Aus dem Bauch mitten ins Herz: Joshua

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Muffi
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Aus dem Bauch mitten ins Herz: Joshua

Beitrag von Muffi »

Diesen Geburtsbericht hab ich auf der Homepage meiner Kinder. Daher fällt er sehr genau und lang aus. Nur so als "Warnung" :mrgreen: :mrgreen: :mrgreen:

Begonnen hat alles am 23.4.12: Ich hab noch alles erledigt, geregelt, “geputzt” etc. Ich wollte endlich mal soweit mit allem “à jour” sein. Für mich war alles bereit, die Zeit des “Warten auf die Geburt” kann starten.
Abends sassen Papi und ich noch zusammen und diskutierten mal wieder über die Namen, da wir uns einfach noch nicht sicher waren: Auch dieses mal wieder ohne Erfolg! Zum Schluss sagte ich, dass wenn unser Buebi am 24.4. kommt, dass es dann ein Joshua gibt, ansonsten Fynn. So gingen wir zu Bett.
Wie immer in den letzten Wochen konnte ich vor Mitternacht nicht einschlafen. Also entschloss ich mich im Bett noch ein wenig TV zu sehen. Per Zufall sah ich, dass meine Serien liefen. Damit ich diese mal ausnahmsweise “stressfrei” schauen kann, hatte ich mir dies “gegönnt” und war bis 1.00 Uhr morgens wach. Kurz nach Ende der Serien fing es an zu Ziehen; die ersten Wehen setzten ein!
Die ganze Nacht hatte ich Wehen – ziemlich regelmässig, aber sehr schwach. Um 5.00 Uhr hab ich dann Papi geweckt, damit er mit mir unter die Dusche kommt. Bei Yael wurden dann die Wehen heftiger und es ging los. Diese Hoffnung hatte ich auch. Doch leider stoppte alles, somit gingen wir ins Bett. Eine knappe Stunde konnte ich dann noch schlafen, dann kam Yael rüber und Papi ging arbeiten…
Ich setzte meinen Morgen ganz normal fort, ging duschen und machte mich soweit bereit für den Tag. Nach dem Duschen und anziehen löste sich um 10.00 Uhr der “Schleimpfropf” (natürlich Barriere in mein Inneres ). Die Wehen setzten dann auch wieder ein, jedoch sehr schwach. Ich telefonierte aber trotzdem in den Gebärsaal, da ich mir unsicher war. Die nette Hebamme am Telefon riet mir, Yael in Ruhe bei der Oma abzugeben und anschliessend vorbeizukommen. Da es das zweite Kind ist, würde sie lieber einmal zu viel/früh kommen. Also rief ich Papi an. Er war ganz aus dem Häusschen und fragte noch, ob ich sicher sei und gehen möchte, da die Wehen ja sehr schwach waren (va. im Vergleich zu Yael’s damals…). Um ca. 11.00/11.30 Uhr war dann Papi zu Hause um uns abzuholen. Ich telefonierte in der Zwischenzeit Oma, um ihr mitzuteilen, dass nun Yael zu ihr kommt
Wir fuhren nach Pratteln und konnten Oma noch alles ein wenig erklären und erzählen. Auch Yael konnte ich alles genau mitteilen und ihr sagen, dass jetzt ziemlich sicher unser Buebi auf die Welt kommt. Ganz in Ruhe und ohne Stress verabschiedeten wir uns von Yael. Sie war glücklich und blieb auch sehr gerne bei Oma. Sie freute sich riesig, endlich bei Oma zu schlafen. Dies tat mir sehr gut und ich konnte super abschliessen und dies hinter mir lassen.
Im Auto fingen dann die Wehen auch wieder an – sehr schwach. Im Spital angekommen wurden wir sehr nett von der Hebamme Simone Schäfer begrüsst. Sie nahm uns mit ins Voruntersuchungs- Zimmer und führte diverse Untersuchungen durch. Um 12.30 Uhr war ich am CTG : alles perfekt und alles soweit gut und stressfrei. Wir plauderten dann ein wenig um uns kennenzulernen. Es war eine sehr entspannte Stimmung, Witze wurden gemacht und ich fühlte mich echt gut. Ich hatte nur grosse Angst vor der Geburt. Man wusste ja auch, was alles so auf einen zukommen kann. Simone versprach mir dann, dass der Moment kommen wird, wo mir alles egal ist und ich in Trance falle… Ich hoffte bald!
Ich erkundigte mich mal bei Simone, wie lange sie Dienst hat. Sie meinte, dass sie bis 15.00 Uhr hier sei. Wenn es aber bald losgehen würde, begleitet sie mich noch bis zum Ende! Wow sie hatte also Hoffnung dass unser Buebi irgendwann “kurz” nach 15.00 Uhr auf die Welt kommt?! Wow, schöne Aussichten. Es wäre nämlich echt schade, wenn uns Simone nicht begleiten würde. Sie ist so eine sehr sympathische Frau…
Um 13.15 Uhr war mein Muttermund erst 2cm offen. Dies “schockierte” mich ein wenig, da ich doch schon so lange Wehen hatte. Ich dachte, ich bin sicherlich schon weiter. Die Hebamme empfahl uns einen Spaziergang zu machen. Dies bringt uns evtl. ein wenig vorwärts. Nach weiteren Untersucungen gingen wir dann um 14.00 Uhr in den Park eine Runde spazieren.
