwangerschaft sehr gefordert. Mit allen Mitteln habe ich versucht, dass du dich doch noch drehst. Ich habe gehofft, dass es eine „normale“ Geburt wird und wenn möglich wie bei deinem Bruder im Wasser. Aber alles hat nichts genützt. Du bist stur weiter in deiner Position geblieben

Langsam ist dann der errechnete Termin näher gerückt und ich musste mich wohl oder Übel mit dem Gedanken auseinander setzten, dich mit den Füdli voran auf die Welt zu bringen. Es war sehr komisch und viele in meinem Umfeld haben mir davon abgeraten. Ich war mir lange Zeit auch nicht sicher, aber da ich noch mehr Angst vor einem Kaiserschnitt hatte, habe ich mich dann doch für die Variante Spontangeburt entschieden.
Nun kam das Problem, dass der errechnete Termin kam… und ging. Nach einem langen Gespräch mit der Ärztin, welche Deine Geburt leiten sollte, haben wir uns dazu entschieden, dass wir einen Einleitungsversuch wagen. Dies wird normalerweise bei BEL nicht gemacht, aber da ich bei deinem Bruder so gut darauf angesprochen habe, wollten wir es versuche.
An einem kalten Januarmorgen ging ich dann ist Spital. Dein Bruder war bei deinem Grosi und dein Papa war auf abruf. Nach dem ersten Zäpfchen habe ich mich hingelegt und einfach mal gewartet. Diesen Nachmittag habe ich noch recht genossen, geschlafen und einfach wieder einmal in den TV geguckt. War ich nervös? Ich weiss nicht, ich habe glaube ich jeden Gedanken an eine mögliche Geburt verdrängt. Vielleicht auch gehofft, dass es trotzdem noch einen Kaiserschnitt gibt. Da eine BEL-Spontangeburt unter Risikogeburt läuft, war das Narkoseteam ständig auf Abruf für eine mögliche Not-Sectio.
Dann gegen Abend als mir die Hebamme ein weiteres Zäpfchen legen wollte, habe ich abgewunken, da ich bereits ein leichtes Ziehen verspürte. Ich wollte einfach abwarten, was daraus entsteht. Zum Glück haben wir mit dem zweiten gewartet, denn schon nach kurzer Zeit haben sich daraus gute regelmässige Wehen entwickelt. Nun wusste ich, du machst dich auf den Weg zu uns. So gegen 19Uhr habe ich dann deinen Papi angerufen. Ich wusste, dass er deinem Grosi eigentlich noch helfen wollte deinen grossen Bruder ins Bett zu bringen, aber davon habe ich ihn dann abgehalten

Ich wäre gerne wieder in die Wanne gestiegen, das war aber leider nicht möglich. So habe ich zwei Stunden lang jede Wehe veratmet, mich bewegt, mit deinem Papi gesprochen und versucht die Schmerzen möglichst gut wegzustecken.
So gegen 21.15 Uhr wollte mich die Hebamme noch einmal untersuchen. Nach einem Toilettengang, (war ganz komisch in dieser Verfassung aufs Klo zu gehen…) hat sie mich untersucht. 5cm. Oh nein, nicht erst 5cm war mein erster Gedanke. Und als ob das etwas ausgelöst hätte, ist um ca. halb Zehn meine Fruchtblase geplatzt. Danach war alles nur noch Schmerz, Hektik und „e Chrampf“. Mein kleiner Schatz, plötzlich wolltest du mit einer Heftigkeit auf die Welt kommen, die ich fast nicht ausgehalten habe. In nur drei Wehen hat es mich ganz aufgerissen. Ich wusste nicht mehr wo oben und unten ist, eigentlich wollte ich einfach nur noch aufstehen und gehen… Was ja schlecht möglichwar. Im Gebärsaal brach Hektik aus, meine Beine wurden hochgebunden, das Bett in die richtige Position gestellt und die Ärztinnen kamen herein. In dieser Phase hatte ich sage und schreibe fünf! Personen zwischen meinen Beinen.
Damit ich gute Presswehen hatte, haben sie mit automatisch Wehenmittel gegeben. Und nun konnte ich pressen. Es hat weh getan und ich wusste, dass es jetzt umso wichtiger ist, dich schnell auf die Welt zu bringen. Es war komisch und so unwirklich zu diesem Zeitpunkt. Ich weiss nur noch, dass eine Hebamme mir die Sauerstoffmaske ans Gesicht gehalten hat, die andere hat mir gut zugeredet. Drei weitere Ärztinnen haben einfach das ganze überwacht, dein Papi hat sich zurückgezogen, da es nicht gerade ein schöner Anblick war (das sind seine Worte

Um 22Uhr bist du in aller Heftigkeit und mit dem Füdli voran auf die Welt gekommen. Der ganze Schmerz weg und vergessen und ich wollte Dich nur noch bei mir haben. Es war sooo wunderschön.
Das lieber kleiner Sonnenschein ist die Geschichte deiner Geburt. Ich habe versucht es hier niederzuschreiben, aber gemerkt, dass ich das ganze Gefühlschaos, meine Zweifel und Ängste nicht gut beschreiben konnte. Leider bin ich mit Worten nicht so gut. Im Nachhinein bin ich sehr froh, habe ich mich auf das Abenteuer Steissgeburt eingelassen. Bereits am nächsten Tag bin ich mit deinem grossen Bruder im Spital herumgetollt und auch sonst habe ich mich sehr schnell von dieser Geburt erholt.
Nun bist du schon eine Weile bei uns. Du hattest einen schwierigen Start ins Leben, hast meine Nähe sehr gebraucht und brauchst sie immer noch. Ich geniesse jeden Tag mit dir und deinem Bruder und freue mich auf die weitere Zeit mit euch beiden!
Dein Mami