Einleiten nach 4 Wochen vorzeitigen Wehen...

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Svizzy
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Einleiten nach 4 Wochen vorzeitigen Wehen...

Beitrag von Svizzy »

Erst Mal zur Vorwarnung: der Geburtsbericht ist ziemlich lange ausgefallen. Habe ihn für mich zur Geburtsverarbeitung geschrieben (hat wirklich gut getan!) und mir nun gedacht, dass vielleicht jemand Freude daran hat ihn zu lesen. Kurz zu meiner Vorgeschichte: ich lag 4 Wochen im Spital wegen GMH-Verkürzung und vorzeitigen Wehen, welche auch mit maximaler Wehenhemmerdosis nicht wirklich unter Kontrolle waren. Ich wurde dann bei SSW 34+6 endlich nach Hause entlassen...

Es war Freitag der 3.Mai 2013, genau 5 Tage nach meiner Entlassung aus dem Spital. Nach einer wie immer unruhigen Nacht erwachte ich gegen 8:00 Uhr. Ich war noch viel zu müde zum aufstehen. Somit entschied ich mich dazu noch ein wenig im Bett zu lesen. Dann bei einer kleinen Drehbewegung im Bett spürte ich plötzlich ein „knacken“ im Unterbauch. Was war denn das jetzt? Hm, ich hatte ja schon gehört, dass das Platzen der Fruchtblase hör- und spürbar sein kann. Daher tastete ich gleich… nein, da war definitiv nichts nass. Also weiter lesen. 5‘ später: Tröpfelt da etwas aus mir raus? Ich geh besser mal schnell aufs Klo nachschauen. Also raus aus dem Bett. Flusch!!!!! Ein riesen Wasserschwall rann meine Beine hinunter!! Oh mein Gott!! Das muss der Blasensprung sein! Es geht los! Ich eilte noch immer auslaufend aufs WC. Oje, das hörte ja gar nicht mehr auf, eine Binde war hoffnungslos überfordert. Also Frottétuch in die Hose gesteckt und schnell wieder hingelegt, da bei jeder Bewegung wieder ein Schwall aus mir rauslief. Wirklich unangenehm. Dann hab ich so schnell wie möglich meinen Mann angerufen, welcher dann im 3.Versuch auch ans Telefon ging. Er machte sich sogleich auf den Weg nach Hause und entschied sich dazu ein Taxi zu nehmen (worüber ich wirklich dankbar war, da ich es fast nicht mehr aushielt allein zu Hause). Danach rief ich gleich in der Gebärabteilung an (wo mich ja bereits alle kannten) und schilderte mein „Problem“. Da ich ja Erstgebärende war und noch keine Wehen hatte, wurde mir gesagt, dass es noch nicht so sehr eile mit einrücken. Ich könne ganz ruhig auf meinen Mann warten und so gegen 11:00 Uhr vorbei kommen.
Ich war wirklich froh, als mein Mann nach einer gefühlten Ewigkeit zu Hause eintraf. Zum Glück hatten wir (oder besser gesagt mein Mann) die Kliniktasche bereits wieder gerichtet. Mein Mann war sichtlich nervös und sammelte alles Mögliche noch zusammen, bevor wir uns dann auf direktem Weg in den Spital machten. Ich selbst war eigentlich noch ganz ruhig. Ich wusste ja, dass es nach einem Blasensprung noch eine ganze Weile dauern könnte und die Geburt nicht unbedingt in den nächsten paar Stunden von Statten gehen musste.
Pünktlich trafen wir dann im Spital ein. Zuerst sollten wir noch im Wartezimmer Platz nehmen. Wir warteten und warteten… und ich fühlte mich immer unwohler, da das Frottetuch in meiner Hose so langsam ganz schön aufgeweicht war. Wie peinlich, falls auf dem Stuhl eine Pfütze zurück bliebe wenn ich aufstehe. Zum Glück blieb der Stuhl trocken… Wir wurden dann kurze Zeit später in einen Gebärsaal gebracht und ich wurde ans CTG gehängt. Alles ok mit unserem Zwergli und weit und breit keine Wehe in Sicht. Das Tokogramm zeigte nicht den allerkleinsten Ausschlag an. Das glaubte ich doch gar nicht! Da lag ich 4 Wochen mit konstanten Wehen und Wehenhemmer im Spital und wenn es drauf an kam waren die Wehen weg? Na dann lassen wir uns doch mal überraschen was die nächsten Stunden bringen.
