Dr. Karg Gedichte / Teil 2

Moderator: Phönix

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Hans Hartmut Karg
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Der junge Dichter

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Der junge Dichter

©Hans Hartmut Karg
2016

Hellwach und in gestopften Socken
Nahm er am Morgen seinen Tee.
Die Abschnittsliebe kam gekrochen,
Nahm sich da noch ein wenig Schnee.

Gegen die Sucht und Völlerei
War er, stand dürr in seinen Hosen.
Der Tag war ihm ganz einerlei:
Er aß Ravioli aus den Dosen.

Er räkelte sich ohne Worte,
Doch kamen ihm just jetzt Ideen.
Er nahm noch einen Rest der Torte,
Damit Geschmäcker nicht verweh´n.

Der Zucker wirkt' im jungen Dichter,
Denn Dichter wollte er nur sein.
So wuchsen ihm bald jene Richter,
Die kritisierten ihn gar fein.

Er setzte sich, Papier zur Hand,
Dazu den immergleichen Stift
Und wurde für das ganze Land
Zum Riesen, der schreibt, was zutrifft.

Die Jugend kam ihm sehr zugute,
So unerschöpflich war die Quelle.
Die Kraft nahm er, wie ich vermute,
Aus früher Weisheit – er war helle!

*

Hans Hartmut Karg
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Maschinenmensch

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Maschinenmensch

©Hans Hartmut Karg
2016

Geboren aus stets dunkler Ferne
Wächst er dann doch ins helle Licht.
Die Sonne hat er ja so gerne,
Strahlen erleuchten sein Gesicht.

Doch schon vom ersten Tage an
Verbraucht er Wasser, Luft und Nahrung.
Windeln, Kleidung zieht man an –
Das krönen Liebe und Erfahrung!

Und er braucht immer mehr die Quellen,
Die Wärme und die Energien,
Wird sich dem Umweltschutz kaum stellen,
Will Neues, schafft so Synergien.

Kunststoffe schänden die Weltmeere,
Lack, Lösungen tränken die Erde,
Damit er schleichend so verheere
Die Grundlagen der Lebensherde.

Weil so ja nichts mehr leben kann
Verheert er dennoch, was erkoren
Und überhöht so seinen Wahn,
Als wär' er einmalig geboren.

Er potenziert die eigenen Kräfte –
So läuft das automatisch weiter.
Er denkt nicht an die Lebenssäfte,
Verdrängt mit Feier, was da heiter.

Nichts ist, nichts bleibt von Arroganz,
Der Hoffnung auf Unsterblichkeit.
Trägt er den Himmel nun doch ganz?
Ist er zur Umkehr denn bereit?

*


Hans Hartmut Karg
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Die letzte Neugier

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Die letzte Neugier

©Hans Hartmut Karg
2016

Was kommt wohl hinter jener letzten Tür,
Die Lebenden verschlossen bleibt?

Wird Hoffnungsnot denn dann enttäuscht,
Verschluckt vom Dunkel aller Ewigkeit?

Oder zieht Licht vom Licht
In heller Öffnungsweite
Mit Gnadenkraft
Nach oben?

*


Hans Hartmut Karg
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Die Provinz stirbt

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Die Prozinz stirbt

©Hans Hartmut Karg
2016

Junge ziehen aus den alten Dörfern fort,
Städte brauchen hoch qualifizierte Frauen.
Und so stirbt gar mancher liebenswerte Ort,
Alte können nur den Wegzügen nachschauen.

In Europas vielen Dörfern fehlt Infrastruktur,
Schnelles Netz kann man dort auch nicht haben.
Gerüchte und Gerede sind oftmals Leitschnur,
An denen sich so viele alte Herzen laben.

Ja, das Dorf hat heute nur noch Notstruktur,
Weg sind Anspruch und gelebter Lebenskreis.
Fernsehen bleibt einzige Zugangskultur –
Und Vereine planen manche gute Reis'.

Die Provinz erliegt dem Ballungsraum,
Dort pulsiert das Leben, lebt die Jugend.
In den Dörfern gibt es solches kaum,
Da ertrinkt die Nähe in der Tugend.

