Hallo zusammen
Meine Grosse, gerade 5 geworden, ist grundsätzlich ein aufgestelltes und fröhliches Mädchen. Sie spielt gerne und oft mit anderen Kindern. Immer mal wieder jedoch kommt sie von den Nachbarn/von draussen/vom Kindergarten nach Hause und ist nahe an den Tränen bzw. schon am Weinen. Ihre Begründung ist dann oft: "xy hat das und das gesagt", "xy hat gesagt, ich kann das nicht", "ich durfte das und das nicht", "niemand wollte mit mir spielen" und so weiter. Auch daheim, mit der kleinen Schwester, ist sie oft "unterlegen", bzw. geht sie dann aus der Situation raus und macht dann eben etwas anderes, wenn die Kleine ihr z.B. die Farbstifte wegnimmt. Manchmal geht sie dann ins Zimmer, manchmal weint sie, manchmal scheint sie aber einfach aufzugeben. Dazu kommt, dass sie ganz schlecht mit Frust umgehen kann. Auch da bricht sie schnell in Tränen aus und zieht sich ins Zimmer zurück.
Nun hatten wir heute Elterngespräch im Kindergarten, und offenbar ist es dort auch ein Thema. Sie lässt sich Dinge wegnehmen, geht Streit aus dem Weg, gibt praktisch immer nach und so weiter. Wenn ihr etwas nicht gelang, ist sie auch schon im Kindergarten in Tränen ausgebrochen.
Mir macht das Sorgen. Ich würde mir wünschen, dass sie sich für ihre Bedürfnisse stark macht, einsteht für das, was sie möchte, und dass sie lernt, mit negativen Gefühlen adäquat umzugehen. Wir versuchen, ihr Selbstbewusstsein zu stärken, loben sie, sagen aber auch, wenn etwas das nächste Mal anders gemacht werden soll.
Habt Ihr einen Tipp für mich? Wie kann ich sie ermutigen, sich zu wehren? Wie kann ich sie so stärken, dass sie nicht immer nachgibt? Für mich wäre es noch das eine, wenn sie sich dann tatsächlich dafür entscheiden würde, lieber was anderes zu machen. Aber eben, oft wirkt sie verzweifelt und weint, wenn sie aus so einer Situation raus geht.
Übrigens: auf das "Stop!" im Kindergarten hören längst nicht alle Kinder (hat mir die Lehrperson heute auch so bestätigt), daher hat das viel von der anfänglich guten Wirkung eingebüsst.
Merci schonmal, ich bin für jeden Tipp dankbar!
5-Jährige wehrt sich nicht
Moderator: conny85
Re: 5-Jährige wehrt sich nicht
das wird wohl ein stück weit ein reifeprozess (v.a. mit niederlagen umgehen) aber auch ein charakterzug sein.
unser grosser, 7, ist er jetzt "so reif" und zieht klar seine grenzen... aber er ist bei weitem nicht so beherrschend wie manch andere kinder die ich kenne.
ich sehe das etwas zwiegespalten.
1) müssen die anderen kinder lernen dass man niemandem was weg nimmt und dass stop nunmal stop heisst. und das ist etwas das die kindergärtnerin durchsetzen muss und nicht dein kind! sprich dein kind muss stop sagen und wenn das keine wirkung zeigt dann muss eben "die nächste instanz" (=kindergärtnerin) her und eingreifen.
2) bei euch daheim: also bei uns gelten die regeln erst fragen ob man was haben kann / teilen kann und dann lernen mit einem NEIN umzugehen - das können meine beide hervorragend, aber ich sehe es bei vielen gspänli wo dem nicht so ist, und da schreite ich dann ein. nur weil wer stärker ist hat er nicht mehr "recht". und stop ist stop - fertig
3) weinen wenn jemand nicht mit einem spielen will etc. --> das ist meines erachtens ein reifeprozess, mehr als viel erklären und sie in ihrer persönlchkeit bestärken kannst du da wohl nicht. aufpassen muss man nur, dass sie nicht gemobbt wird, bzw merken wenn das mobbing beginnt. da du aber nicht dabei bist, muss da die kiga ein auge drauf haben...
unser grosser, 7, ist er jetzt "so reif" und zieht klar seine grenzen... aber er ist bei weitem nicht so beherrschend wie manch andere kinder die ich kenne.
ich sehe das etwas zwiegespalten.