Normalerweise kann nach einem Blasensprung 24h gewartet werden. Aber da bei mir noch der Streptokokken Abstrich fehlte und es ja noch eine Frühgeburt war (SSW 35+4), entschieden sich die Ärzte zum Schluss des Zwerglis maximal 12h zu warten ob die Wehen von alleine einsetzen. Sollte dies nicht der Fall sein, würde eingeleitet werden. Also begann die stundenlange Warterei. Mein Mann und ich warteten und warteten ganz gespannt, doch nichts tat sich. Wir gingen spazieren im Park und Treppen steigen, doch als um 21:00 Uhr noch immer keine Wehe in Sicht war, wurde entschieden einzuleiten (ja, ich fühlte mich schon ein wenig verarscht von meinem Körper, dass er nun wo es darum ging keine Wehen mehr zu Stande brachte…). Wegen der Frühgeburt und meiner Epilepsie konnte keines der herkömmlichen Einleitungsmittel gebraucht werden und ich kriegte irgendwas Spezielles. Die Hebamme platzierte dieses Tampon-ähnliche Ding und erklärte: „Niemand kann sagen wie lange es dauert bis das Mittel anschlägt. Es kann nun 24h drin belassen werden und dann müssten wir weiterschauen. Aber bei ihrer Geschichte denke ich, dass es nicht ewig dauern sollte.“ Also weiter Warten… was ganz Neues. Sie brachte ein Klappbett für meinem Ehemann: „Versuchen sie ein wenig zu schlafen. Ich wünsche ihnen eine gute Nacht. Sollte sich was tun, dann klingeln sie einfach.“ Doch das mit dem Schlafen gestaltete sich wirklich schwierig. Zum einen kam doch langsam etwas Nervosität auf und zum anderen war im Gebärsaal nebenan eine Geburt am Laufen und die arme Frau schrie sich bereits seit Stunden im 3‘-Takt die Seele aus dem Leib. Oje, das stimmte mich ja überhaupt nicht optimistisch! Ich konnte mir zwar wegen Schamgefühlen nicht vorstellen selber so laut zu schreien (obwohl ich sicher war, dass dies bestimmt gut war gegen die Schmerzen), dennoch beunruhigte mich das Ganze natürlich etwas. Würde DAS etwa auf mich warten in den nächsten Stunden?! Bewaffnet mit Oropax gelang es uns dann so gegen 23:30 Uhr doch noch einzuschlafen.
1:00 Uhr: ich war schon wieder wach. Die Frau nebenan war immer noch nicht ruhiger. War ich wegen ihr aufgewacht? ... huch, was war das denn? Das fühlt sich ja gar nicht angenehm an in meinem Bauch. Nach ca. einer halben Minute war das Gefühl wieder vorbei. Ich stand auf, ging aufs Klo und da! Schon wieder diese Schmerzen. Hatte ich zuvor doch immer befürchtet nicht zu merken, wenn die „richtigen“ Wehen kommen nach all den Übungswehen, aber DAS war unmissverständlich!! Hilfe, es geht los! Zurück im Zimmer wartete ich noch weiter ab. Mein Mann schlief noch ganz gemütlich und ich fand es noch nicht nötig ihn bereits jetzt schon zu wecken. Ich beobachtete die Wehen weiter. Mittlerweilen kamen diese so im 2-3‘ Takt und wurden intensiver. Ich musste jeweils richtig eine Position suchen und konnte nur schwer atmen – an Sprechen war bereits nicht mehr zu denken. Doch nach so ca.30 Sekunden bis 1‘ war der Spuk jeweils wieder vorbei. Mittlerweile war auch mein Mann erwacht wegen meiner ständigen Herumwanderei im Zimmer. Wir entschieden uns nun doch so langsam mal der Nachthebamme zu klingeln. Diese kam dann kurz vorbei und mass den Muttermund: erst 2cm offen. „Ich bin gerade noch bei einer Geburt nebenan (ach ja, da läuft eine Geburt?! Hatten wir ja noch gaaaaaaaar nicht gemerkt…). Wir hängen mal das CTG an und ich komme später wieder, das dauert bei Ihnen noch eine Weile. Bei Problemen einfach klingeln.