Dr. Karg Gedichte / Teil 2

Moderator: Phönix

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Hans Hartmut Karg
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Morgenbüffet

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Morgenbüffet

©Hans Hartmut Karg
2016

Trittst Du ein ins Frühstückszimmer,
Siehst, wie alle essen, trinken,
Meinst, die Welt könnte nicht schlimmer
Dort sein, wo Normen sinken.

Doch der Mensch bleibt leis' und friedlich
Stets bei reichem Essenfassen.
Da wird das Gemüt ganz niedlich,
Von Käse, Wurst kann er nicht lassen.

Gar manche nehmen auch noch Butter,
Dazu Zucker und Marmelade.
Man isst halt, wie damals bei Mutter –
Und dazu ist uns nichts zu schade!

Am Morgen treten noch verschlafen
Die Morgenmuffel in Erscheinung.
Mit Missmut werden sie Dich strafen,
Fragst Du sie nach der Wettermeinung.

Die vielen Alten essen stille
Viel Obst, viel Müsli, Marmelade.
Sie schauen streng durch ihre Brille
Und duften fein nach Pomenade.

Ich liebe diesen Menschenkreis,
Dem ich doch selber angehöre,
Weil sanft im weiten Erdenkreis
Auch ich auf reiche Beute schwöre.

Der Tag am Morgen – er bleibt rund,
Wenn alle friedlich essen, trinken,
Wenn angeboten, was gesund –
Und wir zum Nachbarn selig winken.

*

Hans Hartmut Karg
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Der Bruch

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Der Bruch

©Hans Hartmut Karg
2016

Er war als Mensch und Mann ein wahrer Edelstein für alle,
Als gut erzogener, großer Junge freundlich, immer hilfsbereit.
Er überlegte gern, tappte dabei in keine noch so üble Falle,
War fleißig, schlichtete zu jeder Zeit entstandenen Streit.

Ein halbes Leben lang war er nun treuer Ehemann und guter Vater
Und hatte für seine Familie und für die Mitarbeiter viel getan,
Im eigenen Haus ertragen Würgeschlange, Hundgebell und Kater
Und seinen Lieben gern erfüllt, was Wunsch und Wahn.

Dazu hatte er anfallende Arbeiten stets sorgfältig erledigt,
Gekocht, gewaschen, eingekauft, gebügelt und verwaltet,
Besorgt alles, was seinen Lieben lebensnötig
Und ihre Freizeit, ihre Wünsche allzeit reich gestaltet.

Dazu war er zwölf Stunden an der Arbeitsstelle,
Hat als seriöser Ansprechpartner den Konzern geleitet,
Profund, mit Sorgfalt und doch geistig helle
Wohlstand gemehrt, sozialen Reichtum auch verbreitet.

Die Angetraute sah das immer mit Wohlwollen,
Doch legte sie sich dabei in die Ehehängematte.
Sie ließ die Kinder ohne die Erziehung ständig tollen –
Und kaufte sich zum Zeitvertreib auch noch 'ne weiße Ratte.

Deshalb machten die Kinder, was sie wollten –
Dreimal musste er ihretwegen schon zur Polizei.
Und sie verweigerten, was schulisch sie denn sollten,
Die Disziplin ward nun ersetzt durch wilde Feierei.

Als er da merkte, dass er weiterhin doch nur versklavt,
Die Ehefrau, die Kinder alles schleifen ließen,
Während er Tag und Nacht malocht' und schafft',
Da war dies Leben leider nicht mehr zu genießen.

Er fragte sich: „Bin ich noch glücklich, frei?“
Physisch und psychisch kam er an die eigene Grenze.
Das war familiär denen egal und einerlei,
Da gab es nichts, da gab es intern keine Bremse.

Er wollte doch mit der Familie glücklich sein
Und Luft holen im trauten Kreis der Lieben.
Doch dort übte man nur Macht aus, drückte ihm alles rein,
Was an Begehrlichkeiten angeblich unerfüllt geblieben.

