Dr. Karg Gedichte / Teil 2
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Dummheiten
Dummheiten
©Hans Hartmut Karg
2016
Was sind wir doch für kluge Leute
Und sehen alles als Erfolg,
Mit dem man unsere Welt bestreute –
Ein einig' und ein großes Volk!
So sehen wir auch die Brandrodung –
Und liefern Waffen, viele Waffen,
Auch Schiffe zur Fischausrottung –
Weil anders wir nicht Hilfe schaffen.
Keiner müsste je Bäume schlagen,
Wenn Sonnenherde Speisen wärmen!
Kein Mensch sollte rodend verzagen,
Würde es Sonnenhäcksler geben!
Denn Sonne ist dort immer satt,
Wo man die letzten Bäume fällt
Und wo es Strom in Fülle hat,
Wenn man Anlagen dort vorhält.
All das ist technisch doch längst möglich,
Vernunft könnte längst Dummheit schlagen,
Wäre das Geld nicht so erkläcklich –
So dass die Armen nach ihm jagen.
Doch Genmais lässt sich nicht vermehren,
Die Hilfe macht nur abhängig:
Gar manche Hilfe kann verheeren
Und streut mit Viel später nur wenig.
Wer mit dem Falschen ruiniert,
Der hat bis heute nicht begriffen,
Dass er die Armen nur verführt –
Mit Moden auf den alten Schiffen.
Gar leicht wär' diese Welt zu retten,
Würde dort Sonne angezapft.
Dann hätten wir kaum Rauch in Städten,
Nichts wär' nur medial verzapft.
Die Armen brauchen unsere Rettung,
Damit das Klima uns nicht schlägt.
Gemeinsam schaffen wir Einbettung,
Wo uns die Sonne weiter trägt.
*
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Was willst Du denn?
Was willst Du denn?
©Hans Hartmut Karg
2016
Was willst Du, Mörderbube, denn,
Mein Geld, mein Gut, mein Leben?
Der Du im gossenschlimmen „Wenn“
Nur Anspruch lebst – und ohne Segen?
Dir kann Dein Sein nur wirklich blühen,
Wenn Du selbst endlich kreativ.
Da hilft kein heimlich' Scheinbemühen,
Wenn Du nicht fliehst – wo alles schief!
Selbst wenn Du raubst uns Geld und Gut
Wirst Du damit nicht glücklich währen,
Denn nur die Guten tragen Mut,
Die Kassen füllen und nicht leeren.
Erschlag' nie Fürsten, raub´ nicht aus,
Denn alles ist nur schlimmer Wahn.
Es kultiviert kein Lebenshaus,
WoTugend nicht hofieren kann.
Nur wer das Edle auch gestaltet
Und freundlich dort sucht sein Zuhause,
Weil seine Seele nicht erkaltet,
Der ächtet Mord- und Kampfgesause.
*
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Wären
Wären
©Hans Hartmut Karg
2016
Wären meine Plagegeister
Meine fairen Kunstgenießer,
Wär' ich gerne Dichter, Meister
Und es gäbe keine Spießer.
So jedoch steht mancher auf,
Der das Pulver nicht erfunden,
Richtet den Pistolenlauf
Auf die Dichter, die geschunden.
Denn er muss sich produzieren,
Der so übellaunig bleibt,
Muss mit Vorurteil beschmieren,
Jenen, der die Wahrheit schreibt.
Dichterfreunde sind die Leser,
Welche Lyrik auch verstehen.
Sie sind nicht Forenverweser,
Wollen so nicht schlachtend gehen.
Wären meine Plagegeister
Meine fairen Kunstgenießer,
Wär' ich gerne Dichter, Meister
Und es gäbe keine Spießer.
*
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Kindheitserinnerungen
Kindheitserinnerungen
©Hans Hartmut Karg
2016
Das war doch meine wunderschöne Kindheit:
Mit Fahrrädern zu Großeltern zu radeln,
Im kleinen Fluss lautstark zu paddeln –
Für die Gespräche gab es noch viel Zeit.