Weltweit fliehen Menschen in die Städte,
Anonymität ist's, die befreit.
Unverbindlichkeit, die man am Land gern hätte –
Dazu ist das Dorf niemals bereit.

*


Hans Hartmut Karg
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Im Bus

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Im Bus

©Hans Hartmut Karg
2016

Der Busfahrer ist einzig junger Mann
um zehn Uhr morgens auf der Linie,
auf der so viele Menschen alt und grau
mit Rollatoren stehen um die Mitteltüre.

Doch das Gespräch, das suchen Frauen
und zeigen so Lebendigkeit im Spruch.
Mit Neugier fragen sie und hören zu,
Denn Leben heißt Neugier und Ruch.

Im Horizont von wundersamer Lust
Ein wenig zu erfahren, einzukaufen.
So wuchs und wächst in ihrer Brust
Erinnerung in langsam-freiem Laufen.

*


Hans Hartmut Karg
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So wandern wir

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


So wandern wir

©Hans Hartmut Karg
2016

So wandern wir denn Jahr um Jahr
Und größer wird der Menschen Schar.
Freu'n wir uns da noch auf die Welt
Oder ist Angst längst einbestellt?

Wird es noch gutes Wasser geben,
Genügend Früchte, um zu leben,
Vernunft und keine üblen Spiele,
Noch Mitleid und große Gefühle?

Was uns in Zukunft denn so blüht,
Ob wir da überhaupt bemüht
Und uns schonend zur Höhe führen
Was nicht als Ohnmacht kann verführen?

Sind Herr wir oder Leidensknecht,
Gibt es noch Gnade, es noch Recht?
Verlässt das Leben den Planeten,
Können wir Menschen da noch beten?

Sind wir weltweit noch Herr der Lage,
Damit das Herz uns nicht verzage?
Setzen wir noch die Lösungen um
Oder macht das Geld uns elend, krumm?

So wandern wir doch hoffend weiter
Und wissen nicht, ob düster – heiter
Zum Lebensziel und Endpunkt führt,
Wo Mensch den Menschen schon verliert.

*


Hans Hartmut Karg
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Schulanfang

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Schulanfang

©Hans Hartmut Karg
2016

Ach Cosima, Du, Enkelkind,
Wir freuen uns mit Dir,
Dass bald alle in Bildung sind
Im schulischen Revier.

Nun bist auch Du im großen Kreis
Der Schulanfängerinnen
Und machst Dich auf die große Reis'
Mit Lernen und mit Singen.

So wünschen wir Dir Freude dort
Und Kraft zum guten Lernen –
Mit Schreiben, Rechnen an dem Ort,
Wo Geist Dich mag besternen.

Das sind beste Bedingungen
Mit all den vielen Freunden,
Wo Dein Gemüt in Schwingungen
Und nichts kann Dich verleumden.

Bleib' brav und freundlich allezeit
Und liebe auch den Unterricht.
Dann wird der Horizont Dir weit
Und Bildung bleibend' Lebenslicht.

*


Hans Hartmut Karg
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Leises Lüftchen

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Leises Lüftchen

©Hans Hartmut Karg
2016

Nach vielen Tagen sengend-heißer Hitze
Mit Flimmerluft, stehend und ohne Hauch,
Bei welcher alle Welt nur dauernd schwitze
Und Rettung manchmal durch den Gartenschlauch,

Ist alles Gras verbrannt, die Blumen, Büsche trauern,
Tomaten kochen in der eigenen Schale
Und ganz beschwörend suchen viele Bauern
Nach feinem Nass vom Berge – und im Tale.

Noch im September immer heiße Nächte,
Spätsommertage voller Hitzeflimmern:
Der späte Sommer pocht auf seine Rechte,
Wodurch Gesundheitsnöte sich verschlimmern.

Doch plötzlich kommt den grünen Hang herunter
Ein leises Lüftchen, kühl, vorangetrieben,
Vom Norden her, macht endlich munter,
Was das Gemüt schon heimlich abgeschrieben:

Es ist das pure Leben, das nun kommt,
Rückkehr der Atemluft, der Kühle.
Was der Gesundheit wieder frommt,
Vertreibt die Trockenheit und Schwüle.

