Da die Babies von GGs Familie alle sehr schwer waren (schon GG und seine Geschwister waren um die 4 kg, die Nichten und Neffen sogar darüber), rechnete ich mit einem grossen Bébé, und eigentlich auch, dass es daher vielleicht schon vor Ablauf der 40 Wochen losgehen würde… Aber der ET verstrich und nichts tat sich. Am Tag nach dem ET wurden zwar auf dem CTG schon regelmässige Wehen aufgezeichnet, aber diese waren viel zu schwach, um etwas zu bewirken. Eine Woche später war ich noch immer kugelrund (und mittlerweile voller Wassereinlagerungen) und wieder musste ich zum CTG. Aber diesmal waren nicht einmal mehr Wehen zu sehen! Dem Kleinen ging’s aber gut (die Herztöne waren sogar noch besser als beim ersten CTG) und Fruchtwasser war noch genügend vorhanden, sodass der Arzt uns vorschlug, noch ein paar Tage zu warten und dann bei ET+12 zum Einleiten einzurücken.
Am Freitag Abend, 15.11.2013 um 21:00 Uhr hatten wir also den Termin im Spital zum Einleiten. Als wir ankamen, war offenbar gerade ziemlich viel los auf der Abteilung. Zuerst warteten wir ca. eine Viertelstunde beim Empfang, dann brachte uns eine Hebamme ins Untersuchungszimmer, musste dann aber gleich wieder weg. Dort mussten wir nochmals einige Zeit warten, bis ich dann endlich am CTG angeschlossen wurde. So verkabelt liess man uns dann wieder recht lange allein… sicherlich etwa anderthalb Stunden! Mir war’s egal, ich sah auf dem CTG, dass es unserem kleinen Spatz gut ging und ich wusste, dass es bald losgehen würde.
Um ca. 23:00 Uhr durften wir in unser Familienzimmer einziehen und es gab noch gleich einen Schichtwechsel bei den Hebammen. Unsere Hebamme kam sich vorstellen – und, welch Überraschung, es war ausgerechnet T., die wir einige Wochen zuvor am Geburtstagsfest einer Freundin kennengelernt hatten! Sie würde die nächsten drei Nächte Schicht haben und sie meinte, wir würden uns daher sicher noch sehen, auch wenn’s etwas länger dauern sollte.
Um Mitternacht bekam ich dann die Tablette eingelegt. Der Muttermund war noch verschlossen, höchstens fingerdurchlässig. Die Hebamme meinte, ich solle jetzt versuchen zu schlafen und mich einfach melden, wenn ich aufs WC müsse, dann würde sie mich nochmals untersuchen.
GG schlief ziemlich rasch ein, ich brachte hingegen kein Auge zu und horchte andauernd auf meinen Körper. Um 02:00 Uhr musste ich dann aufs WC. Ich klingelte wie vereinbart der Hebamme. Als ich wieder im Bett lag, spürte ich urplötzlich ziemlich unangenehme Schmerzen im Unterleib, wie wenn ich ganz dringenden Stuhldrang hätte. Ich schaute auf die Uhr; diese Schmerzen kamen schon ganz regelmässig, alle anderthalb Minuten!
T. untersuchte den Muttermund und schloss mich nochmals am CTG an. Es wurden zwar keine Wehen aufgezeichnet, aber da sich der MuMu innert kurzer Zeit ziemlich weit geöffnet hatte, schlug sie mir vor, vielleicht langsam in den Gebärsaal zu wechseln. Mir war das recht, denn mir war die hohe Wehenkadenz – langsam aber sicher glaubte ich, dass es wirklich Wehen waren – dann doch langsam unheimlich.
Wir schnappten also unsere „Requisiten“ (Fotoapparat, Getränke und Farmerstängel, Ersatz-Shirt) und wechselten das Zimmer. Die Hebamme staunte nicht schlecht, dass ich in zügigem Tempo durch die Gänge watschelte!

