Niedrige Frustrationstoleranz

Unsere grossen Kleinen und unsere kleinen Grossen. Was uns in diesem Abschnitt der Kinder begleitet, beschäftigt und interessiert.

Moderator: conny85

Epic
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Niedrige Frustrationstoleranz

Beitrag von Epic »

Wer kennt das? Was hat euch bzw. eurem Kind geholfen?

Meine Tochter (5.5) ist/war schon immer etwas schwierig in vielen Dingen. Sie ist sehr sturköpfig und aber auch sehr sensibel. Was mir zur Zeit immer mehr auffällt das ihre Frustrationstoleranz extrem tief ist. Vorallem auch wenn ich es vergleicht mit der jüngeren Schwester (4)

Ich möchte ihr gerne helfen. Aber wie?
Wir haben im Frühling mal Cranio gemacht wegen des Schlafens und allgemein innerer Unruhe. Sie hat sehr gut darauf angesprochen. Weiss nicht ob ihr das hier auch helfen würde. Wobei es ja auch einfach ein Verhalten ist das sie lernen muss.

Hier ein paar Beispiele:
heute Morgen ging es ums anziehen. Die Kleider von gestern wollte sie nicht obwohl ich ihr ruhig erklärte die seien doch noch gut und sauber. Erster Wutanfall. Ich lenkte ein und sie durfte sich etwas Neues aussuchen. Riesen Theater weil ihr alles nicht passt... Irgendwann fand sie etwas und es war gut.

Heute Mittag ein riesen Geschrei weil sie nicht sofort etwas Süsses nach dem Essen bekam (hier mache ich seit langem so das wenn ich die Küche fertig habe sie etwas Kleines bekommen, sie kennt also den Ablauf).

Beim Spiele machen ein riesen Theater wenn sie nicht anfangen darf. Die Kleine akzeptiert es meistens klaglos....
Weiter gehts wenn sie nicht gewinnt, wieder ein riesen Frust.

Allgmein beim Spielen möchte sie immer den Ton angeben und alle sollten nach ihrer Pfeiffe tanzen, umgekehrt macht sie es aber nicht.

Dies nur ein paar Beispiele. Könnte unzählige aufzählen und immer endet es im Geschrei von ihr und Wutanfällen...
Stolzes Meitli-Mami (2011 & 2012)

Mutsch
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Re: Niedrige Frustrationstoleranz

Beitrag von Mutsch »

Stimme NinuHH zu kenne auch so ein Exemplar nur wird er erst 3 die Grössere meint auch sie könne machen was sie möchte nur geht das eifach nicht. Denn wenn sie wissen sie müssen so lange Theater machen bis sie es bekommen was sie wollen wird es sich immer und immer wiederholen (die kleinen sind nicht dumm [-])

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gast
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Re: Niedrige Frustrationstoleranz

Beitrag von gast »

Hallo

kenne auch so ein Kind, das ist jetzt 9, das hatte (leider) auch Erfolg mit diesem Verhalten. Leider verhält sich das Kind heute immer noch so, wenn ihm etwas nicht passt, andere vor ihm dran kommen, etwas nicht nach seinem Kopf geht, es was nicht kriegt, "täubelets", mit sich auf den Boden werfen, herum schreien, weinen etc. So wie in der Trotzphase. Ist manchmal richtig peinlich, auch wenns jetzt hart tönt, vor allem halt auswärts.

Ich denke, ich würde da auch nicht immer nachgeben, aber das Ganze dann halt in einer ruhigen Minute mit Töchterchen auch besprechen und ihr auch dein Verhalten erklären.

Du hast mir aber insofern die Augen geöffnet, dass es an der niedrigen Frustrationstoleranz liegen könnte, ich hab bis anhin einfach angenommen, das Kind sei halt einfach verwöhnt :oops: .
Liebi Grüessli

Gast

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Epic
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Re: Niedrige Frustrationstoleranz

Beitrag von Epic »

Stimmt da habt ihr recht kommt mir auch grad so vor wenn ich meine Bespiele lese :shock:
Aber ich versuche schon eine Linie zu haben und versuche auch konsequent zu sein.

Beim anziehen habe ich nachgegeben weil sonst irgendwann die Zeit davonrennt und sie ja in den Kindsgi muss und sie sonst alles komplett verweigert. Sie geht im Moment eh nicht gerne und da möchte ich nicht am Morgen schon Theater haben.

