Schoggitaler-Verkauf

Unsere grossen Kleinen und unsere kleinen Grossen. Was uns in diesem Abschnitt der Kinder begleitet, beschäftigt und interessiert.

Moderator: conny85

sonrie
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Re: Schoggitaler-Verkauf

Beitrag von sonrie »

auch von Missbrauch habe ich nie gesprochen. Ich sehe es nicht so dramatisch, dass es grad eine furchtbare und unsägliche Sache ist, ich sage lediglich, dass es für mich eher befremdlich ist, Kinder loszuschicken und dinge zu verkaufen, v.a. wenn dies nicht auf freiwilliger basis geschieht und von der schule aus so gehandhabt wird.

Und ja, du hast recht hiermit:
Es braucht Unterstützung, angefangen bei einer Anfangsinvestition für das Produkt (selbst wenn man nur Sirup verkauft, muss den jemand kaufen) über eine halbwegs anmächelige Aufmache bis hin zum Know-How, wo das gesammelte Geld hinkommt...

Da ist man als Kind auf Unterstützung angewiesen, es gibt beliebig viele Hindernisse:
- Die Eltern haben keine Zeit, um das Kind zu unterstützen.
- Die Eltern haben keine Lust, um das Kind zu unterstützen.
- Dem Kind vergeht nach den ersten Startschwierigkeiten die Lust, das Ganze durchzuziehen
etc. etc.
es ist nicht einfach, aber es ist durchaus möglich. Ich habe selber mit Schülern zusammen solche Projekte geleitet (waren allerdings etwas älter, ca. 14 Jahre alt) und es ist unglaublich, was diese Kinder auf die beine stellen können, wenn man sie dabei unterstützt. (es ging dabei um eine Schule in Guatemala die Geld benötigte um unterrichtsmaterialien und Instrumente zu kaufen, in einer Projektwoche hat eine Schulklasse in AT selber Kuchen gebacken (Rohmaterial wurde von den Eltern gesponsert), Bastelarbeiten erstellt (Material haben sie selber von firmen erfragt und Werkzeug etc. wurde von der schule gestellt), das alles wurde an einem Bazar verkauft und das geld gespendet.
"Wenn Aufregung helfen würde, Probleme zu lösen, würde ich mich aufregen." (Angela Merkel in "Die Getriebenen")

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Nellino
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Re: Schoggitaler-Verkauf

Beitrag von Nellino »

Aryu: ganz einfach weils mit der zeit nervt..hier kommen sie pro jahr zwar nur ca. viermal mit irgendwelchen sächelis vorbei... und es sind meist hier die 4.klässler. Die wissen es gibt arme kinder und sie wissen aber auch wir übertreiben bitz dann tönts noch bisschen besser und die sachen sind zack verkauft.
Sie sagten auch schon zu mir: weisst du, wenns wirs so sagen dann kaufen grad die älterene leute eher zwei wie eins....
Ich find halt immer noch, freiwillig ist es ok..aber dass kinder verkaufen müssen find ich nicht. Dann lieber mit der klasse besprechen das könnte man unterstützen, dafür zb backen und den erlös spenden. An einne guten ort wos geld ankommt. Eben so wie sonrie zb schreibt, man unterstützt dann eine schule damit. Oder zb beim abschluss der sechsten klasse hier machten sie einen markt und das geld ging an nepal. An ein projekt wos geld ankommt.
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aryu
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Re: Schoggitaler-Verkauf

Beitrag von aryu »

Nellino: Die von dir geschilderten Aktionen finde ich super, natürlich besser als Pro Juventute etc. Aber das macht das andere in meinen Augen nicht schlecht.

Tja, aber auch wenn's dich noch so nervt und du nicht gerne darauf aufmerksam gemacht wirst, wird die Armut leider nicht einfach so weggezaubert. Und ich glaube, es ist in dem Zusammenhang kaum möglich, zu übertreiben. Insofern ist es zwar sicher richtig, dass mehr gekauft wird, wenn die Schilderung dramatischer ist, aber eben: Übertrieben? Wohl kaum.

