Unsere wundervolle Tochter - Sternguckerli Lia Maria

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früsch gwäsche
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Unsere wundervolle Tochter - Sternguckerli Lia Maria

Beitrag von früsch gwäsche »

In der letzten Phase der Schwangerschaft, war dein Mami fest beschäftigt zu nähen.
Der Stubenwagen bekam ein neues Vorhängli und ein neuer Duvetbezug, dein Zimmer bekam schöne Vorhänge und ich wollte unbedingt Papis kaputte Hosen flicken, bevor du zu uns kommen würdest. Während des Hosenflickens am Mittwoch des 28. März 2012 um ca 15 Uhr musste ich auf die Toilette. Dort merkte ich, dass sich Schleim löste und dieser eine mir fremde Farbe hatte. Im Verlauf des Nachmittages wurde der Schleim immer mehr und irgendwann war der Spuck auch wieder vorbei. Ich war etwas irritiert, schliesslich sollte dein Geburtstermin erst 2 Wochen später sein.

Am Abend habe ich natürlich etwas aufgeregt deinem Pappi erzählt, was passiert ist. Dein Pappi nimmt ja bekanntlich allgemein Alles locker und blieb auch in diesem Moment cool. Wir gingen zu Bett und dein Mami erwachte in der Nacht plötzlich, als sich ein Ziehen im Bauch bemerkbar machte. Es war jedoch gut auszuhalten und somit blieb ich liegen und gab mich dem Ziehen hin. Gegen den Morgen als dein Pappi zur Arbeit ging, war das Ziehen wie weggeblasen. Dein Mami nahm noch ein Kappe voll Schlaf.

Am Donnerstag des 29. März 2012, ging ich mit meiner Kollegin Evi an den See spazieren und erzählte ihr, was gestern passiert war. Das Ziehen im Unterleib hatte zu diesem Zeitpunkt wieder unregelmässig angefangen. Ich blieb gelassen. Als das Ziehen einmal so kräftig wurde, dass ich mich an Evi festhalten musste, meinte diese, ich solle doch nach Hause gehen und mich hinlegen. Das tat ich auch. Unterwegs im Bus rief ich deinen Papi an und teilte ihm mit, dass sich wohl wirklich langsam etwas tun würde. Er fragte, ob es so schlimm sei, dass er nach Hause kommen müsse. Ich verneinte. Am Abend als er nach Hause kam, war alles wieder ruhig. Als wäre nie was gewesen. Ich sagte jedoch deinem Papi, dass falls es wieder losgehen würde, ich lieber nicht mehr einen ganzen Tag alleine zu Hause sein möchte. Er verstand dies. In der Nacht, nach ein paar Stunden Schlaf, ging es dann wieder los. Diesmal aber wirklich schmerzhaft. Ich weckte deinen Pappi und sagte, dass mir nicht mehr wohl sei.

Wir sind dann am Freitag den 30. März um 4 Uhr in der Nacht zusammen spazieren gegangen. Wir mussten immer wieder Pausen einlegen, damit ich mich auf meine Atmung konzentrieren konnte. Zuhause angekommen legten wir uns noch einmal hin. Der darauffolgende Tag – also der Freitag – blieb dein Pappi zuhause und wir „warteten“, dass es nun endlich „richtig“ losgeht. Dies war gegen Abend auch der Fall. Diesmal konnten dein Mammi und Pappi sogar Wehenabstände von ca. 13 Min. messen. Wir riefen unsere Hebamme Heidi um 19 Uhr an. Diese meinte, dass wir um 22.00 Uhr zum CTG schreiben in’s Spital kommen sollen. Pünktlich um 22.00 Uhr standen wir im Gebärsaal. Dir ging es fabelhaft und warst laut CTG sehr entspannt. Der Muttermund war um 2 cm geöffnet. Heidi schlug uns vor nochmals nach Hause zu gehen, da es zuhause meistens schneller voran gehen würde.

