30. Oktober 2011 war der errechnete Geburtstermin, basierend auf LMP. Ich kam aber auf den 1. November, basierend auf dem Eisprung. Da meine drei anderen Kinder je ca. eine Woche nach dem Termin zur Welt kamen, war ich sicher, dass auch dieses Baby zu spät kam. Ich dachte, es würde der 8. November werden. Ich plante eine Hausgeburt wie schon bei den anderen drei Kindern. Mein erstes Kind kam aber im Spital zur Welt, Kind Nummer 2 und 3 durfte ich zu Hause gebären.
Überraschenderweise hatte ich bereits anfangs Oktober regelmässige Wehen an manchen Tagen. Ganze drei Mal ging ich entweder zur Hebamme, oder sie kam zu mir, um zu schauen, was diese Wehen bewirken. Jedesmal tat sich was. Schlussendlich war ich 2 cm offen und der Muttermund verstrichen. Ich wollte aber nicht jeden Tag die Hebamme rufen. So nahm ich mir vor, sie erst wieder zu kontaktieren, wenn sich was an diesen Vorwehen ändern sollte. Diese Vorwehen, oder frühen Eröffnungswehen, hatte ich immer mal wieder, und gewöhnte mich daran. Der Muttermund blieb ab der 37. SSW bei 2 cm. Ich versuchte in der Zwischenzeit alle möglichen Hausmittelchen, um diesen Vorwehen Hilfe zu verschaffen. Aber es tat sich nicht mehr als zuvor.
Der 30. Oktober kam und ging. In der Nacht auf den 1. November wachte ich auf mit etwas anderen Wehen, so alle 10 Minuten. Sie waren weiterhin sehr mild, aber irgendwie anders. Ein Lächeln breitete sich automatisch über meinem Gesicht auf.

Ich war mir ziehmlich sicher, dass heute der grosse Tag sein wird! So getraute ich mich, die Hebamme wieder einmal zu rufen. Sie kam dann am Morgen für einen Check. Der Befund: 4 cm offen!

Seit ich aufgestanden war, waren die Wehen-Abstände wieder etwas länger geworden, zwischen 20 und 30 Mintuten. Jaja, dachte ich mir, das wird bestimmt noch eine Weile dauern, vielleicht würden die Wehen ja noch einmal ganz verschwinden. So schickte ich GG zur Arbeit, und machte mich mit meinen zwei Mädchen auf den Weg zur Eltern-Kind-Gruppe. Die Hebamme schüttelte zwar ihren Mei-Mei-Finger, ich soll aufpassen u.s.w., sagte aber auch, dass solange ich dem Alltag nach gehen, dieses Kind nicht kommen wird. Was ich eben nicht wollte war, dass wir uns alle auf Geburt einstellen, dann aber alle lange warten. Das hätte ich unter Druck gebracht.
In der Eltern-Kind-Gruppe spürte ich weiterhin regelmässig alle 20 bis 30 Minuten ein Ziehen. Ich ging dann wie geplant zu meinen Eltern zu Mittag essen mit den zwei Mädchen (mein ältester Sohn war im Kindergarten bis 14:30). Nach dem Mittagessen installierte ich noch einen neuen Autositz im Auto meiner Eltern. Da merkte ich, dass ich nicht mehr die volle Hebelkraft anwenden konnte. Auch beim Schuheanziehen musste ich eine andere Haltung als die gewohnte einnehmen.

Die ältere Tochter liess ich, wie oft, bei meinen Eltern, und ging mit der jüngeren Tochter nach Hause, wo wir um 14:30 Uhr ankamen und sie Mittagsschlaf machte. Nun alleine zu Hause konnte ich mich entspannen. Ich merkte, dass sich etwas mehr tut. Die immer noch sehr milden, schmerzlosen Wehen kamen alle 10 Minuten. Beim Chatten mit GG bei der Arbeit fragte er mich, ob er vielleicht nach Hause kommen solle. Nach einer Weile meinte ich ja, das wäre wohl besser. Kurz vor 16 Uhr kam er nach Hause. Kurz danach wachte unsere Kleine auf, und meine Eltern brachten die zwei grösseren Kinder zu uns. Mittlerweile machte ich es mir auf dem Sofa bequem, da die Wehen etwas an Intensität zugenommen hatten.
Ich merke, dass ich etwas Zeit für mich brauchte. So ging ich ins Schlafzimmer und legte mich aufs Bett. Um 16:30 rief ich die Hebamme an um sie zu informieren, dass sich immer noch etwas täte. Ca. eine Stunde später rief ich sie dann noch einmal an und fragte sie, ob sie kommen könne für einen Check. Der Check ergab, dass ich 7cm offen war. Die Hebamme meinte, dass jemand zu unseren Kindern schauen solle, damit ich mich voll auf die Geburt konzentriene könne. Denn sonst käme das Baby wohl nicht. Auch meinte sie, dass das Baby nicht komme, so lange ich auf dem Bett läge. Das Baby war, wie schon das 2. und 3. Kind, noch nicht ins Becken gerutsch, so dass der Kopf nicht aufs Becken drückte. Natürlich war mir sehr bewusst, dass das Baby im liegen nicht kommen wird. Ich war aber noch nicht bereit für die Presswehen, welche vor allem beim 3. Kind sehr schmerzhaft waren. Im Liegen wollte ich den Blasensprung herauszögern. Denn beim 2. und 3. Kind dauerte es gerade noch knapp 10 Minuten vom Blasensprung bis das Kind da war.
Spontan rief ich eine Freundin von mir an, ob sie kommen könne um zu helfen mit den Kindern. Sie hatte mir Hilfe angeboten. Wir hatten aber nie besprochen, wie genau sie dieses Hilfsangebot meinte. Ich hingegen wollte sie nicht im voraus fragen, ob sie auch zur Geburt kommen würde, da ich ihr nicht falsche Hoffnungen machen wollte. Sie war sehr erfreut, und kam im Eiltempo an.