So kam es – e n d l i c h ! – wie es kommen musste:
Er fand ein wundersames, neues, tiefes Glück,
Das tröstend um verletzte Männerseelen wusste
Und Nöte auflöste mit viel Frauengeschick.

Zurück im eigenen Sumpf ließ er die Undankbaren,
Die nur ausüben wollten Herrschaft, Macht,
Mit der sie immer an des Mannes Fersen waren
Und die ihn beinahe um den Verstand gebracht.

Aus Undankbarkeit lässt sich nur schwer wenden,
Was Dankbarkeit denn soll und was gelebt.
Der Machtgier darf man keinen Freiraum spenden,
Weil sie sich über Liebe schändlich erhebt.

Der Bruch kam unausweichlich, war endgültig,
Denn jetzt erst lebte er so richtig wirklich auf,
Erkannte, was im Liebesleben für ihn gültig
Und was veredelt seinen Wert und Lebenslauf.

Der Sklavenzeit – er tauerte ihr nicht mehr nach,
Verwarf für sich das Psychologisieren, Diskutieren.
Er streifte ab die bisherige Lebensschmach
Und ließ sich von ehrlicher Zärtlichkeit verführen.

*

Hans Hartmut Karg
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Der Neuwessi

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Der Neuwessi

©Hans Hartmut Karg
2016

Vom schönen Rostock war er weg gezogen
Und lebte jetzt westlich, in Bremerhaven,
Hatte die Möglichkeiten gerne abgewogen,
Liebte die Nordsee nun mit vielen Schafen.

Denn depressiv lebend im Ossiland
Wollte er dort ja nicht länger bleiben.
Die Hecken brachten ihn um den Verstand:
Da war nur Arbeit – und recht viel zu schneiden!

Er kaufte sich ein großes Wohnmobil
Und zog mit sechsundsiebzig Jahren um,
Verwirklichte trotz Herzschrittmacher jenes Ziel,
Mit dem er reisen konnte, reisen weit herum.

Das kranke Herz gesundete,
Man schlief jetzt oft im Wohnmobil.
Während er kritisch alles auserkundete
Wurde das Reisen ihm niemals zuviel.

So kann man den Versuch doch wagen:
Dem Tod von dessen Schippe springen
Und jedem Menschen deutlich sagen:
„Als Neuwessi kann man auch Lieder singen!“

„Ich bin ein reiner Neuwessi ja nun,“
So sagte es der Neue jetzt zu jedem,
„Und hab' mit Reisen ständig viel zu tun,
Seh' alles in den Dörfern, Städten.“

„Und ruhen werde ich zu keiner Stunde,
Bis meine Bypässe dann nicht mehr wollen
Und sich verbreitet jene schlimme Kunde:
Den Neuwessi kommen sie endlich holen.“

*


Hans Hartmut Karg
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Verstehen

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Verstehen

©Hans Hartmut Karg
2016

Sie saß so gerne beim Fernseher
Und liebt' die männlich-jungen Mimen.
Sie ging täglich, blieb Ladengeher,
Um sich zur Jugendwelt zu streamen.

Sie spürte nicht, wie er wegstarb,
Sich trinkend, leidend selbst entleibte
Denn manche Frau sieht nicht das Sterben,
Nicht, wenn der Tod sich vorbereite.

Lebt' sie denn zyklisch in den Tag –
Der Liebste linear getaktet?
Blieb nicht die Welt, die sie so mag,
Am liebsten ihr doch schmerzentmachtet?

Darf man gemein sich denn noch machen,
Wo das Geschlecht jung, attraktiv?
Ja, Frauen können anders lachen,
Was bei der Männerwelt oft schief.

Der eine bleibt, der andere geht –
Und beide können nicht verstehen,
Weshalb dem einen Gnade weht
Und nur der andere muss gehen.

*

Hans Hartmut Karg
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Ethiknormen - auch für Foren!

