Nun fast genau ein Jahr später und sentimental bis „änä use“ hab ich mich jetzt doch dazu entschlossen…

Nach dem sehr überraschend am Termin wo mir mein FA erklärte, dass wir auf natürlichem Weg wohl keine Kinder bekommen können, festgestellt wurde, dass ich schwanger bin


Beim Untersuch am Freitag (37+5) meinte mein Arzt noch, dass das wohl mindestens bis zum ET ginge... Die Woche drauf war ich dann Montag und Dienstag noch im Büro und hab dann aufgehört zu arbeiten.
Die Zeit daheim habe ich mir mit dem basteln von Geburtsanzeigen-Kärtli vertrieben. Wobei ich am Freitag plötzlich das Gefühl hatte, ich sollte die doch möglichst bald fertig machen…
Am Sonntag Morgen (39+0) bin ich dann um 5 Uhr erwacht mit etwas, was sich wie starke Mensschmerzen anfühlte. Wieder eingeschlafen, um 6 Uhr nochmals dasselbe. Das war der Moment, als ich meinem Mann sagte: „Du, ich glaub ich habe Wehen…“, wobei wir das beide noch nicht so ernst nahmen – könnten ja auch Übungs- oder Senkwehen sein.
Mein Mann ging also wie geplant am Nachmittag auf den Golfplatz und ich in den Stall um mit meinem Pferd eine Runde durch den Wald zu spazieren. Ich hatte zwar immer wieder die „Krämpfe“, die auch stärker wurden und mittlerweile so alle 30 Minuten auftraten, aber schliesslich gibt es ja Frauen, die haben diese Übungswehen eine Woche lang… Also nichts was mich in Alarmbereitschaft versetzte.
Zu Hause habe ich dann Abendessen bereit gemacht (Gemüsesuppe mit Siedfleisch) und dabei wurde mir plötzlich schlecht! Das war der Moment, wo mir klar wurde, das die so alle 15-20 Minuten auftauchenden Übungswehen wohl doch mehr sind, also gedacht.
Also kurz im Spital angerufen. Ich war mir fast sicher, die sagen mir ich soll noch zu Hause schlafen und dann morgen mal antanzen. Die Hebamme meinte jedoch, dass solange ich noch so mit ihr telefonieren könne, das noch keine „richtigen“ Wehen seien, ich solle ein (mind. 1.5h) Bad nehmen, dann zeige sich schon obs ernst sei. Also ein Bad eingelassen und meinen Mann neben der Badewanne platziert („ich will aber den Film noch schauen und nicht 1.5h hier sitzen“). Sobald mein Hintern das Wasser berührte (18 Uhr), hatte ich dann starke 60 Sekunden-Wehen im 3-5 Minuten-Takt. Hm… soviel zum Thema zu Hause schlafen und morgen in aller Ruhe ins Spital fahren. Als mein Mann also nochmals im Spital anrief, meinten die dann auch, wir sollen bitte sofort kommen.
Nachdem wir mich dann irgendwie zur Wanne raus hatten, zog ich mich an und mein Mann packte mein Spital-Köfferli (wir haben noch Zeit, Erstgebärende, die übertragen eh alle…). Es war gelinde gesagt etwas hektisch…;-) Auf einem meiner vielen Toilettengänge bevor wir zum Haus raus kamen, erkannte ich dann auch, dass jetzt wohl mein Schleimpfropf abgegangen war. Wirklich klar, dass unser Würmli jetzt wirklich kommt, war mir das aber noch immer nicht…
Rein ins Auto – hatten wir doch noch eine 30-minütige Fahrt vor uns. Glücklicherweise war am Sonntagabend nicht mit übermässig Verkehr zu rechnen. Fazit der Fahrt: Alle 3 Minuten Wehen auf dem Autositz sind doof! Mein Mann fand trotzdem es sei der richtige Moment, anzusprechen, dass wir doch noch keinen Jungennamen hätten (FA: „Sie kriegen ein Mädchen – ganz sicher!“). Ich erklärte ihm geduldig, dass der Moment grad etwas ungünstig sei um mir darüber Gedanken zu machen.
Endlich beim Spital angekommen: Mann: „Soll ich in der Tiefgarage parkieren?“ – „VOR DEN EINGANG, GENAU VOR DIE SCHIEBTÜR!!!“. Mit Ach und Krach haben wir es bis zur Gebärabteilung geschafft. Dort schaute man mich mitfühlend an („diese hysterischen Erstgebärenden immer…

