Geburtsbericht von meinem dritten Baby
Nach der Fehlgeburt im August 08 wurde ich glücklicherweise sehr schnell wieder schwanger. Der Entbindungstermin wurde bei der ersten US-Kontrolle auf den 5. Juni festgelegt. Vielleicht gibt es doch noch ein Maienkäferli.
In der 34. ssw spüre ich erste Kontraktionen. Die Vorbereitungen zur Geburt gehen also los, ich freu mich sehr und hoffe, dass das Baby diesmal früher kommt (Mitte/Ende Mai). In der 37. ssw sind die Geburtsanzeigekärtli fertig gebastelt und der Klinikkoffer gepackt, so früh war ich noch nie dran, hoffentlich ist das ein gutes Zeichen. In der 38. ssw wird der Gipsbauch erstellt, man weiss ja nie und ich werde krank geschrieben, da ich nun täglich Vorwehen verspüre und auch der Rücken schmerzt. In der 39. ssw häufen sich Anrufe und SMS von Freunden und Bekannten, welche mir alle Glück wünschen zur baldigen, bevorstehenden Geburt. Ich werde allmählich ungeduldig, hätte doch das kleine Wesen so gerne schon in den Armen statt im Bauch. In der 40. ssw wächst die Ungeduld ins Unendliche. Am 5. Juni (ET) steht wieder ein Kontrolltermin beim Arzt an, das CTG zeichnet schön brav zwei Kontraktionen auf, der Arzt meint, es geht sicher nicht mehr lange bis es losgeht. Die 41. ssw verläuft sehr ruhig, die SMS und Telephonate nehmen wieder ab, ich werde auch ruhiger und am 11. und 12. Juni bin ich gar froh, dass sich nichts tut, da die Geburtsdaten bereits besetzt sind. Unglaublich aber wahr, ich erreiche doch tatsächlich die 42. ssw. Die Kontraktionen werden täglich mehr, abends häufig sogar regelmässig, sie verschwinden aber alle wieder über Nacht.
Am 13. Juni (ET+8) steht die nächste Kontrolle (diesmal im Kantonsspital) an. Auch hier verzeichnet das CTG drei Kontraktionen, die Gebärmutter ist geburtsbereit, der Muttermund weich und fingerdurchlässig, alles deutet auf einen baldigen Geburtsbeginn hin. Am So, 14. Juni geht der Schleimpropf ab. Ich freu mich sehr, werde hibbelig, endlich tut sich etwas, bald kommt wohl das Baby. Noch einmal gehen wir ins Roggi spazieren, vielleicht regt das ja doch die Wehen an. In der Nacht werde ich ab und zu wach, der Bauch wird immer öfter und auch etwas länger hart.
Am Mo 15. Juni steht der nächste Kontrolltermin im Kantonsspital an. Diesmal kommt GG mit, ich getrau mich nicht mehr, alleine Auto zu fahren. Doch die Kontraktionen sind am Morgen leider wieder verschwunden. Die Kontrolle dauert sehr lange, immer wieder muss ich warten. Das CTG verzeichnet die üblichen drei Kontraktionen, der Muttermund weich und bereits 2cm offen, Fruchtwasser noch genügend vorhanden. Ich bekomme einen Einleittermin für Mittwoch und etwas UT-Öl (wehenförderndes Öl zum Einreiben) und auch den Rhizinuscocktail nach Hause.
Inzwischen ist es Nachmittag. Der Bauch wird nun wieder regelmässig hart, teilweise dauern die Kontraktionen nun länger. Die Kinder werden bei der Nachbarin wieder abgeholt. Da ich unter Verstopfung leide, nehme ich etwas vom Rhizinuscocktail in der Hoffnung bald davon befreit zu werden. Allerdings habe ich Angst vor einem Wehensturm und nehme nur etwa einen Viertel davon. Doch die Verstopfung löst sich nicht. Ein kurzer Spaziergang mit den Kindern liegt noch drin, die Wehen werden länger, und kommen ca. alle 10min, sind aber noch gut aushaltbar, hoffentlich sind das nun endlich die ersehnten Geburtswehen.