Kaum im Gebärsaal angekommen, wurden die Wehen nochmals einen Tick stärker. Und sie kamen noch immer alle 90 Sekunden, so dass ich ziemlich Stress hatte, noch etwas zu essen und zu trinken. Ich bekam noch ein Schmerzzäpfchen, und irgendwann war ich dann schon mittendrin… Es kam eine zweite Hebamme dazu und sie beschlossen, schon mal den Arzt zu informieren.
Die rasche Wehenfolge machte es mir fast unmöglich, irgendetwas zu tun. Ich schaffte es nicht, mich in den Vierfüssler zu drehen, ich konnte kaum sagen, wenn ich Durst hatte, ich wurde einfach überrollt und kaum war der Schmerz einigermassen erträglich, kam die nächste Wehe. Für eine PDA oder schon nur für schmerzlindernde Positionen, die ich im GVK gelernt hatte, war es schon längst zu spät… Also versuchte ich einfach, den Anweisungen von T. zu folgen. Ich war wie in Trance, hatte die Augen meist geschlossen und fühlte mich wie in einem mächtigen Strudel.
Zwischenzeitlich kam etwas Hektik auf, die Herztöne des Kleinen waren scheinbar nicht mehr so gut. Aber als der Arzt dann eintraf, war es schon wieder besser. Mein GG war die ganze Zeit bei meinem Kopf, und er litt sehr mit mir, so dass ihm sogar die Tränen kamen.
Irgendwann traf der FA ein, begrüsste mich, indem er mir beruhigend über den Arm strich, und setzte sich dann ans Fussende auf einen Stuhl. Ich hatte ein metallisches Klimpern gehört, das mich vermuten liess, dass er für alle Eventualitäten vorbereitet war. Irgendwann durfte ich dann pressen.
Beim Pressen ging mir immer wieder ein Gedanke durch den Kopf: „DAS IST EIN IRRTUM! DAS KANN DOCH GAR NICHT GEHEN!! DER KOPF WIRD NIIIIE DA DURCH PASSEN!!! DAS IST DOCH VÖLLIG ABSURD!“

Plötzlich wurden die Herztöne wieder schlechter. GG erzählte mir dann, dass der Arzt der Hebamme ein Zeichen gab: noch eine Wehe, dann muss ich eingreifen. T. spornte mich nochmals an und – schwupps, war der Kleine draussen und lag zwischen meinen Beinen!
Ich war völlig baff. Es war 04:34 Uhr, ab der ersten Wehe hatte die Geburt also gerade mal zweieinhalb Stunden gedauert!
Sie nahmen unseren kleinen Jungen zum Untersuchungstisch, dann brachten sie ihn mir und legten ihn mir auf die Brust. Noch immer war ich einfach baff. Hallo, Kleiner. Wow…, du bist schon da?!
Durch die schnelle Geburt war der Kleine aber etwas gestresst, seine Werte eher schlecht, deshalb musste er nach ein paar wenigen Minuten auf meiner Brust gleich in die Isolette. Eine Kinderkrankenschwester holte ihn ab, GG durfte mitgehen, und ich blieb auf dem Bett im Gebärsaal liegen, die Beine noch immer gespreizt und noch immer völlig baff. Irgendwann fragte ich, wann ich denn genäht werden würde – worauf mir der FA zu meinem Erstaunen sagte, dass nichts gerissen sei!
Als mein GG wieder bei mir war, ging die Hebamme rasch raus und brachte uns ein Foto des Kleinen, das sie schnell gemacht und ausgedruckt hatte. Anschliessend half sie mir, mich anzuziehen, sodass wir in unser Zimmer wechseln konnten. Dort angekommen, wurde uns auch der Kleine wieder gebracht und mir wieder auf die Brust gelegt. Nun konnten wir in Ruhe ankommen und langsam realisierte ich auch, was da eben passiert war!
Abgesehen von den schlechten Werten am Anfang haben wir einen kerngesunden Buben bekommen, 3690g schwer und 55cm lang. Ich erholte mich recht schnell, war aber noch tagelang ziemlich überrumpelt von dieser Turbogeburt!