Beim Spielen lasse ich es die Mädchen selber ausmachen und meist gibt die Kleine einfach nach. Hab aber auch schon klar gesagt das sie jetzt beginnt, dann folgt kurzes Geschrei und dann spielen wir.

Mit gehts auch um Situationen wo wir besprechen wie es ist und danach klappt es doch nicht und endet jedesmal im Geschrei.
Beispiel Fernseh: wir machen ab wie lange und wenn es ums abstellen geht gibts es jedesmal Geschrei und ein Wutanfall. Habe den TV auch schon gestrichen es ändert nichts.

Ich sehe ja auch die Kleine bei der ich gleich handle. Die akzeptiert auch mal ein Nein oder wenn wir eine Abmachung haben hält sie sich daran.
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ängeli 89
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Re: Niedrige Frustrationstoleranz

Beitrag von ängeli 89 »

Ich bi au ide ninuHH ihrere meinig!

Und ich wür sie gad mal is zimmer stellä wen sie so wuetafäll hed! Und ihre sägä sie chöng wider use cho wen sie sich beruhigt hed!

Will es cha ja nid sie das es 5,5 jährigs meitli am mami cha sägä wie und was!

Aso bi minä jungs würkts wunder!
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Epic
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Re: Niedrige Frustrationstoleranz

Beitrag von Epic »

@ängeli
Glaub mir das mache ich sehr oft!
Ich bin mit ihr meist deutlich strenger als mit der Kleinen und dennoch geraten wir ständig wegen der selben Sachen wieder aneinander.

Ich lasse mich sicher nicht von ihr rumkommandieren, soweit kommt es sicher nicht.
Aber trotz Konsequenzen und immer wieder den selben Situationen (wo sie hinterher sehr einsichtig ist) passiert es immer wieder das sie ausrastet und wütend wird.
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mysun
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Re: Niedrige Frustrationstoleranz

Beitrag von mysun »

Oh, du machst mir Mut!

Unser Kleiner (3 geworden) ist auch so. Meine erprobten Strategien, die ich beim Grossen angewendet habe funktionieren oft nicht! Ich habe das Gefühl, es liegt nicht nur an meiner Unkonsequenz. Er zeigt das Verhalt auch, wenn er z.B. etwas selber machen möchte und es nicht gleich geht, wie er will. Wenn er müde ist, dann ist es natürlich noch einiges schlimmer, dann verordne ich auch mal eine Pause (hinliegen, gemeinsam ein Büechli anschauen z.B). Und wie du schreibst, ist auch er im Grunde genommen sehr senisbel. Manchmal, wenn er was anstellt oder es fällt im z.B. was runter und ich "schimpfe" oder manchmal sage ich nicht mal was "böses", da weint er subito los.

Was tun? Da lese ich gerne mit... Ich hoffe immer noch, dass es bei uns z.T. noch ein "Symptom" der Trotzphase ist. Es ist auch schon besser geworden.

Ich versuche, ihm nicht zu viel Spielraum zu geben. Also anziehen z.B. 2 Sachen zur Auswahl. Oder sage dann halt auch mal "okay, dann ziehst du halt nichts an" oder " schau, wenn du mit kommen möchtest, dann musst du....". Lasse ihn auch seine eigenen Erfahrungen machen bez. z.B. draussen ist es kalt, ich schicke ihn mal ohne Jacke raus, damit er selber spürt, dass es kalt ist.
Und dann halt auch mal ein "Theater" aushalten und danach trösten. Versuche ihn da zu spiegeln, seine Wut oder Frustration oder was auch immer in Worte zu fassen etc. Bin aber natürlich auch nicht immer gleich geduldig.
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stella
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Re: Niedrige Frustrationstoleranz

Beitrag von stella »

Ich bin da etwas anderer Meinung! Es mag gehen, wenn man ein 0815 Kind hat, dass man mit so Dingen wie ins Zimmer stellen Erfolg hat. Wenn aber ein Kind so hartnäckig ist, dann steckt u. U. mehr dahinter und man muss den Weg mit dem Kind finden.

Ich spreche als Mutter einer ADHS-Tochter, die noch heute wegen scheinbar nichts einen riesen Wutanfall bekommen kann.
Solche Kinder sind nicht beweglich und nicht resilient. Stösst man sie nun weg, bekommt das Kind nur die Botschaft, dass es nicht okee ist.
Hinter einem massiven Wütling kann einfach mehr stecken! Und das gilt es sich als Eltern zu fragen und herauszufinden!

