Austauschjahr im 4. Gymnasium

[Moreen]

Hallo zusammen

Mein Sohn (14) ist aktuell im dritten Gymi-Jahr (Langzeitgymnasium). Jetzt spielt er mit dem Gedanken, nach der 4. Klasse ein Austauschjahr zu absolvieren. Er hatte bereits ein erstes Info-Gespräch mit der zuständigen Lehrperson an der Schule; ich wurde eingedeckt mit einem Stapel Informationsbroschüren und auch ich hatte bereits ein erstes kurzes Gespräch mit diesem Lehrer.

Grundsätzlich finde ich das Austauschjahr eine gute Sache; ich muss mich halt noch "anfreunden" damit; mit dem Gedanken, mein Kind vielleicht schon bald ganz alleine in die grosse, weite Welt zu entlassen . Aber: ich will meinem Sohn nicht im Wege stehen - das würde er mir wohl ein Leben lang vorwerfen...

Hat jemand von Euch ein solches Austauschjahr absolviert? Oder kennt jemand einen Teenie, der das gemacht hat oder aktuell gerade im Ausland ist? Vielleicht kann mir die eine oder andere ein bisschen davon berichten?

[Nutzi]

Ich han nor als "Ustuschchind" rede;) Bin sälber gange ond es isch de hammer gse! Gaschfamilie luegt zo eim als wärsch es Chind vo ehne. Ich bin det "erwachse" ond sälbststänsig worde! Chas also us sicht vom "Chind" nor empfähle[-]️ Aber als Mama is natürli ned ohni.

[Nuuneli]

Ich wollte, aber sie nahmen mich nicht, weil ich damals mit 15 Jahren zuwenig reif war (hatte mich nur bei AFS angemeldet, einen anderen Austauschpartner wollte ich nicht). Ich möchte Dir primär damit sagen, dass nicht jede Schule jedes Kind ins Ausland lässt...
Aktuell kenne ich drei junge Damen, die in Amerika im Austauschjahr waren: zwei mit 15 Jahren, eine mit 17 Jahren. Von der einen 15jährigen weiss ich, dass die Umstellung schwierig war: sie wurde seeehr bemuttert, was sie sich nicht gewohnt war. Schlussendlich haben ihre CH-Eltern etwas mitgeholfen, indem sie guten Kontakt zu der Austauschfamilie pflegten (telefonisch). Beide 15jährigen gingen mit EF in die USA. Die 17jährige ging in den USA in die Senior High Scholl und graduierte zuerst dort und machte dann die Matura in der Schweiz. War ein tolles Erlebnis! Und alle drei Damen verliebten sich...<3 Auf jeden Fall auf es allen drei gefallen und wollten am liebsten bleiben. Die eine 15jährige hatte sehr Mühe sich wieder in der Schweiz einzugliedern - aber das hört man ja viel.

[Eleonora Lutz]

ich war selber nicht im austauschjahr und kenne auch niemanden aber ich habe schon viele videos auf youtube gesehen wo jugendliche von ihren erfahrungen erzählen. dort könntest du dich auch informieren

[stella]

Wir haben gerade eine welsche Sekschülerin, welche die 9. Klasse eben bei uns in der Deutschschweiz absolviert. Wir haben das an unserer Schule öfters, so alle zwei Jahre.
Sie lebt in einer Familie und besucht eben bei uns die 9. Klasse. So, wie sie aussieht, läuft das ziemlich gut - und sie lernt eben gerade Deutsch und mit den Gspändli auch Mundart.

Wenn dein Sohn dies möchte, ist das doch eine gute Sache. Würde er selber wohnen oder hätte er Anschluss an eine Familie? Diesen Familienanschluss fände ich noch zentral für den Entscheid.

[Hausdrache]

Unsere Tochter ist gerade im Partnersprachlichen Austauschjahr in der Westschweiz und ein Mädchen aus ihrer Gastfamilie ist bei uns. Das war ein kostengünstiger Kompromiss und sievist nicht ganz so weit weg. Das hat sie sich nicht wirklich zugetraut. Mein Mann war in Australien.Für ihn war das super. Wir hatten an der Schule viele, die so ein Jahr machten. Die meisten sehr begeistert. Unsere Grosse war in England, aber nicht ein Jahr. Ich finde es eine gute Sache. Es ist aber wichtig, dass ihr über eine gute Organisation geht, die bei Schwierigkeiten hilft. Mein Mann musste die Familie wechseln, die Organisation hat das alles für ihn gemacht. Auch bei unserer Schülerin gab es Probleme, die wir mit dem Koordinator des Austausches besprechen konnten. Das ist sehr hilfreich

[Moreen]

Wow, vielen Dank für eure tollen Feedbacks!

