Endlich nehme ich mir Zeit um die Erlebnisse rund um Robins Geburt nochmals durchzukauen. Der Bericht ist sehr ausführlich geworden, aber ich musste einfach alles aufschreiben, um mir das Ganze nochmals durch den Kopf gehen zu lassen! Schön, wenn ihr euch Zeit nehmt dafür.
Am Montag (40+1) hatte ich nochmals eine Kontrolle im Geburtshaus. CTG war supi und die Hebi meinte, dem Kleinen sei es noch pudelwohl und es hätte sicher noch genug Fruchtwasser. Beim Abtasten fand sie irgend etwas komisch bei meinen Rippen oben, sagte aber nicht genauer was. Ich musste noch vor Ostern Fruchtwasser messen gehen und sonst für Ostersamstag wieder einen Termin bei der Hebi abmachen. Ich bekam noch Tipps, was ich alles machen könnte, damit es langsam losginge. Ich wollte auf jeden Fall ums Einleiten im Spital rumkommen. Ich hatte aber auch noch zwei Wochen Zeit!
Für den Donnerstagmorgen (40+3) bekam ich dann einen Termin bei der FA für die Fruchtwassermessung. Als erstes sagte sie: Beckenlange! So im Plauderton. Ich nur so: aha… Fruchtwasser alles gut aber: Beckenlage. Das heisst Kaiserschnitt. Das war mir klar und ich blieb ganz ruhig, als sie mir das weitere Vorgehen erklärte. Immer wieder sagte sie, das sei jetzt wohl eine Überraschung für mich und ich müsse das jetzt wohl zuerst etwas verarbeiten. Heute noch KS wäre wohl etwas schnell. Ja, fand ich auch, lieber am nächsten Tag. Ich sah wie die FA auch keinen Grund, noch länger zu warten dafür. Ostern war ja dazwischen und Babylein war so fest im Becken, dass es sich kaum mehr spontan gedreht hätte.
Die FA rief dann im Krankenhaus an und meldete mich schon mal an. Wir machten ab, dass ich am Freitag um acht Uhr nüchtern in der Gebärabteilung erscheine. Ebenfalls rief die FA noch im Geburtshaus an, um auch dort die Hebammen über die BEL zu informieren. Ich war immer noch ruhig und abgeklärt. Das bin ich immer in so „Notfallsituationen“. Ich funktioniere voll gut. Aber eben, nur funktionieren.
Sobald ich die Tür hinter mir zu hatte, brach ich in Tränen aus. Eine Welt ist zusammengefallen. Ich musste Kaiserschnitt machen!!! Wieso nur? Ich rief im Auto GG an und er beruhigte mich etwas. Ich fuhr dann nachhause, GG kam rauf (er arbeitet einen Stock tiefer), ich weinte wieder, einfach auch, um die innere Anspannung loszuwerden. Ich fühlte mich gerade total hilflos. Ich ass eine grosse Schale Joghurt mit Cornflakes zum etwas verspäteten Frühstück. Dann rief das Krankenhaus an, ich solle doch um 15.00Uhr runter kommen und schon mal alles mitnehmen. Sie würden den KS lieber schon heute machen und sicher schon mal alles besprechen und nochmals CTG machen. Wenn es mir zu schnell gehe, könnten wir ja auch noch bis morgen warten. Alles werde dann um drei Uhr besprochen. Ich könne noch bis ca. 11Uhr etwas essen (es war halb 11, aber nachher nichts mehr, nur noch Wasser trinken). Ich hatte doch erst mein Müesli gegessen und das reichte nie bis am Abend, aber was anderes brachte ich nicht mehr runter. Ich stocherte dann noch etwas in einer Omelette rum…Dann rief die Hebamme an und frage wie es geht. Auch sie sagte, es gehe jetzt wohl etwas schnell für mich. Naja, in dem Moment fand ich das nicht unbedingt. Ich hatte mich mittlerweile schon mit dem KS abgefunden und mich darauf eingestellt (also eher, mich dem Problem gestellt…). Ab dem KS Bescheid, stand ich irgendwie neben mir. Ich war ruhig und fällte Entscheide, gab Auskunft, organisierte. Aber innerlich war ich total leer, liess keine Emotionen an mich ran. Ich redete viel mit dem Baby, dass es jetzt auf die Welt komme, dass es nicht erschrecken müsse, wenns dann plötzlich kalt und hell sei, dass es dann gleich zu mir könne… Meine grösste Sorge war, dass es dem Baby zu schnell ging und nicht mir. Wir informierten noch kurz unsere Eltern, ich packte das Köfferli etwas um, räumte die Küche auf und dann gings los.