Und damit wird der Tag wieder erträglich,
Die Windbewegung hält bis hin zum Abend
Ihr Wort, weckt auf den Geist, macht ihn beweglich,
Spürt, wie er aufsteht, Dank dem Winde sagend.

*


Hans Hartmut Karg
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Das Ende von Caros Vater

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Das Ende von Caros Vater

©Hans Hartmut Karg
2016

Die Caro, das war Caroline,
War der Tochter liebste Freundin,
Lebt' glücklich mit der Elternminne
So unbekümmert Kindheit hin.

Der Vater war ein Wundermann,
Für Frau und Töchter erste Güte.
Er schuf für sie, was er nur kann,
Das mit Humor, tief im Gemüte.

Mit seiner Arbeit war er froh,
Schuf dort als Maurer beste Arbeit,
Planierte alles, was noch roh
Und war zu jedem Dienst bereit.

Die Caro war bei uns zuhause,
Freundin der Tochter, liebe Nähe,
Kam zu uns gern, wenn einmal Pause,
Damit die Nähe Freundschaft säe.

Doch plötzlich im sonnigen Maien,
Als Vater die Baugrube glättete
Und Baugeräte nicht zu leihen,
Die Firma vor Pleite rettete,

Rutschte ein Bagger leise nach
Und quetscht' den Vater an die Wand,
Zerdrückt' in schlimmem Ungemach
Den Brustkorb ihm und eine Hand.

Wie weinten da die Frau, die Mädchen,
In Schwarz erschien ihnen die Welt.
Der Mensch bleibt da nur noch ein Rädchen,
Wo Tod das Leben abbestellt.

Von da an war die Caro ernst,
Ihr Lachen wollte nicht mehr glücken,
Vermisst' sie doch den Vater Ernst –
Das Leben war ihr kein Entzücken.

*


Hans Hartmut Karg
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Dunstschleier

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Dunstschleier

©Hans Hartmut Karg
2016

Dunstschleier unter unserem Himmel
und Nebelfelder in Flusstälern:
So ist es, wenn der Sommer geht!

Manch einer mag Naturgedichte
nicht, weil sie öde ihm erscheinen,
er lebt vielleicht nur virtuell.

Ja, die Natur ist ihm egal!

Gleichwohl wird dennoch auch ihm
die Morgenkühle Segen werden,
gar lindern die Sonnenbeschwerden,
wenn Pulsschläge stabiler werden,
der Kreislauf Schonungszeit erfährt
und ohne Sonnenbrille
Augenpaare
aufleben
dürfen.

Möge auch das Sein
durch Virtualität Bewusstsein erlangen,
bestimmt doch unser aller Dasein
in Wirklichkeit
das Klima.

*


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Dynastische Zukunft

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Dynastische Zukunft

©Hans Hartmut Karg
2016

Vier Kinder haben wir gemeinsam aufgezogen,
Vier Schwiegerkinder leben glücklich darauf zu,
Bescheren uns gemeinsam sechzehn Enkelkinder,
Mit denen wir aufwachsen, nah, auf Du und Du.

Wir sehen, dass uns Enkelkinder übertreffen,
Ja weiter, höher können sie die Alten überstrahlen,
Erzählen uns so interessant bei den Familientreffen,
Wie sie sich ihre Lage mit Zukunft ausmalen.

So wächst heran ohne die Macht der lenkend´ Alten,
Die doch als Leitbild und als Vorbild noch präsent,
Was hier ideenreich als Zukunft wird die Welt gestalten
Und mehr sein kann, als nur ein Tagevent.

Es geht im Lebensreichtum nicht so sehr um Macht,
Denn Herrschaft kennt selten ein Freiheitszeichen.
Nur wo im Jugendtraum das Schöpfertum erwacht,
Wird von der Zukunft Nacht und Dumpfes weichen.

*

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Ein Mann ist ein Mann ist ein Mann

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Ein Mann ist ein Mann ist ein Mann

©Hans Hartmut Karg
2016

Ein Mann ist ein Mann ist ein Mann,
der nahezu fast alles kann,
Auf jeden Fall imponieren
Und schöne Frauen verführen.

