Dr. Karg Gedichte / Teil 2
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Studienwelten
Studienwelten
©Hans Hartmut Karg
2016
Warum bin ich denn Lehrer geworden?
Das wollte ich bereits mit Sechs,
Wollte fördern und fordern, ja nicht mehr schlagen
Und fand das Studium hoch interessant.
Wir konnten noch streiken, allem fernbleiben,
Wir konnten noch fragen und uns interessieren:
Pädagogik, Philosophie, Psychologie und Didaktik,
Methodik, Musik, Praktika mit Lehrproben.
30 Semesterwochenstunden war mein Pensum,
Stolz war ich, wunderbar war unsere Zeit.
Mit Freunden kamen wir noch sehr weit herum
Und unsere Neugierde blieb präsent und bereit.
Es war eine Zeit trotz des Kalten Krieges,
Da waren wir noch voll des Forschungssieges!
Natürlich gab es den Numerus Clausus
Und immer wieder Studenten und Hörer,
Die häkelten, strickten, sich produzierten
Und so die Suche nach Partnern vorführten.
Sie interessierten sich nur für das Eine
Und fanden immer schon hin in das Kleine.
Die Schule, das Studium waren piepegal,
Die Inhalte waren leider nicht ihre Wahl.
Sie wollten bald fertig sein, hatten im Kopf
Zu bekochen den schönen, blonden Schopf:
Die Beziehung im Kopf und keine Finessen,
Es ging schließlich um das Partnerbesessen.
So kamen sie mit dem Mann zum Beruf
Und sicherten sich so einen guten Ruf.
*
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Jonathan zum 11. Geburtstag
Jonathan zum 11. Geburtstag
©Hans Hartmut Karg
2016
1. Er ist ein Schmeichler vor dem Herrn,
Will Komplimente formulieren.
Man hat ihn so von Herzen gern:
Er kann zur Freude animieren.
2. Den Klassensprecher mögen alle,
Sein Äußeres ist ihm sehr wichtig.
Niemandem geht er in die Falle,
Konflikte sind ihm Null und nichtig.
3. Denn er mag seine Fußballwelt
Und kann da wunderbar erzählen.
Dort ist er sehr gut aufgestellt,
Wenn sie ihn gar zum Stürmer wählen.
4. So manches Tor schoss schon sein Fuß,
Mit schwarzer Locke stürmt er los!
Und jedes Tor ist ihm ein Gruß
Für seine Mannschaft: Siegerlos!
5. So wünschen wir dem Jubilar:
Bleib' auch als Stürmer stets gefällig
Und pflege ja Dein schönes Haar,
Sei putzmunter, gesund, gesellig!
6. Denn man mag Jungs, so wie Du bist:
Voll Phantasie und voller Leben!
Dich hat ein guter Stern geküsst,
So kannst Du allen Vieles geben.
*
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Vergiss nie
Vergiss nie!
©Hans Hartmut Karg
2015
Vergiss nie Dein früheres Leben
Und auch nicht das aller andern:
Wir müssen das Wohl anheben,
Indem wir immerzu wandern.
Dein Leben ist ja auch mein Leben,
Heute leben wir alle zusammen,
Nach gutem Leben wir streben,
Denn von Adam wir alle abstammen.
Deine Not ist doch auch meine Not,
Selbst wenn Du vergisst', verdrängst:
Grün bleibt Grün und Rot bleibt Rot,
Selbst wenn Du die Ampeln abhängst.
Leichter lebt schon, wer vergisst,
Was uns alle schwer belastet.
Die Harmonie er nicht vermisst,
Weil Heißeisen er so nicht antastet.
Doch die Eisen kommen zu uns allen,
Die heißen Eisen glühen schon.
Wenn sie uns auch nicht sehr gefallen,
Sind sie doch da – ererbter Thron!
Verdränger zieh'n entlastet weiter,
Schauen nur, wo Sonne lacht,
Essen, trinken, sind sets heiter,
Grüßen Tage – nicht die Nacht!
Doch die Welt ist – wie sie ist,
Manches bleibt durch uns zu ändern.
Wer nur nach dem Bequemen fischt,
Lebt halt meist in Märchenländern.
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Eine echte Liebe?
Eine echte Liebe?
