Unser kleines, grösstes Geschenk!

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Bömpi
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Unser kleines, grösstes Geschenk!

Beitrag von Bömpi »

Mein lieber kleiner Schatz
Nach einer sehr unkomplizierten, schönen Schwangerschaft, die ich bis zu letzt von Herzen genossen hatte, gingen dein Papi und ich am 31. Mai 2011 um ca. 23.00 Uhr ins Bett. Ich hatte weder Vorwehen noch war ich unruhig oder konnte schlecht schlafen – nur musste ich in den letzten Wochen jeweils einmal pro Nacht aufs WC.
So auch in der Nacht auf den 1. Juni 2011, den Tag, an dem sich unser Leben für immer verändern und so viel glücklicher und wertvoller werden sollte. Es war etwa 01.00 Uhr, als ich vom WC aufstand, die Unterhose hochzog (ich hatte schon seit längerem dickere Binden benützt, um im Falle eines Blasensprungs vorbereitet zu sein) und in dem Moment feststellte, dass ich Wasser verlor. „Hoppla, das war aber kein Urin,“ dachte ich, zog die Unterhose wieder runter und setzte mich wieder auf die Toilette. Da kam auch schon der nächste Gutsch. Ich freute mich unheimlich darüber, da ich wusste, dass du nun innerhalb der nächsten ungefähr 24 Stunden bei uns sein würdest.
Ich rollte das Duschvorleger-Tüechli zusammen und klemmte es zwischen meine Beine, damit ich nicht plötzlich einen See am Boden zu verantworten hatte und watschelte so ins Schlafzimmer, wo ich deinen Papi weckte: „Schatz, besch wach?“ – „Hmmmm…“ – „Chasch ächt no en Tag länger Ferien eh?“ (dein Papi hätte ab Donnerstag, 2. Juni 2011 zweieinhalb Wochen frei gehabt, aber noch nicht am 1. Juni…) – „Nei…“ war seine Antwort – „ich verlüüre aber Fruchtwasser.“ – „Aha…“ – „Probier no chli z schlofe, i tegere mou betz ome ond luege, öb d Wehe chöme“ und schon spürte ich das erste Ziehen im Unterleib. Ich war euphorisch!
Dein Papi versuchte also, noch ein wenig Schlaf zu kriegen und ich machte mich daran, das WC und das Lavabo zu putzen – die Badewanne hatte ich am Vortag nach dem Duschen schon geputzt. Immer mal wieder kam eine leichte Kontraktion und ich schrieb jeweils die Zeit auf, um die Abstände festzuhalten. Nachdem WC und Brünneli sauber waren, legte ich mich aufs Sofa, um noch etwas auszuruhen. Zwischen den langsam unangenehmer werdenden Wehen gelang es mir, etwas zu dösen.
Um 03.00 Uhr notierte ich alle rund zehn Minuten eine Wehe, weshalb ich beschloss, mich im Spital zu melden. Frau K., die diensthabende Hebamme, wollte, dass wir gleich ins Spital kommen, mir war aber noch relativ wohl, so dass die Hebamme uns um 04.00 Uhr wieder hören wollte und wir so lange noch daheim bleiben durften.
Um 03.30 Uhr fand ich die Wehen aber so ungemütlich, dass ich deinen Papi weckte und sagte, dass wir die Hebamme um vier informieren würden, dass wir unterwegs seien. Wir packten die letzten Sachen in die Spitaltasche und gaben Frau K. Bescheid, dass wir nun kämen.
Kurz nach 04.00 Uhr trafen wir im Spital ein. Nach dem Aufnahmegespräch meinte die Hebamme, dass sie mich noch nicht untersuchen wolle, sie habe das Gefühl, der Muttermund sei erst fingerdurchlässig offen und die Wehen noch nicht so heftig (ich konnte noch immer auf Fragen reagieren, auch während einer Kontraktion). Während dieser Zeit war ich am CTG, das deine Herztöne und die Wehen aufzeichnete. Frau K. schlug uns dann vor, ein wenig im Gang zu spazieren. Nach einer kurzen Tour vom Gebärsaal zum vorderen Lift und zurück hatte ich aber schon genug und wollte mich lieber wieder hinlegen. Die Wehen waren seit wir im Spital waren ziemlich rasch unangenehmer geworden.
Als wir also zurück kamen, empfing uns Frau K. und sagte uns, dass ab 07.00 Uhr H. S. unsere Hebamme sein würde. Hei, was haben wir uns gefreut, hatten wir H. doch auch fürs Wochenbett zu Hause gebucht.
Zurück im Gebärsaal legten sich dein Papi und ich zusammen aufs Gebärbett und veratmeten Wehe um Wehe. Dein Papi war super und stützte mir jedes Mal den Rücken. Zweimal wurde mir schlecht und ich musste aufs WC rennen, um mich zu übergeben, ansonsten lief es mit der Weherei gut.
Nach 07.00 Uhr kamen Frau K. und H. zu uns. Frau K. verabschiedete sich und H. fragte, ob wir vielleicht in die Wanne wollten. Ich hatte aber so heiss, dass ich mir nicht vorstellen konnte, noch in warmes Wasser zu liegen. Wir wechselten trotzdem in den Gebärsaal mit der Wanne und H. meinte, sie möchte mal schauen, wie weit wir schon seien, sie würde mich jetzt untersuchen. CTG wieder angehängt und los. In Gedanken bat ich H. „Sag mir einfach, dass wir so 4 cm offen haben!“ Ihre Diagnose freute mich umso mehr: „Wow, das send mendischtens 6-7 cm, es chönnt sogar meh si!“ Ich war überglücklich!