Dies taten wir. Um 23.30 Uhr waren wir zuhause und dein Pappi nahm eine Kappe voll Schlaf. Ich setzte mich im Wohnzimmer auf’s Sofa, schaute TV und konzentrierte mich auf die Wehen. Währenddessen hörte ich dein Pappi im Zimmer nebenan „Bäume sagen“. Gegen 2 Uhr entschied ich mich, in die Wanne zu steigen, da die Wehen immer heftiger und die Abstände zwischen den Wehen bei 8 – 10 Min. lagen. Das Bad tat gut und dein Mammi konzentrierte sich weiter auf die Wehen. Um 3 Uhr sass ich erneut vor dem Fernseher, doch lange Sitzen oder Liegen wurde immer wie unangenehmer. Um 4.30 Uhr liess ich erneut ein Bad ein. Die Wehenabstände waren nun zwischen 3 – 4 Min. Mir wurde zunehmend unwohl, weckte deinen Pappi auf und sagte, dass ich nun doch gerne in’s Spital fahren möchte. Wir riefen deine Hebamme Heidi an und diese wollte uns um 5 Uhr im Gebärsaal empfangen.
Die Autofahrt war gut auszuhalten. Ich setzte mich hinten in’s Auto, klammerte mich an den Vordersitz und veratmete weiter die Wehen, währen dein Pappi uns souverän in’s Frutiger Spital kurvte. Dort angekommen kontrollierte Heidi den Muttermund. Ich war mir sicher, dass dieser minimum 8 cm geöffnet sein muss. Die ernüchternden 4 cm gingen mir durch Mark und Bein. Nur 2 cm weiter geöffnet in 7 h??? Was kommt da noch auf uns zu? Heidi liess sich nicht’s anmerken und liess mir eine warme Wanne ein. Das tat gut… Die Wehen waren gut erträglich, wahrscheinlich auch, weil ich mich in „Sicherheit“ wusste. Um 8 Uhr die „erlösende“ Nachricht: Muttermund 8 cm geöffnet. Noch immer waren die Wehen gut zu veratmen und dein Pappi stand mir auch super bei. Er und Heidi quasselten über – in meinen Augen – belangloses Zeug. Hie und da bekam ich einen kühlen Lappen auf die Stirn gelegt oder das Kreuz massiert. Alles in einer Dosis die für mich gut ertragbar war. Um 9 Uhr war es soweit, Heidi sagte, dass der Muttermund nun komplett geöffnet sei und ich, falls ich den Drang zu pressen spüre, pressen dürfe. Ich spürte leider weder grossen Schmerz noch den Drang zu pressen. Ich versuchte trotzdem nach unten zu drücken. Passiert ist nichts. Heidi entschied sich, mir ein Venflon zu legen um mir wehenfördernde Mittel verabreichen zu können. Das war wirklich unangenehm. Die doofe Stocherei in meine Venen machte mich wahnsinnig. Irgendwann hing ich an einem Tropf, doch dieser schien nicht so richtig zu wollen, denn Wehen, oder gar Presswehen, waren in diesem Moment ein Fremdwort für mich. Ich verstand die Welt nicht mehr und so langsam reichte es mir sowieso! „Ich geh‘ jetzt nach Hause, lasst mich aus der Wanne!“ sagte ich zu deinem Pappi und zu Heidi. Zu meinem Erstaunen stellte mir Heidi eine Art Leiter hin, damit ich aus der Wanne aussteigen konnte. Kaum draussen, meinte Heidi, ich solle mal probieren zu pressen. „Was? Hier? Im Stehen? Geits de no?“ Ich war verzweifelt. Wo sollte ich hin? Es war so auswegslos. Da ich mich wehrte im Stehen oder gar im Vierfüssler zu pressen, quälte ich mich auf’s Bett. Ich spürte noch immer keinen Drang zu pressen und Heidi sagte mir jeweils, wann eine Wehe kam. Ich presste und presste… Immer wieder schaute ich verzweifelt zu deinem Pappi – der tatkräftig mein linkes Bein hielt – und wimmerte: „Ich kann nicht mehr… ich kann nicht mehr…!“ Dein Pappi machte auch langsam einen verzweifelten Gesichtsausdruck und auf einmal sagte er: „Wir können schon die Häärchen sehen!“ und Heidi: „Mein Gott, hat euer Baby viele Haare!“. Doch du bist immer wieder zurückgerutscht. Nach gefühlten 3 Stunden wimmerte ich: „Nun macht doch was! Holt die Glocke, macht einen Kaiserschnitt, mir egal! Jetzt holt dieses Kind endlich unten raus!“. Ich kann mich nicht erinnern, dass ich davor oder danach je wieder einmal so verzweifelt war wie in dem Moment. Heidi’s Antwort auf meine Bitte war: „Nei, das wär de schad!“. Wie bitte??? Wer liegt da und kann nicht mehr? Jedenfalls nicht sie! „Dumme Kuh!“ dachte ich für mich (was mir natürlich jetzt Leid tut ;-) Irgendwann entschied ich mich so fest zu drücken bis du draussen bist. Was ich tat. Unterdessen war auch der Gynäkologe eingetrudelt. Er meinte während einer Presswehe – die ich übrigens immer noch nur vom hören sagen her kannte – „ui, da kommt eine gwundrige!“ Und plötzlich warst du da!!! Mit Geschrei hast du uns begrüsst und einem riesen Horn auf dem Kopf. Die Gefühle die dein Mammi und dein Pappi in dem Moment hatten waren unbeschreiblich! Ich konnte es nicht fassen, endlich, endlich warst du da! Ich stammelte immer und immer wieder zu deinem Pappi: „Schatz, unser Baby ist da, unser Baby ist da…“. Überwältigend! Keine Worte können beschreiben, was dieser magische Augenblick für Eltern bedeutet. Schmerzen waren vergessen, Verzweiflung ein Fremdwort. Ich schaute dich an, wie du da zwischen meinen Beinen lagst, voller Käseschmiere. Ich sah nicht mal dein ungewöhnliches Horn. Für uns warst du einfach perfekt und wunderschön.