©Hans Hartmut Karg
2015
Braucht man denn seine Seelenfrau
Wie Goethe seine Christiane,
Die tätig war – und glockenschlau,
Lieblich und schlank wie eine Tanne?
Sie ist ja Leben, nicht Papier,
Selbst wenn sie in den vielen Werken
Das aussucht, was ihrer Neugier
Den Lebensmut, den Geist kann stärken.
Sie lässt dem Manne alle Freiheit,
Weil sie nichts aus dem Werke stiehlt
Und sie wirklich sehr gescheit,
Mit dem Gemüt den Sinn erfühlt.
Sind, Männer, wir nicht Torsowesen,
Ehrgeizig – und doch voller Bangen?
Müssen in Augen wir denn lesen,
Die Liebe von den roten Wangen?
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Europas Forderung
Europas Forderung
©Hans Hartmut Karg
2016
Europa ist der Kontinent der Liebe,
Das bleibt, da helfen keine Hiebe!
Wer Europäer von der Liebe
wegbringen will, weil er nur seine Religion
als die allein seligmachende begreift,
der sollte dies nicht versuchen,
denn wir haben längst die
Religion der Nächstenliebe
u n d der Feinesliebe,
der Bewahrung der Schöpfung,
den Personen- wie den Eigentumsschutz.
Geht mehr?
Mehr geht nicht!
Hier steht die Wiege der Reformation,
die Wiege der Aufklärung,
die Wiege der Demokratie,
die Wiege Olympias.
Sogar der Atheismus
und religiöse Kleinformen
werden toleriert und geschützt.
Europa, jener Christenkontinent
ist Erdteil tiefer Menschenliebe,
nicht Erdteil der Vermehrung!
Er ist Erfinderkontinent,
Erdteil der vielen Künste,
der Dichtkunst, der Musik,
Heimat des Roten Kreuzes,
der bebauten Felder und Wälder.
Nach Europa kann dauerhaft nur kommen,
Wer diese Werte anerkennt und Nächstenliebe lebt.
*
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Der Kuss
Der Kuss
©Hans Hartmut Karg
2016
Es formt der Mund sich zu der Schnute
Und nähert sich dem Traumgesicht.
Dort wartet rotwangig die Gute
Auf ihn, der nun verdeckt die Sicht.
Sie schließt dennoch die schönen Augen
Und kommt mit ihrem Mund entgegen.
Der will sich bei ihr gleich festsaugen,
Der Arm darf sich jetzt um sie legen.
Verträumt, verliebt finden sich Lippen,
Die bisher auseinander lebten,
Pressten zusammen Brust und Rippen,
Während die Herzen heftig bebten.
So trafen sich Junge und Mädchen
Am Weiher bei den dichten Weiden,
Verwunschen, still im kleinen Städtchen,
Verflogen war ihr Herzeleiden.
Denn endlich hatten sie gefunden
Sich in den Tagen voller Wärme,
Fanden sich ein zu Liebesstunden,
Damit das Glück ihr Herz erwärme,
Um Kuss für Kuss auszuprobieren,
Was sie einander geben können,
Wenn sich zwei Seelen gern verführen
Mit Streicheln, um sich zu verwöhnen.
„Küss mich, Du, der mein Leben Du,
Damit wir Lebenslust erfinden
Und rastlos liebend, ohne Ruh'
So zärtlich Herz zum Herzen binden.“
Und wieder finden sich die Lippen
Zum langen und zärtlichen Kuss,
Um an der Seligkeit zu nippen,
Die immer schon ein Himmelsgruß.
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Kreuzungsversuche
Kreuzungsversuche
©Hans Hartmut Karg
2016
Die Feige fiel auf die Tomate,
Die rümpfte nur die rote Nase,
Weil Feigen ihr doch viel zu süß,
Zu dunkel, wenig attraktiv.
Die suchte immer nur nach Jugend,
Mit der sie allzeit besser konnte,
Weil dort Emphase tiefer wohnte
Und gar nicht eitle, schnöde Tugend.
Was ist das denn für ein Motiv,
Wenn man für den Genuss nur büß',
Als wär man noch ein junger Hase,
Für den da nur Gourmet und Vase,
Weil dabei nur Genuss steht Pate –
Regiert in einem Schlemmerstaate!
So kreuzen wir dort lieber nicht
Und bleiben beim Normalgericht.
