Viele Hausaufgaben über Ferien

Unsere grossen Kleinen und unsere kleinen Grossen. Was uns in diesem Abschnitt der Kinder begleitet, beschäftigt und interessiert.

Moderator: conny85

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Nellino
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Re: Viele Hausaufgaben über Ferien

Beitrag von Nellino »

lunita: hatten schon alles... aber konnten zum glück oft gut reagieren, gut für unsere kinder.
Aber es ist für uns so, bzw war immer so: wenns für micht nicht stimmt naja...aber es muss vorallem für die kinder stimmen und sie müssen das klar sagen... Also kann heissen: ich mag eine lehrerin und ihren stil überhaubt nicht (momentan in der obestufe beim grossen so) er aber findet sie gut.
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lunita
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Re: Viele Hausaufgaben über Ferien

Beitrag von lunita »

Nellino hat geschrieben:lunita: hatten schon alles... aber konnten zum glück oft gut reagieren, gut für unsere kinder.
Aber es ist für uns so, bzw war immer so: wenns für micht nicht stimmt naja...aber es muss vorallem für die kinder stimmen und sie müssen das klar sagen... Also kann heissen: ich mag eine lehrerin und ihren stil überhaubt nicht (momentan in der obestufe beim grossen so) er aber findet sie gut.

ah ja, davon rede ich natürlich nicht. ich rede davon, dass es vorfälle sind, die die schüler ganz schlimm finden. und nicht nur mein kind. nur damit nicht dieser eindruck entsteht...
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Netterl
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Re: Viele Hausaufgaben über Ferien

Beitrag von Netterl »

@lunita: Das mit dem Beispiel von dem Reinlegen: Nein, ich fände das definitiv auch nicht lustig! Wir haben grad so eine Situation, wo der Lehrer für heute evtl. ne Ex angekündigt hat. Mein Sohn war gestern ein Nervenbündel. Und sowas dann als Witz darzustellen und dann sich noch lustig drüber zu machen... Da geht mein Humor definitiv nicht mit.

Eigentlich bräuchte es einen Schulthread in den heißen Themen, oder?

Ich hab einfach zwei Kinder, die nicht 08/15 funktionieren und mich kotzt das Schulsystem immer mehr an! Dabei bin ich selbst total gerne zur Schule gegangen.
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lunita
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Re: Viele Hausaufgaben über Ferien

Beitrag von lunita »

Netterl hat geschrieben:@lunita: Das mit dem Beispiel von dem Reinlegen: Nein, ich fände das definitiv auch nicht lustig! Wir haben grad so eine Situation, wo der Lehrer für heute evtl. ne Ex angekündigt hat. Mein Sohn war gestern ein Nervenbündel. Und sowas dann als Witz darzustellen und dann sich noch lustig drüber zu machen... Da geht mein Humor definitiv nicht mit.

Eigentlich bräuchte es einen Schulthread in den heißen Themen, oder?

Ich hab einfach zwei Kinder, die nicht 08/15 funktionieren und mich kotzt das Schulsystem immer mehr an! Dabei bin ich selbst total gerne zur Schule gegangen.

danke!!!! weiss nicht, ob ein heisses thema toll wäre. weil eben viele denken, wir seien nur am schimpfen, würden alles schlecht finden etc... auf eine solche diskussion habe ich gar keine lust. mittlerweile bekomme ich von vielen seiten immer wieder mal bestätigt, dass meine/unsere wahrnehmung nicht komplett daneben ist. auch ganz viele eltern sind frustriert und haben kein verständnis für vieles, das im unterricht abgeht.
aber: wehrt sich jemand? sagt jemand was? die aller-allerwenigsten! warum? meine erfahrung: man hat einen sehr schweren stand!!!

bringe gern wieder mal das beispiel patient. wenn sich ein patient beschwert, werden unmittelbar ALLE hebel in bewegung gesetzt, um zu schauen, was denn nicht gut gelaufen ist und was man verbessern kann. vorallem wird ein patient nie als blöder schwätzer hingestellt, wenn er die arbeitsqualität kritisiert (zumindest dort wor ich arbeite). alle sind daran interessiert, dass der gute ruf bestehen bleibt und man aus fehlern lernt. noch einmal: die fehlerkultur machts aus!