Nun erfuhren wir auch, wieso die Austreibungsphase, die übrigens nicht 3 Stunden, sondern 1.5 Stunden dauerte, so streng war: Du warst ein Sternguckerli. Aber wir drei – du, dein Pappi und ich – haben alles gut überstanden. Du wurdest gewogen, gemessen und von deinem Pappi das erste Mal angezogen. Dein Mammi hat noch nie so einen Glanz in Pappi’s Augen gesehen. Voller Stolz und beschützerisch hielt er dich in seinen Armen, als wolle er dich nie mehr aus den Armen geben. Ich wurde noch mit 2 Stichen genäht und war einfach nur glücklich, dass alles vorbei war und es uns gut ging. Dein Horn war nach 30 Min. kaum noch sichtbar und ich durfte dich nach der blöden Näherei auch halten und das erste Mal ansetzen.

2 Stunden später sassen dein Pappi, dein frisch geduschtes Mammi und du auf dem Spitalbett in unserem Zimmer und himmelten einander an.
Während ich das schreibe, laufen mir immer wieder Tränen runter. Du bist unser ganzer Stolz und unser Glück! Wir werden alles daran setzen, dass du dich geliebt, geborgen und frei fühlen darfst!

Lia Maria, 31. März 2012, 11.20h, 3540g, 50cm, 38+2 SSW
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Daysy89
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Re: Unsere wundervolle Tochter - Sternguckerli Lia Maria

Beitrag von Daysy89 »

Wunderschöner geburtsbericht:-) zum glück ist alles gut gegangen:-) alles gut euch ;/)


Mis iphone isch sauschlecht i rechtschriebig;-)
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Sandchörnli
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Re: Unsere wundervolle Tochter - Sternguckerli Lia Maria

Beitrag von Sandchörnli »

Danke für den schönen und ehrlichen Geburtsbericht! Das habt ihr, vorallem du! wirklich toll gemacht!

Konnte man nicht vorher erkennen, dass es ein Sternguckerli wird?
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früsch gwäsche
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Re: Unsere wundervolle Tochter - Sternguckerli Lia Maria

Beitrag von früsch gwäsche »

@daysy: danke, das wünsche ich euch auch!

@sandchörnli: nein, scheinbar nicht. Ich weiss gar nicht, ob man das sehen würde in einem US. Muss mal meine FA fragen...
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minka
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Re: Unsere wundervolle Tochter - Sternguckerli Lia Maria

Beitrag von minka »

haaaaaach, so schön :-) Das war ja bis fast zum Schluss eine wahre Traumgeburt! Einfach schön, wie du eure Gefühle beschrieben hast, vor allem der Glanz in Papis Augen und dein letzter Satz haben mich sehr berührt. Will auch endlich wieder ;-) Wie ich an deinem Ticker sehe ist es bei dir ja noch vor mir wieder so weit. Bitte dann auch wieder einen Geburtsbericht schreiben!

Alles Gute euch!

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Minchen
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Re: Unsere wundervolle Tochter - Sternguckerli Lia Maria

Beitrag von Minchen »

*knuddelknutsch*
Das war schon sehr besonders, als ich am 29. mit dir in der Stadt war und du dich an mir festgehalten hast ;)
Danke für deinen Geburtsbericht, hab schon lange darauf gewartet und jetzt endlich gefunden!! :D
Hennä schön im Fau!!!!!!
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