Im Spital gab es zuerst CTG, dann wurde die Infusion gelegt (ich hatte HUNGER!) und dann gings zum Ultraschall und zur KS Besprechung. Ich wollte mittlerweile auch den KS gleich machen, ich hätte eh nicht mehr schlafen können in der Nacht. Das CTG zeigte minimale, aber regelmässige Wehen auf. Ich spürte einfach ein etwas stärkeres Ziehen. Die Ärztin meinte dann, sie sage, ich hätte schon Wehen, dann komme ich sicher noch heute dran! Sie wollte nicht, dass ich ev. in der Nacht Wehen hätte und dann nicht ausgeruht zum KS komme. Der KS wurde dann auf etwa 18.00Uhr festgelegt. Ich musste das sexy Krankenhaushemd anziehen und dann kamen wir ins Gebärzimmer. Nach der Blinddarm-OP wäre dann unser KS dran, sagte man uns. Irgendwann wurden wir informiert, dass es noch einen Notfall gegeben habe und es 21.00Uhr werde. GG bekam dann mein Nachtessen, ich eine Zuckerlösung (yammi!) und dann hiess es waaaaarten! Ich war ganz pläm von der ganzen Aufregung. Langsam merkte ich, dass mich der Tag ganz schön erschöpft hatte. Ich redete weiterhin Babylein gut zu, GG probierte den neuen Fotoapparat aus und machte sexy Fotos von mir mit Infusionsständer, riesen KH-Hemd und Babybauch. Zum Glück hatte ich noch Zeitungen und Heftli eingepackt. GG machte Sudoku und ich Kreuzworträtsel, stundenlang, im wahrsten Sinne des Wortes. Die Hebi, die zu uns schaute, fand das sehr amüsant. Wir fragten uns, wo wir wohl die Nacht verbringen werden.
GG ging dann Fragen und zwar so: Wie ist das wegen der Übernachtung, wir haben das ja alles etwas anders geplant!
Die Hebis haben dann glaubs etwas geschmunzelt und gesagt, wir können im Untersuchungszimmer schlafen, er auf dem Doppelbett. Jupi!
Irgendwann nach neun gings dann los. Ich wurde runtergefahren, ich fragte noch blöd, ob sie nur einen OP hätten… Nein, aber nur ein Team war noch da wegen den Feiertagen… Hihi. Dann kam ich in den Raum vor dem OPS und dort stand auch schon mein Sectio-OP-Bett, ich wurde ausgezogen, umgebettet und reingefahren. Gefühlte tausend gleich aussehende grüne Männchen gaben mir die Hand, stellten sich vor und begrüssten mich. Eingemümmelt in ein schön warmes Tuch. Brrr, war es da drin kalt. Ich hab dann natürlich gleich die grünen Männchen gefragt, ob sie nicht kalt hätten.
Antwort: Wir haben wollene Unterwäsche an!
Ich: Das glaubt ihr ja selber nicht!
Dann stellte sich der Anästhesist vor. Er sagte immer genau, was er gerade machte. Zuerst dreimal desinfizieren, einmal, zweimal, dreimal.
Ich fragte, wieso dreimal.
Frau neben mir: Weil es Vorschrift ist.
Ich: Also machen Sie es nicht, weil es dreimal braucht, sondern weil es Vorschrift ist.
Sie: Es ist dreimal Vorschrift, weil es dreimal braucht. Arbeiten sie in der Pflege?
Neeee, bin nur neugierig und mache Smalltalk…
Irgendwann fragte noch jemand, ob wir wissen, was es gibt. Wir wussten es nicht.
Und dann gabs die fiese Spritze. Ich musste einen runden Rücken machen (mit riesen Bauch im Weg) und konnte kaum atmen. Das stach saumässig blöd und dann ist es natürlich auch nicht beim ersten Mal reingegangen (für die Infusion brauchten sie auch schon 3mal) und es brannte echt fies. Ich konnte mir ein bisschen Gestöhne nicht verkneifen! Nachher wurde sonst noch was reingelassen und mir wurde schwupps schlecht. Der Anästhesist war aber sehr aufmerksam und fragte immer wieder, wie es gehe.
Mir ist schlecht!
Kann ich etwas machen, dass es besser wird!
Wasser bringen!
Klar, bekam ich natürlich nicht! Er liess dann noch ein anderes Mittel rein und mir gings viel besser. Dann kam auch schon ein grüner GG rein und hielt mir die Hand. Dann fing ich an zu zittern wie blöd. Kein tiefes atmen nützte und auch GGs Hand drücken half nur wenig. Ich hab mich voll an ihm festgekrallt! Dann hörte ich einen Schrei, nicht so laut, aber laut genug, um sich anzumelden! Unser Babylein war ganz violett, noch etwas blutig eingewickelt in einwarmes Tuch. Wir konnten es kurz anschauen, ich redete ihm gut zu und GG ging dann zusammen mit der Hebamme raus.
Ein grünes Männchen fragte dann: Haben Sie gesehen, was es ist?
