Dr. Karg Gedichte / Teil 2

Moderator: Phönix

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Hans Hartmut Karg
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Wie ich doch kein 68er wurde

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Wie ich doch kein 68er wurde

©Hans Hartmut Karg
2017

Zur Zeit, als die Studenten protestierten
Und lautstark alle Welt die Zöpfe gern beschnitt,
Als die Kommunen Nacktfotos vorführten
Und man mit Rotem Buch um Marx und Engels stritt,

Da wurde ich 'ner Roten Zelle zugeteilt,
Um Flugblätter in Orten zu verteilen,
Wo noch der Mief von tausend Jahren weilt',
Um revoluzzerisch mich aufzugeilen.

Die Zellenführer waren älter, alles Kader,
Sie motivierten uns für die Aktionen.
Sie waren uns smarte Anschlagsberater:
Für Proletarier musste sich alles lohnen!

Da gab es solche, die als Kopf sich sahen
Und andere, die ständig einsatzbereit
Der Bourgeoisie sich mit Aktionen nahen
Und dabei ständig sind opferbereit.

Doch als ein Kader mit des Vaters Wagen kam
Und aus dem Großmercedes ausgestiegen,
Sich gar als Funktionär wie ein Tyrann benahm,
Auf den dann alle sollten fliegen,

Fand auch der Umsturz für mich hier sein jähes Ende,
Denn ich sah endlich, dass man nur nach Trotteln suchte,
Die täglich schmutzig machen sollten sich die Hände –
Und dies der Funktionär als seinen Sieg verbuchte.

Wer Wasser predigt, aber selbst trinkt teuren Wein,
Der will die andern übers Ohr hauend beherrschen.
Die Ideologie dazu ist nur das Mantra und der Reim,
Mit dem die Funktionäre über Dumme herrschen.

*

Hans Hartmut Karg
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Erwartungen

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Erwartungen

©Hans Hartmut Karg
2017

Ob Montag, Dienstag, Sonnentag:
Von diesen vielen Angeboten
Erhält der Mensch, was er gern mag,
Um's Schicksal auszuloten.

Ob Lufttag oder Wassertag –
Die Elemente herrschen!
Der Kosmos bringt so manche Plag',
Die wir gar nicht beherrschen.

Am Lichttag nimmt man Öl gut auf,
Eingriffe sind zu schieben.
Damit die Lunge besser schnauf',
Essen wir Kohl und Rüben.

Ja, viele tolle Astrologen
Machen zum Leben richtig Mut:
Dein Sternzeichen hat nicht gelogen,
Du hast es heute wirklich gut!

Ach Gott, was machen denn die Vielen,
Für die das alles nicht zutrifft?
Wer hat schon mit seinen Gefühlen,
Das eigene Schicksal je umschifft?

*

Hans Hartmut Karg
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Ausbrechen

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Ausbrechen

©Hans Hartmut Karg
2017

Gäbe es da nicht
die eingelebten Hemmschwellen
gegen präsentes Sodom und Gomorrha,
wie lägen die Entscheidungen
locker als Ausbrüche feil!

So aber trägt
Verzicht die Würde,
das Edelmütige die Norm,
das Selbstverbot frühes Entgleiten.

Ausbrechen?
Mitnichten!
Lohnt doch nicht!

Gelebte
Beziehungskisten
und Bäumchenwechseln
belasten uns ja alle nur,
trüben die Weltsicht ein,
weil sie auf Gefühlsnähe
dauerfokussieren.

Sie treiben damit den
Abhängigkeiten
Deine freie
Seele zu.

Aufbrechen lohnt sich!

*

Hans Hartmut Karg
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Des Menschen Wille

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Des Menschen Wille

©Hans Hartmut Karg
2017

Den Menschen treibt's zur Neugierde hin
Und nichts bleibt ihm letztlich verborgen.
Erst die Entschleierung macht für ihn Sinn,
Er muss sich mit Wissen versorgen.

Doch nicht alles bleibt da wissensgeleitet,
Manches bleibt nur wilder Konsum,
Mit dem er, der Mensch, ehrgeizgeleitet,
Versorgt sich, sein Publikum.