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Ethiknormen – auch für Foren!

©Hans Hartmut Karg
2016

Die Basisnorm der Forenwelt
Ist offene Freiwilligkeit.
Wo diese Norm ist abgestellt,
Droht Mobbing und Verletzbarkeit.

Hätte sie bei den Alten Griechen
Gegolten, hätte nicht das Gift
Den Sokrates zum Todessiechen
Gezwungen – und zum Todgericht.

Denn wer freiwillig kommen kann,
Der kann freiwillig gehen.
Doch zerrt die Agora den Mann
Zwanghaft ins Weltgeschehen!

Und in den Foren sieht man dann
Die abgestraften Dichter,
Begossen von dem Kritikwahn,
Als gäb' es Weltenrichter.

Freiwilligkeit sichert das Recht
Zu jeder Zeit auch auszusteigen,
Wenn man sich fühlt publik so schlecht,
Beschimpft vom Nörgelreigen.

Man kann ja alles gut verdrehen,
So dass es immer wieder taugt,
Muss nie den Toleranzgeist säen,
Wo Rechthaben Willen missbraucht.

Wenn ich nicht will, muss ich nicht wollen,
Das Freiheitsrecht schützt freien Willen:
Das Wollen akzeptiert kein Sollen,
Mit dem Gegner den Ehrgeiz stillen.

Wo freiwillig der Mensch darf sein,
Weil dort lebendig Toleranz,
Trägt auch die Freiheit unser Sein,
Lässt uns in Würde und in Glanz.

Dem, der am Reimen sich erfreut,
Weil er das Wortspiel liebt,
Weiß, dass er dabei nichts bereut,
Auch wenn es Feinde gibt.

Freiwilligkeit bleibt Freiheitsnorm,
Die Duldsamkeit ist jene Fahne,
Mit der Inhalt gelangt zur Form,
Damit die Wortkunst nicht erlahme.

Ob ich antworte – oder nicht,
Das bleibt allein mir überlassen.
Kein Recht hat ein Forengericht,
Das nur den Dichter will anfassen,

Um ihn zu knechten und zu packen,
Zu kneten und ihn einzubinden
In vorbereitete Zwangsjacken,
Damit er sich nie mehr kann finden.

Zerstört man so Identität,
Indem man Geist gefangen setzt?
Ist die Kritik denn Autorität,
Die akzeptiert das Messer wetzt?

Als Leitnorm soll erhalten sein:
„Was Du nicht willst, das man Dir tu,
Das lass' auch in den Foren sein,
Das füg' auch keinem Andern zu!“

Auch in den Foren droht Gefahr
Als Parallelwelt zu verletzen
Und über das Kalenderjahr
Verbreiten Not und das Verhetzen.

*
Zuletzt geändert von Hans Hartmut Karg am Mi 7. Dez 2016, 09:44, insgesamt 1-mal geändert.

Hans Hartmut Karg
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Paragrafenhuldigung

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Paragrafenhuldigung

©Hans Hartmut Karg
2016

Das Paragrafenpopeln hat begonnen
Und lässt so manche Zeit stagnieren.
Da ist der Geist dann tief geronnen
Und will die Wahrheit gern verführen.

Der Rechtsschutz treibt den guten Mann
Zu seiner wahren Klagegröße
Und hilft – weil er nicht anders kann –
Ihn leiten hin zum Rechtsgekröse.

Der Geist hat nicht die Zeit ergriffen,
Wenn engstirnig Verfahren reifen,
Die Hürden niemand kann umschiffen,
Weil nur Begehrlichkeiten reifen.

Wo weltbewegt Gerichtsbarkeit,
Verschwimmen wahre Deutlichkeiten,
Schlägt Opfer man zu Tätern breit,
Denn jetzt erst lässt sich trefflich streiten!

Doch merke: Weltgeist ist nicht dumm,
Durchschaut doch manche Giermarotten,
Wenn mancher Juri handelt krumm
Und bringt das Geld zu den Lofoten.

