Das grosse Wunder so klein... und mit schwerem Start...

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schnuefu
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Das grosse Wunder so klein... und mit schwerem Start...

Beitrag von schnuefu »

Ich schreibe diesen Geburtsbericht hier auf um den Tag der Geburt vielleicht irgendwann verarbeiten zu können.. Also der Bericht ist nicht nur schön... Das Ende jedoch schon! :D

Am 29. August musste ich wie so oft zur Kontrolle da du - mein kleines Wunder eben doch sehr Klein warst und ich bereits früh in der SS etwas Wehen hatte - deshalb wurde ich engmaschiger überwacht... Ich war mittlerweilen in der 38. SSW und du hattest laut mehrmaligem Ultraschall das Gewicht wie ca in der 30. Woche. 2 Wochen davor wurde mir gesagt, man müsse evtl. früher einleiten wenn das du nicht mehr weiter wachsen würdest... An dem besagten 29.August war mir aber nicht bewusst wie schnell das plötzlich gehen sollte... (Dazu möchte ich noch sagen ich habe nie geraucht oder sonst was wo man sich das hätte erklären können - nur ich selber bin auch nicht gerade sehr gross)...

Am Morgen hat man dann im US gesehen, dass du eben knapp 2000g zu haben scheinst und man doch am selben Tag gerne einleiten würde. Man sehe keinen Anhaltspunkt dass etwas nicht in Ordnung sei - es könne aber halt immer etwas sein was man nicht sieht... Die Nabelschnur hatte nur eine Arterie- was aber auch nicht zwingend ein Problem sein musste...

Also musste ich mich entscheiden ob ich im Spital mit Neo gebären wollte oder im kleineren privaten wo es doch so wunderschön war. Ich entschied mich für die sicherere Variante des Zentrumsspitals...

Ich konnte den Eintritt noch einige Stunden hinauszögern und wurde so auf 18 Uhr einbestellt. Nach einem Eintrittgespräch wurde mir ein Vaginaltampon eingelegt. Mir wurde gesagt es könne lange dauern bis die Wehen einsetzen würden. Der Befund war doch noch eher unreif... Nach knapp zwei Stunden schon verspürte ich ein sehr starkes Ziehen. Gegen 22 Uhr dann stärkere Wehen in kürzeren Abständen. Ich konnte nicht mehr auf mein rechtes Bein stehen, da der Schmerz vor allem dort hin ausstrahlte. GG musste mich jeweils aufs WC schleppen.... Die Nacht war eher mühsam, die Wehen kamen recht stark, aber noch nicht sehr regelmässig. Das CTG schien in Ordnung zu sein. Ich konnte keine Minute schlafen, da ich nur Dafalgan bekommen hatte und Wärmebeutel, was in dieser Lage nicht sehr viel brachte... Einmal bekam ich einen kurzfristigen Wehenhemmer, der aber alles noch verstärkte... Der Befund gegen morgen war ernüchternd. 0,5cm...

Um 7 Uhr kamen die Ärzte auf Visite. Schon zuvor hatte die Hebamme gesagt, dass meine du mit den Herztönen reagierst auf meine Wehen und man das jetzt beobachten müsse... Die Ärzteschaft bestätigte das und wollten nicht mehr länger zusehen, sondern einen Kaiserschnitt machen. Die Maus habe zu viel Stress und sei doch so klein und deshalb würde man zügig machen müssen. Anders als wenn sie ein normales Geburtsgewicht hätte... Das war für mich okey, ich wusste innerlich das es wohl so kommen würde - und auch wenn ichs gerne anders gehabt hätte war mir die Gesundheit der kleinen Maus immer das Wichtigste! Das Ziel war eine Stunde später im OP zu sein. Die Zeit verging, die Anästhesie und der OP hatten gerade nicht so viel Zeit und so wurde aus 8 Uhr dann 10:30 Uhr...

GG durfte mitkommen, musste nur kurz draussen warten während ich die Spinalanästhesie bekam. Das war der bisher schönste Moment. Auf einmal plötzlich keine Schmerzen mehr. Alles war weg. Ich war glücklich. Und ich hatte keine Angst. Ich freute mich dass es endlich soweit sein würde und ich dich begrüssen darf. Alle im OP anwesenden begrüssten sich und mich und stellten sich mit Namen und Funktion vor. Das fand ich super sympatisch. Also war ich guter Dinge als mir die Hebamme Schritt für Schritt erklärte was passiert und die Anästhesisten ebenfalls alles gaben mit erklären! Man hatte mir versprochen dich sofort zu mir zu bringen, wenn alles okey sei!