“ Also gut, wiedermal warten und Wehen verschnaufen. So langsam fand ichs wirklich nicht mehr lustig und zu allem kam nun auch noch die Übelkeit dazu. Die Wehen wurden im Eiltempo immer stärker. Ich war heilfroh, als die Hebamme so ca. 30 Min. später wieder kam. Das CTG zeigte die Wehen schön an und unserem Zwergli ging es gut. Als sie sah, wie es mir mittlerweilen ging, machte sie den Vorschlag in die Badewanne zu wechseln. Damit war ich sehr einverstanden, da mir dies bereits im Vorfeld sehr sympathisch erschien. Also raus aus unserem badefreien Gebärsaal und rüber ins Bad (mit 2 Wehen-Verschnaufpausen unterwegs). Dort oh Schreck: das Wanne war noch nicht geputzt von der letzten Gebärenden! „Ich reinige schnell die Wanne. Spazieren sie doch noch ein wenig im Gang herum.“ Spazieren?? Ist das ein Scherz? Na gut, aber ich wollte nichts sagen und wir versuchten es zumindest. Wir kamen aber jeweils kaum 20m weit und schon war wieder die nächste Wehe da. Von den Schmerzen wurde mir dann plötzlich total übel. GG eilte davon und konnte gerade noch pünktlich eine Brechschale herbei zu bringen… wie peinlich so mitten im Flur! Zum Glück war Nacht und niemand unterwegs. Ich entschied mich sofort wieder zum Bad zurück zu kehren, da ich wirklich nicht mehr spazieren konnte. Dort berichteten wir der Hebamme, dass ich mich soeben 3x übergeben hatte. „Wegen den Schmerzen?“ Wieso bitte den sonst????? „Haben sie den Wehen-Tampon denn noch drin? Ich glaube den können sie nun langsam rausnehmen!“ Wieso hat mir das niemand früher gesagt? Ich hatte ja definitiv genug Wehen! Die Wanne war mittlerweilen bereit und das Wasser war am Einlaufen. Also nichts wie rein und hoffen, dass die Wärme die Wehen etwas mildern würde. Kaum in der Wanne entschuldigte sich die Hebamme: „Von nun an wird sich meine Kollegin um sie kümmern. Wir sind nachts nur zu zweit und es sind 5 Geburten am Laufen. Ich muss nun zu einem Not-Kaiserschnitt und die Kollegin ist alleine auf der Abteilung. Der Pikett-Dienst wurde bereits aufgeboten. Klingeln sie bei Bedarf einfach.“ Die Hebammen taten mir zwar leid und ich hatte Verständnis für ihre Situation, dennoch wäre ich froh gewesen, wenn jemand konstant bei uns geblieben wäre… waren wir doch sehr verunsichert wieviel Wehen noch in Ordnung wären. Ok, dann schauen wir mal wie es in der Badewanne weitergeht. Doch auch dort wurden die Wehen stets schlimmer und die Wehenpausen kürzer. Obwohl ich es bereits jetzt kaum mehr aushielt, traute ich traute mich noch nicht wegen einem Schmerzmittel/PDA zu fragen. Der Muttermund war ja bei der letzten Messung erst 2 cm offen und ich wusste ja, dass bei einer Erstgebärenden mit 1cm pro Stunde zu rechnen war. Oje, das konnte ja heiter werden! Die Geburt hatte ja quasi erst begonnen, da konnte ich doch nicht bereits nach Schmerzmitteln schreien, es würde doch bestimmt noch viel schlimmer werden! Ich wimmerte und jammerte in der Wanne vor mich hin und da kamen Laute aus mir raus, die ich mir gar nicht zugetraut hatte. Diese Schmerzen!! Mittlerweilen war ich so erledigt, dass ich auch in den Wehenpausen nicht mehr sprechen konnte und versuchte dazwischen ein wenig zu „schlafen“. Mein Mann, welcher die ganze Zeit brav neben der Wanne sass und meine Hand hielt, tat mir schon richtig leid so ganz ohne Unterhaltung meinerseits. Er versuchte stets mich aufzumuntern und zu motivieren, was mir wirklich sehr gut tat. Nach ca.20‘ (oder so ähnlich, mein Zeitgefühl war mittlerweilen komplett verloren gegangen) kam dann die Hebamme und fragte wie es so ginge, ob es besser sei im Wasser. Nein, es war definitiv nicht besser. Ausser, dass mir die Wärme des Wassers beim Entspannen in den (immer weniger werdenden) Wehenpausen half. Ob ich denn raus wollte? Nein, schon ok, ich versuchs noch ein wenig. Doch kurze Zeit später konnte ich wirklich kaum mehr und ich klingelte. Mittlerweilen waren die Wehen jeweils fast 2‘ lang und die Pausen schrumpften und schrumpften auf weniger als eine Minute. Als die Hebamme wieder kam und ich wieder mitten in einer Wehe lag bemerkte sie: „ Sie haben ja schon ganz schön lange Wehen!!