Im Auge sehe ich, wie die sich freuen,
Wenn wir zu ihnen endlich einbiegen,
Erschöpft dann in dem hohen Grase liegen:
Es duftet herrlich noch vom Vortagsheuen.
Die Großeltern kredenzen Räucherschinken,
Das selbst gebackene Brot schmeckt herrlich,
Alles ist naturreich hier und nichts ist spärlich,
Most aus Steingutkannen gibt’s auch zu trinken.
Die Gänse fressen nebenan die Anserinen,
Kühe, Tauben, Hühner – alles draußen!
Man darf sonntags den Schweinebraten schmausen,
Im Garten fliegen zahlreich eigene Bienen.
Bis heute wohnt in mir Erinnerung,
Nach über fünfzig Jahren ist sie noch in mir:
Die ganze Liebe, Leben, Enkelgespür
Von Großeltern – das alles bleibt mir immer jung!
*
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Wunschbegehren
Wunschbegehren
©Hans Hartmut Karg
2016
Im Erdenrund mag man erkennen,
Wer hilfspflichtig für gute Dienste.
Wird man Gutmenschen Schwache nennen,
Bringt man die Guten um Verdienste?
Erst wird man die Ohnmacht anführen,
Dich locken an den Hilfeherd:
Gutmütigkeit will man verführen,
Setzt so auf Dich als letztes Pferd!
Man muss Dich immer nur anrufen,
Weinend beklagen Herzeleid.
Dann trittst Du in die Helferkufen
Und bist zu allem dienstbereit.
Wird da das Anspruchsdenken Sucht,
Gutmütigkeit Dein Wegbegleiter?
Wird Manipulation versucht,
Wo man dressiert den müden Reiter?
Pass' auf! Nicht jeder will nur Nähe,
Wo Ausbeutung wird schriller Ton!
Gar mancher in Dir leider sehe
Nur Hilfssollen und Anspruchslohn.
*
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Im Gleichklang
[pre]
Im Gleichklang
©Hans Hartmut Karg
2016
Manche halten Dein Glück nicht aus,
Das Dich mit so vielem gesegnet,
Dich als treuen Wegbegleiter liebt.
Du bist immer noch Lebensgestalter,
Der im Einklang mit dem Gleichklang hält,
Was aus der Horizontalen abrutschen könnte,
Denn Deine gesegnete Glaubensnatur
Hält sich ebenfalls im Gleichklang.
Manche spüren das:
All Deine Oasen und Deine Sonnen,
Dass Du ohne zusätzliche Hilfsmittel
Immer noch frei baden kannst.
Freilich warten die Helfersysteme
Im Hintergrund schon auf Dich.
Lass' sie nur warten!
Du hast alle Zeit der Welt!
Denn es ist Dein Leben,
Wenn Du ohne Biennale,
Ohne Vandale,
Ohne Randale,
Ohne Skandale
Dieses Dasein
Im Gleichklang
Mit der Natur
Im Alter
Reicher
Fließen
Lässt.
*[/pre]
Im Gleichklang
©Hans Hartmut Karg
2016
Manche halten Dein Glück nicht aus,
Das Dich mit so vielem gesegnet,
Dich als treuen Wegbegleiter liebt.
Du bist immer noch Lebensgestalter,
Der im Einklang mit dem Gleichklang hält,
Was aus der Horizontalen abrutschen könnte,
Denn Deine gesegnete Glaubensnatur
Hält sich ebenfalls im Gleichklang.
Manche spüren das:
All Deine Oasen und Deine Sonnen,
Dass Du ohne zusätzliche Hilfsmittel
Immer noch frei baden kannst.
Freilich warten die Helfersysteme
Im Hintergrund schon auf Dich.
Lass' sie nur warten!