Getrieben, geworfen ins Nichts
Reiht er Bild mit Bild aneinander.
Wie ein zappliger Taugenichts
Bringt er sich selbst durcheinander.

Verwundert stellt er dann fest,
Dass alles bereits gesehen
Und dass er so sein Selbst verlässt
Mit oberflächlichem Gehen.

Wo der Wille nur sammeln kann,
Zerfasert das innere Leben,
Denn mit Unruhe allein ist nichts getan,
Da er nehmen kann – und nichts geben.

*

Hans Hartmut Karg
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Kommt her!

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Kommt her!

©Hans Hartmut Karg
2017

Zu manchen Überuntertassen
Gesellen sich die Menschenmassen,
Die über ihrer Wunschmanschette
Nur haben Bock – auf die Annette!

Einzelwesen, Einzelknaben
Wollen von der Lust was haben,
Die so euroimmanent
abwehrt, wenn die Ferne brennt.

Doch an vielen, langen Tagen
Werden dann mit viel Behagen
Einzelmänner Frauen haben,
Die das Joch der Liebe tragen.

Kommt her, weil man es so will
Mit der Wirtschaft hehrem Ziel:
Viel zu schaffen, viel zu essen
Und den alten Krieg vergessen!

*

Hans Hartmut Karg
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Sonnenkraft

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Sonnenkraft

©Hans Hartmut Karg
2017

So oft
erlebte und
wiederkehrende
Himmelskraft.
Die Sonne bleibt
Gewinn und Last
für uns alle zugleich.
Wo sie sich einfindet,
wird Wärme zu Hitze,
Dunkelheit zu Licht.
Wo sie ausbleibt,
kriecht Kälte
in die
Erde.

*

Hans Hartmut Karg
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Nur noch 11 Tage (1)

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Nur noch elf Tage (1)

©Hans Hartmut Karg
2017

Es sind nur etwa noch elf Tage,
Dann wird aus jedem Ist ein War.
Abkippt uns dann die Sonnenwaage
Und kürzer wird auch dieses Jahr.

Heut' ist noch alles sonnig hell,
Der Sonntag wird ein Sonnentag,
Vergeht uns doch die Zeit zu schnell,
Wo sie für uns im Schönen lag.

Die Pflanzenwelt, sie leuchtet groß,
Alles ist jetzt herrlich ausgetrieben:
Es blühen Strauch und Bäum' und Ros'
Und alle die geheimen Lieben....

Der Sommeranfang lockt,
Die Hitze wartet schon,
Und wo sie hart andockt,
Bleibt nur Dürre als Lohn.

Kürzer wird nun im Jahr der Tag,
Er kippt bald noch weiter hinunter
Und dunkelt, das ist keine Frag',
Auch wenn alles erstrahlt jetzt bunter.

Den Jahreszeiten ausgesetzt
Lockt regungslos der stille Wald.
Wenn nun der Mensch sich dort nicht hetzt,
Kommt auch zur Ruhe er dort bald.

Denn Schicksal bleibt ja dieses Jahr,
Wenn abkippt jede Zeitenwaage.
Das Ist wird dann vergangenes War
Und kürzer werden unsere Tage.

*

Hans Hartmut Karg
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Nur noch 11 Tage (2)

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Nur noch 11 Tage (2)

©Hans Hartmut Karg
2017

Um vier Uhr treibt der Sonnendämmer
Den vollen Mond hinab zur Blässe
Und lockt zum Pferch die vielen Lämmer
Hinab zum Gras, zu sanfter Nässe.

Der Tag ist jung und lobt den Schöpfer,
Erleuchtet jetzt das Firmament,
Weckt auf gar manchen fleiß`gen Töpfer,
Wo dieser die Berufung kennt.

Jetzt ist es Zeit für beste Werke,
Wenn Schläfer noch im Dunkeln durmeln,
Der Bach mit neu erwachter Stärke
Die Strömung lässt im Kreise murmeln.

Ja, es ist schön, um Fünf am Morgen,
Wenn früher Tag zur Helle treibt
Und dabei aller Nächte Sorgen
Hinwegfegt, was nur Kummer schreibt.

