Auch ich habe während meiner Schwangerschaft viele Eurer Geburtsberichte gelesen und habe bei den Texten ein paar Tränen vergossen. So will ich auch unsere Geschichten teilen. Übrigens liiiebe ich laaaange Geburtsberichte, deshalb halte ich mich nicht zurück......

Jetzt freue ich mich von der Geburt unseres Sohnes zu erzählen. GG erzählt parallel mit.
Die Schwangerschaft verlief in jeder Hinsicht optimal: Ich wurde wie geplant und im ersten Ü-Zyklus schwanger, hatte nur die normale Übelkeit, aber zum Glück ohne Erbrechen. Es stank einfach alles furchtbar.
In den letzten Wochen war ich dann so richtig bereit für die Geburt. Ich war müde vom nicht mehr als zwei Stunden am Stück schlafen - Pipistopps sei dank (obwohl ich jetzt zehn Monate nach der Geburt einen ganz neuen Level an Müdigkeit erreicht habe, Ihr wißt was ich meine...).
Also habe ich zeitig mit Himbeerblättertee angefangen und GG und ich herzelten was das Zeug hielt. Die Akupunktur half mir, mich zu entspannen und loszulassen.
Aber ich hatte nie Vorwehen, nie auch das kleinste Ziehen.
Anscheinend hatte ich trotzdem mit irgendwas davon Erfolg: Zwei Tage vor der Geburt ging ein grosser Teil des Schleimpfropfs ab und pünktlich zum errechneten Termin platzte die Fruchtblase.
Also eigentlich "gutschte" es so ein bisschen, als ich mich um halb 7 morgens enttäuscht, dass es in dieser Nacht nicht losgegangen war, aufsetzte. Ich hatte zum Glück seit einigen Tagen eine Binde drin, falls das passieren sollte. Ich habe mich also aus dem Bett gerollt und aufs WC gesetzt.
Dazu muss ich noch sagen, dass ich in der Nacht immer im Dunkeln pinkle. Als ich dann unter die Dusche wollte, habe ich mit Schrecken festgestellt, dass die Binde ganz grün war!!

GG: Ah, okay, habe ich gesagt. Und dann habe ich einfach weitergeschlafen, bis ich plötzlich realisiert habe „Hey! Ui! Was hat sie gesagt? Es geht jetzt los! Aufstehen!“ Ich war dann ganz aufgeregt und irgendwie überrascht und bei aller Vorbereitung unvorbereitet.
Dann habe ich mit meiner Hebamme telefoniert, die bereits im Spital bei einer anderen Geburt war. Sie sagte, wir sollen zu ihr kommen, da sie nicht zu uns kommen kann, was sie bei grünem Fruchtwasser normalerweise tun würde.
Wir beide also ab unter die Dusche, Tasche nehmen und weg. (Ohne Kamera und ohne Champagner – dazu später mehr)
Das Auto stand – was für ein „Zufall“ - in dieser Nacht genau vor der Türe. Wir haben es in der Blauen Zone stehen, das kann bis zu 1km weg sein.
Wir haben bloss 10min zum Spital. Aber unterdessen war ich nervös und hatte doch wegen dem grünen Fruchtwasser Angst, ob es dem Kleinen gut geht.
GG: Da wir noch nicht so lange hier wohnen habe ich die Strecke zum Spital zwei Mal abgefahren, um ganz sicher zu sein, dass ich den Weg kenne. Es sind ja nur zehn Minuten Weg, aber das kompliziert quer durch die Stadt.
Wehen hatte ich nur ganz leichte alle drei Minuten. Trotzdem empfand ich jedes Holpern des Autos als Folter. Mein armer GG hat sich was anhören müssen... Und hätte dadurch prompt die Ausfahrt um ein Haar verpasst (Ich musste ihm sagen wo’s langgeht...