Auch wenn eine solche Aktion in der Klasse besprochen und beschlossen wird (im Normalfall ja per Abstimmung...), finden sie nicht alle lässig, für die, die sowas nicht gerne tun, ist der Zwang genau der gleiche.

Was meinst du mit "wo's ankommt"? Die Organisationen, die in der Schweiz mit Schulen zusammenarbeiten, haben alle das Zewo-Siegel, das Geld kommt auch an. Ja, klar, ein Teil davon geht weg, weil es in diesen Firmen Leute gibt, die arbeiten und Lohn dafür beziehen. Aber es wird nicht einfach beliebig Geld von den Spenden abgezweigt.

lg, aryu
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nera
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Re: Schoggitaler-Verkauf

Beitrag von nera »

Ich finde auch dass der Schoggitaler und Co. Verkauf nichts in der Schule verloren hat, resp. nicht obligatorisch sein dürfte.
Ich kenne einige Schulen welche nicht mehr mitmachen und sagen dies gehöre einfach nicht auch noch zur Aufgabe der Schule. Und ich möchte nicht dass meine Kinder bei unseren Nachbarn betteln gehen müssen und etwas verkaufen.
Wenn das Pfadis oder sonst was freiwilliges macht ist es ja noch eine Sache, aber wenn die Kinder dazu verknurrt werden, ein totales Nogo für mich.
Also viel lernen sie dabei nicht, ausser dass sie entweder abgewiesen werden oder ihnen die Türe oft gar nicht mehr geöffnet wird.

Für 3-4 Monate einmal für so ein Projekt und mich nervt es einfach nur noch. Ich spende und zahle lieber für eine Sache die ich kenne und die mir wichtig ist aber nicht für einfach alles was mir die Kinder verkaufen wollen, zudem stellt sich bei mir auch die Frage wie viel von dem Geld dass dann schliesslich wirklich dort ankommt wo es hin sollte.

@aryu
Das wird selten bis nie in einer Klasse abgestimmt, es heißt einfach die 4.Klässler seien dran und fertig. dann werden Ihnen die Produkte in die Hand gedrückt und es heißt bis Freitag verkaufen, evtl haben sie noch eine bis zwei Lektionen Zeit dafür.

Da wo ich arbeite haben die Eltern und Lehrer am Elternabend das Thema diskutiert und es hieß am Schluss man möchte das nicht mehr machen lassen, es seien zu viele Eltern dagegen gewesen und die Schüler seien auch nicht mehr motiviert weil viele sie entweder nicht aussprechen lassen oder sie gar nicht verstehen.

Andres sehe ich dass wenn sich Schüler oder Pfadis für z.B. ein Lager einsetzen und Geld sammeln und z.B. Züpfen backen und am Sonntag vorbeibringen oder Kuchen vor dem Coop verkaufen, da helfe ich gerne und man sieht dass sie wirklich wissen wofür sie das machen und nicht einfach irgendwas nachplappern oder im schlimmsten Fall gar keine Ahnung haben wieso.

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Nellino
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Re: Schoggitaler-Verkauf

Beitrag von Nellino »

Also hier wird auch nix abgestimmt, sondern die schachteli mit den sachen kommen, es heisst für was und wer wo verkauft das wars.
Aber eben, es gibt hier leute die findens toll andere nciht. Da klaffen die Meinungen riesig auseinander.
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krista
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Re: Schoggitaler-Verkauf

Beitrag von krista »

aryu hat geschrieben:Selbstverständlich ist es schwieriger, einem Kind "Nein" zu sagen. Und natürlich wissen das auch die Leute, die hinter diesen Sammelaktionen stehen.
So sehe ich das auch. Ich finde auch, dass die Kinder dafür ausgenutzt werden. Schon allein, dass die Kinder in der Nachbarschaft verkaufen sollen. Da wird doch genau damit gearbeitet, dass niemand dem Nachbarskind absagt - rein aus Höflichkeit oder Freundschaft (z.B. im Bekanntenkreis). Ich finde, das hat viel mit ausnutzen zu tun.
Auch sind in der 3. Klasse die meisten Kinder emotional noch nicht genug gefestigt, "Nein" zu sagen, wenn sie das nicht mitmachen wollen. Und da auch, zumindest bei uns, ganz gross der Zustupf an die Klassenkasse thematisiert wird, ist es doch klar, dass die Kinder sich schlecht fühlen, wenn sie nichts zur Klassenkasse "beitragen", im Gegensatz zu jenen, die es tun.
Ich finde, die Kinder sind da definitiv zu jung für so eine Sache, die rein emotional zum Zwang wird.