Ich : Wie auch, es war ja ganz eingepackt!
Er: Haben Sie gesehen, was es ist?
Ich: NEIN!
Er: Ein Junge!
Ich: Ou, nein, jetzt hat GG doch Recht gehabt! Ehm, ich freu mich im Fall schon!
Dann kamen auch schon GG und unser frischgeschlüpfter Robin wieder rein. Robin wurde mir auf die Brust gelegt, ich durfte die Arme frei machen und ihn streicheln. Das war wirklich ein wunderschöner Moment.
GG und die Hebamme gingen rauf ins Gebärzimmer, während dem ich zugeflickt wurde. Das dauerte eeeewig. War noch spannend, was die grünen Männchen dabei redeten.
Der Protokollierer redete über seine Wohnung, glaubs so loftmässig mit Seeblich und 100Qaudratmeter (hehe, ich hab 200! Sagte ich dann aber nicht). Mich interessierte, wie teuer die ist. Zum Glück fragte jemand. Weiss aber den Preis nicht mehr!
Irgendwann wurden Tücher oder so gezählt. 26. Gut, dann haben wir alle…
Ich war die 10.OP an diesem Tag, die grosse Frage war, wo man um diese Zeit noch was Essen gehen könnte. Kebab fand man nicht so toll, Pizzeria hat schon zu, die trockenen Brötchen vom Krankenhaus wollte niemand…
Dann rollten sie mich wieder raus und irgendwie sagte ich wieder etwas, was mir die Frage brachte: Sind Sie von der Pflege…?
Dann meinten sie, ich sei erstaunlich fit.
Ich: Was soll ich denn sonst sein?
Im Untersuchungszimmer konnte ich dann noch schön lang mit Robin kuscheln. Ich spürte auch schon wieder meine Beine! Zum Glück!
Mein Bauch war flach, komisches Gefühl. Aber innendrin fühlte es sich noch nach Baby an. Irgendwas bewegte sich da. Keine Ahnung, ob es die Organe waren oder die Nerven. Ich hatte ein Baby auf der Brust, aber gefühlt noch eins im Bauch!
Wir bekamen noch ein Znacht, für GG haben sie auch noch was gefunden. Dann machten wir uns bereit für die Nacht, ich im Spitalbett, GG neben Robin auf dem Doppelbett. Mir ging es gut, es war einfach sauheiss! Irgendwann fing Robin an zu weinen, GG schlief daneben wie ein Stein! Kein Weinen und kein Rufen weckte ihn! Als dann Robin ziemlich laut wurde, erwachte er dann doch! Dann bekam ich Robin und hatte noch heisser. GG schlief wieder wie ein Stein. Irgendwann kam dann die Hebamme wieder rein und fragte, ob sie Robin mit ins Büro nehmen soll, sie habe gerade nichts zu tun. Ich war froh, etwas schlafen zu können. Auch brachte sie mir einen nassen Lappen, damit ich mich etwas erfrischen konnte. Sie fragte noch, ob sie Robin Tee geben soll wenn er weint, oder wieder mir zum Trinken bringen soll. Fans ich super, dass sie fragte. Bei mir kam zwar noch nichts, aber probieren konnte man ja!
Am nächsten Morgen hiess es, wir müssen bis 15.00Uhr draussen sein oder sonst noch 2 Nächte bleiben. Ich hatte abgemacht, dass wir das Wochenbett im Geburtshaus verbringen durften. Ich musste einfach alleine aufs WC gehen können, vorher durfte ich nicht weg vom Krankenhaus. Ich schaffte es! Aber mehr schlecht als Recht! Dann fing mir die Rippe an, weh zu tun! Als ich mich etwas auf die Seite drehen wollte stellte es mir fast die Luft ab und ich konnte nur noch Stöhnen und kaum atmen. Wir läuteten der Hebamme und die der Ärztin. Irgendwann ging es wieder und ich bekam ein „Korsett“ als Rippenstütze, weil sie meinten, vielleicht sei eine Rippe gequetscht.
Pünktlich um drei Uhr verliessen wir das Krankenhaus und fuhren im Schneckentempo ins Geburtshaus. Jedes noch so kleinste Rütteln schmerzte meine Rippe unglaublich. Im Geburtshaus konnte ich dann nicht die Treppe rauf, ich war noch zu schwach. Wir wurden im Untersuchungszimmer einquartiert. Meine Rippe und nun auch die Schulter schmerzte wieder soooo fest, dass ich einfach nur noch stöhnend veratmen konnte. Ich bekam dann ein Wärmekissen, das half etwas. Eine megaliebe Pflegefachfrau schaute zu uns in der Nacht. Sie war immer da, wenn wir etwas brauchten, wir mussten selten rufen. Sie nahm dann Robin zu sich ins Zimmer, als er fest weinte, damit ich etwas Schlaf bekam. Ich konnte immer noch nicht liegen und schlief im Sitzen. Essen strengte mich sehr an, ich brachte nur wenig runter! Mein Ziel war es aber, am nächsten Tag ins Wochenbettzimmer zu zügeln. Fürs Znacht schaffte ich es aber noch nicht runter.
