Frage an Psychiatrieerfahrene

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tanne

Frage an Psychiatrieerfahrene

Beitrag von tanne »

Liebe Frauen

Ich beschäftige mich gedanklich mit einer Weiterbildung bzw Umschulung zur Pflegefachfrau Psychiatrie.
Dabei habe ich gemerkt dass ich auch gerne die "andere Seite" hören würde: wie habt ihr, die ihr mit Psychiatrie zu tun hattet, diese Berufsgruppe erlebt? Egal ob stationär oder ambulant, ob als selber Betroffene oder Angehörige. Wie wichtig oder (nicht) hilfreich waren sie für euch? Was war positiv, was negativ im Kontakt mit ihnen etc? Wie kompetent und vertrauenswürdig waren sie für euch etc?

Ich freue mich wenn sich jemand äussern mag, auch per PN wem das Thema öffentlich zu pikant ist.

Esther
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Re: Frage an Psychiatrieerfahrene

Beitrag von Esther »

Mein Exmann war stationär und ambulant in der Psychiatrie. Ich hatte ihn ein paar Mal besucht. Für mich waren sie nicht hilfreich, ich wurde weder von Ärzten noch von Pflegenden in die Therapie mit einbezogen.

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Krambambuli
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Re: Frage an Psychiatrieerfahrene

Beitrag von Krambambuli »

Eine gute Freundin von mir arbeitet in einer PSychiatrie.

Also.... Es ist hart. Sehr ein harter Job. Die Grenzen sind anderst als in der Welt draussen sagt sie. Ich persönlich war noch nie in einer Psychiatrie, kenne aber mehrere Leute die waren.

Wenn du das wirklich machen willst, finde ich sollte man von Natur aus ruhig sein, mit schweren Dingen umgehen können, extrem gute Nerven haben und total stabil sein.

Quest

Re: Frage an Psychiatrieerfahrene

Beitrag von Quest »

Die Tochter meines Freundes hat diese Ausbildung. Sie hat von Anfang an immer in der Psychi gearbeitet.

Ich denke du musst mit beiden Beinen im Leben stehen und darfst Dich auf gar keinen Fall beeinflussen lassen. Es muss an dir abprallen. Du musst am Abend nach der Arbeit nach Hause gehen können und alles hinter dich lassen.
Die Tochter erzählt uns immer mal wieder so Müsterli (natürlich ohne Namen oder so) Da muss man schon ziemlich abgebrüht sein, um das alles einfach hinzunehmen. Und ich denke du musst "kalt" sein. Also du darfst dich emotional nicht darauf einlassen.

Und ich persönlich denke das die, die dort arbeiten, selber nicht "ganz dicht sind". Sorry. Auf jeden Fall ist die Tochter in meinen Augen nicht ganz dicht. Sie benimmt sich extrem komisch in Beziehungen, falls sie überhaupt eine hat. Auch gegenüber den Eltern ist sie komisch. Sehr sprunghaft. Und wir denken (auch mein Partner), dass sie selber auch Depressionen hat.

Als Ex-Frau eines stationären Patienten kann ich nur bestätigen, dass man eigendlich da nichts zu suchen hat. Niemand kümmert es ob man kommt oder geht.

Simoneniall
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Re: Frage an Psychiatrieerfahrene

Beitrag von Simoneniall »

I bin psychistrieschwöschter

tanne

Re: Frage an Psychiatrieerfahrene

Beitrag von tanne »

Danke für die bisherigen Antworten!

@quest, warum hälst du diese Berufsgruppe für nicht ganz dicht? Leitest du das vorallem ab von deiner Bekannten oder hattest du noch andere schräge Begegnungen? Finds noch interessant, ich meisten mit denen ich zu tun hatte waren "normal". Aber klar, mit einem 0815 schwarz-weiss- Denkmuster ist man an dem Ort wohl nicht ganz richtig, schliesslich hat man es mit extremen bzw krankhaften Verhaltensweisen zu tun.

@simoneniall - schön. Magst du auch etwas schreiben aus deinem Erleben, wie wirst du wahrgenommen von deiner "Kundschaft", was hast du für Feedback? Keine Sorge, ich werde mich nicht wegen dem was ich hier lese dafür oder dagegen entscheiden. Aber es nimmt mich trotzdem mal wunder wie der Beruf von aussen gesehen wird.

Quest

Re: Frage an Psychiatrieerfahrene

Beitrag von Quest »

Nein ich leite das nicht nur noch der Tochter ab.

Mit meinem Ex-Mann habe ich einige Psychiater, Psychologen und Schwestern erlebt.
Vielleicht ist es aber auch einfach, weil ich "normal" bin.
Ich fühlte mich bei den Gesprächen mit dem Psychiater z.B. immer als Idiot. Ernstgenommen fühlte ich mich nie.
Und wenn ich z.B: die Tochter über die Patienten sprechen hören, dann habe ich auch immer das Gefühl, die Patienten werden nicht ernst genommen.

