Uaah, ich bin völlig baff, so viele Antworten!! Ganz, ganz herzlichen Dank für alle eure Worte, eure Offenheit, Erzählungen, Ratschläge und Ermutigungen! Das können wir echt gebrauchen.
Ich habe jetzt sicher nicht mehr alles im Kopf, das geschrieben wurde (werde mir eure Tipps und Ideen noch notieren), bitte habt also Verständnis, falls ich auf einen Input nicht eingehe.
- Es ist schon so, dass die KiGä (und übrigens auch die Schulleitung!) der Meinung sind, SIE seinen die Fachleute des Kindes... nicht die Eltern. Sie wissen zwar um die Diagnose unseres Sohnes, haben das von Psychologen auch schriftlich erhalten... ich habe aber wirklich nicht das Gefühl, dass diese "Fachleute"

die HB wirklich ernst nehmen. Sie zweifeln an der Diagnose und haben eher das Gefühl, dass er vom intellektuellen her einfach etwas weiter sei als andere, also quasi einen kleinen Entwicklungsvorsprung hat, der sich mit der Zeit aber den anderen Kindern anpassen wird... etwa so haben sie das kommuniziert. Wir hätten unseren Sohn halt nicht so fördern sollen und ihm das Schreiben etc beibringen, das haben wir jetzt davon..... (nur am Rande bemerkt, wir haben ihm REIN GAR NICHTS von uns aus beigebracht!) Das war irgendwie einfach immer schon da.... das gehört zu unserem Sohn, das IST unser Sohn. Man bedenke: Unser Sohn hat einen sehr hohen IQ-Wert erzielt. Wenn man soviel wie er
über der Norm liegt,
unter der Norm liegen würde, würde man als schwerstbehindert gelten. So kann man sich doch vorstellen, wie sehr unser Sohn regelrecht "durchwirkt" wird von dem hohen IQ....
Aber eben... er hat ja nur einen Entwicklungsvorsprung.
- Sie sehen mein Intervenieren als Anzeichen dafür, dass ich sie nicht als Fachperson wahrnehme. Da kommen nur schnippische Bemerkungen. Eine gute Gesprächsbasis ist schon lange verloren... hinzu kommt, dass bei jedem Gespräch 3 Personen seitens der Schule auf der einen Tischseite sitzen und ich alleine auf der andern. Dann wird mir quasi gesagt, dass eine solche Diagnose in einem Alter von 4,5 Jahren nicht ganz ernst genommen werden könne. Unser Sohn zeige kaum Anzeichen von HB, ich solle realisieren, dass dies nur ein Entwicklungsvorsprung sei, der sich in Kürze angleichen wird an die anderen Kinder. Das Thema HB oder nicht stehe absolut NICHT im Vordergrund, wenn es um Schullaufnahnentscheidungen ginge, vielmehr die offensichtlichen Defizite im Sozialen... *ich koche schon nur wieder beim drandenken!*
- Wir haben uns nun an eine unabhängige Psychologin gewandt, in der Hoffnung, sie könne evt. etwas bewegen. Leider ist der Termin aber erst Ende Oktober (!).
- Unser Sohn sagt übrigens ganz klar (auch der KiGä), dass ihn die Spiele im KiGa total langweilen, er wolle endlich in die Schule dürfen. Aber sie deuten diese Aussage so, dass er aus dem Kindsgi rauswolle, weil die KiGä Druck aufsetze, was Sozial- und Selbstkompetenz anbelangt. Also weil er da Widerstand und Grenzen verspüre... er wolle sich davor quasi drücken und davor flüchten. Aber sie wollen ihm das nicht "durchgehen" lassen und bleiben konsequent, was die Erlernung von Sozialkompetenz anbelange, darum bleibe er im KiGa, bis er die Kurve gekriegt hat. Punkt. Ja, da bleibt einem die Spucke weg! Es ist einfach zum Heulen...
- Ich sehe schon ein, dass eine KiGä mit vielleicht 20 Kindern nicht auf jedes einzeln voll und ganz eingehen kann, und schon gar nicht auf so spezielle Kinder, die so von der Norm abweichen. Absolut klar. Aber es bräuchte ja wirklich nicht viel! Vielleicht nur mal ein bisschen die Möglichkeit in Betracht ziehen, dass die Mutter recht haben könnte, dass das Kind einfach nur völlig unterfordert ist und Not hat... und dann vielleicht den Schritt machen HB-Fachleute hinzuzuziehen um die ideale Lösung für das Kind zu finden... welche auch immer das sein mag. Da liegt ja das Problem... in der absoluten Unfähigkeit ihr eigenes Urteil selbstkritisch in Frage zu stellen. Wie sagt man dem? Stolz? Arroganz? Keine Ahnung... jedenfalls leidet nun mein Sohn, weil sie die Situation nicht sehen will wie sie ist.