*

Hans Hartmut Karg
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Der Du selbst bist

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Der Du selbst bist

©Hans Hartmut Karg
2016

Kann man denn lieben ohne zu besitzen,
Wenn man nicht nur Anwärter
auf die Liebesdienste bleibt?

Kann man denn einen Menschen besitzen
wie ein Gefängniswärter,
der sich Kontrollgängen verschreibt?

Darf man denn einen Menschen besitzen,
wenn man ihn kaum noch liebt,
Mechanik betreibt?

Hermetisch denken als Egoist –
kann man das denn im eigenen Leben?
Kann man das Eigene dem nur geben,
Der Freund und liebender Partner ist?

Da die Gelüste stets haben wollen,
das Eigene dem Selbst gewogen bleibt:
Werden mitunter die Talente und die Gaben
Den wechselnden Beziehungen einverleibt?

Bewirkt denn das Selbst noch das Du?
Spiegelt das Eigene sich noch im Fremden?
Findet die Seele nicht frivole Ruh',
Wenn sie sich schlingt um herrliche Lenden?

*

Hans Hartmut Karg
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Josefs Hoffnung

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Josefs Hoffnung

©Hans Hartmut Karg
2016

Es treibt so mancher Himmelsbund
Es auf der Erde viel zu bunt,
Öffnet ein Fass zu jeder Stunde
Und wundert sich, dass die Windhunde
Im eigenen Seelenheil verzagen.

Gemach, mein Herr, ist das so schlimm?
Bleibt dadurch denn nicht immerhin
Ein wohl genährtes Leibchen, Hemd,
Das nun ganz frei und ungehemmt
Sich nicht mehr kann beklagen?

Die Hülle, edel, rund und bunt,
Der Korpus hohl, doch sehr gesund:
So lebt man traumbeladen weiter,
Steigt höher auf der Himmelsleiter,
Frei – während unten Wölfe jagen!

Doch ist die Himmelsleiter nur
Für uns ein Ziel, die erste Spur,
Ein Sinnbild für ein späteres Leben,
Mit der ein Kind kann alles geben –
Wenn wir uns Demut nicht versagen.

*

Hans Hartmut Karg
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Jugendziel

Beitrag von Hans Hartmut Karg »

Jugendziel

©Hans Hartmut Karg
2016

Dein Weltbild sei Dein Ideal,
kein bloßer Lebenszweck,
mit dem ein Allerlei
regiere Deine Nöte weg!

Doch sieh' ja zu,
was Du erwirkt:
Verschwindet so ein Du,
das alle Hoffnung birgt?

Ins Leben auserkoren,
im Landgang hin zur Welt:
Dazu bist Du geboren,
Weil das dem Du gefällt.

*

Hans Hartmut Karg
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Jugendziel

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Jugendziel

©Hans Hartmut Karg
2016

Dein Weltbild sei Dein Ideal,
kein bloßer Lebenszweck,
mit dem ein Allerlei
regiere Deine Nöte weg!

Doch sieh' ja zu,
was Du erwirkt:
Verschwindet so ein Du,
das alle Hoffnung birgt?

Ins Leben auserkoren,
im Landgang hin zur Welt:
Dazu bist Du geboren,
Weil das dem Du gefällt.

*

Hans Hartmut Karg
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Freiburger Weihnachtstreiben

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Freiburger Weihnachtstreiben

©Hans Hartmut Karg
2016

Dritter Advent auf dem Münsterplatz:
Was für eine Blumen- und Pflanzenpracht!
Alles ist Natur und Lebensschatz,
Man ist fast um den Verstand gebracht.

Erst der Duft von rauchend gebratenen Würsten
Bringt uns wieder ins satte Leben zurück,
Wo doch alle jetzt nach Genüssen dürsten
Und nichts entgeht dem gelüstigen Blick.