Du hast alle Zeit der Welt!
Denn es ist Dein Leben,
Wenn Du ohne Biennale,
Ohne Vandale,
Ohne Randale,
Ohne Skandale
Dieses Dasein
Im Gleichklang
Mit der Natur
Im Alter
Reicher
Fließen
Lässt.
*[/pre]
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Tiroler Eck
Tiroler Ecke
©Hans Hartmut Karg
2016
Wenn alt und man nicht reisen kann,
Braucht man den Blickfang in der Wohnung.
Man sieht sich die Erinnerung an
Als längst gelebte Lohnung.
Alt sind wir und recht fahruntüchtig,
Neidisch auf manche junge Seele.
Das ist nicht tüchtig und nicht richtig,
Wenn man sich Freiheit so erwähle.
Die Dekolletés, oft tief und groß:
Am Bildschirm lockt so manche Muse.
Die Lust gilt noch dem eigenen Schoß,
Da gibt es keine tiefe Buße.
Am Kachelofen Wärme lauert
Mit Eckbank, Tisch, massiv und stark.
Dort dann der Eigensinn längst kauert
Mit einem Mahl, das dünn und karg.
Man soll ja doch gesund erhalten
Den Körper, der nicht mehr so will,
Dass nach Belieben er lässt schalten
Den Kopf, der eigentlich nicht still.
Im Eck haben wir oft gesessen,
Geredet, guten Wein getrunken,
Sehr italienisch reich gegessen,
Hinaufgeschaut zu Sternenfunken.
Und über allem thront das Licht,
Keramisch, rote Blütenlampe,
Malt lächelnd auf mein Angesicht,
Wofür ich lebe, liebe, ranke.
*
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Tröstlich
[pre]
Tröstlich
©Hans Hartmut Karg
2016
Auch wenn Dein Herze leidet,
Bleib' frohgemut und hoffnungsfroh.
Gar manche Sorge streitet
Nur lebensarm, drischt leeres Stroh,
Vergisst, dass alles nur geliehen
Im Paradiese, hier, auf Zeit,
Wo doch die schönsten Blumen blühen
Und der nichts sieht, der kampfbereit.
Deshalb wende den Blick auch DU,
Der dieses Leben längst begriffen:
Im Augenblick – ohne viel Ruh'! –
Wird es verplant, verlebt, geschliffen.
Selbst wenn Dein Herze schrecklich leidet
Beim Auseinanderdividieren,
Weil man Dich ausgrenzt, billig schneidet,
Bleib' Dir ja treu im Höherführen!
Nichts kann auf Dauer Güte schlagen,
Wenn sie sich niemals lässt verbiegen.
Deshalb musst Du auch nicht verzagen:
Das Gute wird am Ende siegen!
*[/pre]
Tröstlich
©Hans Hartmut Karg
2016
Auch wenn Dein Herze leidet,
Bleib' frohgemut und hoffnungsfroh.
Gar manche Sorge streitet
Nur lebensarm, drischt leeres Stroh,
Vergisst, dass alles nur geliehen
Im Paradiese, hier, auf Zeit,
Wo doch die schönsten Blumen blühen
Und der nichts sieht, der kampfbereit.
Deshalb wende den Blick auch DU,
Der dieses Leben längst begriffen:
Im Augenblick – ohne viel Ruh'! –
Wird es verplant, verlebt, geschliffen.
Selbst wenn Dein Herze schrecklich leidet
Beim Auseinanderdividieren,
Weil man Dich ausgrenzt, billig schneidet,
Bleib' Dir ja treu im Höherführen!
Nichts kann auf Dauer Güte schlagen,
Wenn sie sich niemals lässt verbiegen.
Deshalb musst Du auch nicht verzagen:
Das Gute wird am Ende siegen!
*[/pre]
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Warum ich Gedichte lese und schreibe
Warum ich Gedichte lese und schreibe
©Hans Hartmut Karg
2016
Die vielen Reime, die im Netz,
Erfreuen mir Herz, Geist und Sinne.