Bald kippt das Jahr so wieder ab,
Viel kürzer werden unsere Tage.
Da kommen wir jetzt doch auf Trab:
Das Schicksal bleibt lange die Frage.

Kommen wir weiter, wenn es kühlt?
Sind wir dann endlich angekommen?
Werden wir gar – nur zeitgespült! –
Am Ende nicht mehr angenommen?

*

Hans Hartmut Karg
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Akzeptanzprobleme

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Akzeptanzprobleme

©Hans Hartmut Karg
2017

Überzogenes im Leben
Wird zum Klotz an beiden Beinen.
Das kann auch kaum Frieden geben,
Lässt sich doch durch nichts anleinen.

Nahbrünstig' Sehnen dann erwacht,
Erscheint dazu nur als Komplex,
Der auf den Eigenwunsch bedacht:
Den Andern nichts, man selbst ist Rex!

Doch wer sich als Großkönig sieht,
Krankhaft nur kultiviert Ehrgeiz,
Weil die Erwartung dazu riet,
Lebt übersteigert, überreizt.

Dann kann er nicht mehr fertig werden
Mit sich, weil er feindbildbehängt
Nun lebt in eigenen Beschwerden,
Womit es ihn zur Strafung drängt.

So bleibt die Mödergrube Welt,
Die er aus seinem Herzen macht.
Dadurch ist er schlecht aufgestellt,
Wenn er die Würdigen verlacht.

Wer Mitmenschen nicht akzeptiert,
Weil er von sich nur eingenommen,
Der hat zur Gosse sich verführt,
Ist auf den letzten Hund gekommen.

*

Hans Hartmut Karg
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Klangwegwahl

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Klangwegwahl

©Hans Hartmut Karg
2017

Wären
die tantrischen Gesänge
mir auf den fülligen Leib
geschrieben gewesen,
hätte ich Mozart
vergessen
müssen.

Niemals!

*

Hans Hartmut Karg
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Was ist schon authentisch?

Beitrag von Hans Hartmut Karg »

Was ist schon authentisch?

©Hans Hartmut Karg
2017

Bei Kritikastern kann man lesen,
Dass Texte nicht authentisch sind,
Gehört es doch zu ihrem Wesen,
Zu sagen, wo kein Götterwind.

Belegt müssen Aussagen sein,
Glaubwürdig sind sie allemal,
Wahr, unverfälscht für sich allein
Und nicht des Kritikasters Qual.

Auch ungeschönt und wahrheitsecht
Sind Dichtersätze zu verfassen.
Ja, selbst abseits von Sitte, Recht
Darf man die Sprache fassen.

Doch muss nicht überzeugend sein,
Was mich am End' nicht überzeugt.
Nicht bin ICH Maßstab ganz allein,
Wo Dichtkunst wird gezeugt.

Die Mühe muss zu spüren sein,
Doch bin nicht ICH das Maß,
Mit dem der Wille geht anheim,
Wenn ich mich treiben lass'.

Was „rüberkommt“ ist mir authentisch,
Nicht unbedingt muss es behagen.
Nicht alles isst von meinem Tisch,
Beantwortet mir Fragen.

*

Hans Hartmut Karg
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Gedichtannahme

Beitrag von Hans Hartmut Karg »

Gedichtannahme

©Hans Hartmut Karg
2017

Von Sätzen, die wir nachvollziehen können,
Erwarten wir Bestätigung und Mindestahnen.
Wir wollen immer uns Verstehen gönnen,
Entdecken und entschleiern bleibt der Rahmen.

Doch sind es nicht gerade große Reime,
Bei denen nur Vermutung, Sehnen bleiben,
Weil uns die Wortkunst schnöde lässt alleine
Und wir nicht wissen, was die Dichter schreiben?

Gar manches Wort, das neu geschaffen,
Blitzt auf – und treibt uns dann umher.
Worte sind Spielsachen – auch Waffen(!)
Gar mancher Satz wirkt öffentlich recht schwer.

Wort und Satz bleiben zweischneidiges Schwert:
Sie können trösten, informieren und beleidigen,
Dich führen zu der Musen angenehmem Herd
Oder sie können gute Laune auch beseitigen.