ich kenne eine psychologin, die ist lehrerberaterin. sie selber sagt, dass es unter den LPs sehr viele selbstläufer hat und man sich unbedingt wehren muss, weil es sonst niemand tut. die schulleitung als letztes weiss, was hinter der schulzimmertür vor sich geht. eigentlich völlig klar, oder? ist ja niemand dabei. die einzigen, die dabei sind, sind unsere kinder! und denen wird dann oftmals nicht geglaubt oder alles anders dargestellt.

ich finde es einfach bedauernswert, wenn lehrpersonen offensichtlich und deutlich spürbar sich als machtperson aufspielen. oder keinen gedanken für die seite des schülers aufbringen. beides für mich traurige eigenschaften!
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AnCoRoJe
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Viele Hausaufgaben über Ferien

Beitrag von AnCoRoJe »

lunita hat geschrieben:
bringe gern wieder mal das beispiel patient. wenn sich ein patient beschwert, werden unmittelbar ALLE hebel in bewegung gesetzt, um zu schauen, was denn nicht gut gelaufen ist und was man verbessern kann. vorallem wird ein patient nie als blöder schwätzer hingestellt, wenn er die arbeitsqualität kritisiert (zumindest dort wor ich arbeite). alle sind daran interessiert, dass der gute ruf bestehen bleibt und man aus fehlern lernt. noch einmal: die fehlerkultur machts aus!



die schulleitung als letztes weiss, was hinter der schulzimmertür vor sich geht. eigentlich völlig klar, oder? ist ja niemand dabei. die einzigen, die dabei sind, sind unsere kinder! und denen wird dann oftmals nicht geglaubt oder alles anders dargestellt!
Das Gesundheitswesen als gutes Beispiel einer funktionierenden Fehlerkultur zu nehmen finde ich nun sehr gewagt. Da wird doch immer alles unter den Teppich gewischt. Und Mediziner die zu Fehler stehen gibts ja auch nicht wirklich viele...




Jep-aber wie oft sie eine Seite etwas völlig anders als die andere? Wissen wir denn als Eltern wies genau lauft-nein, weil wir auch nicht dabei sind. Und ich glaube die meisten Eltern sind der Ansicht, "ach mein Kindchen übertreibt bestimmt nicht"
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Netterl
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Re: Viele Hausaufgaben über Ferien

Beitrag von Netterl »

Ich kenne auch einige, die sich nicht wehren. Da liegt es dann auch daran, dass die Angst besteht, dass das nachfolgende Kind darunter leiden muss. Oder auch das Kind selbst.
Geht bei mir zum Glück ohne Probleme, da beide auf verschiedene Schulen gehen und niemals eine gemeinsame Schule besuchen werden. Der Große ist am Gymi und der Kleine auf der Förderschule.

Eigentlich habe ich gute Erfahrungen mit Lehrpersonen gehabt, gerade in der 3.+4. Klasse. Die LP hat super mit uns zusammengearbeitet und hat sich auch schnell externe Hilfe geholt. Dennoch kollidierten wir mit dem System Schule an und für sich. Privatschule kam für uns auf verschiedenen Gründen nicht infrage, zudem ist sowas in D viel weniger verbreitet als in der CH. Es gibt hier auch kein homeschooling z.B.

@Hausdrache: Lese Deine Posts diesbezüglich immer sehr sehr gerne. Jepp, es hängt viel von den LPs (und auch der Schulleitung) ab. Dennoch habe ich die Erfahrung gemacht, dass sie auch im System hängen. Du hast ja geschrieben, dass es weniger das System, sondern mehr die LP sei. Gibts da Studien oder sowas drüber?
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Nellino
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Re: Viele Hausaufgaben über Ferien

Beitrag von Nellino »

netterl, wir haben uns für unser kind vor zwei jahren gewehrt...es lohnt sich.
mitlerweile ist ne neue schulleitung und es läuft einiges besser scheinbar..
aber es ist hart.....braucht mega durchsetzungsvermögen
aber eben, es gibt bzw gab auch dort super lehrer wie eben...die anderen. Wobei ich sagen muss, die normlehrer waren an sich immer toll. Probleme gabs hier vorallem mit kigäs und logo.
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Re: Viele Hausaufgaben über Ferien