Ich lese sie ohne Gehetz
Und höre gern Mitdichters Stimme.
Selbst reime ich schon immer gern,
Weil ich die Muttersprache liebe.
Das Wort bleibt so dem freien Herrn,
Treibt Leben hin zu neuem Triebe.
Alt bin ich, muss nichts mehr beweisen,
Die Jahre beugen schwer den Leib;
Krankheiten lassen mich kaum reisen,
Kenne die Grenzen, weiß Bescheid.
Der Seele kommt es da gelegen,
Dass meine Augen lesen können.
Ist erst die Sehhilfe zugegen,
Kann ich den Geist mit Reichtum krönen.
Das Reimen sorgt sich um den Geist,
Vielleicht macht es mich gar gesund,
Denn wo der Wortsinn weit gereist,
Öffnet Neugierde Herz und Mund.
*
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Nachtstände
Nachtstände
©Hans Hartmut Karg
2016
Ein Engel steht im Gnadenfenster
Und lächelt mir am Abend zu,
Bevor die Mahre und Gespenster
Mir wieder lassen keine Ruh'.
Den Schmerzen folgt das Panikträumen,
Den Wachzuständen Müdigkeit.
Erlösung bringt mir in den Räumen
Der Vers, der voller Heiterkeit.
So knipse ich die Lampe an
Und lese, was die Dichterfreude
Mir an Erbauung bringen kann,
An Lebensmut – für jetzt und heute.
Die Dichterfreunde wissen schon,
Was mein Herz noch mit Trost erfüllt,
Denn wer Teil bleibt und Dichtersohn,
Den hat die Schwermut nicht verhüllt.
Wer Dichter liest, der überlebt,
Muss keine alten Waffen schärfen,
Denn wo das Wort zum Himmel strebt,
Kann es mit Sinn um Milde werben.
*
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Kinderkräfte
Kinderkräfte
©Hans Hartmut Karg
2016
Sie haben unbändbare Kräfte,
wenn sie in Ferien zu uns kommen.
So in Bewegung und getrieben
geht stets ihr Lauf hin zu den Bällen,
zu Tanz, zu Ringen, zu Spielplätzen,
hinaus bei Regen und bei Wind.
Trotzdem sind viele schon Veganer
mit Lebenslust, gesunder Haut,
weltoffen, ungeniert die Seele,
weil jeder sich schon viel zutraut.
Es klopfen ihre jungen Herzen,
wenn sie gerne zu uns herkommen,
viel reden und uns nahe sind,
die Nerven herrlich strapazieren
und so wieder einmal erfüllen
Haus, Garten, Hof mit reichem Leben.
*
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Der Lerchenvogel
Der Lerchenvogel
©Hans Hartmut Karg
2016
Im Jägernetz hatte verfangen
Der Lerchenvogel, als er sang.
Da war der Jäger hingegangen,
Dem Vogel wurde schrecklich bang.
Die Angst des Vogels sah der Jäger,
Milde ergriff nun seine Seele.
Er war doch wirklich kein Totschläger,
Dass er des Vogels Tod erwähle!
Aus engem Netz nahm er ihn nun
Und hielt ihn in der warmen Hand.
Es klopfte da, nichts wollte ruhn –
Er warf ihn himmelwärts ins Land.
Da stieg der Vogel mächtig auf
Und reckte fliegend seine Glieder,
Sang lauter zu des Jägers Lauf
Die allerschönsten Frühlingslieder.
Was hätte er vom Vogel denn,
Hätte er ihn vollkommen verspeist?
Dem Menschen, der so fressbequem,
Wär' Flur und Seele nur verwaist.
*
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Ist Thomas Beckets Zeit auch unsere?
Ist Thomas Beckets Zeit auch unsere?