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Das Überleben der Menschheit
Das Überleben der Menschheit
©Hans Hartmut Karg
2016
Wenn die Humanreligionen
den Dominanzreligionen
zum Fraß vorgeworfen werden,
kann es für die Menschheit
kein wirkliches Überleben geben.
Denn Dominanzreligionen
haben nur die eigene Verbreitung im Sinn,
werden streiten und Kriege führen,
vergöttern das Recht des Stärkeren,
handeln gegen die Menschenrechte,
offen aggressiv oder auch verdeckt.
Dominanzreligionen haben nur ihren Gott.
Wie soll da Nächstenliebe wachsen,
wo gar Feinesliebe blühen?
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Taubengurren
Taubengurren
©Hans Hartmut Karg
2016
Und jeden Morgen singt ihr Lied
Das Täubchen auf der Dachantenne.
Sie hat den Täuberich so lieb,
So dass der ihre Lieb' erkenne.
Gewöhnen wir uns an die Laute,
Weil gurrend Glück uns so verheißen?
Sind das die Töne, uns vertraute
Regungen hin zur Freude weisen?
Doch plötzlich gurren viele Tauben,
Und wir – davon recht irritiert –
Wollen das anfangs gar nicht glauben,
Wozu die Fruchtbarkeit geführt.
Denn unter den Fotomodulen
Beginnt ein reges Brutgeschäft,
Ein Gurren und ein stetes Buhlen –
Das bringt uns ganz aus dem Konzept.
Den Hasendraht lassen wir spannen,
Nachdem ein Dutzend Tauben gurrt,
Um endlich Strom noch zu erlangen,
Weil niemand mehr an Kabeln zurrt.
So ist das mit dem Liebesgurren:
Man denkt, die Liebe sei neutral,
Doch wenn zu viele Tauben surren,
Wird manches nervig, auch fatal.
Ich mag ja Tauben, doch auch Strom –
Und keine wilden Störversuche!
Des einen ist der Liebe Lohn,
Dem anderen schlägt er nur zu Buche...
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Wie konnte sie nur
Wie konnte sie nur
©Hans Hartmut Karg
2016
Sie,
die so stark durchs Leben gehen wollte,
so anders,
als ihre Mutter,
mannlos ein Leben meistern
und voller Widerstand
Männern entgegentrat,
selbst jenem Mann,
der sie doch lieben wollte?
Sie,
die nun hinschmolz in den starken Armen,
als er sie
fest, ganz fest
umarmend an den Lippen barg,
sie streichelte, sie herzte,
volle Geborgenheit ihr gab:
War sie im Aufwallen gefangen,
verstiegen nur in seligen Gefühlen?
Sie,
wie konnte sie sich denn so fallen lassen,
sich so entäußern, Schwäche zeigen,
wo jetzt bereits
rasend ihr Weltbild brechen wollte,
weil in den Armen des Starken nur wuchs,
was Schwachheit förderte,
die mit ihr spielte,
weil nun das Herz den eigenen Verstand verführte?
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Kann man
Kann man
©Hans Hartmut Karg
2016
Kann man denn schwach und dennnoch stark
Im Falschen Richtiges erleben,
Wenn gut erzogen und autark
Wir nach den Freiheiten nur streben?
Sich nie etwas gefallen lassen,
Immer auf Autonomie bedacht
Und jeden Starken immer hassen,
Weil Morgenröt' am Himmel lacht?
Man kann in Ideologien leben!!!
Doch werden Herz und Hirn nicht starr,
Wenn wir an Überzeugungen kleben,
Für die wir lebenslang nur Narr?
Lernfähig hält man Welten offen,
Kann interessiert Neugierde halten,
Wo die Vision muss nichts erhoffen –
Wir gegensätzlich Welt gestalten.
Erst dann kann man Neues erschließen,
Geistoffen in die Zukunft schauen,
Im Eigenen Fremdes genießen,
Häuser, Gärten und Märkte bauen.
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Der Fußballer
Der Fußballer
©Hans Hartmut Karg
2016
Er rückte schön die Knieschoner zurecht,
Denn nur mit ihnen war er original und echt!
Er kam aus einem fernern Land
Und war allen Anwesenden vorher bekannt.
Doch einige stichelten da immer schon:
Die Hautfarbe, das war ihr brachialer Ton...