Beitrag von lunita »

@ancoroje
sicher läuft nicht alles perfekt in der medizin. ich hab auch geschrieben, dass ich mich drauf beziehe wo ich arbeite. zumindest dort steht patientenzufriedenheit an oberster stelle. klar wird es auch probleme geben. das ist logisch.

ich würde es befürworten, wenn schüler auch direkt ihre lehrer bewerten könnten. umgekehrt ist es ja dauernd so. das würde bestimmt einiges ins rollen bringen.
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Netterl
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Re: Viele Hausaufgaben über Ferien

Beitrag von Netterl »

@ Bewertungen: Ich würde es eher befürworten, wenn es keine Bewertungen in dem Sinne mehr gäbe. Eher wie ich es bei Montessorischulen kenne: Wie schätzt Du Dich ein, wie schätze ich Dich ein.

Vorteil von Noten, zumindest den schriftlichen ist: Man kann schwarz auf weiß etwas sehen, theoretisch also objektiv. Theoretisch...

Praktisch sind es nur Blitzlichter, die eine Momentaufnahme zeigen, in der das Kind zu einem bestimmten Zeitpunkt auf eine bestimmte Art etwas macht. Ob es tatsächlich gewisse Fähigkeiten besitzt - steht auf einem ganz anderen Blatt! Wenn selbst die LPs sagen, dass mein Kind eigentlich bessere Fähigkeiten hat, als in den Noten steht.

Beispielsweise ist er sehr sehr sprachbegabt. Aber die Fähigkeit, in einer bestimmten Zeit nach einer bestimmten Vorgabe zu arbeiten... das kann er nicht. Diese Note sagt also im Endeffekt nichts über die sprachlichen Fähigkeiten aus, sondern nur, dass zum Zeitpunkt X, der Anforderung Y nur mittelmäßig gerecht wurde.

Die LP in Deutsch gibt wenigstens eine detaillierte Rückmeldung. Jänu. Inzwischen ist mein Kind der Überzeugung, es könne keine Aufsätze schreiben... Das sind dann die Auswirkungen der Noten. Da hilft selbst die Rückmeldung der Lehrerin nicht viel. Und ich finde die wirklich gut und sie bemüht sich sehr, den Kindern den Stoff zu vermitteln etc. Aber sie kann auch nicht aus dem System raus. Sie muss auf eine bestimmte Art Schulaufgaben halten.

Ich hoffe, ich habe mich verständlich ausgedrückt.
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aryu
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Re: Viele Hausaufgaben über Ferien

Beitrag von aryu »

lunita hat geschrieben:ich würde es befürworten, wenn schüler auch direkt ihre lehrer bewerten könnten. umgekehrt ist es ja dauernd so. das würde bestimmt einiges ins rollen bringen.
Also, um das etwas ketzerisch zu formulieren: Wir bewerten zwar ständig, aber wir werden die "mühsamen" genausowenig los, wie sie uns. :-P

Hätte die letzte Klasse mich anstellungswirksam beurteilt, wäre ich vielleicht entlassen worden. Sie waren kognitiv gut, aber einige wären noch viel besser gewesen, hätten wir uns mehr gemocht. Wir haben sowas von nicht zueinander gepasst, ich hab mich kaum mal auf eine Stunde gefreut, und ich bin sicher, sie auch nicht. Die jetztige Klasse liebt mich heiss, und ich sie auch. Die Beziehung ist ein dermassen wichtiger Faktor für den Lernerfolg...

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huckepack
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Re: Viele Hausaufgaben über Ferien

Beitrag von huckepack »

noch was zur freien schulwahl, ich habe etwas mit familien in deutschland zu tun. mit der freien schulwahl ist es dort so, dass sich familien zb überlegen müssen, was besser ist für ihre kinder, zb eine schule, welche 5km weit weg ist und die kinder wenn sie kleiner sind jeden tag gebracht und abgeholt werden müssen oder eine in der nähe, wo sie laufen könnten, die kinder der nachbarschaft hingehen, aber die schule scheint nicht ganz so sympatisch...
also ich bin echt froh, muss ich nicht auch noch das entscheiden. oder 5 jahre vor der geburt anmelden... ;-) etc.
viel mehr steht und fällt es doch mit der lehrperson als mit einer ganzen schule, oder sehe ich das falsch?