Es war ein komisches Gefühl, da ich dies bis anhin nur vom TV kannte, dass die Frauen noch lange spazieren gehen. Wir telefonierten auch kurz mit Oma und erkundigten uns nach Yael. Wir stärkten uns mit Süssem und feinem Trinken. Nach knapp 45 Min gingen wir wieder hoch. Es wurde mittlerweile auch kalt und nass draussen…
Um 15.00 Uhr hatte ich dann einen Ultraschall. Die Ärztin schaute sich nochmals alles genau an. Der Oberschenkelknochen war 6.9cm lang und sie schätzte unser Buebi auf 2998g. Mal schauen…
Die Hebamme Simone war auch dabei. Sie schaute sich alles mit an und sagte, dass unser Buebi sicher heute zur Welt kommen wird und wir nun definitiv hier bleiben… Ich freute mich riesig, dass wir nicht wieder nach Hause gehen mussten.
15.15 Uhr: Gebärsaal 2! Endlich waren wir im Gebärsaal! Es kann also losgehen… Nun verabschiedete sich aber Simone von uns, denn sie hatte Feierabend. Und es sah auch nicht so aus, als ob ich in den nächsten 1-2h gebären würde. Sie versprach mir aber, einen ganz netten Ersatz zu holen. Und dies war es auch: Beatrice Aellen. Wir hatten sie bereits schon einmal getroffen und zwar am Informationsabend als wir uns das Spital nochmals anschauten. Sie konnte sich sogar noch an uns erinnern… So toll!
Die Geburt begann sehr “entspannt”: Wir konnten auch noch in Ruhe alles besprechen. Beatrice fragte mich, wo ich “beginnen” möchte mit meinen Wehen. Ich wählte den Gymnastikball und stütze mich auf das Bett. Dies war sehr angenehm. Papi beobachtete in dieser Zeit das CTG genau und sah, wenn wieder eine Wehe im Anmarsch ist. Super Sache, so wusste ich immer, wenn es wieder schmerzt… Irgendwann waren kaum mehr Bewegungen von unserem Buebi zu sehen. Beatrice sagte, dass es daran liegen könnte, dass ich kaum was getrunken hab. Also musste ich jeweils 3 Becher Wasser innert 30 Minuten trinken. Dies war Papis Job. Dann wurde unser Sohn wieder aktiver.
Irgendwann wechselte ich dann aufs Bett. 17.15 Uhr passierte was sehr spezielles: Ich spürte in mir wie ein Ballon der immer grösser wird bis er platzt: Fruchtblasensprung! Mir kam es so vor, als ob unser Buebi auf die Fruchtblase drückte, diese “gross” wurde und dann platze. Ich erschrak auch irgendwie.
Tja und jetzt gings los: die Wehen wurden heftiger, wie es Simone auch prophezeite. Sie sagte von Anfang an, dass ich wohl eine Frau bin, die den Blasensprung braucht, damit die Geburt in die Gänge kommt. Und so war es dann auch. Ziemlich schnell schmerzte es sehr heftig. Beatrice schaute nach, da war ich bei 5cm und doch dachte ich, erst ?!?! Die Wehen waren stark und Papi erhielt noch einen Kaffee… Es war irgendwie zum Schmunzeln, denn plötzlich merkte ich, wie über mich eine Tasse zu Papi gereicht wurde… Papi musste ja auch gestärkt sein für die kommenden Stunden.
Nach einiger Zeit hatte ich sehr das Bedürfnis zu pressen. Ich teilte dies der Hebamme mit und sagte ihr, dass ich jetzt pressen werde. Sie lehnte sich zu mir und meinte nur, dass es nicht so schnell gehen kann. Ich müsse mich noch gedulden und die Wehen aushalten. Und wenn ich wirklich Presswehen habe, kann ich das Pressen nicht mehr zurückhalten. Konnte ich kaum, aber sie wird schon recht haben. Irgendwann sagte ich ihr dann aber, dass es nun wirklich nicht mehr geht und sie bitte schauen soll. Beatrice war sehr überrascht und hat sich schon fast entschuldigt: 10cm innert wenigen Wehen. Nun durfte ich pressen! Juhui!
Nach einigen Presswehen merkte ich, wie unser Buebi immer weiter runter kommt. Dies war ein schönes Gefühl. Und dann fragte mich Beatrice ob ich unser Ungeborenes anfassen möchte, da er ein paar cm raus”guckte”! Diesmal hab ichs auch geschafft. Es war ein spezielles und schönes Gefühl. Ich war aber sehr froh, dies gemacht zu haben. Dann gings sehr schnell: Noch ein paar Wehen und unser Sohn kam cm für cm zur Welt. Beatrice hat es einfach super gemacht, denn sie hat ihn immer wieder ganz sanft “zurückgepresst”. So konnte sich bei mir alles schön dehnen und es riss praktisch nichts!
18.33Uhr: Unser Sohn erblickt das Licht der Welt!!!! Welch wunderschönes Gefühl. Sofort kam er auf meine Brust. Wir konnten das Glück kaum fassen! Nun ist er ”schon” auf der Welt – Willkommen!!!
Papi durfte wie bei Yael die Nabelschnur durchtrennen! Und auch dieses Mal spendeten wir das Nabelschnurblut zu Forschungszwecken!
Natürlich kam bald die Frage: Name?! Tja, unser bekanntes Problem. Die Hebammen betonten, dass wir ja auch 3 Tage Zeit haben. Dies ist aber ganz und gar nicht in unserem Sinne… Naja, abwarten.