Als der grosse Moment da war und die Kleine Maus rausgezogen wurde war es still im Saal. Kein Piep, kein Schrei. Du wurdest mir auch nicht gebracht. Ein kurzer Moment der Hektik brach aus. Ein Arzt der seinen Oberarzt anrief weil er verstärkung bräuche. Immer noch kein Schrei. Nur meine Schreie man solle mir sagen was los ist und obs der Maus gut gehe. Darauf bekam ich nur so halb eine Antwort. Dann endlich hörte ich ein leises Wimmern und wusste du lebst noch. Irgendwie. GG durfte sofort zu dir rüber. Gottseidank so warst du in den ersten Minuten nicht ganz allein mit den vielen Männern und Frauen in gründen Gewändern. Als du rausgezogen wurdest hattest du einen zu langsamen Puls, warst ganz blau und schlaff und hast nicht selber geatmet. Du wurdest beatmet, bis du einigermassen stabil warst. Dann konnte ich dir ganz kurz einen ersten Kuss aufdrücken, bevor du dann weggebracht wurdest um dich weiter zu behandeln.

Ich hatte immer noch das Gefühl alles nur geträumt zu haben. Ich glaubte nicht das es dir wirklich gut geht.
Auch wenn die Hebamme sowas behauptet hatte. Ich hatte auch kein Glückgefühl und eine unbeschreiblich riesige Angst in mir. Zudem spürte ich nun wie die Naht zusammengenäht wurde da die Narkose schon nachliess. Es war mir egal. Ich verweigerte jegliche Medikamente weil ich einen klaren Kopf haben wollte. Ich kam zurück in den Gebärsaal wo ich überwacht wurde und die Hebamme mir erklärte du würdest von den Neonatologen behandelt und es ginge dir recht gut. Ich versuchte mich abzulenken, telefonierte und tat extrem fröhlich. Nur um nicht weinen zu müssen. GG war bei dir. Ich war allein. Über 2 Stunden musste ich dort warten. Ohne dich. Ohne ihn. Allein. Dann endlich wurde ich abgeholt und zu dir gefahren. Im Korridor wurden unsere Betten nebeneinander gestellt. Du warst soooo klein aber soooo süss! Ich durfte dich streicheln in deinem Bettchen mit den vielen Kabeln und Schläuchen. Du warst so winzig darin! 44cm 2130g - das grosse Wunder so klein endlich bei mir! - Aber noch nicht ganz. Du kamst auf die Neonatologie und ich musste warten bis du eingerichtet warst.... GG blieb diesmal bei mir.

Als du auf der Neonatologie eingerichtet warst durfte ich dich endlich für einen Moment zu mir auf die Brust nehmen. Trotz allen Schläuchen ein wunderschöner Moment! Endlich warst du mir so nah! Danke kleine Maus dass du das alles geschafft hast!

So gings weiter:

3 Tage später durfte ich mein Mädchen zu mir ins Zimmer nehmen. Noch mit Magensonde da sie zum trinken allein noch nicht stark genug war. 6 Tage später durften wir beide nach Hause. Mit abgepumpter Milch vom Schoppen klappte es mit dem Trinken ganz gut.

Heute ist meine Maus 15 Wochen alt und 4320g schwer und trinkt problemlos voll an der Brust. Der Anlass hier alles aufzuschreiben um das schlimme zu vergessen und das schöne zu behalten!

Wir lieben dich von ganzem herzen und hoffen dass du nie mehr so etwas schlimmes wie deinen Start ins Leben erleben musst.

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sheepdogs
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Re: Das grosse Wunder so klein... und mit schwerem Start...

Beitrag von sheepdogs »

Eine sehr rührende Geburtsbericht, du hattest ein gutes gespür, schon mit der Wahl des Spitals. Zum Glück lief alles gut am ende und das euer Maus sich erholt. Ich wünsche euch und euer Maus erdenklich alles Gute!
Prinzässin 15.4.07 / Prinz 12.12.08 / Sonneschiin 16.4.11 / Miniprinz 17.6.13 / Turbomüsli 24.2.15

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lunita
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Re: Das grosse Wunder so klein... und mit schwerem Start...

Beitrag von lunita »

wow, ist das eine berührende geschichte und ich habe gänsehaut bekommen!!
soo schön, dass alles gut ausgegangen ist und dein kind gesund ist. ich hoffe, ihr könnt noch ganz lange eure stillbeziehung geniessen, welche ganz bestimmt viel schwieriges der ersten zeit heilen kann!!!!!
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Minchen
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Re: Das grosse Wunder so klein... und mit schwerem Start...

Beitrag von Minchen »

Liebe schnuefu

Mir sind die tränen gekommen beim lesen deines gbs.
Ich hoffe dass du die geburt gut und richtig verarbeiten kannst und dich bald nur noch an das schöne erinnerst.
Alles liebe für dich und deine kleine familie

Minchen
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