Ich weiss nicht, wie häufig die Wehen in diesem Stadium kamen, aber es fühlte sich nach kurzen Abständen an. Trotzdem konnte ich dazwischen sehr gut entspannen, so dass ich richtig in einem „nebligen“ Zustand war und auch während der Kontraktionen gelang es mir gut, loszulassen und meinen Körper und dich zu gewähren.
H. versuchte, mir zwischen zwei Wehen einen Zugang zu stechen. Nach drei erfolglosen Versuchen rief sie jemanden vom Rettungsdienst. Der Typ kam und wollte mir Mitten in einer Wehe den Zugang stechen. Ich konnte nur „Nei!“ fauchen, als er mich bat, das Handgelenk zu beugen. Nach der Wehe hat’s dann einigermassen geklappt, aber auch nicht so richtig, wie H. uns später verriet.
Sie rief dann mal Dr. S. an und sagte „…i ha d Frau B. do, si het gueti Wehe…“ an mehr von diesem Gespräch kann ich mich nicht erinnern oder ich hab’s gar nicht mitgekriegt. Jedenfalls kam Dr. S. bald darauf und untersuchte mich nochmal. Der Muttermund war offen und vom Gebärmutterhals nur noch ein Saum, den er manuell verstreichen half. Er wollte mir dann ungefragt noch Schmerzmittel geben, die ich aber bestimmt ablehnte.
Ich hatte schon kurz davor einmal einen ganz leichten, kurzen Pressdrang verspürt, doch nun ging definitiv die Austreibungsphase los. Die Presswehen empfand ich nicht wie so viele als „Erleichterung“ oder weniger schmerzhaft, als die Eröffnungswehen, obwohl ich sehr froh war zu spüren, dass du nun ganz bald bei uns sein würdest. H‘s „Läck, das Chendli het schön vell Hoor!“ löste aber ein weiteres Hochgefühl in mir aus (zugegeben, ich finde glatzige Babies einfach weniger knuddlig) und mir entfuhr ein „Gott sei Dank!“
Dein Papi hatte wohl nicht gleich realisiert, dass nun die Presswehen begonnen hatten (wie sollte er auch) und er forderte mich, wie es uns T. R. in der Gymnastik gelehrt hatte, auf: „schnuufe, tue schnufe…“ Doch ich war jenseits des Veratmens und konzentrierte mich bereits ganz darauf, den Druck nach unten zu leiten und nicht in den Kopf zu pressen. Darob verlor ich jegliches Zeitgefühl – dein Papi meinte jedoch später, ich hätte so um dreiviertel Stunden in den Presswehen gelegen.
Irgendwann hörte ich Dr. S. sagen, jetzt könne er nicht mehr warten und man müsse nachhelfen. Ich war nicht mehr in der Lage zu sprechen, aber panisch dachte ich: „Nein! Bitte kein Kaiserschnitt!!!“ Ich hätte wissen können, dass du dafür schon zu weit unten warst, aber in dem Moment war ich wohl zu keinem klaren Gedanken fähig, so dass mir, als Dr. S. verkündete, dass er mit dem Vakuum nachhelfen und zusätzliche Wehenmittel spritzen müsse, durch den Kopf schoss: „Nein bitte nicht, ich will doch ein schönes Kind!“ Dass die kleine Beule dich nicht weniger wunderschön machen würde, war mir da auch noch nicht bewusst.
Leicht hektisch – fand ich – wurde also das Vakuum gesetzt und Dr. S. begann mit der nächsten Wehe zu ziehen, während H. von oben mit aller Kraft auf meinen Bauch drückte. Das war wohl einer der heftigsten Momente der Geburt, doch inzwischen sind diese Empfindungen bereits stark verblasst, denn was darauf folgte, berührte mein Herz so unbeschreiblich tief, dass nichts, was zuvor war, noch wichtig schien: dein erster Schrei!
Ich wusste gar nicht, wie mir geschah, kurz nachdem Dr. S. feststellte „Oh, jetzt ist es gerissen!“, hörte ich „der Kopf ist da“ und „no einisch presse“ und schon ging eine Art Beben durch meinen Bauch, als um 10.20 Uhr der Rest deines Körpers zur Welt kam. Ich war total geflasht!
Dr. S. forderte deinen Papi auf, die Nabelschnur zu durchtrennen und liess es nicht gelten, dass dein Papi das lieber nicht tun wollte. „Erst dann sind Sie ganz Vater“ sagte er und drückte deinem Papi die Schere in die Hand. Dieser schnitt darauf die Nabelschnur durch und kurz danach wurdest du mir auf die Brust gelegt, ein warmes Frottiertuch über dir.
Keine Worte der Welt können die Gefühle, die mich in dem Moment durchfluteten, beschreiben – bedingungslose, unendlich grosse Liebe sagt nicht einen Bruchteil davon aus. Doch die Tränen, die ich erwartet hatte, blieben aus. Stattdessen verspürte ich eine nahezu hysterische Freude über deine langersehnte Ankunft bei uns – du, schönstes Kind der Welt, unser Janni Andreas!
Noch war ich völlig unsicher, wie ich dich halten sollte, doch ich küsste dich und konnte meinen Blick nicht von dir lassen.
Dr. S. und H. gratulierten uns und dann nähte Dr. S. den Dammriss (gemäss seiner Aussage beim Nachsorgeuntersuch nur 1. oder 2. Grades), was ich trotz lokaler Betäubung und der Unmengen Endorphine und Adrenalin, die meinen Körper überfluten mussten, recht unangenehm fand. Aber die Naht war schnell gemacht und dann liess man uns jede Menge Zeit, uns zu beschnuppern.
Erst um ca. 14.00 Uhr hat dich H. gemessen und gewogen und mit Papi zusammen gebadet, bevor du wieder in meine Arme kamst.

