Lebenslauf, Kind ja/nein?

Wer kennt sich aus?

Moderator: conny85

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domenico
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Re: Lebenslauf, Kind ja/nein?

Beitrag von domenico »

Wow, ich staune doch was für Reaktionen so ein leicht bissiger Kommentar so hervorruft.

Habe jetzt leider nicht die Zeit alles zu beantworten, nur das wichtigste. Für die, die sich am Begriff "Mami"-Job stören - ja, der ist natürlich abschätzig, ich wollte ihn aber sicher auch keiner lebenden Person oder Stelle zuschreiben. (Er stand schliesslich in einem Satz, indem ich anschliessend Empfehlungen zu Kuscheltieren in Lebensläufen gegeben hab, da bin ich davon ausgegangen, dass das reicht, um dies als provokativ-ironisch zu kennzeichnen, aber vermutlich habe ich die obligatorischen fünf Smilies am Satzende vergessen.) Also bitte nicht persönlich nehmen.

@Lunida: das mit dem "zukünftiger Chef" hast Du falsch verstanden. Damit war natürlich nicht gemeint, dass ich demnächst neu eine "Chefposition" bekleiden werde. Sondern dass ich Bewerbungen von Kandidaten ausschliesslich in meiner Rolle als deren potentieller zukünftiger Vorgesetzter ("Chef") zu lesen bekomme (und somit sicher auf andere Dinge achte als vielleicht ein HR-Mitarbeiter, eben eher weniger auf Sachen wie Kinder, dafür mehr auf fachliche Aspekte - darum ging es mir).

Ich kann natürlich gut verstehen, dass es vielleicht sehr gute Argumente gibt, warum man das Thema Kinderbetreuung im Bewerbungsprozess so früh wie möglich thematisieren sollte. Aber bei einigen Kommentaren hier frage ich mich dann schon, ob die gleichen Gedankengegänge, Begründungen und Empfehlungen auch so selbstsicher und allgemeingültig niedergeschrieben würden, wenn es um Väter statt um Mütter ginge. Ich jedenfalls habe nicht den Eindruck, dass das Thema Kinder/Kinderbetreuung in den Bewerbungsprozessen, die ich durchlaufen habe, auch nur annähernd so ein wichtiges Thema gewesen ist, wie es hier dargestellt wird. Hier bekommt man ja teilweise den Eindruck, dass in den Augen der Arbeitgeber bei Müttern erst mal davon ausgegangen wird, dass sie Beruf und Kind nicht unter einen Hut bekommen, bis sie Belege für das Gegenteil geliefert haben. Ich hatte nicht den Eindruck, dass das von mir als Vater oder Teilzeitstellenbewerber jemals verlangt wurde. Insofern nervt mich das Bild, dass hier gezeichnet wird, schon etwas. (Wäre ich eine Frau, würde es mich vermutlich noch viel mehr nerven.) Vielleicht entspricht es der Realität, aber wünschenswert finde ich es deswegen nicht.

Es liegt an uns etwas zu ändern? Ja, genau, und ein erster Schritt wäre ja vielleicht mal, nicht in vorauseilendem Gehorsam an irgendwelche HR-Erwartungen schon im Lebenslauf die Kinderbetreuungssituation lang und breit auszuschlachten. Mag sein, dass man damit dann der HR-Abteilung von nicht-familienfreundlichen Arbeitgebern unnötige Aufwände bereitet (ganz schlimm). Aber die Gefahr, dass man dort dann aussortiert wird, besteht ja offenbar so oder so - sowohl aufgrund von fehlenden Informationen über Kinder als auch aufgrund von angegebenen Informationen über Kinder. Mir wäre es jedenfalls das Risiko wert, das einfach mal nicht anzugeben. (Habe ich auch selber ein Leben lang so gemacht.)

Gruss,
domenico

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Moreen
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Re: Lebenslauf, Kind ja/nein?

Beitrag von Moreen »

sminja80 hat geschrieben: (...)Ich habe zwar keinen Kader-Job, aber dennoch einen, den schweizweit nur 6 Personen beherrschen, je drei in zwei Firmen(...)
Wow, echt jetzt? Verrätst Du mir, was für einen Beruf Du ausübst *gwundrigbin*? Gerne auch via PN...
In Ruhe gelassen werden ist gut.
Durch Ruhe «gelassen werden» ist besser.

annemarit
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Re: Lebenslauf, Kind ja/nein?

Beitrag von annemarit »

Ich habe gute Erfahrungen damit gemacht, die Kinder im Lebenslauf nicht anzugeben, aber dafür im Anschreiben zu erwähnen (inklusive dann der Teilzeitarbeit des Vaters und was ich trotz Teilzeitarbeit alles erreicht habe, was im Lebenslauf kein Platz hätte).

Ich denke, dass so im Lebenslauf (der ja meist zuerst gelesen wird) das Fachliche im Vordergrund steht, worum es ja in erster Linie geht. Dann besteht auch keine Gefahr, dass nach dem Lesen der zweiten Zeile der Lebenslauf gleich weggelegt wird und der Rest nicht mehr gesehen wird. Und die, die mich wegen Kindern aussortieren wollen, können das dann immer noch nach dem Anschreiben machen. So habe ich aber das Gefühl, mich auch ohne Gespräch im bestmöglichsten Licht (eben mit Teilzeitarbeit des Vaters etc.) präsentiert zu haben.