Um halb 8 waren wir beim Spital.
Mein Mann schaffte es doch wirklich, das Auto 3 (drei!) Mal auf ein nochmals anderes Parkfeld zu stellen, welches irgendwie besser oder noch ein bißchen näher lag. Wir landeten so auf einem Behindertenparkplatz... Ich stieg aus und habe ihm gesagt, er soll doch BITTE das Auto auf einen normalen Parkplatz stellen. Ich empfand es als ungeheuerlich, mit mir - in diesem Zustand! - im Auto auf diesem Scheißparkplatz rumzukurven für nichts und wieder nichts...(Ihr merkt schon, meine Laune war nicht sonderlich gut.

Vom Parkplatz zum Eingang mußte ich einmal anhalten und mich festhalten. So richtig weh tat es aber noch nicht. Ich war sehr froh, dass meine Superhebamme sofort die Herztöne fand und mit dem Baby alles in Ordnung war. Der Gebärmutterhals sei verstrichen und weich, aber noch nicht offen. Der Wehenschreiber schrieb kleine regelmäßige Wehen. Die Hebamme meinte, das dauere noch, es könne durchaus Abend werden.
Der Anästhesist kam und legte mir einen Zugang auf der Rückhand.
Im Gebärzimmer bekam mein GG dann eine SMS, dass seine Arbeits-Vertretung keinen Schlüssel für den Eingang habe – er beschloß also, nochmals loszufahren und das alles zu regeln. Ganz zu meinem Leidwesen... Ich konnte da aber schon nicht mehr richtig denken oder mich wehren, obwohl ich natürlich wollte, dass er da bleibt.
GG: Ich also ins Auto und vorsichtig und ruhig zur Arbeit. Danach wollte ich noch schnell nach Hause. In meinem Kopf sagte ich mir immer wieder: Ja nichts vergessen: Kamera, Champagner,... Ich wollte schnell machen, da ich wußte, dass meine Frau nicht wollte, dass ich gehe. Wieder im Spital war alles noch ruhig.
Kaum war ich alleine, wurden die Wehen stärker. Ich wollte aber auf keinen Fall ohne meinen Mann „anfangen“, so verkrampfte ich mich total, als ich diese Stunde auf ihn wartete.
Irgendwann merkte ich, dass ich dringend aufs Klo mußte, da ich Durchfall hatte. Ich war aber an diesem verfl* Wehenschreiber und rief also nach jemandem, die mich erlösen konnte. Niemand kam, mir ging es elend. (Dass da hinten an meinem Kopf natürlich eine Glocke hing wußte ich in diesem Augenblick nicht mehr) Ich fühlte mich so einsam. Niiiemand war da. Mein Mann weg, die Hebamme bei der Geburt im Nebenzimmer, ich ganz alleine...

Irgendwann kam eine Frau rein, die mich rufen gehört hat und half mir dieses Ding zu entfernen. Obwohl sie zuerst was von „Das muß eigentlich noch zehn Minuten dran bleiben“ schwafelte. Keine Ahnung wie ich sie angeschaut habe - aber es wirkte.
Danach verweigerte ich erfolgreich das Gerät. Mir und dem Baby geht es gut. Punkt. Auf dem Rücken liegend hatte ich bei jeder Wehe starke Rückenschmerzen. Ich wollte mich bewegen und rumlaufen. Bald konnte ich das nicht mehr und kniete mich auf das Bett und ließ den Bauch hängen, so waren die Rückenschmerzen ertragbarer.
Mir wurde übel, meine Hebamme brachte mir eine Cola und spritzte mir Buscopan, was mich sofort entspannte – auf jeder Ebene. Anscheinend habe ich vor lauter “nicht wollen“ angefangen falsch zu atmen, deshalb die Übelkeit.
Danach konnte ich mich ergeben hingeben.
Jetzt kam auch endlich mein Mann zurück und meinte, es sei ja noch alles ruhig. Pfffffff......Männer!
Zudem hatte er die Kamera vergessen. (DANKEDANKE! Es gibt deshalb nur ein paar wackelige Natelfotos und einen kurzen wackeligen Video von der Geburt. Das reicht aber vollllllkommen! Und sonst hätte mein Mann keine Zeit gehabt für mich.)
Aber wenigstens der Champagner samt den Gläsern war hier.
Die Wehen blieben im Abstand von drei Minuten und wurden stärker. Ich war so dankbar für die Pausen, in denen ich einfach meinen Kopf auf die Unterarme legte und den Bauch hängen ließ. Bei jeder Wehe wieder aufgestützt und durchgeaaaaaaaat.
GG: Immer wenn eine Wehenwelle kam, schnappte meine Frau nach Luft vor Schmerz. Ich half ihr, indem ich ihr dann jeweils sofort das Atmen vorsagte. Sie sagte mir danach, dass sie sich an meiner Stimme festhalten konnte.
Bei der zweiten Untersuchung war ich schon bei 5cm! So konnte es weitergehen. Also weiterwehen.
Irgendwann wollte meine Hebamme, dass ich für zwei Wehen auf die rechte Seite liege, damit sich das Köpfchen drehen könne. Ich schaute sie entgeistert an und sagte ihr klar und deutlich, dass das sicher nicht gehe! Sie: “Doch, chomm, für zwei Wehe, denn chasch wieder in Vierfüßler.“ Ich: “Nei, sicher nit. Spinnsch?“ Sie: “Doch. Chomm, ich hilf dir.“ Ich: “Scheissescheissescheisse“. Sie: “Genau, i der nögschte Wehepause – es lohnt sich, sBebe sänkt sich nachher vill schnäller.“ Ich nur noch: “Knurrrrrrrrknurrokeee“ (Die beste Kombination von Grundeigenschaften einer Hebamme: Unendlich Liebevoll und so was von dominant