“ Und dies war eine der kürzesten Wehen seit einiger Zeit! Sie blieb dann und wollte in einer Wehenpause nochmals den Muttermund abtasten. 6cm offen! Und das in nur 2h! Huch, das ging ja rasant vorwärts! Ich war erleichtert, dass diese Wahnsinns-Wehen wenigstens ihre Wirkung zeigten. Die Hebamme merkte mittlerweilen, dass ich praktisch keine Wehenpausen mehr hatte. Die Wehen klangen fast nicht mehr ab und die Pausen waren maximal noch 20-30 Sekunden lang. Da bemerkte sie: „ Jetzt müssen sie aber schleunigst aus der Wanne raus so wie es ihnen geht und so schnell wie das vorwärts geht! Ich spritze ihnen sofort etwas Wehenhemmer!“ Als sie zurück kam spritzte sie mir diesen sogleich und ich wurde von ihr und meinem Mann mitten in einer Wehe aus der Wanne gerissen (eine Wehenpause hätte ja zum Aussteigen eh nicht mehr gereicht…). Der gespritzte Wehenhemmer wirkte einen Dreck (vielleicht war ich ja nach einem Monat mit stetigem Hemmer etwas immun dagegen?!). Im Eilzugstempo wurde ich im Rollstuhl zurück in den Gebärsaal gefahren, wo mir weiterer Wehenhemmer verabreicht wurde (welcher weiterhin nichts brachte – heul!). Unterwegs wollte noch jemand etwas von der Hebamme, doch diese rief im vorbei laufen: „Nein, ich kann nun nicht zur anderen Geburt kommen! Ich muss hier bleiben! Sie hat keine Wehenpausen mehr und es ist eine Frühgeburt! Ich kann wirklich nicht weg! Doch der Pikettdienst sollte gleich eintreffen!“ Was war ich erleichtert, dass die Situation anscheinend doch nicht so alltäglich war und ich nicht als komplettes Weichei dastand! Ich konnte einfach nicht mehr! Und da der Muttermund ja schon 6cm offen war, überwand ich mich nun auch endlich: „Bitte, ich brauch nun wirklich etwas gegen die Schmerzen! Ich halts nicht mehr aus!“ Zu meinem Mann wimmerte ich etwas von PDA. Die Hebamme war nun hektisch am rein und rauslaufen und mein Mann bat sie dringend um eine PDA. Doch dann der Schock: „Wegen dem Not-Kaiserschnitt ist gerade kein Anästhesist hier. Ich muss schauen ob ich einen auftreiben kann.“ Was??? Nein, das kann nicht sein! Ich kann nicht mehr! Ich weiss nicht wie ich das bis zum Ende durchstehen soll! Mein Mann war mittlerweilen auch etwas wütend, da er sah wie schlecht es mir ging. Die Hebamme brachte mir dann als Alternative Lachgas. Ich setzte grosse Hoffnung hinein, doch anstelle dass es mir die Schmerzspitzen nahm, wurde mir von der Gummimaske nur wieder schlecht und ich übergab mich erneut… Gerade kurz zuvor kam endlich die Pikett-Hebamme, welche dann fix bei uns blieb. Es handelte sich dabei um eine Hebamme, welche mich auch bei meinem langen Spitalaufenthalt zuvor oft betreute und sie war mir sehr sympathisch. Obwohl es mir von den Schmerzen her noch gleich miserabel ging, war ich sehr erleichtert sie zu sehen und nun endlich jemanden zu haben, welcher uns fix zur Seite steht. Ich konnte einfach nicht mehr mit diesen höllischen Schmerzen! Mittlerweilen war mir auch völlig egal, was die Gebärenden in den Sälen links und rechts von mir dachten, ich konnte einfach nicht ruhig bleiben. Mittlerweilen war mir vollkommen egal wie, aber diese Schmerzen sollten weg! Ich hätte sofort einen Zettel unterschrieben um einen Kaiserschnitt in Vollnarkose zu machen (was für mich im Vorfeld wirklich die allerschlimmste Vorstellung war! Wollte ich doch die Geburt meines Kindes miterleben! Und auch jetzt im Nachhinein kann ich diesen Gedanken kaum mehr verstehen, aber ich wäre wirklich zu allem bereit gewesen, wenn nur diese Wehen endlich aufhörten). Mein Mann setzte sich dann sofort erneut für eine PDA ein (Ich war so froh, dass er so vehement für mich einstand!) und die Hebamme organisierte in kürzester Zeit eine Anästhesistin und drückte meinem