Um 19:00 Uhr bringen wir die Kinder erneut zur Nachbarin und rüsten uns daheim für die Fahrt ins Spital (duschen, fertig packen etc.). Um 20:00 Uhr fahren wir los, die Wehen im Auto sind bereits unangenehm und um 20:30 Uhr sind wir im Gebärssaal mal wieder am CTG. Die Hebamme ähnelt einer afrikanischen Buschmama. Ich fühl mich gut aufgehoben, habe ich doch mit ihr das Geburtsgespräch geführt. Die Wehen sind äusserst unregelmässig und der Puls vom Baby ist zu hoch. Der niederschmetternde Befund um 21:00 Uhr, der Muttermund offen bei 2cm (das habe ich heute doch schon mal gehört). Wir sollen also etwas frische Luft schnappen, damit das Baby wieder genügend Sauerstoff kriegt und ich etwas zu tun habe. Also geht es raus in den Nieselregen zum Abendspaziergang. Wir kommen nur sehr langsam vorwärts (trotz Walkingstöcke) und ich versuche eine optimale Wehenverschnaufposition rauszufinden (Baum, Wand, Laternenpfahl).
Um 21:45 Uhr sind wir zurück im Gebärssaal. Ich bin sehr, sehr müde, am liebsten würde ich mich hinlegen und schlafen. Nochmal wird ein CTG geschrieben, dem Baby geht es tatsächlich besser. Das Liegen ist wunderbar, doch die Wehen sind unerträglich und im Liegen kaum zu bewältigen, fühle mich wie ein Käfer auf dem Rücken und fange an zu jammern. Bevor ich eine PDA verlangen kann, empfiehlt mir die Hebamme Schmerzzäpfli, welche ich dankend annehme, obwohl ich deren Wirkung kaum spüre. Zwischen den Wehen versucht die Hebamme mir noch die Venenkanüle zu stecken, leider gar nicht so einfach bei meinen Händen und die blöde Kanüle hat anschliessend meine Bewegungsfreiheit behindert. Nach 15min und unzähligen Wehen werde ich wieder vom CTG befreit und noch mal untersucht. Der Mumu ist um ca. 22:00 Uhr bei 7cm offen und der erste Pressdrang wird spürbar. Der Babykopf drückt nach unten. Oje, ich habe doch Verstopfung, daher will ich unbedingt noch mal aufs Klo. Leider bringt es nicht so viel wie erhofft. Wehen auf dem Klo lassen sich nur sehr schwer veratmen, es ist äusserst unbequem, zum Glück sind da die warmen Hände der Hebamme, die genau an der richtigen Stelle im Kreuz Druck geben. (Für einen Einlauf ist es leider zu spät)
Zurück beim Bett versuche ich nun die Wehen stehend am Tuch zu veratmen und fühle mich wie Tarzan im Urwald. GG versucht zu helfen und zu stützen, die Hände der Hebamme sind mir diesmal jedoch lieber. Ich habe aber keine Kraft, mich zu äussern, ich jammere lieber etwas. Die Wehen kommen nun sehr unkontrolliert, mal mit Pausen, mal ohne und alle kann ich nicht mehr optimal wegatmen. Der Pressdrang wird stärker, ich getrau mich aber nicht zu pressen. Der Babykopf drückt und fühlt sich riesig an, daher scheu ich mich etwas vor den Presswehen und dem Schmerz. Die Hebamme ermuntert mich aufs Bett zu klettern in den Vierfüsslerstand. Abwechselnd klammere ich mich jetzt am Tuch oder am Kissen fest. Nun muss ich einfach pressen und kann gar nicht anders als schreien. Ich merk wie tausend Körperhormone freigesetzt werden und ich mich allmählich in einer traumweltähnlichen Gefühlslage befinde. Ich erwarte die Wehen nicht mehr als aufsteigende Schmerzen, sondern ich warte einfach darauf, bis ich wieder schreien muss. Die Natur hat die völlige Kontrolle über meinen Körper gewonnen. Zwischendurch versuche ich den Anweisungen der Hebamme Folge zu leisten: Hecheln, warten, pressen, Platz lassen, aufrichten etc. Dann platzt die Fruchtblase, doch es geht nicht so viel Wasser ab, der Babykopf dichtet wohl das meiste ab, kurz darauf wird der Kopf geboren. Ein sehr komisches Gefühl. Ich bin k.o. und denk mir, jetzt könnten sie das Baby doch einfach rausziehen. Nach unendlich langer Zeit kommt die nächste Wehe, versuche noch mal etwas energielos mitzuschieben und endlich ist unser grosser Babyboy da.