GG: Meine Frau ist ein wundervoller Dickkopf!!
Ich hatte dringend eine Pause nötig und fand, dass das Ganze irgendwie lange dauert und ich langsam die Geduld verlor. Anfassen durfte ich meine Frau ja eh nicht...
Also kündigte ich eine Rauchpause an. Meine Frau war nur unter der Bedingung einverstanden, dass unsere Hebamme mich ablöste.
Unten beim Rauchen wurde mir plötzlich bewußt, dass in diesem Augenblick mein Kind auf die Welt kommen könnte – Ich sagte mir:“ Hey! Was machst du hier eigentlich? Du gehörst in den Gebärsaal!“
Von da an war ich ganz dabei.
Meine Hebamme kam wieder mal rein und fragte, wie es gehe. Ich spürte, dass es langsam ernst wurde und sich etwas in mir veränderte – es machte mir Angst, nicht zu wissen, wie lange es noch geht. Ich habe sie angefleht, den Raum auf gar keinen Fall mehr zu verlassen, sie solle bitte, bitte hier bei mir bleiben! Sie hat dann die im Nebenzimmer Gebärende an eine andere Hebamme abgegeben. Da diese eine PdA hatte und mich anscheinend wehen gehört hat, war sie sofort einverstanden... Bis dahin war ich mir nicht bewußt, wie laut ich atmete. Aber ehrlichgesagt war’s mir auch scheißegal. Es war auf jeden Fall produktiv.
Meine Hebamme jagte mich aufs WC. Sie wollte, dass ich nochmals Pipi mache und wenn möglich Stuhlen. ???