Etwas abseits dann ein Veganerlokal:
Viele Engel wollen die Gänse retten!
Menschen schieben sich in großer Zahl,
Um Geschenke in Verpackung zu betten.

Der Feldsalat, groß, wie ich ihn nirgendwo sah,
Selbst Franzosen kaufen dort reichlich Gemüse.
Das Münster bringt uns den Himmel ganz nah,
Damit uns von oben der Segen grüße.
,
Die Menschenmassen schieben sich weiter,
Noch enger wird jetzt das Stadtgedränge,
Das friedvoll und im Dezember so heiter
Langsam weiterzieht zu des Rathauses Länge.

Im Glühweindunst verharren die Trinker,
Weihnachtsmänner plaudern gern im Verweilen.
Die Kinder mit Schuhen und manchem Blinker
Kommen hierher aus allen Stadtteilen.

Trotz der Vielen bleibt die besinnliche Ruhe,
Mit der die Erwartung auf Weihnachten steigt,
Wenn Geschenke sich sammeln in heimischer Tuhe
Und der Mensch sich hin zur Krippe verneigt.

Ja, es gibt schon ein Erwartungsempfinden
Im Jahreskreis, der sich langsam neigt,
Wo im Gedränge die Ängste schwinden
Und die Freude den kindlichen Glauben zeigt.

*

Hans Hartmut Karg
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Unsere frühen Tage

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Unsere frühen Tage

©Hans Hartmut Karg
2016

Vergiss nicht, Liebes, unsere frühen Tage!
Da gab es nichts, da mussten wir nichts haben!
Wir kamen zueinander und durchsuchten unsere dünne Habe –
Und keine Giergelüste konnten uns damals schaden.

Das war die Zeit der großen Liebesfeste.
Da saßen wir im hellen, freien Zelt
Mit Jugendlichen, die das Allerbeste,
Die Liebe feierten in dieser Welt.

Aquarius küsste die Musenhand
Wo alles einst mit uns begann
Im zart vermess'nen Träumerland,
Und wo die Liebe nur gewann.

Vergiss nicht, Liebes, unsere frühen Tage!
Da gab es nichts, da mussten wir nichts haben!
Wir gingen miteinander hin, jubelten mit jungen Seelen –
Und das Begehren konnte sich an Zärtlichkeiten laben.

*

Hans Hartmut Karg
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Nach den Morden

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Nach den Morden

©Hans Hartmut Karg
2016

Nach den Morden
dümpelt die ohnehin dünn
plätschernde Dreisam
noch träger
dahin.

Nichts ist mehr
wie es war.

Die weltoffenen Herzen
stehen so einsam am Pranger,
die doch nur Hilfe
gewährten.

*

Hans Hartmut Karg
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Seelenlende

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Seelenlende

©Hans Hartmut Karg
2016

Sie ist die Seelenlende
der still gewordenen Tage,
denn sie veredelt
im Taubringen
das stete Liebeswerk
der guten Nähe.

Der Erdmond
wandelt stets
zum Horizont
und stellt so
jene Frage,
die mich
hoffen lässt –
und mich
neckt.

Die
Fragehorizonte
müssen nicht mehr
Liebesmahlstein sein,
weil Sehnen ohne Wähnen
sich dem Leid entkoppelt.

Und sommers
wie winters
treibt uns
keine
Wetterlage,
wenn doch der
Erdmond
sehend
bei uns
weilt.