Yori Timo Loris, geboren am 15. Juni 09 um 22:56 Uhr, mit einer Grösse von 52cm und 3700g und einem Kopfumfang von 36cm.
Ein Schwall Fruchtwasser duscht ihn erstmal noch. Ich dreh mich um und kann ihn gleich in die Arme schliessen. Er weint erst gar nicht, dann ist ein kleines zaghaftes Wimmern und schliesslich ein süsses Schreien hörbar. Doch schon bald beruhigt er sich wieder und geniesst seine ersten Augenblicke. Auch sein Darm will sich nun endlich entleeren. Schon bald darauf sucht er nach Nahrung und trinkt absolut problemlos an der Brust. In aller Ruhe darf er nun ankommen, während meine Risse vernäht werden.
Er hat sich viel Zeit gelassen, um endlich anzukommen, doch dann gings plötzlich schnell. Nun geniessen wir die Babyflitterwochenzeit. Bedanken möchte ich mich vor allem bei GG für seine Unterstützung in jeglicher Situation. Auch einen lieben Dank, an die Nachbarin, die unsere Mädels über die Nacht betreut hat, schon am nächsten Morgen konnten die zwei grossen Schwestern ihren kleinen Bruder bewundern.
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Zuletzt geändert von ashu am Mo 15. Jun 2015, 09:04, insgesamt 2-mal geändert.
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Re: Yori Timo Loris
das hast du sehr schön geschrieben, war spannend zum lesen. Da musstest du dich ja lange gedulden bis er sich auf den weg gemacht hat und dan plötzlich ging es schnell. wünsche dir alles gute zur gebrut und eine schöne zeit als familie zu fünft
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Re: Yori Timo Loris
Ich gratuliere dir herzlich zu deinem Sohnemann! Ganz schön heftige Geburt, gell? Ich wünsche euch ein schönes Aneinander-Gewöhnen!


Re: Yori Timo Loris
Hallo ashu
Auch auf diesem Weg nochmals die herzlichsten Gratulationen zu eurem kleinen Stammhalter und dem kleinen Mann ein herzliches Willkommen!
Du hast den Geburtsbericht wunderschön geschrieben, ich hatte echt mit den Tränen zu kämpfen!
Hoffentlich kann euer kleiner Mann (und natürlich auch du) die Turbogeburt ganz schnell verarbeiten und sich dann darauf konzentrieren, neben seinen zwei Schwesterchen sein Plätzchen zu finden...
Weiterhin alles Gute - geniess die Zeit trotz Schlafmangel und allem drum und dran!
Bis ganz bald
Schmatz
Nemo

Auch auf diesem Weg nochmals die herzlichsten Gratulationen zu eurem kleinen Stammhalter und dem kleinen Mann ein herzliches Willkommen!
Du hast den Geburtsbericht wunderschön geschrieben, ich hatte echt mit den Tränen zu kämpfen!




Weiterhin alles Gute - geniess die Zeit trotz Schlafmangel und allem drum und dran!
Bis ganz bald
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Zaubermaus Sophia Leonie (27.09.2007)
& unseren 4 Sternengeschwisterchen für immer ganz tief im Herzen
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Re: Yori Timo Loris
Vielen lieben Dank für eure Antworten. Ich erinnere mich auch gerne an die Geburt zurück und werde ganz sentimental, wenn ich daran denke, dass es die letzte gewesen sein könnte.
Es liebs Griesli
ashu
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Re: Yori Timo Loris
Schon 6 Jahre ist es her. Immer wieder eine schöne Erinnerung.
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