@Nuuneli, ja das hat mir die zuständige Lehrperson auch gesagt: sie lassen nicht einfach "wahllos" jedes Kind gehen; die kids werden recht intensiv "abtschägget", ob sie sich für ein solches Projekt eignen. Da bin ich schon mal sehr froh darum... Als Mutter ist man da wohl eher etwas befangen; der Beschützerinstinkt wird geweckt.

@stella, das ganze läuft über eine Organisation, in welcher Gastfamilien aufgelistet sind. Mein Sohn würde also bei einer Familie leben und dann auch dort im Dorf/in der Stadt zur Schule gehen. Im Gegenzug muss ich mich indirekt dazu verpflichten, später bei Bedarf auch ein Austauschkind aufzunehmen...

Einen mind. zweiwöchigen Aufenthalt in der Romandie muss er vorab auch machen, das ist obligatorisch. Das müssen alle Gymeler bis spätestens Ende 4. Klasse absolvieren. Dort sieht er dann vielleicht/hoffentlich etwas klarer, was es bedeutet, von zu Hause weg zu sein in einem andern Sprachgebiet...

[Nuuneli]

Oh - einen solchen Aufenthalt würde ich mir für unser Gymnasium auch wünschen....

[AnnaMama]

@Nuuneli
Gibt es das bei euch nicht? In der Schule von unserem Ältesten ist das auch üblich ... sogar drei Wochen .

[Nuuneli]

Nur ein 3wöchiges Praktikum Ende 4. oder im Herbst der 5. Klasse. Das kann ein Sprachaufenthalt ODER ein Praktikum in der Arbeitswelt sein. Es gibt kein Obligatorium für die Sprache und es darf nur 1 Woche während der Schulzeit bezogen werden, was ungleich schwieriger ist, weil dann kein Schulaustauch möglich ist, sondern sie müssen dann privat gehen. Mir wäre ein Austausch ins Welschland an eine öffentliche Schule lieber...

[AnnaMama]

@Nuuneli
Dann ist es doch ähnlich wie bei uns. Eine Woche ist auch während der Schulzeit und zwei in den Ferien ... es muss bei uns aber ein Sprachaufenthalt entweder in der West- oder Südschweiz sein. Je nach gewählter Sprachen. Die Zeit ist auch vorgegeben (vor den Sommerferien).

[Nuuneli]

Bekommt ihr Adressen?

[AnnaMama]

Das weiss ich nicht ... dauert bei uns auch noch eine Weile.

[gwunderli]

Hallo, ich war auch im Austauschjahr und es war super. Ich war mit 16 im 4. Gymi für ein Jahr in Amerika bei einer Gastfamilie mit der Organisation YFU. Das Ganze war super organisiert, mit der Gastfamilie habe ich heute, nach 18 Jahren, noch Kontakt und mir hat es sehr geholfen. Ich bin in dem Jahr wirklich erwachsen geworden und meine Eltern habe die schlimmste Pubertätsphase verpasst, wobei ich die wohl auch in Amerika nicht hatte. Bei einer Gastfamilie reisst man sich wohl eher etwas zusammen. Wir wurden damals von der Organisation auch ziemlich geprüft, mussten auch ein relativ ausführliches Motivationsschreiben verfassen und es gab auch ein Gespräch mit meinen Eltern. Zudem gabs im Mai ein dreitägiges Vorbereitungswochenende in der Schweiz, was auch geholfen hat. Ich würds jederzeit wieder machen und kann es nur empfehlen. Bei Fragen einfach melden.
Liebe Grüsse, gwunderli

[Moreen]

Vielen Dank für deinen tollen Bericht, gwunderli

Mein Sohn ist nun vorerst mal damit beschäftigt, Adressen von möglichen Gastfamilien für seinen Westschweiz-Aufenthalt am zusammen tragen. Ich bin gespannt, ob er nach diesem Aufenthalt weiterhin das "Reissen" fürs Austauschjahr verspürt... Wenn dem so ist, werde ich ihn sicher in seinem Vorhaben unterstützen. Im Moment steht Amerika zu oberst auf seiner top 10

[Miga80]