Ich bin sehr pragmatisch und habe meine Eigenen Ansichten vom Leben. Tja, und wenn ich dann mit jemandem aus der "Branche" spreche, habe ich einfach immer die Idee, das die selber nicht "normal" sind.

Aber wie gesagt, ich halte nicht viel von dieser Berufsgattung (spezielle Psychiater) und darum finde ich die auch extrem "komisch".
Bin froh, habe ich nichts mehr mit denen zu tun.

tanne

Re: Frage an Psychiatrieerfahrene

Beitrag von tanne »

quest, ich halte mich auf für pragmatisch - mit ein Grund warum ich es mir u.U. zutrauen würde in diese Branche zu wechseln ;-)

Mag sich noch jemand selber Betroffenes äussern?

bona
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Re: Frage an Psychiatrieerfahrene

Beitrag von bona »

Da melde ich mich gerne auch noch als selbst Betroffene.

Habe in der Psychiatrie schon verschiedenes erlebt an Personal. Aus meiner Sicht waren die meisten Betreuer und Ärzte bisher bemüht und nett.

Finde es toll, wenn du diesen Beruf lernen möchtest! Mir half die Psychiatrie bisher in meinen grössten Krisen sehr. Vorallem auf der Psychotherapiestation!

Falls du noch fragen hast, nur zu:)

Liebe Grüsse
Bona

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Züri Mami
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Re: Frage an Psychiatrieerfahrene

Beitrag von Züri Mami »

Liebe tanne,

möchtest du die Ausbildung Pflegefachfrau Psychiatrie HF machen verkürzte Erwachsenenbildung 3 Jahre ?
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tanne

Re: Frage an Psychiatrieerfahrene

Beitrag von tanne »

Züri Mami - aufgrund meiner Ausbildung und bisherigen Berufsausübung wäre nicht die HF Ausbildung mein Weg aber schlussendlich würde es der Pflegefachfrau Psychiatrie nahe kommen.

bona - ja da hacke ich doch gerne nach. Dass du verschiedenes erlebt hast ist wohl normal, wie überall wo Menschen sind. Bemüht und nett ist ja schonmal was, kann man aber verschieden auffassen. Magst du das etwas genauer beschreiben - war es bloss nett sein oder war es nett weil du dich verstanden und akzeptiert gefühlt hast? Hattest du den Eindruck die (meisten) können nachvollziehen wie du dran bist, konnten deinen Zustand/Belastbarkeit/Befinden angemessen einschätzen, dir zB Ruhe lassen wenn du sie brauchtest bzw auch dich "aktivieren"?

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Züri Mami
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Re: Frage an Psychiatrieerfahrene

Beitrag von Züri Mami »

@tanne ..aber dann sehe ich keine grossen Schwierigkeiten diese Weiterbildung zu absolvieren..Da find ich das HF dagegen uh streng ,wenn man noch 100% arbeitet nebenbei
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bona
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Re: Frage an Psychiatrieerfahrene

Beitrag von bona »

Also auf der Akutstation war das Personal nett. Sie halfen mir auch bei grossen Krisen,indem ich meine Medikamente bekam und gewisse Auflagen. Ansonsten läuft dort meiner Meinung nach nicht wirklich viel. Gibt dort ja auch ständiges wechseln der Patienten.

Auch war ich auf einer Psychotherapiestation. Dort wurde ich vielmehr als Mensch wahrgenommen. Medikamente wurden reduziert und die Gespräche wurden wichtiger. Jederzeit war jemand da wenn es schwierig wurde. Seis für Gespräche oder anleitungen zum skillen. Auch war dort die Beziehung zwischen Patienten und Mitarbeitern viel persönlicher. Auch hatte ich dort super Therapeuten.

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Lhotse38
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Re: Frage an Psychiatrieerfahrene

Beitrag von Lhotse38 »

ich gehöre also zu jenen die Quest als nicht ganz dicht ansieht. Meiner Meinung nach bin ich immer noch normal obwohl ich 20 Jahre in der Psychiatrie gearbeitet habe. Im Vergleich zur grosse Masse ist mir schon aufgefallen, dass ich Menschen weniger schnell als nicht normal ansehe. Denn was ist die Norm. Die kann sich verschieben. Das ist vielleicht etwas was mir geblieben ist, dass man die Menschen als das respektiert was sie sind. Für mich ist dies der wichtigste Punkt wenn man in der Psychiatrie arbeitet. Den Menschen respektieren mit seinen Stärken und Schwächen.