Sie fragte, wie ich gebären wolle. Da wollte ich auf den Rücken, obwohl ich mir vorher nie vorstellen konnte in dieser Stellung zu gebären.
(Nachtrag: Aber da unser Baby doch relativ groß war und die Gefahr der Verletzungen bei zu schneller Geburt bestand, war diese Position von Nutzen, da die Schwerkraft nicht wirken und deshalb das Gewebe geschont werden konnte. Zudem ließ meine Hebamme ab diesem Zeitpunkt den Damm nicht mehr los.)
GG: Der Arzt kam rein und verströmte eine angenehme Ruhe und Menschlichkeit. Er war die Gelassenheit in Person. Das tat sehr gut.
Er kam rechtzeitig für die letzten fünf Presswehen rein und schob mein linkes Bein ganz zur Brust hoch und stützte meinen linken Fuss, meine Hebamme glaubs mit der Schulter den rechten Fuß. Das half sehr, obwohl doch eher unbequem. „So,“ sagte meine Hebamme “noch drei Presswehen, dann ist es da!“ Und sie hatte recht.
Der Arzt sagte, dass ich das Köpfchen nun spüren könne. Ich faßte zwischen meine Beine und mußte lachen. Es fühlte sich nicht wie ein Kopf an, sondern wie ein nasser flauschiger Ballon.
Vor der drittletzten Wehe kitzelt meine Hebamme das Baby an den Füssen (also auf meinem Bauch) und – BAMM – mein Baby stößt nach obenunten und eine Hammerwehe kommt.
Die Hebamme sagte immer wieder bei den Presswehen: „Weiterpressen, weiterpressen! Nicht aufhören! Sonst rutscht das Köpfchen zurück!“
Da es also wirklich sehr wehtat und brennte wie Sau (sorry), ließ ich gegen Ende der Presswehe die Luft einfach raus, dann wars vorbei – schööön...Aber ich versuchte zu folgen, dann geht es sicher schneller.
Irgendwann sagte sie: „Nicht mehr Pressen“ und erklärte mir ein paar Tage später, dass diese Pause kurz vor der Geburt macht, dass das Gewebe am Ausgang sich dehnen kann. Aber es brennte enorm und ich beklagte mich, dass mir gleich die Klitoris reiße, wenn das so weitergeht und faßte dorthin, um ein bißchen zu schützen.
Der Arzt meinte, jetzt komme es wohl auch ohne Wehe raus. Die Hebamme: „Dann drück mal.“
Und dann ging mein tiefer Wunsch in Erfüllung:
Ich spürte das Köpfchen rausflutschen und sie sagte:“ Jetzt kannst du es nehmen.“ Sie stützte das Köpfchen und ich spürte erst die eine Schulter *plopp* und dann die andere *plopp* rauskommen und konnte unseren Schatz selber zu mir auf die Brust nehmen...Oder fast, denn auf der Höhe Bauchnabel stoppte es plötzlich und die Hebamme rief: “Die Nabelschnur!“ Sie war nämlich nicht so lang, dass es bis zur Brust reichte.
GG: Als meine Frau unser Baby selber rausgenommen hat, wurde mir bewußt, wie mutig sie ist. Die ganze Geburt durch war sie immer konzentriert und fokussiert. Ich hätte das nie gekonnt – wenn ich eine Frau wäre vielleicht. Aber als Mann hätte ich das nie fertiggebracht.
Jetzt konnten wir unser Baby bestaunen. Und ich nannte es in allen möglichen Koseworten, bis mein Mann leicht belustigt fragte, ob er denn jetzt eifersüchtig werden solle. Als es zu weinen anfangen wollte, habe ich es angesetzt und es hat zufrieden gesaugt. Was für ein Glück!
Nach der Spritze für die Nachgeburt (was ich erst auf dem kurzen Video sah, welches mein Mann nach der Geburt machte – ich hatte nur Augen für unseren Goldschatz) drückte meine Hebamme auf meinem Bauch rum und ich fragte sie, ob ich die Plazenta rausdrücken soll. Sie sagte: “Dann drück mal.“ Sie war aber baß erstaunt, als die Plazenta wirklich innerhalb von Sekunden rausflutschte.
Ich hatte nur kleine Schürfungen, es mußte nichts genäht werden.
Wir durften noch sicher eine Stunde in Ruhe mit unserem Schatz kuscheln. Wir haben noch mit unserer Superhebamme mit Champagner auf die Geburt angestoßen. Ich war ja so was von überdreht und auf Adrenalin. Ich konnte kaum stillsitzen.
GG: Also ich erwartete, dass meine Frau nach der Geburt müde, schlapp und erschöpft daliegen würde. Aber sie war wie auf Speed. Als wir schlußendlich auf das Zimmer liefen hatte ich unser Baby auf dem Arm und meine Frau trug die Taschen.
Eine Hebamme kam mit offenem Mund aus dem Schwesternzimmer und sagte:“ Jetzt läuft die einfach so raus, wie sie reingekommen ist.“ Ich konnte nicht anders, ich hätte tanzen können.

Unser Baby kam um 12:21 zur Welt, wog 4250g und war 52cm lang. Der Kopfumfang betrug 36cm.
Und es ist natürlich das schönste Baby, das es gibt!