Mir ging es jeden Tag besser. Am Samstag hatte ich sogar Lust auf Besuch und meine Familie kam vorbei. Am Sonntag kam dann GGs Familie und am Montag Robins Gotti und Götti. Ich hatte langsam Drang, nachhause zu gehen. Die letzten zwei Nächte im Geburtshaus konnte ich sogar wieder liegend und nicht mehr sitzend schlafen. Das war eine Wohltat!
Robin war die ganze Zeit ein Goldschatz, er weinte wenig. Der Milcheinschuss war heftig, Stillen ging aber recht gut. Voller Freude gingen wir am Dienstag nachhause. Dann kam der Babyblues. Ich musste schon weinen, als ich die Bäumli sah. Sooo schön! Langsam fing ich an zu begreifen, dass ich nicht mehr schwanger war und ein Kind habe. Aber wo war mein Baby im Bauch hin? Ich hatte zwar einen zuckersüssen Robin im Arm, aber das Baby im Bauch war weg. Ich weinte viel und auch heute noch. Vielleicht kann ich irgendwann auch emotional Robin als das Baby in meinem Bauch sehen. Aber bisher sind das zwei verschiedene Babys. Robin und das, das nicht mehr in meinem Bauch ist.
Ein sehr spontaner Kaiserschnitt
Moderator: Phönix
Re: Ein sehr spontaner Kaiserschnitt
Hallo Krispy,
wunderschön geschrieben, danke dass du den Geburtsbericht mit uns teilst.
Wünsche euch alles Gute und eine wunderschöne Zeit mit eurem Robin.
wunderschön geschrieben, danke dass du den Geburtsbericht mit uns teilst.
Wünsche euch alles Gute und eine wunderschöne Zeit mit eurem Robin.
LG 2boysmam mit
Junior1(11/07)
Junior2(07/11)
Das was dich so anders macht, ist was dich so einzigartig macht
Junior1(11/07)
Junior2(07/11)
Das was dich so anders macht, ist was dich so einzigartig macht
Re: Ein sehr spontaner Kaiserschnitt
@krispy
Du hast wunderschön geschreiben. Ich gratulier euch ganz herzlich zu eurem Sohn!
Deine Gefühle nach dem KS und nach dem Geburtshaus kenne ich nur all zu gut. Ich denke du wurdest einfach überrumpelt. Es ging alles viel zu schnell und du konntest alles noch garnicht verarbeiten. Es brauchte auch bei mir einige Zeit bis ich unsere kleine Tochter auch als mein Kind annehmen konnte. Ich habe viel geweint. Nur schon bei kleinsten Sachen bin ich in Tränen ausgebrochen. Mir hat dabei Cranio Sacral-Therapie sehr geholfen. Ich konnte sehr gut das erlebte verarbeiten und es tat nicht nur mir sehr gut. Ich hatte das Gefühl es ist auch für meine Tochter sehr schnell gegangen und auch sie hatte mühe das ganze zu verarbeiten. Nach dieser Therapie (schon nach der 1. Sitzung) wurde es viel besser! Ich konnte lange über das Erlebte nicht reden ohne dabei in Tränen auszubrechen. Heute ist das kein Problem mehr.
Wünsche euch alles gute und das du das erlebte gut verarbeiten kannst.
Liebe Grüsse
Du hast wunderschön geschreiben. Ich gratulier euch ganz herzlich zu eurem Sohn!
Deine Gefühle nach dem KS und nach dem Geburtshaus kenne ich nur all zu gut. Ich denke du wurdest einfach überrumpelt. Es ging alles viel zu schnell und du konntest alles noch garnicht verarbeiten. Es brauchte auch bei mir einige Zeit bis ich unsere kleine Tochter auch als mein Kind annehmen konnte. Ich habe viel geweint. Nur schon bei kleinsten Sachen bin ich in Tränen ausgebrochen. Mir hat dabei Cranio Sacral-Therapie sehr geholfen. Ich konnte sehr gut das erlebte verarbeiten und es tat nicht nur mir sehr gut. Ich hatte das Gefühl es ist auch für meine Tochter sehr schnell gegangen und auch sie hatte mühe das ganze zu verarbeiten. Nach dieser Therapie (schon nach der 1. Sitzung) wurde es viel besser! Ich konnte lange über das Erlebte nicht reden ohne dabei in Tränen auszubrechen. Heute ist das kein Problem mehr.
Wünsche euch alles gute und das du das erlebte gut verarbeiten kannst.
Liebe Grüsse