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Amaryllis
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Re: Viele Hausaufgaben über Ferien

Beitrag von Amaryllis »

hueckepack, unsere schule kann sich ihre lehrpersonen und lerbetreuerInnen nach gusto aussuchen und auch wieder entlassen, wenn schulleitung nicht zufrieden ist. Das wird auch so gehandhabt. Die schule mit schlechtem ruf um die ecke hingegen hat mühe, lernbetreuerInnen zu finden, die müssen nehmen, was sie bekommen. Auch das personal arbeitet lieber an einer "guten" schule (dort sind auch keine obermühsamen Kinder, weil die werden, gleich wie schlechte Lehrer, rausgeschmissen).

Dede, dass es sehr intelligente Legastheniker gibt, weiss ich. Jedoch können die, du ich kenne, sehr wohl lesen, blos nicht gut rechtschreiben. Dass es intelligente Menschen gibt, die trotz bildungsangebot nicht lesen können, war mir neu, und ich kann es mir wie gesagt immer noch nicht so recht vorstellen, wie solche menschen sind, wie sie funktionieren, wie sie mit dem leben zurande kommen, wie sich ihre intelligenz aussert. Es interessiert mich wirklich.

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stella
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Re: Viele Hausaufgaben über Ferien

Beitrag von stella »

lunita
Im Gesundheitswesen wird aus meiner Erfahrung nicht so prima umgegangen, wie du schilderst. Ich wurde als hysterische Mutter dargestellt, als ich mich bei einem groben Schnitzer einer Assistenzärztin mit dem Leiter des Kindernotfalls in Verbindung gesetzt habe...
Bewertung der Schülerinnen für Ihre Lehrpersonen... Nee... Oft können die Kids nicht objektiv sein und würden z.B. eine LP in die Pfanne hauen. Darum sehe ich das nicht...

Legastehenie
Ein sehr gut erforschter Bereich. Die Schwäche wird immer im Verhältnis zur Grundintelligenz gestellt. Sprich: Im Vergleich zu seiner sonstigen Intelligenz ist dieser Bereich sehr schwach ausgebildet.
Einstein war auch Legastheniker - er war aber so intelligent, dass er wohl trotz seines Handicaps vermutlich besser als der Durchschnitt war.

Amaryllis
Es gibt funktionelle Illeteristen... Menschen, die eine umfassende Schulbildung genossen haben und später das Lesen und Schreiben verlernt haben. Dies kommt in allen Gesellschaftsschichten vor.

Eltern - Lehrpersonen
Ich glaube, ganz wichtig ist das gegenseitige Mitteilen der Erwartungen und ob die andere Seite diese erfüllen kann, also ob genügend Resourcen vorhanden sind.
Und dann gibt es halt auch bei mir Eltern, denen ich klar machen muss, dass meine Zeit nicht reicht, um wöchentlich mit ihnen längere Telefonate zu führen. Ebenfalls kann ich nicht mehr als in der Regel zwei längere Gespräche anbieten. Meine Ressourcen als LP reichen nicht.
Ich versuche, immer ehrlich zu sein, dass nicht falsche Erwartungen entstehen.

Als Mutter von einem Kind, welches nicht gerade durch die Schullaufbahn läuft, muss ich mir auch immer wieder sagen, dass die LP nicht mehr Ressourcen hat, obwohl wir gerne mehr hätten.
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AnCoRoJe
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Re: Viele Hausaufgaben über Ferien

Beitrag von AnCoRoJe »

@lunita
Patientenzufriedenheit ist meiner Erfahrung nach auch nicht mit der Fehlerkultur der Institution gleichzusetzen...