- Das Thema Privatschule haben wir schon vor einer Weile angeschaut und vorerst wieder beiseite geschoben, weil finanziell wahrscheinlich nicht so leicht möglich. Langsam gewöhnen wir uns aber an den Gedanken, dass wir es vielleicht einfach möglich machen MÜSSEN.... irgendwie...
- Wir versuchen unser menschenmöglichstes, um unserem Sohn trotz der unglücklichen Situation Futter zu geben. Er darf nun in den Geigenunterricht (das Instrument hat er sich selbst ausgewählt). Die Kosten für den Unterricht übernehmen Grosi und Grosätti. Geige passt sehr gut zu ihm, da er selbst ja gaaaaaanz ein zartes und empfindsames Kind ist (ja, trotz der Clownereien).
Wir bieten ihm alles mögliche in der Freizeit, wo er sich intellektuell betätigen kann... leider hat er aber schon ziemlich "dicht" gemacht, er traut sich kaum noch was zu.... vielleicht kommt das wieder etwas, wenn er erste Erfolge mit der Geige hat. Wir bewegen uns so viel wie es geht in der Natur, bauen Fantasiewelten mit Zwergenhäuschen und und und, erfinden ganze Welten, fantasieren, bauen Baumhütten im Wald (mit Papa), bauen im Estrich Geisterbahnen (ist lustig) und und und....
- Dann versuchen wir ihm tagtäglich irgendwie zu helfen, etwas positives darin zu sehen, dass er jeden Tag in den Kindsgi muss. Wenigstens hat er da einen Freund, mit dem er sich gut versteht...
- Ich versuche ihm die ganze Situation zu erklären, dass er nicht "schuld" daran sei, dass er zurückgehalten und gebremst wird (so empfindet er es halt), erkläre ihm aber auch, was die KiGä von ihm erwartet, damit er zur Schule darf. Er kann die Zusammenhänge sehr gut verstehen, sieht auch ein, dass sein Verhalten nicht "passend" ist, kann aber nicht anders. Ich gebe ihm zu verstehen, dass ich das sehr gut verstehen kann, wenn mir langweilig sei, könne ich auch nicht anders als irgendwie darauf zu reagieren. Wir geben ihm klar mit auf dem Weg, dass wir diese Hürde schaffen werden, gemeinsam, aber dass es halt aufgrund des Nicht-Einsehen-wollens der KiGä ein Kraftakt sei und dass wir da alle durchmüssen... aber dass wir das schaffen werden. Wir werden nicht aufgeben, wir werden unser Kind nicht durch das "Netz" fallen lassen, wir werden nicht aufgeben und mit ihm die Holperstrecke überstehen, jeden Tag. Es wird weiter Tränen geben, es wird weiter Bauchweh geben (auch meinerseits übrigens sehr oft), aber eines Tages werden wir eine Lösung gefunden haben, die passt... weil wir nicht aufgeben werden. Wir machen weiter, wir suchen uns externe Psychologen, "richtige" Fachleute, wenden uns wieder an die Begabungsförderung etc etc.... Und irgendwann können wir zurückblicken und sagen: "Es hat sich so sehr gelohnt zu kämpfen."
Es ist zum Davonlaufen. Da hat man ein Kind bekommen, hält das Baby im Arm, man malt sich die Zukunft aus, wie das Kind wächst und gedeiht, fröhlich sein wird, das Leben geniessen kann, sich erfreuen kann am Leben, Gefühle erleben wird, wie es älter wird, Freunde finden wird, Abenteuer erlebt, den Kindergarten, die Freude am Spiel, die Unbeschwertheit, dann der erste Schultag, Spannung, Bad der Gefühle, Aufregung, Vorfreude, Herausforderungen..... und dann das... alles ist ein einziger Kampf, das Kind wird zerdrückt, in unpassende Rahmen hineingemurkst und wenns nicht passt, wirds passend gemacht. Alles wird überschattet von Enttäuschung, Verzweiflung, Gefühle von "Falsch-sein", Wut, Trauer, vielen, vielen Tränen und ganz, ganz viel Aushalten....
Manchmal würde ich am liebsten meine Kinder nehmen und ganz, ganz weit wegrennen, irgendwohin wo ich meine Kinder von alledem fernhalten und schützen könnte... es ist wirklich kaum auszuhalten.
Ich danke euch herzlich für eure Hilfe. Das hilft mir wirklich sehr...