Ich kann nur umgekehrt berichten. Ich wollte gerne für ein Jahr weg, aber mir fehlte die Unterstützung. Meine Eltern waren nicht begeistert, aber vor allem hat mich meine beste Freundin massiv unter Druck gesetzt. Sie wollte auch weg und hatte Sorge dass sie den Platz dann nicht bekommt. Ich habe mich dann nicht angemeldet, aber habe es jahrelang bedauert dort nicht stärker gewesen zu sein. Zumal die Freundschaft 2 Jahre später zerbrochen ist. Schlussendlich bin ich dann während des Studiums weg.
Ich kenne übrigens kein Kind dass deshalb auf die schiefe Bahn gekommen ist oder den Anschluss verpasst hat. Klar, das einleben fällt einem wieder daheim meist schwer. Auch weil man selbst viel erlebt hat und sich daheim nichts geändery hat (die Themen der Freunde sind immer noch gleich, in den Klubs ...).
Ich habe mir immer geschworen meinem Kind diesen Wunsch zu erfüllen, auch wenn es sichrr nicht leicht wird. (er ist noch nicht mal 2 )
Ich wünsch euch viel Spass bei diesem Abenteuer.

Lg Miga

[swisscanmom]

Ich habe nur Erfahrung als Gastfamilie. Hatten vor ein paar Jahren in Kanada einen Schüler aus Deutschland. Wir haben gut zu ihm geschaut, seine Kollegin hatte aber leider wenig Glück mit ihrer Gastfamilie, die Mutter war alleinerziehend und oft weg, hat kaum was mit ihr unternommen.Sie hat dann viel mit uns gemacht und wenn wir irgendwohin gingen haben wir sie immer auch eingeladen. Irgendwann wurden die Zustände für sie unhaltbar und sie konnte dann die Gastfamilie wechseln. Sowas kann leider auch vorkommen. Trotzdem hatte sie schlussendlich ein tolles Jahr.

[porzel]

hallo ihr alle

ich habe gerade gespannt eure beiträge zum thema austauschjahr gelesen und weiss nicht, ob ich meine frage hier anschliessen darf, anstatt ein neues, ähnliches thema dazu zu eröffnen.

und zwar redet mein bald 15jähriger seit einiger zeit auch von einem austauschjahr in amerika. ich habe mich noch gar nicht darum getan, was da die voraussetzungen sind. muss er da in einem gymi sein, um aufgenommen zu werden? das hat er nämlich nicht vor, er möchte einfach nach der offziellen schulzeit quasi ein zwischenjahr in amerika machen.

ich habe schon mal gehört, dass es für sowas vom staat stipendien gibt. kennt sich da jemand aus?

ich könnte mir vorstellen, während dieser zeit auch jemanden bei uns aufzunehmen, damit es erschwinglicher für mich wird. kennt da jemand eine kontaktadresse?

danke für eure tips
porzel

[Berlin]

Liebe Porzel,
Ob ein Austauschjahr von der Schule her möglich ist - und unter welchen Bedingungen - müsstest Du direkt mit der Schule Deines Sohnes abklären (würde da mal bei der Schulverwaltung nachfragen). Auch in Gymnasien gibt es keine allgemeingültige Regelung, jede Schule stellt da ihre eigenen Bedingungen auf.

Zu den Organisationen gibt es zwei grosse und schon lange tätige, die Gasteltern auf freiwilliger Basis vermitteln (d.h. die Gasteltern werden nicht bezahlt, als Eltern eines Austauschkindes fallen v.a. Reisekosten und Taschengeld an. Dafür wird verlangt oder erwartet, dass sie selber auch ein Gastkind aufnehmen - nicht unbedingt im gleichen Jahr, wie das eigene Kind weg ist). Dies sind AFS https://afs.ch/ und YFU https://homede.yfu.ch/.

Es gibt auch Organisationen, die bezahlen die Gasteltern (d.h., Du selber musst dann auch für den Aufenthalt Deines Kindes bezahlen). EF ist da sicher eine grosse Organisation http://www.efswiss.ch/de/pg/sprachaufenthalt/.

Betreffend Stipendien weiss ich selber nichts, das könntest Du sicher bei diesen Organisationen nachfragen.

[porzel]

@ Berlin: danke vielmals für deine Adressen. Habe mich soeben per Mail mal erkundigt. Ist ja ein spannendes Projekt, das jetzt gerade mal mit einem ersten Schritt anfängt

Für weitere Erfahrungen und Adressen bin ich sehr dankbar.