Ein Mann ist ein Mann ist ein Mann,
der mitunter auch fremdgehen kann.
Doch ist er dann tief beleidigt,
Wenn Frau sich von ihm scheidet.

Ein Mann ist ein Mann ist ein Mann,
Der wunderbar lieben kann.
Es ist da nicht ausgeschlossen,
Dass er Frauen bettet auf Rosen.

Ein Mann ist ein Mann ist ein Mann,
Der herrlich Vater sein kann.
Er wickelt das Kleinkind in Windeln
Und deckt das Wohnhaus mit Schindeln.

Ein Mann ist ein Mann ist ein Mann,
Der immer gut arbeiten kann,
Versorgt die Familie mit Geld
Und bereist mit ihr fremde Welt.

Ein Mann ist meist ohne Beschwerden,
Stolz wird er sein Auto vorfahren,
Gelobt will er lebenslang werden,
Groß noch mit weißen Haaren!

*


Hans Hartmut Karg
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Die Neolithische Revolution

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Die Neolithische Revolution

©Hans Hartmut Karg
2016

Aus Nahem Osten waren sie vormals gekommen
Die nicht mehr Jäger, nicht mehr Sammler waren,
Hatten vom Land bei uns Besitz genommen
Und überzogen nun die schöne Flur in Scharen.

Haben die Jäger, Sammler noch gesund gelebt,
Erschlug der Bauer Kain nunmehr den Abel.
Nomadentum war für immer verweht,
Das Bauerntum begann – und auch der Adel!

Zuvor war Jagd noch Kampf ums Überleben,
Jetzt nur noch Steckenpferd der reichen Bauern.
Die können jetzt nach Kunst und Brauchtum streben,
Weil auch bei Frost kaum mehr Gefahren lauern.

Die Vorratswirtschaft gibt ihnen viel Sicherheit,
Die Schlachtviehmast erweitert allen Reichtum:
Der Sesshafte ist für Kultur endlich bereit,
Denn milder wird das drohend' Fatum.

Fleisch, Wurst, Gemüse gibt es jetzt in Fülle,
Das Bauerntum scheint jedem Jäger überlegen.
Doch nun kommt Neid auf – und sehr, sehr viel Gülle,
Der Umwelt wie dem Miteinand' kein Segen!

Man will ja immer mehr und wird so reicher,
Dadurch entsteht vermehrt Umweltbelastung.
Die Religion macht mit der Heilserwartung gleicher,
Doch bleibt Mobilitätssehnsucht bei aller Hastung.

Feste und Feiern müssen Ausgleich schaffen
Für jene Freiheit, die dem Jäger heilig.
So schafft man Umzüge – und viel zu gaffen
In einer Daseinsform, die doch langweilig.

Mit Pferd und Kutsche kann man deshalb träumen,
Nomadensehnsucht ausleben bis zum Exzess
Und fliehen den beheizten, engen Räumen,
Erwarten für die Intriganz manchen Prozess.

Gesetze treiben nun Regulationen
Und Religionen schaffen Jahresrituale,
So dass organisiert Menschen sich schonen
Weil man ja für die Sicherheiten zahle!

Rodung und Ackerbau bringen die reichen Felder,
Auf die nun Mist und Gülle reichlich ausgebracht.
Verbrennen wird man nun in Öfen ganze Wälder
Für Warmmut – er erhellt sogar die Liebesnacht!

Man baut die Häuser, Ställe und die Scheunen,
Vermehrt den Viehbestand, schafft Grundbesitz.
Jetzt muss man um die nahen Toten weinen –
Und schafft beim Trinken manchen guten Witz.

Die Böden werden nach und nach nitiert,
Alles mit Exkrementen reichlich überdüngt,
Öfen haben die Luftverschmutzung angeführt –
Und die Vermehrung Mensch und Tier verjüngt.

Die Sesshaftwerdung wird der Menschheit Zwang,
Dasein und Sein ersetzt durch Habenwollen,
Vermehrt im Kaufwillen so manchen Hang,
Bei dem das Attraktive treibt in kuriose Rollen.