*

Hans Hartmut Karg
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Weisheiten

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Weisheiten

©Hans Hartmut Karg
2016

„Selbst wenn Jesus nicht Gottes Sohn gewesen wäre,
so hätte doch seine Botschaft die größte humanisierende
Wirkung in der Menschheitsgeschichte gehabt,
die allerdings nicht immer so umgesetzt worden ist.“

*
„Menschen halten keine Händchen mehr,
wenn sie nur Smartphones festhalten.“

*
„Wo Gläubige kniend beten,
ist ihre Gottesnähe nicht automatisch gesichert.“

*
„Touristen laufen auch dort vorbei,
wo Betende um Gottesnähe ringen.“

*
„Die singsangende Litanei
hat nicht die Substanz der Predigt.“

*
„Verehrst Du wirklich Gott, den Herrn,
Dann habe Deine Nächsten gern.“

*
„Wer neugierig das Fremde sucht,
dem wird Bekanntes nicht mehr fremd.“

*
„Wo die Sehenswürdigkeit beginnt,
ist das Glotzauge nicht fern.“

*
„Weisen Pater die Bettler ab,
so diese ihre Väter.“

*
„Hätte alle Welt den Grünen Bereich,
Wäre Padua endlich global vernetzt.“

*
„Ziehe Dich nicht zu warm an,
es könnte sein, dass die Sonne kommt.“

*
Der Mond kann nur so hell leuchten,
als dies die Sonne ihm erlaubt.“

*
„Jedem schlägt seine Stunde,
dem Gläubigen wie dem Ungläubigen.“

*
„Nicht jedes Gebet
ist ein Hinweis auf Mitmenschlichkeit.

*
„Wer das Mitleid nicht kennt,
den wird das Leid erschlagen.“

*
„Keine Religion hat das Recht,
alleingültig zu sein.“

*
„Eine Religion, die den Krieg predigt,
ist nur Fundamentalismus und Ideologie.“

*

Hans Hartmut Karg
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Komplexfrösche

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Komplexfrösche

©Hans Hartmut Karg
2016

Sie wollen überall doch hinspringen,
aber die fordernde Nähe meiden,
übersteigen mit ihrer Egomanie
das dichte Beziehungsgeflecht.

Sie sind alles andere,
doch niemals bescheiden,
sind nicht froh, nicht in Heimat,
nicht lebensecht.

Meide Du sie ja nur,
wenn Du nicht entmachtet,
überwältigt von ihren
Beziehungswünschen.

Denn im Beziehungsunrecht
Nähe zu halten
gibt Dir keine Hoffnung –
es geht Dir nur schlecht!

*

Hans Hartmut Karg
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Lebe!

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Lebe!

©Hans Hartmut Karg
2016

Lebe heute, lebe jetzt,
Meide, was Dich nur verletzt,
Jeden, der Intrigen wetzt,
Jeden, der Andre verhetzt,
Damit Du zu guter Letzt
Augen nur mit Freude netzt'.

*

Hans Hartmut Karg
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Niemals

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Niemals

©Hans Hartmut Karg
2016

Niemals wird es
Frieden auf Erden geben,
wenn eine einzige Religion den
Alleingültigkeitsanspruch
für sich einfordert
und die Toleranz
sich murrend
im Himmel
verkriecht.

*

Hans Hartmut Karg
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Wer glaubt

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Wer glaubt

©Hans Hartmut Karg
2016

Wer fest daran glaubt,
seine Fundamentalismen
wären die allein gültigen,
der hat leider bis heute
die Geschichte nicht
verstanden und ihre
Entwicklung nicht
begriffen.

Dort finden sich
Visionen, Utopien,
Weltanschauungen
zuhauf, die alle
von Neuem
überrollt
worden
sind.

*

Hans Hartmut Karg
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Der Zeit Raum geben

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Der Zeit Raum geben

©Hans Hartmut Karg
2016

Es wachsen uns die späten Jahre
Nicht zu als nur gezählte Jahreszahl,
Werden uns nicht zur bloßen Ware
Und nicht zum ew'gen Jammertal,

Wenn wir der Zeit Raum geben,
Damit sie mehr wird, als ein Traum,
Sich einfindet im Kinderleben –
Gern unterm bunten Tannenbaum.

Deshalb sei mit den guten Worten
Ein wenig Frieden ausgemessen,
Damit an unseren Erdenorten
Geist, Glaube schütze Lebewesen.

*

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