Mann einen Zettel zum ausfüllen und unterschreiben in die Hände. Ich bekam dies alles nur am Rande mit, da ich in den Wehen wirklich nicht mehr allzu aufnahmefähig war. Ich war einfach glücklich, dass ich nun endlich diese PDA bekam. Ich vertrug ja kaum mehr die Gurte des CTG’s auf dem Bauch. Ok, die Herztöne des Zwerglis mussten dringend überwacht werden, aber wofür der Wehenschreiber???? Es war ja mehr als offensichtlich wann ich Wehen hatte (also wie gesagt quasi immer bis auf wenige Sekunden Pause). Ich setzte grosse Hoffnung in die PDA. Doch zuerst musste mich die Anästhesistin über die Risiken aufklären. Mann, scheiss auf die Risiken! Steck das Ding endlich rein! Zu allem Übel musste ich mich zu diesem Zweck hinsetzen, was die Wehen nochmals unaushaltbarer machte. Da beim Stechen der PDA häufig der Blutdruck absackt, wurde ich noch ans Blutdruckmessgerät angehängt. Blutdruck über 200! Na gut, zu tief schien er ja nicht zu sein. Da die Anästhesistin ja nur in der Wehenpause die PDA stechen konnte, hatte sie jeweils nur kurz Zeit. Und prompt misslang der erste Versuch. D.h. wir mussten eine weitere lange Wehe bis zur nächsten Wehenpause abwarten. Und plötzlich bemerkte ich, dass sich meine rechte Hand regelrecht verkrümmte und blau anlief. Was war denn das jetzt noch?! Mein Mann bemerkte dann sofort, dass die Blutdruckmanschette den Arm komplett abklemmte. Hatte ich gar nicht bemerkt, bei den starken anderen Schmerzen. Anscheinend war mein Blutdruck so enorm hoch (welch Überraschung mitten in einer Wehe!), dass das Gerät diesen nicht mehr erfassen konnte und daher immer weiter aufpumpte. Irgendwann dann nach einer gefühlten Ewigkeit kam endlich die nächste Wehenpause. Bitte mach, dass die Anästhesistin die PDA nun endlich reinkriegt! Dann endlich: sie ist drin! Endlich! Und gerade gleichzeitig die Hebamme: „Sie sollten sich nun schleunigst wieder hinlegen. Dem Baby gefällts gerade nicht mehr so gut!“ Oje, das auch noch! Bitte mach, dass die Herztöne nach dem Hinlegen wieder besser werden! So war es dann auch. Erleichterung pur – bis zur nächsten Wehe. Völlig erschöpft fragte ich die Anästhesistin wie lange es denn ginge bis so eine PDA wirke. „Ach, dass kann schon so 20-30 Minuten dauern. Und es kann in seltenen Fällen auch sein, dass sie nicht wirkt.“ Was???????? Nochmals mindestens eine halbe Stunde in diesem Zustand! Wie soll ich das überstehen! Aber was bleibt mir schon anderes übrig…
Doch ich hatte Glück. Nach 2 weiteren Wehen vergingen die Schmerzen. Herrlich! Es war wie das Paradies auf Erden! Ich merkte, wie sich meine Atmung und mein Puls normalisierten und konnte endlich mal wieder entspannen. Die jetzigen Wehen waren nicht mehr als ein leichter Schmerz und ein Druckgefühl nach unten. Ganz entspannt konnte ich der Hebamme jeweils sagen wann die nächste Wehe kam und diese konnte völlig stressfrei den Muttermund erneut tasten. Komplett offen! Wow, der Muttermund hatte sich innerhalb 3 Stunden von 2cm voll geöffnet! Die Hebamme meinte dann nur: „Huch, das ging ja rasend schnell. Bei Erstgebärenden sind solch schnelle Geburten einfach umso hapiger.“ Das beruhigte mich noch einmal. Kam ich mir doch schon ein wenig blöd vor, dass ich bereits nach so wenigen Stunden nicht mehr konnte. Aber die Hebamme bekräftigte mich darin, dass es bisher wirklich eine sehr heftige Geburt war. Sowohl sie als auch mein Mann motivierten mich unglaublich. So, dass ich mit der PDA den letzte Teil der Geburt wirklich fast geniessen konnte ;-)