Schöpfung bewahren? Nicht daran zu denken!
Geburteneinschränkung? Gern, ohne mich!
Probleme endlich hin zur Lösung lenken?
Ist nicht mein Ding – bemüh' doch selber Dich!

*


Hans Hartmut Karg
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Federweißer

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Federweißer

©Hans Hartmut Karg
2016

Das ist immer ein Herbstgenuss:
Der Federweiße aus hellem Glase,
Dazu ein lieber, warmer Kuss,
Damit das Herzlein richtig rase.

Dazu ein Stück vom Zwiebelkuchen
Mit frischem Schmand auf Hefeboden:
So lässt sich wieder Herbstgeist suchen,
Vertreibt die Fliegen – und die Moden.

Im Tankzug aus Italiens Süden
Wird er zum Norden hingekarrt,
Weckt auf dort alle Sonnenmüden
Und bringt sie wieder voll in Fahrt.

Süß perlt der frische Rebensaft,
Verführt zu langem, stetem Trinken,
Weil er uns gute Laune schafft –
Die Zecher können fröhlich winken.

Einmal im Jahr viel Traubenzucker
In perlend-reiner Hefewallung:
Vergessen sind Smartphone und Drucker,
Trinkfreude kennt eigne Beschallung!

*


Hans Hartmut Karg
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Merkelsonett

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Merkelsonett

©Hans Hartmut Karg
2016

Frau Merkel rudert zwischen Reichen,
Redet sehr gern mit Ihresgleichen:
Ist sie denn noch die Rettungsente,
Die alles hin zum Guten wende?
Ist sie noch im politisch Reinen,
Mit ihrem Herrn und mit den Seinen?
Packt sie ein wenig schon der Frust –
Trotz ihrer großen Lebenslust,
Wo helfend heimisch werden kann
Frau, Kind und Kegel, auch ein Mann?
Erwarten wir nicht die Impulse,
Für die doch früher der Ortsschulze
So viel ins Reine bringen konnte,
Worin die Führung sich dann sonnte?

*

Hans Hartmut Karg
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Es herbstelt

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Es herbstelt

©Hans Hartmut Karg
2016

Am Abend umwirbt die kühlende Hand
Des Lufthauchs unsere Herzen,
So dass sie fröstelnd im ganzen Land
Nach Kleidung ruft – wie im Märzen!

Die Sonne läuft jetzt schon flacher daher
Und Tau überdeckt den Morgen.
Am Rebstock hängen die Trauben schwer,
Mancher hat jetzt andere Sorgen.

Wird dieser Winter unerbittlich hart,
Kommt bald das wilde Sturmrasen?
Ist wetterfest alles vor der Urlaubsfahrt,
Sind die Leitungen abgelassen?

Am Tag bringt die Sonne noch Temperatur,
Doch nachts strahlt der Mond stahlhell
Und ängstigt die lebendige Floranatur,
Wenn er kalt strahlt – und gar zu grell.

Es kommt die Zeit der Blätterverfärbung
Und Blüten lassen sich seltener sehen.
Der Herbst macht so mächtig für sich Werbung,
Da wollen auch wir endlich wandern gehen.

*


Hans Hartmut Karg
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Heimat

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Heimat

©Hans Hartmut Karg
2016

Der Wortverschleiß ist noch immer bekannt:
Radikale missbrauchten die Heimat
Als Heilserwartung für das ganze Land,
Als Herrschaftsinstrument für den Staat.

Dem Wesen des Menschen auf Wanderschaft
Kann Heimat schon alles sein.
Sie verleiht ihm Mut, gibt Lebenskraft,
Lässt sein Gemüt nicht allein.

Die Herkunft, Landsmannschaftlichkeit
Bestimmen doch die Person.
Selbst wo sie zur Ablösung gerne bereit
Bleibt die Herkunft ihr eigener Thron.

Denn denkförmig prägt sich sehr tief ein,
Was frühkindlich bindungsgeboren.
Das kann im Alter noch machtvoll sein,
So dass Nähe nicht ganz verloren.

Heimat kann Denken und Welthorizont werden,
Auch einengende, tiefgreifende Daseinsprovinz.
Nicht jeder bleibt dort, wo einst Freiheiten lehrten
Die Eltern, oftmals wirken auch Kunz und Hinz.