1) müssen die anderen kinder lernen dass man niemandem was weg nimmt und dass stop nunmal stop heisst. und das ist etwas das die kindergärtnerin durchsetzen muss und nicht dein kind! sprich dein kind muss stop sagen und wenn das keine wirkung zeigt dann muss eben "die nächste instanz" (=kindergärtnerin) her und eingreifen.
2) bei euch daheim: also bei uns gelten die regeln erst fragen ob man was haben kann / teilen kann und dann lernen mit einem NEIN umzugehen - das können meine beide hervorragend, aber ich sehe es bei vielen gspänli wo dem nicht so ist, und da schreite ich dann ein. nur weil wer stärker ist hat er nicht mehr "recht". und stop ist stop - fertig

3) weinen wenn jemand nicht mit einem spielen will etc. --> das ist meines erachtens ein reifeprozess, mehr als viel erklären und sie in ihrer persönlchkeit bestärken kannst du da wohl nicht. aufpassen muss man nur, dass sie nicht gemobbt wird, bzw merken wenn das mobbing beginnt. da du aber nicht dabei bist, muss da die kiga ein auge drauf haben...

mit sternchen 01/2010
Re: 5-Jährige wehrt sich nicht
Ich würde, wie du es wahrscheinlich bereits machst, sie unterstützen, ihr erklären, WIE sie sich für ihre Bedürfnisse stark machen kann. Ganz konkret WAS sie zur kleinen Schwester, Nachbarskind, etc in so einer Situation sagen soll. Oder wenn sie traurig nch Hause kommt und sie zurückstecken musste, die Situation mit ihr besprechen und ihr ganz konkrete Tipps geben, wie sie beim nächsten Mal anders reagieren kann.
Aber was mir auch noch einfällt. Ich würde ganz bewusst versuchen, ihr gutes Vorbild zu sein diesbezüglich. Kinder lernen am Besten, indem sie am Vorbild lernen. Adäquates Einstehen für die eigenen Bedürfnisse ist ja häufig auch gerade für Mütter kleiner Kinder ein grosses Thema...
Aber was mir auch noch einfällt. Ich würde ganz bewusst versuchen, ihr gutes Vorbild zu sein diesbezüglich. Kinder lernen am Besten, indem sie am Vorbild lernen. Adäquates Einstehen für die eigenen Bedürfnisse ist ja häufig auch gerade für Mütter kleiner Kinder ein grosses Thema...
- Zwirbeline
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Re: 5-Jährige wehrt sich nicht
Bei meinem Sohn war das vor etwas mehr als einem Jahr auch ein Thema in der Kita. Er ist auch 5 und diesen Sommer in den Chindsgi gekommen. Wir haben ihn auch ermutigt, immer wieder. Aber nur Reden reicht nicht. Es ging darum, ihn gezielt mit Erfolgserlebnissen zu stärken. Ihn Herausforderungen meistern zu lassen, die er sich sonst nicht zutraute (zB auf Spielplatz hochklettern irgendwo, möglichst alleine). Ziel ist, dass ers selber schafft. Aber kein Drama machen, wenns nicht klappt. Es braucht viel Zeit, hat bei uns aber geholfen. Er kann das heute viiel besser und kommt in Gruppen gut klar. Was ich auch fand, was half: Solchen Konflikt-Situationen mit Humor den Schrecken nehmen. ...