@Lehrer bewerten durch SuS
Glaube auch nicht dass das förderlich wäre. Es stellt inn meinen Augen, zumindest in der Primarschule auch eine Überforderung der Kids dar. Und später denke ich wie stella dass es bestimmt SuS gibt, die der Lehrperson einfach eins reindrücken wollten.
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Hausdrache
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Re: Viele Hausaufgaben über Ferien

Beitrag von Hausdrache »

Netterl
zum Beispiel Hattie hat in seinem Buch festgehalten, dass es zur Hauptsache am Lehrer liegt ob er eine Beziehung zu den Kindern aufbauen kann und ob er in der Lage ist zu merken, was das Kind braucht und wie es ihm geht. Es gibt auch noch andere, die das Festgehalten haben.

Amaryllis
Längst nicht jeder Legastheniker kann gut lesen, trotz guter Intelligenz. Wir haben vier Kinder, alle vier Hochbegabt, also weit überdurchschnittlich intelligent, wie ich heute weiss, alle vier Legastheniker. Und ja, sie haben alle Therapien gehabt. Trotzdem können nicht alle vier lesen. Und wenn ich sage nicht lesen können, meine ich, dass es nicht möglich ist, mehr als zwei Sätze zu lesen und zu verstehen. Und dies trotz Jahren der Therapie, sehr hoher Intelligenz und Schulbesuch.
Gehen tut es ihnen schlecht, sie kommen nur schlecht damit klar, dass ihr Kopf so vieles weiss, auch versteht, sie sich dieses Wissen aber nicht auf dem Weg aneignen können, auf dem das normalerweise bei all ihren Kameraden geschieht. Es ist für sie sehr erniedrigend, wenn man immer auf Hilfe angewiesen ist, wenn man für eine A4 Seite zu lesen und zu verstehen zwei Stunden braucht. Es ist extrem schwierig, so den Alltag zu meistern. Das Bittere, sie haben zig Strategien. Viele Lehrer merken nicht, was sie alles tun, um es nicht zeigen zu müssen. Gerade intelligente Legastheniker. Auch im Alltag, dann tränt ein Auge und man muss sich vorlesen lassen, ein Migräneanfall, oder aber sie schmeicheln einem und möchten doch sooo gerne mal wieder vorgelesen bekommen. In der Schule suchen sie sich Freunde, die von ihrer Schwäche wissen und ihnen helfen, Jahrelange Versteckspiele, sind die Folge. Sie zählen beim Reihumvorlesen ab, wann sie darnkommen und üben ihren Abschnitt, bis sie dann drankommen. Sie lernen unheimlisch schnell übers Gehör, einmal gehört, sie haben es im Kopf, weil es ihre einzige Chance ist. Sie nehmen die Aufgaben nach Hause und suchen sich da jemanden, der ihnen hilft, den Stoff zu erlesen. Sie strecken immer dann auf, wenn sie wissen, dass sie punkten können und schauen bewusst zu boden, wenn sie lesen müssten. Sie müssen immer dann zur Toilette, wenn es schwierig wird, es wird ihnen plötzlich schlecht, so dass sie aus schwierigen Situationen raus können. Beim Bingospiel in den Fremdpsrachen machen sie irgendwas, sie melden sich nie, dass sie Bingo haben, weil sie nicht sicher sind, ob sie es auch wirklich haben, weil sie nicht nachkommen mit hören und lesen. Lehrer merken es in der Regel nicht.
Sie suchen sich dann auch einen Beruf, bei dem Lesen und Schreiben keine so grosse Rolle spielt, sind dann aber oft frustriert, weil sie halt auch nicht Berufe machen können, die ihren Fähigkeiten entsprechen. Wir haben Erwachsene Legastheniker in der Familie, die bis heute nur schwer lesen können. Es ist ganz schwierig. Aber eben, wenn Lega, dann kann man nicht richtig schreiben, Rechtschreibung ist schwierig, aber das ist eigentlich gar nicht das grosse Problem. Damit kommt man durchs Leben, aber ein Mensch der nur schwer lesen kann, der kann einfach nicht gescheit sein. Wenn dann ist er halt faul, weil lesen kann jeder lernen.
Wie oft hörte ich das nun schon? Ich weiss es nicht. Aber ich kanns nicht mehr hören. Wieviel Frust, wieviel Trauer und Wut da täglich zu bewältigen ist, das ist unvorstellbar.
Hier ein Film, der schön zeigt, wie es diesen Menschen geht:

http://www.prosieben.ch/tv/galileo/vide ... niker-clip

Schülerbewertung
ich mache sehr gute Erfahrungen damit, ich hole mir öfter Schülerfeedback und bin immer wieder erstaunt, wie genau die Kinder wissen, was sie sich von mir wünschen und was ich gut mache. Ich habe noch nie ein Kind erlebt, das mir eins reindrücken wollte. Wenn man mit den Schülern eine gute Feedbackkultur aufbaut, kommen auch wirklich gute Feedbacks zurück.
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Pädagogik ist der organisierte Kampf der Erwachsenen gegen die Kinder.(Mark Twain)

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Re: Viele Hausaufgaben über Ferien

Beitrag von dede »

@amaryllis
Wenn die Hirnzellen fürs Lesen fehlen, ist es salopp ausgedrückt so, wie wenn einer nicht auf dem Bein gehen kann, welches nicht da ist. Und dass sich Intelligenz nicht nur durch die Lesefähigkeit ausdrückt, ist offensichtlich. Die Benachteiligung und Diskriminierung von Menschen, die nicht oder nur schlecht lesen können, ist enorm. Und hey, das sind ganz normale Menschen mit einer normalen Denkfähigkeit, die einfach grosse Mühe mit den Buchstaben haben, wie auch nicht jeder Mensch problemlos die Kletterstangen hoch kommt.

Ganz ehrlich, bei deinen Schilderungen über die beiden Schulen bei euch sträuben sich bei mir die Haare.

@huckepack
Ich sehe es wie du, dass die einzelne LP viel mehr ausmacht, als die Schule an und für sich. An unserer Schule gibt es LPs, mit denen unsere Kinder super klarkommen und sie machen ohne viel Aufwand bzw. spielerisch so enorme Fortschritte und bei anderen LP, geht kaum etwas ohne wirklich harte (Motivations)Arbeit.
Grundsätzlich habe ich Mühe mit der Schwarzweisseinteilung in Gut und Schlecht. Außerdem denke ich, dass das Gleiche für jemanden vorteilhafter und für den anderen ungeeigneter sein kann.

@aryu
Bei meinen Kindern sehe ich, dass sie mit viel mehr Freude und Motivation lernen, wenn sie sich in der Schule und der Klasse wohl fühlen. Die Beziehung Schüler-Lehrer macht da sehr viel aus.
Solche Konstellationen wie du sie beschreibt, kann es immer wieder geben und das macht eine LP nicht einfach zu einer schlechten LP und die Schüler nicht zu mühsamen Schülern. Gibt es für dich die Möglichkeit, dies auch offen zu kommunizieren? Ich persönlich fände es zum Beispiel stark von einer LP, wenn sie über so eine Konstellation offen diskutieren würde.

@Fehlerkultur
Ist nach meinen Erfahrungen viel weniger branchenspezifisch als personenbezogen. Im gleichen Betrieb wird da sehr unterschiedlich umgegangen, auch wenn ein Qualitätsmanagement besteht und es eigentlich klare Regelungen für den Fall der Fälle gäbe.

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Re: Viele Hausaufgaben über Ferien

Beitrag von aryu »

@dede
Ja, wir haben immer mal wieder darüber gesprochen. Mit anderen Lehrern, mit der Klasse... Es war ihnen bewusst, dass es mir nicht möglich war, mit ihnen so zu unterrichten, wie ich eigentlich gerne unterrichten möchte. Es gab in dieser Klasse zu viele Leute, die mit meiner Art nicht umgehen konnten. Wir wussten alle, dass wir irgendwie miteinander da durch müssen, und vermutlich war das der einzige Umstand, der diese Zeit schliesslich erträglich gemacht hat. Nach zwei Jahren Oberstufe wurde diese Klasse dann aber schliesslich aufgelöst und die Schüler auf die Parallelklassen verteilt. Seither geht es allen besser.