Er ließ sich nicht aus seinen Schuhen kicken,
Denn er hatte ja sein heimliches Entzücken:
Die schöne Frau, die liebend zu ihm stand,
Die Frau – ein Wunderwerk in fremdem Land.
Die coachte und die puschte immerdar,
Weil er ein lieber Ehemann und Vater war.
So nahm sie denn, als er denn älter wurde,
Die Tätigkeit als Disponentin auf und wurde
Für ihren Fleiß reichlich bezahlt so über all die Jahr´,
Als er nicht mehr so gut und alt geworden war.
Sie puschte ihn nun zu den Bildungsgängen
Und hin zu den auch gar nicht leichten Zwängen,
Dass er endlich den Brotberuf ergreifen kann:
Sie zählte stets auf ihn als ihren souveränen Mann.
Da übernahm er ganz die Sprache, Leistung und den Fleiß,
Denn er wollte mehr sein, als ein Fußballspielergreis.
Sanft führte sie ihn hin in den guten Beruf,
Und er gewann damit den zweiten, wundervollen Ruf –
Nun nicht mehr nur als Star im Stadion,
Sondern als fleiß'ger Arbeiter mit ruhigem Ton.
Das alles hatte er der lieben Frau zu danken –
Und dadurch kam auch ihre Ehe nicht ins Wanken.
So liebte er im Alter sie mehr als zuvor,
Und glücklich waren sie – auch ohne Fußballtor.
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Die Morgengabe
Die Morgengabe
©Hans Hartmut Karg
2016
Am Morgen sah den Blumenstock
Ich still im Hausmüll vor sich siechen.
Und er begann schon leicht zu riechen,
Als wär's ein alter Unterrock.
An diesem schönen Freitagmorgen
Hatte der Nachbar diese Schale
Mit welkem Krautwerk, dass es kahle,
Geworfen, um sie zu entsorgen.
Für ihn war klar: Die alte Blume,
Sie hatte ihre Zeit gehabt.
Und wenn die Blüte nicht mehr klappt,
Verwandelt man sie halt in Krume.
Die Nichtpflege der Pflanze zeigte:
Vertrocknet war die ganze Erde,
Blüten verkümmert, was mich lehrte,
Dass nichts sich vor dem Alter neigte!
Von allem, was den Tod hier bringt,
Um da ein wenig Macht zu üben,
Weil schmerzlich und in wilden Schüben
Die Pflanze ihre Not besingt.
So siecht das Pflänzlein vor sich hin,
Im Trockenkelch unendlich leidend,
Das Auge weg von ihr nun gleitend
Die Hoffnung – nicht der Lebenssinn.
Da nahm ich aus dem Haufen Müll
Die Schale mit den Trauerblüten,
Um sie ein wenig zu behüten,
Gab Wasser, Dünger, Liebgefühl.
Und Wunder: Es begann zu blühen,
Verschönerte den Hauseingang,
Begleitete den Vogelsang
Und konnte so dem Tod entfliehen.
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Sonntagsgebet
Sonntagsgebet
©Hans Hartmut Karg
2016
Warum kommt unsere Sonne
So zögerlich aus Fernen,
Wenn ich ihr gern beiwohne
Am Tag, der fern dem Lärmen?
Gib, Herr, der Sonne Kraft,
Dass sie den Tag erhelle
Und mit den Strahlen schafft,
Weil ich doch auf sie zähle!
Sie gibt der Liebe Bindung
Und stärkt die bangen Seelen,
Schafft uns die Überwindung
Und reinigt unsere Kehlen.
Lass uns den Tag genießen,
Herr, nimm, was uns verheere,
Lass viele Blumen sprießen
Und öffne uns die Kehre.
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Durchblick
Durchblick
©Hans Hartmut Karg
2016
Ins neue Haus sind wir gezogen
Das wir von einem Mann erworben,
Dem es zu groß und ungelogen
Zu aufwändig, zu voller Sorgen.
So kann der Alte übers Jahr
Ins Altenpflegeheim nun ziehen,
Zum Abschluss bringen wunderbar
Ein Leben, das doch nur geliehen.