Zu den Kleidern raus und rein ins sexy Spitalnachthemd. (was hier jetzt so lockerflockig klingt war in der Realität ein wahrer Kraftakt) Das war der Moment wo mir bewusst, wurde, dass jetzt die Geburt (also so 10-20h lang) losgehen würde. Die Hebamme wies mich an, es mal im Vierfüssler zu versuchen (mir viel dabei ein, dass das ursprünglich sowieso mal der Plan war). Das ging aber so gar nicht. Die Wehen waren nicht das Problem, aber in den Wehenpausen, konnte ich mich kaum halten, also wichen wir in die von mir liebgewonnene Seitenlage aus. Kaum lag ich einigermassen bequem erzählte die Hebamme etwas von Presswehen. Hä!?! Ich bin doch erst grad angekommen?!? Aber sie meinte das tatsächlich ernst und bat mich mein Knie zu halten. Obwohl ich die Presswehen als nahezu schmerzfrei empfand (ich musste beim Pressen fast angeleitet werden) empfand ich das Gefühl als mein Oberschenkel meinen Bauch berührte als die Hölle (nicht schmerzhaft, aber völlig daneben!!!).
Irgendwann tauchte dann mein FA auf, den die Hebammen bei meinem Eintritt ins Spital verständigt hatten. Er grüsste uns und wollte sich nur noch schnell umziehen gehen. Hebamme: „Nein!“. Ich war ja schon mitten in der Pressphase.
Die Hebamme wollte es weiter ohne Schnitt versuchen, mein Arzt wies sie dann aber an ein ganz klein wenig zu schneiden (verschiedene Hebammen bezeichneten es anschliessend als den kleinsten Dammschnitt den sie je gesehen hätten). Noch eine Wehe und das Baby ist da. Diese letzte liess dann zwar auf sich warten, aber sie kam und tatsächlich kam unser kleines Wunder absolut problemlos raus (21.18 Uhr). Hebamme: „Da isch er, de Buäb!“ Oh!

„Gäll, „Hans-Ruedi“ heisst er!“ (nein, er heisst nicht „Hans-Ruedi“ wobei ich hormon-geflasht wie ich in diesem Moment war, wohl auch dem zugestimmt hätte) Das war ein Name, den ich toll fand, mein Mann aber irgendwie nicht. Er musste das Baby erst sehen um zu wissen, dass der Name perfekt ist.
Unserem Wurm ging aber alles etwas schnell (gut, wem nicht…) und er hatte anfänglich etwas Mühe mit Atmen. Nicht so dass er unterstützt werden musste, aber so, dass man es speziell kontrollierte.
Zwischenzeitlich hätte dann eigentlich meine Plazenta abgehen sollen. Nun ja, sie tat es nicht. Meine Hebamme versuchte es mit intensivem Rumdrücken an meinem Bauch – ich sagte ihr jedoch ziemlich nachdrücklich, dass ich das nicht wollte. Sie holte dann eine Kollegin, welche es mit Akupunkturnadeln versuchte (am Vortag war ich ja noch bei der Geburten um 2h verkürzenden Akupunktur, die augenscheinlich gut angeschlagen hatte) und siehe da, die Plazenta war da. Leider blutete ich stark und Hebamme wie Arzt waren nicht abschliessend sicher ob die Plazenta ganz war oder ob noch was drin geblieben ist.
Das hiess für mich dann leider noch auf einen Ausflug in den OP. Nach einer Geburt ohne PDA als erstes zum Anästhesiearzt zu fahren ist irgendwie… naja… Der Herr hatte dann auch noch einen wirklich rabenschwarzen Humor – aber irgendwie war das für mich grad richtig – so hatte ich gar keine Zeit um Angst zu bekommen oder sonst wie eine Krise zu schieben. Mein FA operierte selber, was mir sehr half – ein bekanntes Gesicht. Und der schräge Anästhesiearzt konnte auch ganz mitfühlend Händchen halten. Schlussendlich war es eine Verletzung am MM, die wohl auch durch die (zu) schnelle Geburt entstanden ist und die einfach genäht werden konnte. Vorteil (man soll doch immer alles positiv sehen) war, dass ich durch die gleichzeitig gemachte Curettage, anschliessend viel weniger stark Wochenfluss hatte.
Nach knapp einer Stunde, durfte ich dann wieder zu meinen Männern, welche schon im Aufwachzimmer auf mich gewartet haben. Für meinen Mann war es ganz toll schon ganz am Anfang eine gewisse Zeit ganz allein mit seinem Sohn zu haben.
Alles in allem war es eine wirklich tolle Geburt und ich fand es rückblickend (auch am nächsten Morgen schon) wirklich nicht schlimm. Die Schmerzen waren erträglich, den Dammschnitt spürte ich gar nie und die OP hätte nicht sein müssen, war aber auch nicht weiter tragisch. Vielleicht hätte ich (das hört sich für andere wohl komisch an) gerne etwas mehr Zeit gehabt mich auf das Ereignis „Geburt“ einzustellen, aber das ist „Jammern“ auf sehr hohem Niveau.