@Arme Kinder- Notleidende
Wenn es denn mal für Notleidende wäre :roll: es geht um Schmetterlinge und Wiesen.
Nicht, dass ich etwas gegen Schmetterlinge und Wiesen hätte, aber angesichts der Not leidenden Menschen überall auf der Welt habe ich meine Probleme damit, mein Kind für Schmetterlinge und Wiesen sammeln zu lassen :roll:

@Spenden sammeln allgemein
Das finde ich wichtig. Ich erlebe es immer wieder, dass auch schon Primarschüler sehr betroffen sind von Not und Leid, dass sie in den Nachrichten mitbekommen. Viele möchten sehr gern etwas machen. Ich finde es gut, wenn in der Schule gelehrt wird, wie man eine Hilfsaktion organisiert und durchführt.
Ich finde es gut, wenn Kinder lernen, sich für etwas einzusetzen. Das kann meinetwegen auch etwas zum Thema "Heimat" sein.
Dennoch fände ich es besser, wenn in der Klasse ein Thema gesucht oder abgestimmt wird. Auch wenn die Kinder sich gemeinsam überlegen, was man machen könnte und wie man es durchführt. Das wäre eine Projektarbeit, bei der auch schüchterne Kinder ihre Aufgabe finden.
Spendensammeln oder eine Hilfsaktion als Projekt zu machen, finde ich gut.

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Gutemine
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Re: Schoggitaler-Verkauf

Beitrag von Gutemine »

sonrie hat geschrieben: ist übrigens so ein schweizer ding, dass kinder von der schule aus dinge verkaufen müssen (und in anderen ländern absolut undenkbar, da laufen solche aktionen nur freiwillig über pfadis, jungschar etc.)
Darüber habe ich mit Lehrern aus anderen Ländern (v.a. englisch sprechend) gesprochen, die fanden eher, dass in der Schweiz diesbezüglich eher weniger laufe. In den USA sei es üblich, dass man für lokale, nationale oder intenationale Dinge sammle. Ein Beispiel ist zum sponsored reading. Auch fundraising at schools gibt einem unzählige Beispiele, wie das funktionieren kann.
Der Unterschied ist da meist, dass die Aktion von der Schule aus kommt und nicht von einer Organisation, welche die Schule beauftragt. Aber im Grundsatz werden auch hier von der Schule aus Ideen umgesetzt, welche Geld für wohltätige Zwecke oder Organisationen sammeln sollen.

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Nellino
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Re: Schoggitaler-Verkauf

Beitrag von Nellino »

ja die sachen welche sie von der schule aus machen finde ich auch schön. Wenn sie was thematisieren und dann auch dafür eben backen, ein musical mit kollekte etc machen...dann ist das super.
aber eben je nach Organisationen hab ich mühe damit und eben dass sie damit von haus zu haus sammeln gehen müssen.
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Re: Schoggitaler-Verkauf

Beitrag von Strandeule »

Ich denke auch, es ist ein Unterschied, ob der Wunsch nach Spenden sammeln von den Schülern oder von einer externen Organisation kommt.
Wenn die Schule die Schüler verdonnert, für eine Organisation zu sammeln - unabhängig davon, ob die das gut finden oder nicht - hat es was von Ausnutzung. Wenn die Schüler aber selber eine Sammlung aufstellen, sind sie ehr motiviert und wissen auch, warum und wofür die sammeln.

Wir haben damals in der Schule mehrfach für Flüchtlinge und Krisenregionen gesammelt. Allerdings Sachspenden und kein Geld. Auch das Packen von Weihnachtspäckchen gab es in mehreren Jahren. Es gab nur wenige, die damals nicht bereit waren, etwas beizusteuern. Ich fand das als Schülerin so gut. Bettelnd von Tür zu Tür gehen mussten wir zum Glück nie. Das hätte ich nicht gewollt.