Meine Tochter kann z.B. nicht von ihrem "Plan" abweichen. Und hat früher dann mit Wüten reagiert, weil sie in ihrer Integrität verletzt wurde. Sie hinkt in der emotionalen Entwicklung auch hinterher und ist trotz guten 3 Jahren Altersunterschied in vielem hinter ihrer jüngeren Schwester.

Ich habe versucht, die wichtigsten Dinge durch Führung und Absprache zu vermeiden.

Kleider: Am Abend haben wir zusammen die Kleidung für den nächsten Tag bereit gelegt. Da hatten wir Zeit und sie konnte wirklich nach "ihrem" Plan agieren. Mit der Zeit konnte sie auch annehmen, dass eben etwas anders wird, als sie sich es vorstellt.

Süssigkeiten: Das Süsse war bei uns ritualisiert. Sie hatte eine Box, da waren ihre Süssigkeiten drin. Wenn der Tisch abgeräumt war, sie musste helfen, durfte sie dort eines raus nehmen. Ich habe ihr auch manchmal vorher was gegeben, einfach, weil sie sich eben nicht bewegen konnte und ihr Plan an diesem Tag halt so aussah. Übrigens ist sie heute 12 Jahre alt und kann sehr, sehr gut warten.

Ich hatte eine Zeitlang auch einen "Zuersttag". Abwechslungsweise bekam jedes Kind einen Tag lang alles zuerst. Zuerst die Haare gekämmt, zuerst die Milch, zuerst das Süsse,....

Gewinnen: Das können noch ganz viele Kinder bis ins hohe Primaralter nicht! Es braucht dafür auch Reife. Offenbar hinkt dein Kind da etwas hinterher.

Spielen: Sie ist die ältere Schwester. Sie wird den Ton angeben wollen. Und sie wird auch lernen, dass sie das nicht immer kann. Im Moment ist es halt aber so. Ich glaube, das wird von selber im Kiga und in der Schule geben. Sie wird Rückmeldungen bekommen von anderen Kindern, dass das halt nicht so fägig ist.

Schau: Deine Grosse ist noch klein! Und offenbar ist sie in der emotionalen Entwicklung e Bitz langsam. Vergleichen mit der jüngeren Schwester hilft wenig. Lenken, führen, clevere Abläufe und klare Rituale helfen solchen Kindern. Und sie brauchen Zeit, damit sie sich entwickeln können.

Übrigens: Mein Wütling ist heute eine super tolle Jugendliche, die in ganz vielen solchen Dingen ihrem Alter voraus ist. Sie hat letztens den ganzen Geburi für ihre jüngere Schwester mit einem "Foxtrail" und Kuchen backen organisiert. Selbständig. Das können viele in ihrem Alter (noch) nicht.
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stella
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Re: Niedrige Frustrationstoleranz

Beitrag von stella »

mysun hat geschrieben:Ich versuche, ihm nicht zu viel Spielraum zu geben. Also anziehen z.B. 2 Sachen zur Auswahl. Oder sage dann halt auch mal "okay, dann ziehst du halt nichts an" oder " schau, wenn du mit kommen möchtest, dann musst du....". Lasse ihn auch seine eigenen Erfahrungen machen bez. z.B. draussen ist es kalt, ich schicke ihn mal ohne Jacke raus, damit er selber spürt, dass es kalt ist.
Und dann halt auch mal ein "Theater" aushalten und danach trösten. Versuche ihn da zu spiegeln, seine Wut oder Frustration oder was auch immer in Worte zu fassen etc. Bin aber natürlich auch nicht immer gleich geduldig.
Spiegeln ist immer gut. Oft spüren sie sich zwar, können ihre Gefühle aber noch nicht in Worte fassen. Mit der Zeit hilft den Kindern das Spiegeln.