Ich finde es auch eine logische Aufteilung: im Lebenslauf das sachlich-fachliche, und im Anschreiben dann das persönliche (dort schreibt man ja auch immer, wieso man diesen Job so toll findet und so motiviert dafür ist, das ist ja auch persönlich).

Ich bewerbe mich aber auch nicht auf Jobs, wo 100 (passende) Bewerbungen reinkommen, von dem her ist es wahrscheinlich einfacher.

Lunida
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Re: Lebenslauf, Kind ja/nein?

Beitrag von Lunida »

annemarit hat geschrieben:Ich habe gute Erfahrungen damit gemacht, die Kinder im Lebenslauf nicht anzugeben, aber dafür im Anschreiben zu erwähnen (inklusive dann der Teilzeitarbeit des Vaters und was ich trotz Teilzeitarbeit alles erreicht habe, was im Lebenslauf kein Platz hätte).

Ich denke, dass so im Lebenslauf (der ja meist zuerst gelesen wird) das Fachliche im Vordergrund steht, worum es ja in erster Linie geht. Dann besteht auch keine Gefahr, dass nach dem Lesen der zweiten Zeile der Lebenslauf gleich weggelegt wird und der Rest nicht mehr gesehen wird. Und die, die mich wegen Kindern aussortieren wollen, können das dann immer noch nach dem Anschreiben machen. So habe ich aber das Gefühl, mich auch ohne Gespräch im bestmöglichsten Licht (eben mit Teilzeitarbeit des Vaters etc.) präsentiert zu haben.

Ich finde es auch eine logische Aufteilung: im Lebenslauf das sachlich-fachliche, und im Anschreiben dann das persönliche (dort schreibt man ja auch immer, wieso man diesen Job so toll findet und so motiviert dafür ist, das ist ja auch persönlich).

Ich bewerbe mich aber auch nicht auf Jobs, wo 100 (passende) Bewerbungen reinkommen, von dem her ist es wahrscheinlich einfacher.
Das kannst Du problemlos so machen, weil Du Dich auf Jobs bewirbst, wo offenbar die Konkurrenz nicht so gross ist. Aber glaub mir: Bei Jobs, wo man 100 oder mehr Bewerbungen erhält, wird der Brief gar nicht erst gelesen, wenn der CV nicht zu 100%ig dem entspricht, was man erwartet (passende berufliche Erfahrung, passendes Alter, passende Wohnregion, vollständig, etc.) :wink: . Im ersten Durchgang schaut man nur den CV an - und bei denen, die es durch den 1. Durchgang geschafft haben, liest man dann den Brief und studiert die Zeugnisse. Darum: Bei Jobs, die heiss begehrt sind, empfehle ich, wirklich viel Wert auf einen ansatzweise "perfekten" und eben vor allem vollständigen und übersichtlichen CV zu legen, weil das meistens das erste ist, was ein Recruiter anschaut (und wie gesagt nicht selten auch das einzige :wink: ).

Wir haben das mal in einem Recruiting-Seminar an einem Versuch gesehen: Leute (Versuchskarnickel) haben sich auf einen Job beworben, wo man damit rechnen musste, dass es viele Bewerbungen gibt. CV war 0-8-15, professionell, passend, enthielt die wichtigsten Infos. Im Brief schrieb man dann nicht unwichtige Details (z.B. "Sie haben die Stelle 100% ausgeschrieben, ich möchte aber max. 70% arbeiten und bin überzeugt, das Volumen auch mit einem Teilzeitpensum schaffen zu können"... oder: "Sie nennen im Inserat als Arbeitstage Montag, Dienstag und Mittwoch - leider ist mir Mittwoch unmöglich, ich kann aber dafür am Donnerstag oder Freitag arbeiten"... oder: "Bitte beachten Sie meine Kündigungsfrist von 4 Monaten". Bei denen, die eine Reaktion erhalten haben, wusste kein einziger Recruiter, was im Brief stand... d.h. als die Leute am Tel gefragt haben, ob 70%, 4 Monate Kündigungsfrist, etc. in dem Fall okay sei, herrschte am anderen Ende der Leitung grosse Ueberraschung! :shock: :lol: Und dann hiess es dann postwendend: "Sorry, nein... das habe ich nicht gesehen - in dem Fall kommt Ihre Bewerbung leider nicht in Frage" .

Oder der umgekehrte Fall: "Versuchskaninchen" hat sich auf einen 100%-Job beworben, im CV 2 Kinder angegeben - ohne Vermerk auf die Betreuung. Im Brief hat die Frau geschrieben, dass ihr Mann Hausmann ist und so die Kinderbetreuung zu 100% gewährleistet. Es kam eine Absage, wo man dann telefonisch nachgefasst hat und gefragt hat, wieso eine Absage kam. Antwort: Wir glauben nicht daran, dass man so einen 100%-Job - der oft auch Ueberstunden und Auslandsreisen beinhaltet - mit 2 Kindern, die fremdbetreut werden müssen, schaffen kann. Auf die Info, dass ja die Kinder durch den Vater (Hausmann) betreut werden, reagierte man dann auch wieder voll verwundert - eben weil man den Brief gar nicht gelesen hatte :roll: .

Von daher wie gesagt: Der CV sollte möglichst vollständig und übersichtlich sein - denn die Garantie, dass der Brief auch gelesen wird, hat man nie :wink: . Und: Ein Brief sollte so kurz und knapp wie möglich sein. Lange Erklärungen darin, wie man die Kinderbetreuung regelt oder sonstige Infos, die den Brief verlängern, sind grundsätzlich eher kontraproduktiv.

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