Die Wehen kamen und gingen und ich spürte einen unglaublichen Druck nach unten und hatte das Gefühl, dass ich dringend noch einmal stuhlen sollte. Mensch, das wäre mir ja furchtbar peinlich, wenn mitten in einer Presswehe auch noch Stuhlgang austritt. Die Hebamme kontrollierte nochmals: „Nein Frau F...! Sie müssen nicht stuhlen! Das ist das Köpfchen! Ich sehe schon die Haare!“ Was? Das Köpfchen ist bereits so weit unten? Ich hätte heulen können vor Freude und Erleichterung, doch irgendwie war ich dazu viel zu erschöpft. „Haben sie denn schon das Gefühl, dass sie mitschieben können?“ Ja! Bereits seit einer ganzen Weile! Hatte nur Gedacht, dass es noch zu früh wäre. Von nun an konnte ich also bei den Wehen aktiv mitpressen. Da man wegen der PDA die Wehen nicht mehr so gut spürt bemerkte die Hebamme um 06:30 Uhr: „Wir haben um 7:00 Uhr Schichtwechsel. Ich muss um 6:50 kurz raus zum Rapport. Ich denke, dass die Geburt noch etwas andauert und übergebe sie dann meiner Ablösung.“ Wegen der PDA ist jeweils mit einer etwas längeren Austreibungsphase zu rechnen, da man weniger aktiv mitpressen kann, wenn man die Wehen nicht so genau spürt. Schade, ich wäre froh gewesen, wenn meine Hebamme bei mir geblieben wäre. Sie war in dieser Nacht wirklich meine Rettung! Wegen der PDA spürte ich zum Teil tatsächlich nicht so gut wann die Wehen wieder aufhörten, aber da ich den Anfang sehr gut spürte, konnte ich dennoch sehr gut mithelfen. Das Pressen tat sogar richtiggehend gut und ich spürte wie sich unser Zwergli cm für cm dem Ausgang näherte. Als dann meine Hebamme mit einer warmen Handtuchrolle begann meinen Damm etwas auf zu dehnen, war mir klar, dass es wohl bald soweit sein würde! Mittlerweilen ging es mir wieder so gut, dass ich in den Wehenpausen mit meinem Mann und der Hebamme sprechen konnte. …aber auch so gut, dass ich mir wieder Gedanken über unser Zwergli machen konnte. Es war ja schliesslich eine Frühgeburt. Würde es gesund rauskommen? Würde es gleich losschreien? Ich wünschte es mir so sehr und wollte nun einfach, dass sich unser Kleines so schnell wie möglich nach aussen bewegt. Da mir durch die PDA das Gesäss eingeschlafen war, hatte ich mich unterdessen zur Seite gedreht. Ich presste wie verrückt, drückte die Hand meines Mannes und stiess das Bein mit voller Kraft gegen die erstaunlich standhafte Hebamme. Beide motivierten mich wie wahnsinnig. Anmerkung meines Mannes: dein Kopf war soooowas von knallrot! In der nächsten Wehenpause (6:50 Uhr) hörte ich die Hebamme telefonieren: „Nein, ich komm doch nicht zum Rapport. Das dauert hier nicht mehr lange.“ Juhui! Sie blieb bei uns! Und juhui! Bald geschafft! Also voll motiviert presste ich weiter. Ich spürte nun wie das Köpfchen ganz beim Ausgang war (und alles extrem auseinander dehnte). Doch es war nur ein Dehnschmerz und nichts im Vergleich zu den Wehen vorhin. Wieder hörte ich die Hebamme telefonieren (mit der Ärztin): „Komm bitte sofort zum Gebärsaal 6! Es ist gleich soweit! Ja, und die Kinderärztin muss auch sofort kommen, es ist eine Frühgeburt!“ Ich war sooo glücklich das zu hören und nun noch motivierter! Und nach 2 weiteren Presswehen: Schwupp! 07:00 Uhr, Samstag 4.Mai 2013 - Sie war draussen!!!! Und sie schrie sofort los! Wäre ich nicht so extrem geschafft gewesen, ich hätte losgeheult. Doch irgendwie mochte ich nicht einmal mehr Tränen produzieren. Die Kleine schrie so kräftig, dass sie mir sogar zuerst auf die Brust gelegt wurde und nicht sofort von den Kinderärzten entführt wurde. Ich schaute meinen Mann und unsere Kleine an – es war einfach der glücklichste Moment in meinem Leben. Unsere Tochter war da! Ich konnte es kaum glauben! Und sie lag so zufrieden auf meiner Brust. Nach etwa 5 Minuten wurde sie dann doch noch genauer untersucht von den Kinderärzten. Mein Mann nabelte die Kleine ab und beobachtete die Untersuchungen, während die Hebamme bei mir blieb und die Nachgeburt kontrollierte (alles problemlos). Ganz interessiert schaute ich mir die Plazenta an, welche noch viel grösser war als ich erwartete. Dieses Organ versorgte also unser Zwergli die ganze lange Zeit lang. Es faszinierte mich. Dann kam die Gynäkologin: „So Frau F..., ich beginne dann mal mit nähen.