Die Vakuumgeburt war notwendig, weil deine Nabelschnur eher kurz und dazu noch um deinen Arm gewickelt war – so wurdest du nach jeder Presswehe, die dich vorwärts schob, wieder zurück gezogen und wir hätten keine Chance gehabt ohne Hilfe. Dadurch, dass wir dies gleich nach der Geburt erfahren haben, hatte ich nie das Gefühl, versagt oder nicht alles getan zu haben. Ich bin unseren Geburtshelfern ewig dankbar dafür.
Dr. S liess es auch gar nicht so weit kommen, dass deine Herztöne schlecht wurden oder dass ich nicht mehr mit aller Kraft mithelfen konnte, sondern hat rasch richtig gehandelt und mir dadurch zu einem durchwegs positiven Geburtserlebnis verholfen.
Ausserdem entschädigst du mich sowieso für jeden Schmerz – um kein Geld der Welt gäbe ich dich je wieder her, mein kleiner Schatz!

In ewiger Liebe und Dankbarkeit,
dein Mami

luana84
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Re: Unser kleines, grösstes Geschenk!

Beitrag von luana84 »

oooooooooh liebes bömpilein, das hast du wuuuunderschön geschrieben - sind mir gerade die tränli gekommen!!! hut ab, das habt gg und du toll gemacht.. ich wünsche euch weiterhin alles alles liebe und viele glückliche stunden mit eurem sonnenschein!!! er ist sooooooo süss!!!!!!!

knuddl dini luuu
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euphy
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Re: Unser kleines, grösstes Geschenk!

Beitrag von euphy »

Ja der 1.6. Ist ein gutes Datum. Auch mein Geburtstag.. :mrgreen:

Gratulation uhd alles gute.
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methi

Re: Unser kleines, grösstes Geschenk!

Beitrag von methi »

Vielen Dank für den mega schönen Geburtsbericht. Wünsche euch von Herzen alles Liebe und Gute.

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muinze
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Re: Unser kleines, grösstes Geschenk!

Beitrag von muinze »

so en schööne bricht! merci, fürs teile!
muinze mit männerhaushalt 1976 2011 2015 :D

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Nicki80
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Re: Unser kleines, grösstes Geschenk!

Beitrag von Nicki80 »

Wow, richtig schön dieser Geburtsbericht! Meiner fällt ganz ähnlich aus vom 01.05.2009 :)
Alles Gute euch!

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Louise84
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Re: Unser kleines, grösstes Geschenk!

Beitrag von Louise84 »

Bömpilein, endlich lese ich wieder mal einen Beitrag von dir, und dann solch ein schöner, emotionaler.............

ALLES GUTE EUCH DREIEN!

jasi84
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Re: Unser kleines, grösstes Geschenk!

Beitrag von jasi84 »

He bömpi

Das ist ja ein wunderschöner Geburtsbericht. Ich wünchte ich könnte so schreiben :mrgreen: :mrgreen: . Einfach toll. Danke!!!!!

Grüsse Jasi
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Sterndli 09.2013, wir vermissen dich!

delta43
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Re: Unser kleines, grösstes Geschenk!

Beitrag von delta43 »

Wirklich ein wunderschöner Bericht. Wünsche euch alles gute.

Gruss Delta

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Bömpi
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Re: Unser kleines, grösstes Geschenk!

Beitrag von Bömpi »

Danke euch allen! Habe den Bericht eben selbst nochmal gelesen und wieder Tränen des Glücks vergossen... Pfüdi liegt jetzt selig schlafend in seinem Stubenwägeli. Der kleine Mann bereitet uns tagtäglich unendlich viel Freude, er ist so ein lieber, fröhlicher Bueb!
Liebe Grüße Bömpi

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