©Hans Hartmut Karg
2016
Wie war das noch, als Könige mit Macht
Beherrschten Untertanen, Kirche, Staat,
Als Volkes Geist noch nicht erwacht,
Weil Gottesgnade Herrschersaat?
In diese Welt hinein geboren
Ward Thomas Becket, jener Mann,
Der dann – zum Erzbischof erkoren –
Die Kirche Englands führte an.
Als da der Herrscher wirklich schwach
Wurde dies auch zur Kirchenschwäche.
Anarchisch drohte Ungemach,
Damit die Schwäche sich auch räche.
Verrat wird immer dann zum Vorwurf,
Wenn nichts zur Inhaftierung taugt
Und zu der Mächtigen Verdruss
Der Augenblick das Richten raubt.
Doch Mord bleibt Mord, Untat Untat,
Kein Täter kann sich davor retten.
Selbst wenn er Reu' im Herze hat,
Muss ihn die Staatsgewalt schon ketten.
Doch sind Gesetze allzu weich,
Weil sie nicht wirklich kontrolliert,
Macht dies die Täter schließlich reich,
Weil Untaten nicht sanktioniert.
Wer weiter auf Verzeihung pocht,
Weil wir doch alle Sünderlein,
Der wird denn weiter unterjocht –
Arbeitet für jeden Bonzenschrein.
Den muss die Ethik endlich packen
Mit Ausführung, nicht nur Gesetz.
Der Staat darf nicht nur hämisch lachen,
Wo Möglichkeit lebt im Gehetz'.
Wenn wir mit nacktem Hinweis kommen,
Wer sünderlos werfe den Stein,
Dem ist das Handeln weggenommen,
Man lässt so jedes Unrecht ein.
Die Rückkopplung ist da doch schlecht,
Weil Untat schmunzelnd angenommen
Und man meint: „Das geschieht Euch recht!“,
Wenn Sünde ist zum Recht gekommen.
So dreht der Täter seine Schuld
Für sich in positives Recht,
Erheischt dann Milde und Geduld –
Und dieses Vorbild wirkt recht schlecht.
Damals verfolgte man noch Täter
Mit notwendigen Strafaktionen.
Der Mörder galt da als Verräter,
Verfolgt noch von den Staatslegionen.
Selbst wenn Becket zu Tode kam,
Ließ man in England dies nicht zu.
Die Todesstrafe folgte dann
Für jene, die da schlugen zu.
So sühnte man das Becket-Unrecht,
Täter bekamen ihre Strafe.
Die Welt war hart, doch oft gerecht:
Der Hirte schützte seine Schafe.
*
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Meine Uhr
Meine Uhr
©Hans Hartmut Karg
2016
Sie tickt und tickt und tickt.
Ich höre sie gern.
Wenn man endlich
fast alles machen kann, was man will,
sich keine
Begehrlichkeiten mehr auferlegen muss,
gehen, fahren kann,
so gut es eben noch geht,
Kontakte
leidlich pflegen darf
und dabei redlich bleibt:
So läuft meine Uhr ab,
unaufhaltsam,
verhalten,
tickend,
endlich.
*
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Das runde Leben
Das runde Leben
©Hans Hartmut Karg
2016
Das Leben ist so wunderbar – und kurz,
Auf ewig freuen sich Pseudogiganten,
Dass sie kritikasternd im Anonymschurz
Ihre Gemeinheiten können immerzu landen.
Lachenden Auges kommt der Tod
Von hinten. Da frotzeln die Weltwitzbolde noch.
Sie treiben Menschen in Schrecken und Not –
Der Gevatter befreit sie von diesem Joch!
Noch glauben die Mächtigen lange zu leben,
Unsterblich in Ehrgeiz und Arroganz.
Doch was hilft denn eitles Elitestreben,
Wenn die Endlichkeit entschwindet dem Blick so ganz?
Die Witzbolde sollten immer schon wissen,
Dass auch ihr Sterben einmal härter sein kann.