Bald kam unser Buebi an meine Brust. Er meisterte dies super und trank auch sofort.
Danach kam leider die etwas nicht so tolle Zeit der Geburt: Die Plazenta löste sich nicht! Und dies sollte sie nach ungefähr3o Minuten eigentlich sein! Die Hebammen probierten mit diversen Mitteln meine Plazenta zum Lösen zu bringen: Globuli zur “Ablösungs- Förderung”, Akupunktur, Handauflegen, Maya- Hocker etc. Aber leider nützte alles nichts. Ausserdem hatte ich bis zum jetzigen Zeitpunkt bereits einen Blutverlust von ca. 900ml (während der Geburt verliert mandurchschnittlich 500-700ml)! Eine Stunde nach der Geburt sollte die Plazenta aber draussen sein, sonst wirds gefährlich. Beatrice teilte mir nun mit, dass ich eine Spinalanästhesie erhalten werde und sie mir die Plazenta von Hand rausholen würden. Für mich brach eine Welt zusammen: Ich überstehe die ganze Geburt ohne Schmerzmittel oder PDA und jetzt dies! Ausserdem hatte ich echt grossen Respekt, da ich noch nie eine Narkose oder ähnliches hatte. Und eigentlich wollte ich doch einfach in mein Zimmer und unter die Dusche… Tja, daraus wird wohl nichts…
Während dem sich der Gebärsaal langsam mit Ärzten füllte, wollten sie Papi und Joshua ins Nebenzimmer schicken. Papi wehrte sich aber, denn er wollte bei mir bleiben. Mir war dies selbstverständlich auch wohler. Also durften die beiden am anderen Ende des Zimmers auf dem Liegestuhl miteinander kuscheln.
Meine Nachwehen wurden immer stärker, denn mein Körper wollte die Plazenta langsam ausscheiden. Die Anästhesisten erklärten mir alles und legten sofort los. Durch die Wehen war aber das Stillliegen echt schwer und ich war wahnsinnig froh, als die Narkose wirkte. Ich erhielt diverse Venenzugänge (an beiden Armen) und jeder stellte sich noch kurz vor. Dann gings los und ich merkte von allem überhaupt nichts. Ausser die höllischen Schmerzen welche die Oberärztin verursachte, denn diese drückte auf meinem Bauch herum wie ein Bär. Es schmerzte echt und ich drückte ihre Hand immer wieder von meinem Bauch weg: ohne Erfolg! Sie machte ja auch nur ihren Job…
Irgendwann waren dann die Schmerzen kaum auszuhalten, sodass ich Schmerzmittel erhielt. Der Arzt klärte mich auf, dass es mir schwindlig oder übel werden könne. Ich solle mich doch sofort melden, falls was eintrifft. Ich beschloss meine Augen zu schliessen, sodass ich vom Schwindel nicht gross was mitbekommen kann. Einige Minuten später wollte sich dann ein nächster Arzt vorstellen, also öffnete ich wieder die Augen: so genial, ich sah alles farbig und in einem Sternenrahmen! Ich hatte meinen ersten Medikamenten- Flash! Mensch war dies eine Erfahrung. Ich beschloss allerdings, meine Augen wieder zu schliessen, denn irgendwie war es auch unheimlich. Immer wenn sich ein neuer Arzt vorstellen wollte, sagte ich, dass ich meine Augen geschlossen halten werde. Ich sah diese Sterne übrigens auch noch am nächsten Tag…
21.30 Uhr: Geschafft – endlich war alles vorbei!!! Papi durfte nun zusammen mit der Hebamme unseren Sohn ausmessen, wiegen und anziehen! Danach kam er ganz stolz zu mir und meinte ‘Wollen wir ihn nun Joshua taufen?’ Natürlich, sehr gerne. Nun hatte unser Sohn endlich einen Namen!
Die Ärzte verliessen den Raum mittlerweile wieder und es kehrte eine schöne “Stille” ein. Wir konnten uns nun so richtig geniessen. Ich musste allerdings noch einen Moment im Gebärsaal zur Beobachtung bleiben, da ich venös ein Medikament erhielt, damit sich die Gebärmutter zusammenzieht. Und dies musste man wieder ausschleichen, das heisst, alle 15 Minreduzierte man die Dosis. Ausserdem hatte ich bis zum Schluss ca. 2 bis 2.3 Liter Blut verloren. Die Eiseninfusion erhalte ich dann am nächsten morgen. Man diskutierte zuerst wegen einer Bluttransfusion, aber dies war zum Glück doch nicht nötig!
Papi und ich waren sehr müde, aber überglücklich! Beatrice kam in einer ruhigen Minute dann zu mir und fragte mich, wie es mir so geht, va. psychisch. Und sie machte mir noch grosse Komplimente. Dies tat mir wahnsinnig gut!
25.4.2012, 1.20 Uhr: Endlich gings in mein Zimmer! Das Schöne war auch, dass ich alleine war. So konnte ich die erste Nacht zu zweit geniessen und hatte nicht ein zweites, weinendes Kind… Papi verabschiedete sich nun von uns und ging völlig müde nach Hause ins Bett…
Joshua | 24.04.2012 | 18.33 Uhr | 2980g | 47cm | 33cm Kopfumfang
Bild Bild