“ Nähen? Was nähen? „Sie haben da einen ziemlichen Dammriss. Die Oberärztin wird sich das auch gleich noch anschauen.“ Was?? Hatte ich überhaupt nicht bemerkt! Aber mir war in diesem Moment alles so egal (im Nachhinein bereitet es mir etwas Sorgen, dass es mich so sehr zerriss, obwohl unsere Kleine wirklich im Zwergenformat zur Welt kam – wie das wohl bei einer nächsten Geburt rauskommen würde, wenn das Baby in „normaler“ Grösse raus will?!). Die Ärztin flickte mich dann ca. 30 Minuten zusammen, was mir überhaupt nicht weh tat (PDA wirkte immernoch tiptop). Was mir nun aber auffiel, war, dass durch die PDA mein linkes Bein eingeschlafen war und mir überhaupt nicht gehorchte. Aber da ich ja wusste, dass dies weggeht wenn die Wirkung der PDA nachlässt, beunruhigte mich dies nicht die Bohne. War halt nur blöde, dass ich nicht aufstehen konnte.
Mit einem halben Ohr und einem halben Auge schaute ich immer wieder zum Untersuch unserer Tochter. „Alles in Ordnung! Sie ist ein kräftiges kleines Mädchen! Sie braucht keine Atemunterstützung und muss nicht auf die Neo. Geburtsgewicht 2560g, Länge 47cm, Kopfumfang 33cm.“ Ich war so erleichtert! Mittlerweilen war auch die Ablösung unserer Hebamme eingetroffen: „Was hat es denn gegeben?“ – „Ein Mädchen!“ Sie schaute mich etwas verdutzt an. Ach so, sie meinte den Namen! Nach einem kurzen Blick zu meinem Mann: „Lynn! Sie soll Lynn heissen!“ Es lief mir kalt den Rücken hinunter, als sie bereits 5 Minuten später mit dem Armbändchen für unsere Süsse kam, auf welchem ihr Name drauf gedruckt war. Lynn F.... Es war so offiziell! Wir hatten das geschafft! Ihr Leben lang wird sie den von uns gewählten Namen tragen. Dieser Gedanke machte mich noch einmal so richtig glücklich und stolz.
Die supertolle Hebamme verabschiedete sich nun zum etwa dritten Mal von uns (mittlerweile war es fast 9:00 Uhr und sie war wegen uns immernoch da). Ich war ihr so enorm dankbar, dass sie alles so an die Hand genommen hatte als sie kam. Und es freute mich von ihr zu hören: „Frau F..., es hat mich sehr gefreut, dass sie nach der langen Zeit auf unserer Station im letzten Monat, mit mir geboren haben. Es war für mich eine sehr schöne Geburt.“ Und ich musste mir eingestehen, dass es für mich zumindest ab den Presswehen auch eine sehr schöne Geburt war. Und es stimmt wirklich: man vergisst sehr schnell. Nun, knappe 2 Wochen nach der Geburt bin ich noch immer überwältigt von diesem Glücksgefühl, als Lynn da war. Und ich erinnere mich gerne an die letzte Phase der Geburt mit PDA. Die schrecklichsten Schmerzen meines Lebens habe ich bereits verdrängt und ich finde es sogar schade, dass die absolut einzigartige Erfahrung der Geburt des ersten Kindes nun vorbei ist.
Nach frisch machen und Frühstück im Gebärsaal durften wir bereits 3 Stunden nach der Geburt unser Familienzimmer (sehr empfehlenswert! Ich war sehr dankbar für die Anwesenheit meines Mannes in den folgenden Tagen) auf der Abteilung beziehen. Auch da wurde ich herzlich von allen begrüsst – war ich doch gerade erst vor 4 Tagen ausgetreten. Das Bettchen von Lynn war schon super schön beschriftet und auch hier kamen mir beinahe die Tränen, als ich sah, dass ihr Name schon drauf stand. Sie ist nun eine richtige, reale Persönlichkeit und wir sind so glücklich und gespannt was die nächsten Jahre bringen werden!
Zuletzt geändert von Svizzy am Mi 29. Mai 2013, 15:49, insgesamt 3-mal geändert.
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2 Stärnli im Herze: 08/2011, 07/2012