Denn wer meint, er sei am Ende gerissen,
Auch den holt der Tod, der Sensenmann.
Vielleicht sterben Nörgler dauerhaft schwer,
Weil an Untugenden sie lässig gelangen.
Doch die Kompaneiabsolution ist keine Gewähr,
Dass auch Kritikaster liegen in hölzernen Wannen.
*
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Coachingaktion
Coachingaktion
©Hans Hartmut Karg
2016
Er will nicht mehr zur Schule gehen,
Den Scheidungseltern ist das gleich.
Die Folgen will er auch nicht sehen,
Er chillt in seinem eigenen Reich.
Der Opa fordert von ihm ein
Nach Abschluss mit Erfolg zu streben.
Besuchen darf er ganz allein
Ihn, wenn den Abschluss es wird geben.
Darüber wird der Enkel wütend,
Nicht will er das verordnen lassen!
Und so beginnt der Jung' am End'
Den lieben, alten Mann zu hassen.
Dem ist's egal, der kennt das schon:
Wer fordert, wird nicht nur geliebt.
Das ist des Misserfolges Lohn,
Dass man den auf die anderen schiebt.
Die Intervention hat ihr Gutes:
Der Enkel lernt nun voller Zorn.
Er geht zur Schule, schlechten Mutes,
Des Alten Drohung ist Ansporn!
Er schafft so den guten Abschluss,
Obwohl den Opa er nun hasst.
Es braucht manchmal den Pferdekuss,
Damit Bildung Jugend erfasst...
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Dem Lennard
Dem Lennard
©Hans Hartmut Karg
2016
Der Lennard ist ein kleiner Mann,
Der essen, fein genießen kann.
Sein Lächeln ist zum Herzerwärmen,
Dass alle Mädchen für ihn schwärmen!
Da wird er sehr gern eingeladen
Zu Klößen und zu Schweinebraten.
Weil er dort alles ganz verspeist,
Als Gast immer gern zu uns reist,
Erfreut er durch den Magenschmaus
Das übrige Familienhaus.
So wünschen wir denn unserem Lenni
Im Geldbeutel den nöt'gen Penny,
Wollen Glück und Gesundheit sagen
An allen seinen weiteren Tagen.
*
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Schuldfrage
Schuldfrage
©Hans Hartmut Karg
2016
Hast Du Dir einmal überlegt,
wie viele Schweine Du gegessen,
wie oft dem Bratenkauf beigewohnt,
wie viele Rinder, Schafe, Hühner,
Fische, Lämmer, Ziegen, Kälber
Du aufgegessen hast im Leben?
Nichts durfte danach wieder leben,
was mit Genuss gelüstig verspeist!
Und immer noch schaust Du
in den Prospekten jede Woche
die Leichenteile an, die mit Bildern
so gern Deine Genussfreude
umwerben, damit der Appetit
den Speichel weiter lockt.
Trägt das System der Märkte
Allein die Schuld an der Tötung?
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Quo vadis, Schule?
Quo vadis, Schule?
©Hans Hartmut Karg
2016
Singen, tanzen, malen, springen,
Ach wie ist die Schule schön!
Sich musisch dort ganz einzubringen,
Mit jedem Alltag sie versöhn'!
Das Problem sind heute Schulen,
Denen Bildung kaum noch Wert,
Die um Anerkennung buhlen,
Während sie sozialversehrt.
Ständig Normen zu verhandeln,
Diskussion im Klassenrat,
Streithähne, die nur anbandeln,
Kontrollieren die Untat.
Lebenszeitverschwendung mögen,
Bedingungen stets frei verhandeln,
Kritik an allen Mittagströgen –
Und im Sonnenschein zu wandeln.
Motzen und Kritik sind cool,
Lauthals immer nur anecken:
Lehrer auf den Prangerstuhl!
Vor Prüfungen sich gut verstecken!