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Gutemine
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Re: Schoggitaler-Verkauf

Beitrag von Gutemine »

Also es wäre OK, wenn die Schule beschliesst, die Anliegen von Pro Natura zu unterstützen und in der Folge beschliesst, man könnte doch Schokolade verkaufen und den Erlös an die Organisation spenden?

Es ist ja nicht so, dass die Klassen unter Strafe verdonnert werden, die Taler zu verkaufen. Meist beschliessen die Klassenlehrer dies, weil sie die Idee dahinter gut finden und mit der Provision auch die Klassenkasse etwas aufbessern können.

Shiva
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Re: Schoggitaler-Verkauf

Beitrag von Shiva »

Warum müssen sich immer wieder Eltern über "freiwillige" Leistungen ausserhalb der Schule aufregen? Ehrlich... kann ich nicht verstehen. Wir hatten das früher auch und nicht nur Schoggitaler. Da waren die Pro Juventute Marken, die 1-August-Abzeichen, die Pro Patria Marken usw. Und wir Kinder fanden es super spannend (sogar die scheuen Kinder). Wir sind zu zweit losgezogen, vorher wurde in der Klasse das Dorf aufgeteilt, und dann wurde fast ein Wettkampf daraus, wer als erstes die Dinger verkauft hatte und wer am meisten Trinkgeld erwirtschaftet hatte :-) Und das die Kinder meist in den eigenen Quartieren lieber verkaufen, hat auch zum Grund, das sie da die Leute etwas kennen und die Hemmschwelle "Fremde" anzusprechen entsprechend kleiner ist.

Man kann sein Kind ja auch immer gleich ausschliessen von solchen Aktionen, damit man ja sein Gewissen befriedigt hat. Aber was hat das Kind dann davon. Alle Gspänli sind dann an einer Aktion beteiligt, können mit einander darüber schwatzen und wetteifern und das eigene Kind ist aussen vor (ein super Deal für das Kind). Unverständlich in meine Augen (ich hätte schön rebelliert, hätten mich meine Eltern nicht mitmachen lassen).

Ja die Schule macht ab und zu Dinge, die mir als Mutter nicht immer passen. Müssen sie aber auch nicht... meinem Kind müssen sie passen. Oft sind gerade solche Aktionen Sachen, die einem auch später noch in Erinnerung bleiben. Ich kann mich heute noch an einzelne Aktionen in der Schule erinnern und eigentlich alle fanden ausserhalb der Schulzeit. Da waren sogar Auftritte bei Veranstaltungen dabei, wo wir gesungen, getanzt usw. haben. Aber die Klassenkasse hat es aufgebessert und wir haben schlussendlich davon profitiert.

Manchmal finde ich, sollten gewisse Mütter lockerer werden. Nicht immer alles so eng sehen und die Dinge auf sich zukommen lassen. Was ist schon dabei, wenn die Kinder ab und zu Schoggitaler verkaufen gehen (oder halt auch andere Dinge wie Palmwedel am Palmsonntag)? Ich sehe echt das Problem nicht. Haben die keine anderen Probleme?

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gast
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Re: Schoggitaler-Verkauf

Beitrag von gast »

Shiva, wir haben genau diesselben Sachen verkauft. :-).

Meine verkaufen auch Schoggitaler, sind mit Feuer und Flamme dabei. Ist bei uns auch freiwillig und sie wollten unbedingt. Ich finds auch nicht so toll, weil wir haben sehr wenig Zeit dafür, und ich denke, sie kriegen keine ganze Schachtel los. Und auch bei uns ist es so, es sind extrem viele Schüler, die verkaufen, man wird ständig angehauen, ob man was kaufen will. nach Quartieren aufteilen wär eine gute Idee. Da bei uns praktisch alle Nachbarn Kinder haben die in derselben Klasse sind wie meine laufen die sich ständig ins Gehege.
Liebi Grüessli

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