Erst können wir es nicht begreifen,
Nach welchen Grundsätzen bepflanzt
Und Blumen, Büsche grünend reifen,
Wenn Blütenreigen sie umtanzt
Endlich erblicken wir den Sinn:
Das ganze Jahr soll hier erblühen
Ein Sonnenwerk frei vor sich hin
Im reichem Zauberstabbemühen.
Wo wunderbar die Gartenplanung,
Die diese Welten ausgedacht,
Da erst zeigt Pflanzenblühverzahnung
Uns voll die ganze Blütenpracht.
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Morgendämmerung
Morgendämmerung
©Hans Hartmut Karg
2016
Schon fasst das frühe, graue Licht
Den müden Schläfer an,
Streicht über sein fahles Gesicht,
Dass er erwachen kann.
Der räkelt sich und gähnt und bleibt
Doch noch im warmen Bett,
Während der Morgen ihn antreibt:
Die Uhr ist gar nicht nett!
Dennoch muss er langsam aufstehen –
Und will doch liegen bleiben,
Den Mond sinnend verblassen sehen,
Nicht fahren, lesen – und nicht schreiben.
Und doch: Die Sonne, die jetzt strahlt,
Treibt ihn aus seinen Federn.
Während sie bunte Farben malt
Und Vögel zwitschern, zetern,
Verlässt er die Horizontale
Und seufzt mit tiefem Atemzug,
Setzt sich dann in die Vertikale
Und sagt leise: „Nun ist's genug.“
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Abenddämmerung
Abenddämmerung
©Hans Hartmut Karg
2016
Zwielichtig streichen letzte Strahlen
Durch tiefgelegte Blütenzweige,
Bestreichen bunte Blumenschalen
Und drängen so den Tag zur Neige.
Dunkelnder Dämmerschein versendet
Die Zweifel, wo die Schatten länger,
Das Licht sich langsam spärlich wendet
Und mancher Herzschlag bang wird, bänger.
Zum Traumzwielicht sich milde beugt
Der Feierabend, der nun trägt,
Was schon von spätem Gastmahl zeugt
Und langsam sich zur Nacht ablegt,
Weil erste Straßenlampen strahlen
Und mit dem mattkünstlichen Licht
Im Schein die vielen Blumenschalen
Nur zeigen ein graues Gesicht.
Zur Nacht mit wenig Formen, Farben
Kann man jetzt himmelwärts ersehen,
Dass abfließen die Strahlengarben
Und auch dies' Tagwerk muss nun gehen...
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Winde holen!
Winde holen!
©Hans Hartmut Karg
2016
Windlose Regengüsse,
Stehende Gewaltgewitter.
Was ist da los?
Müssen wir das ertragen?
Schiebt sie an, die Winde,
Holt sie vom Atrantik her,
Vertreibt Blitzdonner geschwinde,
Denn der Sommer fehlt uns sehr!
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Gestern noch
Gestern noch
©Hans Hartmut Karg
2016
Gestern nöch:
Längster Tag, kürzeste Nacht!
Wer bemerkt das denn noch,
wenn die Jungs Fußball spielen?
Letztes Refugium der Freudenwelt:
Europameisterschaft!
Keine Schmerzen, keine Nöte:
Die Herren (und Damen) feiern halt!
Wer bemerkt noch den schönen, langen Tag,
wer die Nacht- und Traumkürze,
wenn die Televisionen
alle anderen Visionen
überdecken?
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Römisches Saltinbocca
Römisches Saltinbocca
©Hans Hartmut Karg
2016
Das springt so schön in meinen Mund,
Der herrlich damit wird verwöhnt:
So geht er auf, der alte Schlund,
Ist mit der ganzen Welt versöhnt.
Ein Schnitzelchen, so mürb und fein,
Schlummert auf einem Salbeiblättchen,
Das Schinkenblättchen, dünn und rein,
Wie jene Haut der jungen Mädchen.
Und nebenan die weichen Möhren,
Gedüstet zart in eigenem Saft.
Sie wollen den Genuss beschwören,
Der immer neuen Hunger schafft.
Kartoffelspalten, braun frittiert,
Runden das Ganze fröhlich ab.
So wird der Gaumen animiert,
Dass er sich noch an Weiterem lab'.
Ein Nusseis rundet alles ab,
Was vorher nichts als Schlemmerei.
Das bringt die Seele erst auf Trab,
Damit der Mensch Gourmet nun sei.
*