| Yael | 14.09.2007 | 48cm | 3010g_________ | Joshua | 24.04.2012 | 47cm | 2980g |

Petra M.
Junior Member
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Re: Aus dem Bauch mitten ins Herz: Joshua

Beitrag von Petra M. »

Super schön geschrieben!Und sehr eindrücklich...

Ich hoffe du konntest dich mittlerweile gut erholen.Herzliche Gratulation zu eurem kleine Joshua!!

Epic
Vielschreiberin
Beiträge: 1202
Registriert: Do 29. Mai 2008, 18:02
Geschlecht: weiblich

Re: Aus dem Bauch mitten ins Herz: Joshua

Beitrag von Epic »

Wow hast du wunderschön geschrieben! Die Geburt selber hört sich ja echt traumhaft an :wink:

Das danach kenn ich leider nur zu gut auch :? Hatte auch eine manuelle Plazentalösung und ein riesen Blutverlust (man redete von 1,3l war aber wohl mehr). Ich bekam dann Bluttransfusionen da es nicht anders ging....
Wünsche dir auf jedenfall gute Erholung und genisse deine 2 Schätzis!
Stolzes Meitli-Mami (2011 & 2012)

Munequita
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Aus dem Bauch mitten ins Herz: Joshua

Beitrag von Munequita »

Sehr schöner Bericht! Ich hoffe, du konntest dich mittlerweile gut erholen. Euer Joshua hatte ähnlich zarte Masse wie unser Lionel!
LG
Munequita

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