Timia
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Re: AW: Einleiten nach 4 Wochen vorzeitigen Wehen...

Beitrag von Timia »

Herzliche Gratulation zur Geburt, du hast das toll gemeistert!!

Ich würde vielleicht noch deinen Nachnamen rausnehmen :-)

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Svizzy
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Re: Einleiten nach 4 Wochen vorzeitigen Wehen...

Beitrag von Svizzy »

Danke Timia für den Hinweis! Hab den Namen wohl 1x vergessen raus zu löschen...
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2 Stärnli im Herze: 08/2011, 07/2012

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Rinne
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Re: Einleiten nach 4 Wochen vorzeitigen Wehen...

Beitrag von Rinne »

Herzliche Gratulation zu eurer Lynn. Du hast das toll gemeistert und so herzlich geschrieben.

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2boysmam
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Re: Einleiten nach 4 Wochen vorzeitigen Wehen...

Beitrag von 2boysmam »

Herzliche Gratulation zu eurer Lynn, du hast den Geburtsbericht wunderschön geschrieben.
LG 2boysmam mit
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Svizzy
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Re: AW: Einleiten nach 4 Wochen vorzeitigen Wehen...

Beitrag von Svizzy »

Danke Fröschlein! Lynn ist nun schon fast 4 monate alt und es geht ihr prächtig. Wahnsinn wie die Zeit vergeht! Auch wenn die Geburt schwierig war, denke ich immer wieder sehr gerne daran zurück.

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