Doch wo nur einsam Metaelement mit Negation
Leser verführt zu einem üblen Fühlen,
Vergreift der Mensch mitunter sich im Ton
Und kann Gemüter dadurch stark aufwühlen.

Manchmal sind Worte, Sätze wahre Schätze!
Was nützen da die strengen Richter?
Wir brauchen keine Ränke, keine Hetze!
Bleib' auf der Hut, o Mensch und Dichter!

Mag jemand einen lieben Dichter nicht,
Ist für den jedes Wort doch für die Katz.
Pauschal geschändet wird nun ein Gedicht,
Erklärt zum Abschuss für die Dichterhatz.

*

Hans Hartmut Karg
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Antlitz

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Antlitz

©Hans Hartmut Karg
2017

Was für ein
helles Gesicht!
Sich ja nicht verstecken,
aber auch kein Visier anlegen!
Friedvolles kommt unverhüllt daher,
mit einem vertraulichen Lächeln,
erwartungsfroh,
weltoffen.

*

Hans Hartmut Karg
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Kämpfe

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Kämpfe

©Hans Hartmut Karg
2017

Am Morgen schon der Eiertanz,
Wenn jeder in den Kocher schaut,
Dass er viel hat – und möglichst ganz –
Und niemand ihm die Eier klaut.

Ein Bus ist gestern angekommen,
Hat wieder neuen Schwung gebracht.
Jetzt hat man sich alles genommen
Und aufgeladen, dass es kracht.

Hotelgäste zieh'n sich zurück,
Denn überrollt will keiner werden
Von einem sauren Geierblick
Und von Germaniens Reiseherden.

Man futtert und erzählt den Andern,
Dass Hüftgold eine schrecklich' Plage.
Doch denkt man gar nicht an ein Wandern
Und führt nur fort die Endlosklage.

Zu wenig meint mancher zu kriegen,
Die Morgentheke ist fast leer.
Doch muss man schließlich ja besiegen
Den Nachbarn, der schon schleicht daher.

Und erst am Abend tobt der Kampf,
Denn Halbpension bringt leere Mägen.
Man lädt gut auf, hat ja Kohldampf,
Wo chancenlos die Langsam-Trägen.

So wird der Mensch zum Menschenwolf
Und alle Vornehmheit verschwindet.
Da spielt der Edle lieber Golf,
Wenn sich die nächste Buslast kündet.

*

Hans Hartmut Karg
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Trennungsgefühle

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Trennungsgefühle

©Hans Hartmut Karg
2017

Geh' fort, mein Kind,
Nichts bleibt für immer,
Da wird nichts mehr lind,
Alles würde schlimmer.

Halt ein, mein Kind,
Das Jahr bleibt schwebend,
Wenn wir beisammen sind,
Groß, liebesbebend.

Küss mich, mein Kind,
Für uns kommt die Zeit!
Zuvor wir noch auseinander sind,
Da wird Nähe für uns unendlich weit.

Bleib' hier, mein Kind,
Wenn der Abschied naht,
Das Schicksal nur Ferne spinnt,
Bedrohend die zarte Saat.

Halt ein, mein Kind,
Nach dem langen Jahr
Wir dauerhaft zusammen sind,
Untrennbar - und immerdar.

*

Hans Hartmut Karg
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Lauras Vermächtnis

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Lauras Vermächtnis

©Hans Hartmut Karg
2017

Sie überstrahlt bis heute
der Dichter Sehnsüchte
und die Jahrhunderte.

Zur Liebe ward sie einst geboren,
zu Anmut auserkoren – und zur Schönheit!
Nirgendwo gab es damals Foren.

Petrarca hat sie uns geschenkt,
die junge Frau voll Sanftmut,
dem Himmel eher nah,

Vorbild für alle Weiblichkeit
bis heute auch im Netz,
mit ihrer Aura auf Versöhnung

sanftmütig stets bedacht,
den wilden Kumpaneien,
die damals schon

brunftmäßig
wüteten,
NICHT

auf
den
Leim zu gehen.

*

Hans Hartmut Karg
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Aufhellung

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Aufhellung

©Hans Hartmut Karg
2017

Nicht jeder hat sich selbst im Griff,
Wo er sich öffentlich gebärdet,
Weil niemand ihn zum Anstand rief,
Wenn er Sozialität gefährdet.