Ich habe z.B. auch immer an meinem Vorhaben festgehalten. Also wenn mein Wütling nicht Zähne putzen wollte, habe ich gesagt: "Willst du zuerst das Pijama anziehen oder zuerst Zähne putzen?" So gibt man dem Kind die Möglichkeit, seine für ihns unangenehme Situation zu beeinflussen, es fühlt sich nicht so machtlos. Und gleichzeitig bleibt man als Erwachsene bei seinem Plan.
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ängeli 89
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Re: Niedrige Frustrationstoleranz

Beitrag von ängeli 89 »

Sarunette das isch de nid bös gmeint gsi gäg dich!
Was macht sie wen sie nid beachtisch und du so duesch wie nüd wär?
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Epic
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Re: Niedrige Frustrationstoleranz

Beitrag von Epic »

@mysun
Danke dir! Das mit dem weniger Spielraum muss ich wieder vermehrt machen. Habe es eine Zeitlang so gehandhabt... habe irgendwie gehofft ich kann jetzt wo sie etwas älter ist ihr wieder etwas mehr Spielraum geben. Aber war offenbar noch zu früh.
Wir haben immer wieder Phasen wos besser geht und wos schlechter geht.

@stella
Danke dir sehr, schön auch zu hören das sich dein Kind so positiv entwickelt hat.
Kleider am Abend vorher bereit legen wäre die Lösung, leider arbeite ich 2-3x die Woche Abends und ob mein Mann das mit ihr machen kann bezweifle ich etwas. Nicht das ich es ihm nicht zutraue aber das Verhältniss Papa-Tochter ist eher schwierig.
Die emotionale Reife ist so eine Sache, laut der Kindergärtnerin ist sie emotional und sozial sogar eher weit. Ich erlebe sie aber zu Hause ganz anders.
Wobei auch da gibt es Momente wo ich nur so staune.
Aber ich denke sie braucht einfach wieder mehr liebevolle und konsequente Führung.
An AD(H)S hab ich auch schon gedacht (habe eine Weile mit solchen Kindern gearbeitet und sehe einige Parallelen). Allerdings sicher ohne Hyperaktivität.
Wann habt ihr das abgeklärt?
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Epic
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Re: Niedrige Frustrationstoleranz

Beitrag von Epic »

ängeli 89 hat geschrieben:Sarunette das isch de nid bös gmeint gsi gäg dich!
Was macht sie wen sie nid beachtisch und du so duesch wie nüd wär?
Nein nein versteh dich schon. Aber es ist eben nicht so einfach. All die Konsequenzen führen einfach ins Leere....
Nicht beachten macht sie noch viel würender. Dann eskaliert es meist.

OT: wieso schreibst du Sarunette? Hab mein Nick schon vor einer Weile in Epic ändern lassen.
Schreinst du via Tapatalk oder App?
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buntschatten
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Re: Niedrige Frustrationstoleranz

Beitrag von buntschatten »

@ Epic
Ich bin Mutter von einem Kind mit Asperger Syndrom und Wutanfall bedeutet nicht, dass ich inkonsequent erziehe. Es bedeutet eher, dass ich mich fragen muss, warum diese intensive Reaktion vom Kind aus kommt und schließlich mein Verhalten ändern. Steckt zum Beispiel hinter einem Anfall eigentlich Angst vor ..., dann ist die Lösung Vertrauen. Mir wurde lange geraten, ich solle autoritärer erziehen, dann sind alle Probleme gelöst. Darum rate ich bei solchen Tipps immer zur Vorsicht.

PS: Ich selber bin eine High Sensitive und auch bei meinen Wutanfällen als Kind wäre die Frage "warum" richtig gewesen, war ich doch teilweise einfach total überreizt...
"Civil rights practise, after all, is fundamentally about who has to change." Kenji Yoshino (2001)

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stella
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Re: Niedrige Frustrationstoleranz

Beitrag von stella »

buntschatten
Daaaankeeee! Mir geht das zurzeit so auf den Keks, wenn jemand mir sagt, ich müsse konsequenter erziehen! Hinter einem solchen Verhalten steckt meiner Meinung nach immer etwas.

Ich habe einen Schüler (9. Klasse), der regelmässig in der letzten Stunde austickte... Ich habe ihn dann gefragt, was seiner Meinung nach los sei. Er hatte einfach Hunger! Am Morgen stand er spät auf und in der Pause muss er Fussball spielen. Wir haben abgemacht, dass ich ihn vor der 11 Uhr Pause ans Essen erinnere. Seit da ist es kein Problem mehr.

Epic
Wir haben kurz vor 9 Jährig abgeklärt. Falls Sie IV berechtigt gewesen wäre.

Und hey! Wenn sie im Kiga es so gut macht, dann reicht die Energie u.U. zuhause nicht mehr. Bei meiner Tochter sammelte sich immer so Frust an, weil sie sich verbog und zusammen nahm, dass zuhause was Kleines sie zum Expodieren brachte.