@Amaryllis
Klingt jetzt irgendwie nicht nach meiner Wunschvorstellung, wie ich mir "Schule" für meine Kinder wünsche. Aber cool, wenn's für euch so passt.

lg, aryu
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Re: Viele Hausaufgaben über Ferien

Beitrag von Amaryllis »

Hausdrache, danke für deine ausführliche Antwort. So kann ich mir schon eher etwas darunter vorstellen. Unter "nicht lesen können" hatte ich mir vorgestellt, dass man dem Kind keine einzelnen Buchstaben beibringen kann, dass es nicht einzelne worte wie Mama oder Oma lesen kann. Das hätte mich schon sehr gewundert.

Stella, dassces Analphabeten gibt, die nach dem Bildungsweg das Lesen wieder verlernen, weiss ich. Das während der Schulzeit hat mich eben erstaunt.

Dede, Aryu, das meinte ich eben, dass die freie schulwahl (und umgekehrt folgend daraus für die schule die freie schülerwahl) fürbdie Gesellschaft insgesamt eher problematisch ist. Due scheren bildungsnah/bildungsfern reich/ arm gehen so noch mehr auseinander.
Für meine Kinder, also nur ganz für sie persönlich, ist es wahrscheinlich von vorteil, da sie sich schulisch total leicht tun, keine Probleme haben und machen und sie dank guter Beziehungen in einer super privatschule untergekommen sind, wo man sonst jahrelang auf einen Platz wartet.
Wären die Beziehungen nicht da, die Kinder schulisch schwach oder vom verhalten her speziell, dann sähe es schitter aus. Dann wäre der einzig noch mögliche schulplatz in der schule, in die keiner hin will gewesen. Klar wäre es dort auch irgendwie gegangen, aber die chancen auf eine gute weiterführende schule und spannende, selbstbestimmte ausbildungs- und berufswahl geringer.

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Re: Viele Hausaufgaben über Ferien

Beitrag von Amaryllis »

Hausdrache, nachtrag zur Berufswahl. Ein guter freund von mir ist Legastheniker, so ähnlich wie du beschreibst. (aber eben, ich hätte dem gesagt "er kann lesen". Er tut sich halt schwer. Rechtschreibung Katastrophe)
Er ist jedenfalls sehr intelligent und ist mathematiker geworden, ein sehr ein guter sogar. Hat doktorarbeit gemacht und arbeitet jetzt bei einer Bank als risikoanalyst, Arbeit findet er spannend (und verdienen tut er super).
Jedenfalls hat er Mir das so erklärt. Seichte dinge wie krimis oder so könne er nicht lesen, das sei bei seiner (sehr geringen) lesegeschwindigkeit viel zu träge und langweilig. Die kompliziertesten mathematischen formeln durchackern gänge jedoch super, da brauche er fürs verstehen sowieso viel länger als fürs lesen, dh seine kesegeschwindigkeit reiche da völlig aus. Und obwohl seine rechtschreibung wirklich grottig ist, beim rechnen (va wenns kompliziert wird) verschreibt er sich nie, er sagt, da müsse er sich inhaltlich so konzentrieren, dass das schreiben auf einmal eine untergeordnete rolle Spiele.
Also evtl gibt es doch anspruchsvolle und spannende jobs für deine Kids, auch welche mit lesen und schreiben!

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Re: Viele Hausaufgaben über Ferien

Beitrag von lunita »

Hausdrache hat geschrieben:Netterl
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ich mache sehr gute Erfahrungen damit, ich hole mir öfter Schülerfeedback und bin immer wieder erstaunt, wie genau die Kinder wissen, was sie sich von mir wünschen und was ich gut mache. Ich habe noch nie ein Kind erlebt, das mir eins reindrücken wollte. Wenn man mit den Schülern eine gute Feedbackkultur aufbaut, kommen auch wirklich gute Feedbacks zurück.
genau das meine ich. danke hausdrache!

warum sollte das nicht gehen? wenn man mit schülern einen guten umgang aufbaut und sie lernen was es heisst, feedback zu geben und zu erhalten und wie damit umgehen, dann ist das bestimmt eine möglichkeit.
man muss natürlich bereit sein dazu, vorallem seitens LP.

und warum geht es bei sowas um objektivität? sicher nicht. es geht ganz genau um die schüler und wie sie den unterricht wahrnehmen. da soll es genau nicht um objektivität, sondern um persönliche meinung und wahrnehmung gehen.
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