Manchmal steigt Wut in solchen auf,
Denn sie sind meistens sehr cholerisch
Und führen ihren Lebenslauf
Bisweilen dann doch recht hysterisch.

Da kam ein Mann, ein Psychiater,
Der hatte einen feinen Rat,
Denn er war auch Lebensberater
Und stets ein Freund der guten Tat.

„Nimm Walnüsse nur immer mit,
Die in der harten Schale stecken.
Bist Du wütend, lenk' Deinen Schritt
An einen Rangen zu den Hecken.

Grabe mit einem Stock ein Loch,
Steck' dort die Walnuss dann hinein.
Nach einem Jahr zeigt diese doch
Ihr Grün – es muss Bäumchen sein!“

Er folgte diesem weisen Rat,
Wenn seine Wut ihn wieder trieb.
So schritt säend er dann zur Tat:
Mit einem Stock ein Loch er hieb.

Und, ja, es kamen übers Jahr
Viel Walnusstriebe bald zusammen,
Weil dadurch er befriedet war
Und nun die jungen Bäume prangen.

Nach einem Jahr zeigt seine Wut
Nussbäume bald in großer Zahl.
Die machen es dann wieder gut,
Was vorher allen Seelenqual.

Die Dunkelheit bringt manchmal Licht,
Wenn sie geschickt kanalisiert
Und so ein alle nervend' Wicht
Erfolg mit neuem Handeln spürt.

*

Hans Hartmut Karg
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Leute!

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Leute!

©Hans Hartmut Karg
2017

Ich bin Euch doch kein Konkurrent,
Steh' vor Euch nackt und ohne Hemd.
Ich will nur meine Verse schmieden,
Mit denen ich am End´ hienieden
Die Sterblichkeit könnt' überwinden,
Vertreiben gar des Todes Sünden...

Wer dies nicht sieht und nicht begreift,
Weil lieber er mich voll angreift,
Der sollte wissen, dass der Karg
Als Dichter und als Mensch doch stark
Die Welt immer auch bessern will –
Das ohne Not, mit viel Gefühl...

Lasst ihm doch seine Dichterreise,
Gebt ihm die sanfte Götterspeise,
Denn er will nichts, als dichtend leben,
Er will auch nicht nach Preisen streben,
Doch tiefsinnig will er schon bleiben,
Das Böse aus der Welt vertreiben...

*

Hans Hartmut Karg
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Nachrufe

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Nachrufe

©Hans Hartmut Karg
2017

Wer weiß denn noch,
was bei all den Lobpreisungen
stimmt und was richtig ist?

Sind es nicht immer
die phrasendreschenden,
allgefälligen, wohlfeilen Worte,
die wie ein zäher Ölfilm
ins Gehör einsickern
und weniger sagen,
als nichts?

Ist etwas austauschbar?
Ist wirklich alles so gewesen?

Plötzlich ist alles groß,
Leben wird nun Geschichte
und alles, ja alles Gute zählt.

Ist da denn niemand
irgendwann verschaukelt
oder betrogen worden?

Vieles bleibt verborgen,
wird zugedeckt von der Erde
über dem schwindenden Sarg.

*

Hans Hartmut Karg
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Blümlein zwischen Schienen

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Blümlein zwischen Schienen

©Hans Hartmut Karg
2017

Zwischen Grobkies, Schwellen und Geleisen,
Dort, wo immer viele Menschen reisen,
Güterzüge fahren mit der schweren Fracht,
Ist strahlend ein zartes Blümlein nun erwacht.

Mutig Blümlein wehrt sich da gar sehr
Gegen Krach und Staub – und noch viel mehr,
Wenn Chemie das Unkraut dort bekämpft
Und so allen Lebenswillen ständig dämpft.

Mutig steht sein Kelch dagegen,
Will zum Himmelszelt auch weiter streben
Und den toten, bleichen Kies erhellen
Mit dem Gelbton zwischen braunen Schwellen.

Doch die Keule siegt immer am Ende,
Wenn alles besprüht und behende
Der Giftcocktail trifft und, o Graus,
Löscht des Blümleins Leben aus.

*

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