- Zwirbeline
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Re: 5-Jährige wehrt sich nicht
...sorry wurde unterbrochen... Mit Humor reagieren, meine ich nicht, die Situation runterspielen, sondern aus einer anderen Perspektive anschauen, zB ganz ungläubig-lachend sagen: "WAS hat das andere Kind gemacht???" Oder rationalisieren: "warum hat er das gemacht?" Ohne aber in den Jammer-Tonfall mit einzusteigen. Sorry, weiss nicht ob jetzt rübergekommen ist, was ich meine. Hat bei uns aber sehr geholfen.
Es wird bestimmt besser, braucht nur etwas Zeit.
Es wird bestimmt besser, braucht nur etwas Zeit.
- mommy2b
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- Wohnort: Zürich
Re: 5-Jährige wehrt sich nicht
Danke Euch für Eure Antworten!
@mamily: Ja, das sehe ich auch so, dass die Lehrperson dafür zuständig ist, die Regeln durchzusetzen (vor allem, da diese in der ganzen Schule immer wieder betont werden). Ich bin mir allerdings noch nicht ganz im Klaren darüber, inwiefern ihr das auch gelingt. Ich versuche meine Grosse einfach zu ermutigen, sich auch wirklich an die Kindergärtnerin zu wenden. Ich weiss aber, dass sie dies schon ein paar Mal gemacht hat, dann aber halt auch nichts passiert ist. Sie gibt halt auch schnell auf und sagt mir dann auch, "Frau xy hatte gerade keine Zeit. Ich hab dann halt was anderes gespielt.". Bei uns zuhause gilt auch die Regel, dass ein Nein zu akzeptieren ist. Die Kleine ist aber manchmal tatsächlich (noch) nicht bereit, das zu akzeptieren. Da greife ich ein. Aber eben, ich würde mir wünschen, dass die Grosse es alleine schafft.
@Fledermaus: Da hast Du Recht, mit dem Lernen am Vorbild. Ich kann selbst gut für meine Bedürfnisse einstehen, inzwischen. Ich würde sogar sagen, sehr gut. Evtl. fällt es mir auch deshalb so sehr auf. Was dazu kommt: Ich hab als Kind oft gehört: "Jetzt wehr Dich doch mal!", "Wenn Du DAS schon schlimm findest, wie willst Du dann überhaupt durchs Leben kommen?", "Du verträgst überhaupt nichts, fängst immer gleich an zu weinen.", und so weiter. Also ich kenne das Thema also gut, aus meiner eigenen Erfahrung. Ich kann mich auch daran erinnern, dass solche Aussagen meinem Selbstwert geschadet haben. Ich möchte meinen Kindern definitiv was anderes vermitteln.
@Zwirbeline: Danke für Deinen Input. Das ist eben schon noch erstaunlich: Sie ist sonst eigentlich eher forsch und "outgoing". In einer Gruppe ist sie sogar oft diejenige, die ein Spiel vorschlägt oder anleitet. Auch im Kindergarten hat sie keine Mühe, in der Gruppe zu sprechen. Also sie HAT Erfolgserlebnisse. Vielleicht sollten wir die mehr in den Vordergrund stellen.
@mamily: Ja, das sehe ich auch so, dass die Lehrperson dafür zuständig ist, die Regeln durchzusetzen (vor allem, da diese in der ganzen Schule immer wieder betont werden). Ich bin mir allerdings noch nicht ganz im Klaren darüber, inwiefern ihr das auch gelingt. Ich versuche meine Grosse einfach zu ermutigen, sich auch wirklich an die Kindergärtnerin zu wenden. Ich weiss aber, dass sie dies schon ein paar Mal gemacht hat, dann aber halt auch nichts passiert ist. Sie gibt halt auch schnell auf und sagt mir dann auch, "Frau xy hatte gerade keine Zeit. Ich hab dann halt was anderes gespielt.". Bei uns zuhause gilt auch die Regel, dass ein Nein zu akzeptieren ist. Die Kleine ist aber manchmal tatsächlich (noch) nicht bereit, das zu akzeptieren. Da greife ich ein. Aber eben, ich würde mir wünschen, dass die Grosse es alleine schafft.