Ängeli
Nicht beachten ist Liebesentzug. Das geht gar nicht! Das ist grausam.
Kinder, die so klare Verhalten zeigen, wollen uns damit was sagen. Wir sind die Erwachsenen und unsere Aufgabe ist es, die Botschaft dahinter zu entschlüsseln. Das kann Angst, Trauer, Unsichherheit, Müdigkeit, Hunger.... sein. Das Kind kann einfach noch nicht anders sich ausdrücken.
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mysun
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Re: Niedrige Frustrationstoleranz

Beitrag von mysun »

@stella
Ich finde, du hast das gut geschrieben. Das mit dem Schlimmer nach z.B. KiTa kenne ich bei uns auch. Da gab es Abende, da war's ganz schlimm.
Wo ich meinen Kleinen auch sehe, ist bei deiner Beschreibung bez. Veränderung. Ich merke das z.B. im Wandel der Jahreszeiten. Er hat immer Mühe seine Gewohnheiten abzulegen (z.B. Saison für Sandalen ist zu Ende, neue Kleider/Schuhe zum ersten Mal anziehen).
Toll, macht es deine Grosse so gut!

@epic
Also ich bin auch kein Fan von "ins Zimmer schicken". Gibt's bei mir selten mal, und wenn dann eher, wenn die Kids mir zu übermütig sind und mich z.B. nicht in Ruhe lassen, obwohl ich sie darum bitte. Hab mich da letzhin dann mal auf's Klo verzogen mit einer Zeitschrift und habe die Türe abgeschlossen von innen (GG war auch noch zu Hause). Also quasi umgekehrt... Wenn immer möglich versuche ich sie da mit einer ruhigen Aktivität runter zu holen, aber das geht halt auch nicht immer oder es gibt Momente, da fehlt mir die Energie.
Es ist halt auch schwierig, wenn die Geschwister so verschieden "ticken" und trotzdem sollten ja gleiche Regeln gelten, so denkt man. Da muss ich manchmal auch über die Bücher.
Wenn ich denke, es ist aus Müdigkeit so schlimm, dann versuche ich das auch in Worte zu fassen für ihn. Z.B. "Das war heute sicher ein anstrengender Tag, deshalb bis du müde und hast keine Geduld mehr. Wir schauen, dass du bald ins Bett kannst."

@konsequent
Man muss meiner Meinung nach als Eltern auch mal nach geben können. Ich finde die Kinder sollen auch lernen, das man Kompromisse machen kann und auf jeden Fall sollen sie sich ernst genommen fühlen. Natürlich gehen Kompromisse nicht überall, manchmal muss etwas einfach sein. Es kann dann aber Lösungen geben wie Stella es beschreibt mit dem Zähne putzen und Pijama.
Ausserdem sollen Lösungen gefunden werden und dafür muss dem Problem auf den Grund gegangen werden. Das hilft den Kids in Zukunft mehr weiter, als irgendwelche Sanktionen.
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stella
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Re: Niedrige Frustrationstoleranz

Beitrag von stella »

Haha... meine ins Zimmer schicken... no way! Die hat das schon mit 3 Jahren zu zerstören begonnen!
Wenn sie in Not ist, will sie in meine Nähe. Und wenn ich es nicht ertrage, dann gehe ich - wie mysun - z.B. aufs Klo, auf den Balkon, in die Waschküche, Post holen oder was bei uns super hilft: Staub saugen!

Wir hatten eine Zeitlang, dass wenn etwas nicht in Ordnung ist und sie sich nicht spürt, dass sie neben mir auf den Boden sitzen musste. Das hatte den Vorteil, dass wir das überall machen konnten. Da war sie so zwischen 3 und 4 Jahre alt... Und es war eher zum Schutz und dazu, dass wir nicht immer überall heim müssen, weil sie austickt und es peinlich wird.

mysun
Oh ja, Veränderungen gehen noch heute kaum. Sie hat genug damit zu tun, wenn das Leben ihr Veränderung automatisch bringt. Ferien - Schule, Pubertät, andere Abläufe in der Schule,...
Darum gehen wir seit JAHREN immer an den gleichen Ferienort. Wenn sie den Ort kennt, ist sie ruhiger und wir haben alle was von den Ferien. Am unbekannten Ort braucht sie vor allem mich! Und ich muss dann schauen, wie sie diese Veränderung bewältigt.

konsequent
Ich finde auch, dass Nachgeben kein Problem ist. Die Kids lernen auch, dass wenn ihnen wirklich etwas wichtig ist, dass sie "verhandeln" können und dass sie so Einfluss nehmen können auf ihr Leben.