Heimat verändert sich mit dem Lebenslauf,
Verblasst, wenn andere Räume locken
Und wo die Neugierde treibt weit hinauf,
Dorthin, wo Attraktionen nur locken.

Gar manche Heimat wird Sehnsuchtsschimäre,
Wenn sie erkannt als zeitlich gebunden
Und später diese den Ort nicht mehr ehre,
Wo sich einstmals das Kind befunden.

Heimatthymelei wär' Ideologie,
Heimatliebe wäre schon richtig.
Wird sie nicht missbraucht zur Patriotie,
Wär' ehrlich die Liebe, aufrichtig.

*


Hans Hartmut Karg
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Mangelnde Wertschätzung

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Mangelnde Wertschätzung

©Hans Hartmut Karg
2016

Wer Menschen nicht ehrlich wertschätzt,
Der lässt sie in die Fallen tappen,
Der bleibt von seiner Bosheit nur gehetzt
Und lässt dafür die Anderen berappen.

Wer Menschen nicht wirklich wertschätzt,
Dem ist Gerechtigkeit völlig egal,
Weil er Geistgröße niemals schätzt:
Da bleibt das Recht zurück – und fahl.

Wer unsere Menschen nicht wertschätzt,
Bei dem bleibt jedes Menschenbild ganz krumm,
Weil er aus seinem Hinterhalt die Würde nur verletzt,
Die Mitmenschen verkauft als sehr naiv – und dumm!

Wer diese lieben Menschen nie wertschätzt,
Der hasst doch nur aus vollem Herzen.
Er freut sich, wenn er Mitmenschen verpetzt
Und damit treibt in unnötige Schmerzen.

Nach Anerkennung strebt ein jedes Wesen,
Es will nirgendwie abgewürdigt sein.
Es kann in Deinen Augen wirklich lesen,
Ob Du fair bleibst – oder nur hundsgemein.

*

Hans Hartmut Karg
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Segen der Musik

Beitrag von Hans Hartmut Karg »

Segen der Musik

©Hans Hartmut Karg
2016

Unsere Haltegurte in der Zeit,
Um Orte und Weite zu erkennen,
Macht für uns die Musik bereit,
Wenn Harmonien wir ersehnen:

Zur wundersamen Lust der Früchte,
Seelen bereitend zum Gemüte
Bis hin zum Lauten voller Süchte,
Mit Gutem für die Ohrentüte.

Was so gehört, erspielt, genossen,
Mit Tönen bei uns eingehängt:
Sie haben uns längst übergossen,
Empfindungen damit gelängt.

Geboren aus den vielen Noten
Verwandelt die Musik die Welt,
Vermag den Frieden auszuloten –
Und was dagegen sich gestellt.

Musik bleibt mir immer ein Wunder,
Weil jede Sprache sie versteht,
Macht uns lebendig, frei und munter,
Obwohl die Lebenszeit vergeht.

*

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Tageslauf

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Tageslauf

©Hans Hartmut Karg
2016

Im Alter fragt doch keiner mehr nach Dir,
Längst aufgezogen sind die Generationen
Und haben sich damit entfernt von Dir,
Denn anderswo werden die Jungen wohnen.

Dein Tag braucht dennnoch Feinstruktur,
Ein Ziel – und schöne Weltaufgaben,
Damit die glockenhelle Seinsnatur
Kann für Dein Leben etwas Gutes tragen.

Deshalb, mein Herz, was wollen wir heute noch tun?
Wie wollen wir den schönen, lichten Tag begleiten?
Wie halten wir es mit den vielen Stunden nun?
Am Alter sollten wir doch noch nicht leiden!

Wir laufen, fahren Rad und wir entscheiden
Uns für die Naturnähe – und für Kultur,
Damit wir unser Seinsbewusstsein weiten –
Nicht nur Getriebene in eigener Richtschnur!

Wir kaufen, wenn wir kaufen wollen.
Wir reisen, wenn die Seele danach ruft.
Auch am Computer werden wir nur scrollen,
Wenn wir noch Zeit – und reichlich freie Luft... .

*

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