@Fledermaus: Da hast Du Recht, mit dem Lernen am Vorbild. Ich kann selbst gut für meine Bedürfnisse einstehen, inzwischen. Ich würde sogar sagen, sehr gut. Evtl. fällt es mir auch deshalb so sehr auf. Was dazu kommt: Ich hab als Kind oft gehört: "Jetzt wehr Dich doch mal!", "Wenn Du DAS schon schlimm findest, wie willst Du dann überhaupt durchs Leben kommen?", "Du verträgst überhaupt nichts, fängst immer gleich an zu weinen.", und so weiter. Also ich kenne das Thema also gut, aus meiner eigenen Erfahrung. Ich kann mich auch daran erinnern, dass solche Aussagen meinem Selbstwert geschadet haben. Ich möchte meinen Kindern definitiv was anderes vermitteln.
@Zwirbeline: Danke für Deinen Input. Das ist eben schon noch erstaunlich: Sie ist sonst eigentlich eher forsch und "outgoing". In einer Gruppe ist sie sogar oft diejenige, die ein Spiel vorschlägt oder anleitet. Auch im Kindergarten hat sie keine Mühe, in der Gruppe zu sprechen. Also sie HAT Erfolgserlebnisse. Vielleicht sollten wir die mehr in den Vordergrund stellen.
Re: 5-Jährige wehrt sich nicht
im prinzip zeigt das aber, dass deine tochter sozial sehr weit ist und nicht rumbrüllt bis sie das bekommt, was ihr zusteht, obwohl es ihr recht wäre. wir hatten genau die selbe situation, und wir haben der kiga dann klar gesagt, dass sie sich halt nicht nur um die kinder kümmern sollte, die am lautesten brüllen, sondern auch um die, die stiller sind aber dennoch genauso viele "rechte" wie "pflichten" haben. das war ihr o noch gar nie aufgefalenmommy2b hat geschrieben:Danke Euch für Eure Antworten!
@mamily: Ja, das sehe ich auch so, dass die Lehrperson dafür zuständig ist, die Regeln durchzusetzen (vor allem, da diese in der ganzen Schule immer wieder betont werden). Ich bin mir allerdings noch nicht ganz im Klaren darüber, inwiefern ihr das auch gelingt. Ich versuche meine Grosse einfach zu ermutigen, sich auch wirklich an die Kindergärtnerin zu wenden. Ich weiss aber, dass sie dies schon ein paar Mal gemacht hat, dann aber halt auch nichts passiert ist. Sie gibt halt auch schnell auf und sagt mir dann auch, "Frau xy hatte gerade keine Zeit. Ich hab dann halt was anderes gespielt.".

genau das selbe problem haben wir jetzt mit dem kleinen in der spielgruppe - obwohl er schon "viel lauter und direkter" ist als der grosse, kommt auch er dort unter die räder weil es eben immer andere kinder gibt, die noch lauter sind oder noch mehr "ärger" machen.
das finde ich eben nicht gut, denn jedes kind sollte in summe gleich viel "aufmerksamkeit" bekommen - die, die "brav mitlaufen und keinen ärger machen" leiden oft genauso, wenn nicht sogar mehr, weil sie viel in sich hinein fressen und es dann erst daheim rauskommt, und dann stehst du nämlich da, die situation war irgendwann am vormittag, du warst nicht dabei und kannst dann versuchen alles irgendwie ins rechte licht zu rücken... kann's ja auch nicht sein irgendwie. und so dumme sprüche wie "dann muss sie sich halt wehren" find ich eh total daneben weil eben, wir haben hier ja nicht krieg und müssen die spielsachen, mit denen man gerade spielt, verteidigen... steh ja auch nicht mit der pumpgun vorm haus

beim grossen is es erst jetzt in der schule richtig gut, da gibt es keine "sozialen hick-hacks" mehr. ist bei vielen kinder sicher ein reifeprozess (eben sich auch in die position des gegenübers reinversetzen können und regeln zu akzeptieren / verstehen).

mit sternchen 01/2010