Meine Kinder tanzen mir deswegen nicht auf der Nase rum. Sie nehmen mich sehr ernst. Und wenn ich meine Grenzen kommunizieren, dann hören sie sich diese an. Oft beissen sich meine mit den ihren und dann müssen wir eine Lösung suchen. Und nicht immer gewinne ich... ;-)
Pfunzle 06/04 und Gumsle 10/07

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stella
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Re: Niedrige Frustrationstoleranz

Beitrag von stella »

Ach, was ich noch schreiben wollte und vergessen habe:
Ich weiss auch, wie es ist, wenn man nicht mehr weite weiss und wenn es nur noch drunter und drüber geht. Und die Zeit mit Kleinpfunzeli war wirklich, wirklich sehr, sehr anstrengend.

Wichtig scheint mir, dass hinter so einem Verhalten IMMER eine Botschaft steckt.

Ich habe seit über 20 Jahren ganz viel Erfahrung mit Kindern und Jugendlichen (bin Reallehrerin und war noch Tagesschulleiterin). Ich habe noch NIE ein Kind erlebt, welches EXTRA blöd getan hat. Hinter jedem Verhalten steckte eine Not, eine Botschaft. Und wir sind die Erwachsenen. Was nicht heisst, dass ich immer alles mitmachen muss, ich habe auch meine Grenzen. Es heisst aber, dass es in unserer Verantwortung ist, die Kinder "zu lesen" und die nötigen Massnahmen zu treffen. Und vorallem: Es ist in unserer Verantwortung, dem Kind zu vermitteln, das wir es lieben und dass es so gut ist, wie es ist.

Wenn man selber mal verinnerlicht hat, dass es ein Hilfeschrei ist und nicht einfach ein extra doofes Verhalten, dann handelt man automatisch anders. Und das verbessert dann die Beziehung zu einem besonders liebesbedürftigen Kind.
Pfunzle 06/04 und Gumsle 10/07

Leela
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Re: Niedrige Frustrationstoleranz

Beitrag von Leela »

Toll geschrieben, Stella!
2010, 2013, 2015

Maggie
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Re: Niedrige Frustrationstoleranz

Beitrag von Maggie »

Ich habe auch so ein Kind.... was ich mir schon alles anhören musste, von wegen wir seien zu wenig streng, zu wenig konsequent... etc etc.
Ich habe lange gebraucht mich über all das hinweg setzen zu können und nur noch auf mein Herz zu hören. Damit erzielen wir die besten Erfolge, auch wenn es ein unkonventioneller Weg ist. Wenn wir versuchen Geschwister ganz genau gleich zu behandeln, damit es "gerecht" ist, sollten wir auch nie vergessen, dass eben auch nicht alle Kinder dasselbe brauchen. Wenn man sich dessen bewusst wird, finde ich es nicht schlimm, wenn man zwei Kinder verschieden behandelt. Gerechtigkeit kann auch so stattfinden.

bellis76
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Re: Niedrige Frustrationstoleranz

Beitrag von bellis76 »

Unsere 5 Jährige kann auch nicht verlieren, diktiert die kleine Schwester rum, möchte Süsses etc. Oft kann ich sie verstehen und kann auch sehen, dass sie kleine Fortschritte (und dann wieder Rückschritte ;o)) macht. Sie muss die Impulskontrolle noch üben und festigen, das dauert. Bzgl. Kleidung: sie zieht sich komplett alleine an inkl auswählen. Ist was vom
Vortag noch schön, leg ichs wieder in den Kasten oder sonst auf die Seite. Wenn sie zu warme/kalte Kleidung wählt, bekommt sie eine Empfehlung- entscheiden kann sie selber. Sieht immer sehr bunt aus ;o) Manchmal kann man das Kräftessen umgehen. Ich habe auch nicht immer Lust, die guten Kleider vom Vortag nochmals anzuziehen und hängs dann auf die Seite.
Aber auf jeden Fall habe ich bei deinem Eingangspost nicht an zu wenig Konsequenz etc gedacht, wollte ich dir noch mitgeben.

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