Meine Hebamme war sich sicher, dass diese Baby nicht zur Welt kommen würde, so lange ich auf dem Bett liege. Da ihr Sohn krank zu Hause im Bett lag, wollte sie noch schnell zu ihm gehen und schauen, dass er alles hat was er benötigt.

Als sie aus dem Zimmer ging, war ich schon etwas nervös. Denn seit meine Freundin bei uns war, konnte ich mich noch mehr entspannen, und ich spürte, wie die Wehen etwas stärker wurden. Ich musste sogar etwas veratmen. Es kam mir also surreal vor, dass das Baby bald kommen soll, da ich weiterhin eine normale Konversation führen konnte, gleichzeitig war es aber auch surreal, dass die Hebamme noch einmal schnell aus dem Haus ging.

Zum Glück wohnt sie sehr nahe. Das heisst, im Nachhinein frage ich mich, ob sie wirklich schnell nach Hause ging, oder mich einfach Helfen wollte mich zu überwinden mit dem Gehenlassen. Als sie weg war, hatte ich zwei oder drei Wehen. Jedes Mal hoffte ich, dass die Blase nicht springen würde. Ich wollte ja die Hebamme bei der Geburt dabei haben!
Kurze Zeit später war sie schon wieder bei uns. Sie legte alle Dinge bereit, die es zur Geburt brauchte. Ich fragte "Und das ist wirklich alles schon für mein Baby. Kommt es jetzt wirklich schon bald?" vorauf sie sagte "Ja, bald wird es da sein".

Sie meinte, ich solle mal schnell aufstehen, damit sie einen Matratzenschutz auf mein Bett tun konnte. Zögerlich stand ich auf. Denn ich wusste, dass im Stehen die Blasen bald platzen würde. Zum Glück war der Schutz so schnell auf der Matratze, dass ich noch keine weitere Wehe hatte. Ich wollte mich gleich wieder hinlegen. Meine Hebamme meinte aber, ich solle noch etwas stehen bleiben. Jaja, ich erkannte ihren Trick!

Ich wusste genau, dass sie wollte, dass ich für eine Wehen stehe, damit der Kopf des Babies mit der Schwerkraft ins Becken rutschen würde bei der nächsten Wehe, und so die Blasen springen würde. Na gut dachte ich mir, irgendwann muss es ja vorwärts gehen. Ich sagte "Dann ziehe ich schon einmal die Hose aus". Die Unterhose behielt ich aber noch an

.Ich stellte mich also auf starke, schmerzhafte Presswehen ein. Die nächste Wehe kam. Wie erwartet spürte ich, wie der Kopf des Babies in mehreren kleinen Stufen ins Becken rutsche, pop die Blase sprang, und flutsch das Fruchtwasser wie Niagarafälle das halbe Schlafzimmer unter Wasser setzte! Meine Freundin unterstützte mich während dieser Wehe auf der einen Seite, die Hebamme auf der anderen. Beide hatten nasse Füsse. Sofort ging meine Freundin zu den Kindern runter (welche einen Film schauten), und mein GG kam rauf. Ich zog die durchnässte Unterhose aus (hätte ich doch vorher ausziehen sollen

) und stellte mich im Vierfüsslerstand aufs Bett. Es folgten vier kaum schmerzhafte (!!

) Presswehen (bei welchen die Hebamme meinen GG bat, Toilettenpapier zu holen

), und unser kleine Strahlemann war schon geboren!!

, 9 Minuten nach dem Blasensprung kam Anakin mit 37 cm Kopfumfang, 53cm Länge und stolzen 4 kg um 19:27 zur Welt! Ich drehte mich um, legte mich auf den Rücken, und nahm mein neuer Sonnenschein in die Arme. Er schaute mich bereits mit grossen Augen an

.
Wenige Minuten später brachte meine Freundin meine anderen drei Kinder. Sie hatten vom ganzen nichts mitbekommen, waren aber alle so erfreut, ihren kleinen Bruder kenne lernen zu dürfen. Die Atmosphäre war so glücklich und entspannt, wie im Bilderbuch

. Meine grössere Tochter stellte fest, dass Anakin nasse Haare hatte, und fragte, was den das Ding (die Nabelschnur) sei. Es war einfach toll, dass meine Kinder diesen Augenblick miterleben durften

.
Oh meinte ich, die Plazenta müsse ja auch noch raus kommen. Sogar die Hebamme hatte das in diesem Augenblick vergessen.

. So ging meine Freundin mit den Kindern noch einmal raus. Die Wehen waren nach der letzten Presswehe sofort ganz weg. So musste ich künstlich ein wenig pressen, damit die Plazenta auch noch rauskommen konnte, was aber problemlos ging.
Ich bin immer noch erstaunt, wie schnell unser Sohnemann mit seinem Riesenkopf durchs Becken und den Geburtskanal raste, ohne mich nur im geringsten Mass zu verletzen

! Ich wünschte, jede Frau könne ihre Kinder aus diese Art gebären

. Es war und ist und bleibt meine Traumgeburt

.