Aber auch ich habe Psychiater und Pfleger gesehen die so gar nicht arbeiten wie ich es gut finde. Faule Eier gibt es überall. Vielleicht in der Psychiatrie etwas mehr, weil der Beruf schon speziel ist. Wie schon gesagt wurde, muss man auch einiges aushalten können.
Ich bin aber absolut nicht einverstanden dass man kalt sein muss und keine Gefühle haben darf. Auch gab es Zeiten an welchen ich nicht abschalten konnte. Wenn ein Patient sich das Leben nimmt, dann ist jeder betroffen davon. Ich glaube nicht, dass es Menschen gibt welchen das komplett egal ist. Denn sonst wäre man nicht in diesem Beruf. Aber nachher geht das Leben weiter.
Wir haben aber auch unsere Traurigkeit und Hilflosigkeit offen angesprochen. Auch mit Patienten.

tanne

Re: Frage an Psychiatrieerfahrene

Beitrag von tanne »

Lhotse danke auch für deinen Beitrag. So denke ich auch, "faule Eier" gibt es überall, aber wenn jemand in dem Metier arbeitet wird wohl genauer hingeschaut und lieber verallgemeinert.

bona interessant dein Erleben,danke fürs teilen.

ZüriMami oh nein, 100% Beruf und Ausbildung käme für mich nicht infrage mit Kindern, das würde ich einerseits nicht wollen und anderseits wohl wirklich nicht gebacken kriegen.

wolke7
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Re: Frage an Psychiatrieerfahrene

Beitrag von wolke7 »

Danke lhotse für deinen beitrag- gehöre auch zu den nicht ganz dichten die schon seit 15 jahren in der psychiatrie arbeiten. War auch einige jahre als stationsleitung tätig und empfinde mich immernoch als recht normal :)

@tanne: ich kann dir nur sagen, das dies mein absoluter traumberuf war und ist. Es gibt situationen die gemeistert werden müssen und die mich auch nach jahren noch gedanklich ab und zu begleiten- und das dürfen sie auch, solange sie nicht ein ständiger begleiter sind und zu viel raum im leben einnehmen. Aber es ist aus meiner sicht einfach nicht richtig, wenn man sagt das alle diese schicksale einem nicht berühren. Natürlich musst du ein stück weit dafür geschaffen sein um dies ertragen zu können, aber die menschen geben dir auch sehr viel zurück, auch wenn man es bei vielen nicht auf den ersten blick sieht und spührt! Mich macht meine arbeit auf jeden fall glücklich und möchte nicht tauschen!

joyli
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Re: Frage an Psychiatrieerfahrene

Beitrag von joyli »

Ich unterschreibe bei wolke7. Ich arbeite ebenfalls seit einiger Zeit in der Psychiatrie und es ist bis jetzt meine beste Arbeitsstelle die ich hatte. Ich empfinde meine Kolleginnen und Kollegen als wesentlich "angenehmer" als meine Berufskollegen in der Somatik. Es wird einfach offner Kommuniziert. Klar gibt es schwarze Schafe, aber die gibts überall.
Und als kalt würde ich niemanden dort beschreiben, ganz im Gegenteil. Man sieht Menschen anders, mich hat dieser Job offener und toleranter gemacht. Die Erfahrungen die ich bis jetzt gemacht habe möchte ich aufjedenfall nicht missen.
Meiner Meinung nach kommt es auch stark darauf an auf welcher Abteilung man arbeitet und ganz wichtig wie viel Personal vorhanden ist. Den je nachdem hat man mehr oder weniger Zeit für die Patienten und das spiegelt sich logischerweise auch in deren Zufriedenheit wieder.

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Ganges Lee
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Re: Frage an Psychiatrieerfah

Beitrag von Ganges Lee »

Hallo

Ich habe auch so meine Erfahrungen in der Psychiatrie gemacht. Und ich sage dazu nur soviel nie mehr wieder auf einer akut Station. Haben nie Zeit gehabt. Wollest du Reserve weil es dir so schlecht ging, oder nur ein Gespräch, komm in 15 Minuten wieder. Himmel im arsch ich brauche jetzt jemand und nicht irgendwann mal. Immer Sitzung, wenn das nicht war dann hätten sie Pause. Schweinerei jawohl.

Ich war auch schon auf der Suche Station und da war es um 180 Grad gedreht. Wenn Sie Sitzung hatten oder auch Pausen, konnte man immer stören wenn es ein Notfall war. Und sie kamen dann auch. Wenn du ein Gespräch brauchst hatten sie immer (oder meisten Zeit) du hattest immer die Möglichkeit mit deinen Bezugspersonen Termine abzumachen und sind dann nur für dich da. Ich konnte was vorschlagen, oder sie schlugen was vor.

Mein Mann wurde immer mit einbezogen, soweit wie er das zulassen konnte. Er war immer für mich da. Und ist es auch jetzt noch.
Auch meine Geschwister hatten wir mit einbezogen. Meine Eltern, standen auch immer hinter mir. Wenn es um eine Familien Gespräch ging, waren sie auch immer bereit dazu.
Hut ab auf der Suche Station.

Klar, gab es auch dort zwei drei Personen, die ich am liebsten ins weiss nicht wo hin geschickt hätte. Aber Mann konnte Ihnen meisten aus den Weg gehen.

Sorry für den langen Text

Lee

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