Täter in die Auszeit schicken,
Daddelschwestern kaum ermahnen,
Lösungen selten abnicken,
Den Unterrichtserfolg nur mehr erahnen.
Es gibt die bildungsfernen Schichten,
Mehr jene, die bildungsunwillig
Sich nach den Fluchtmodellen richten
Mit allem, was da schlecht und billig.
Ohne den Bildungsanspruch sie,
Die Schule ist ihnen Schlafsaal:
Sie leben wie das liebe Vieh
Und jede Prüfung ist nur Qual.
Applaus fordern, das ist ihr Lohn –
Wo geht die Schule künftig hin?
Hat das Vergessen sie denn schon
Entwurzelt virtuell – mit Sinn?
Wo Streitkultur nur Schule macht
Und man um Sympathien buhlt,
Weil Spielern Anerkennung lacht
Und nichts mehr Mühe, nichts verschult,
Verlässt Europa die Kultur,
Versackt in Markt, Basar, Konsum?
Hervor tritt dann die Streitnatur,
Banalität bringt uns noch um!
*
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Lebenswanderung
Lebenswanderung
©Hans Hartmut Karg
2016
Sie ist dereinst die erste Liebe
Und bringt ihm gar ein Söhnchen mit.
Das sind schon süße, tiefe Triebe –
Und Schlittenfahren ist der Hit.
So lernen sie das Leben lieben
Und ihre Kinder – bald geboren –
Lassen sie Kinderwagen schieben,
Geben so Kraft, nichts ist verloren.
Die Heirat dann, Verwandtschaftsfahrten,
Zwei Autos, Haus, sogar Haustiere,
Viel Umzüge, um neu zu starten,
Erfolge, dass man Segen spüre!
Doch mit den Jahren wachsen dann
Begehrlichkeiten, die da ringen.
So merkt rasch unser guter Mann,
Dass ihn nur Wünsche heiß anspringen.
Er schuftet ja den ganzen Tag
Und kann so sehr viel Geld verdienen.
Die Kinder werden ihm zur Plag'
Und alle muss er nur bedienen!
Den Tisch deckt er, räumt ihn auch ab,
Am Abend kocht er die Mahlzeiten.
Es wird zu viel und er macht schlapp,
Sehr laut ist es, wenn Kinder streiten.
Wenn man dann nicht erziehen kann,
Weil selbst Verbote ausgehebelt,
Hält man zum Narren den Hausmann,
Den man mit etwas Charme umnebelt.
Wenn dann Verwandte auch noch kommen
Und wochenlang im Hause weilen,
Wird Kindern die Schullust genommen,
Weil sie ungern zur Schule eilen,
Die Frau um Freiheiten sich müht,
Weil sie jetzt die Jugend nachholt
Und niemand mehr den Vater sieht,
Fühlt der sich fremd – und nur verkohlt.
Der lässt sich gleichwohl nicht verbiegen,
Zum Trottel lässt er sich nicht machen:
Da muss das Überleben siegen,
Er packt halt seine Siebensachen
Und orientiert sich endlich um,
Will nicht mehr überwältigt werden,
Nicht dominiert, am Abend krumm
Und ausgeliefert den Verkehrten.
Er sucht nach einer neuen Liebe,
Die ihn als Partner anerkennt
Und mit der noch die tiefe Liebe
Ihn nicht vom Luftholen abtrennt.
Auf Dauer kann nicht glücklich sein,
Wer zum Lastesel degradiert
Und wo der Wunschwille allein
Familie zum Kaufrausch führt.
Wer aufopfernd nur leben muss,
Der fragt nach seinem Lebensglück.
Empfängt er nur den Judaskuss,
Wendet er suchend seinen Blick.
Denn wer stets fleißig und wer fein,
Der will vom Leben auch was haben.
Er flieht, wo alles nur gemein
Man ihn als Sklaven möchte strafen.
*