Wutausbrüche und Schulbeginn

Unsere grossen Kleinen und unsere kleinen Grossen. Was uns in diesem Abschnitt der Kinder begleitet, beschäftigt und interessiert.

Moderator: conny85

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Bömpi
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Wutausbrüche und Schulbeginn

Beitrag von Bömpi »

Hallo zäme

Dies ist seit Jahren mein erster Beitrag. War lange nicht mehr auf Swissmom...

Unser 6-jähriger geht seit drei Wochen in die Schule. Soweit ich dies erkennen kann, gefällt es ihm sehr gut und gemäss Lehrerinnen ist er ein angenehmer Schüler, der sich selbstbewusst meldet, nicht rumkaspert, seine Leistung abliefert. Er kommt auch zufrieden nach Hause, macht seine Hausaufgaben... so weit so gut.

Ich vermute nun aber, dass ihn dies alles so sehr anstrengt, dass er öfter regelrecht explodiert. Das kann sein, dass er stolpert, oder dass er eine eigene Fajita bekommt, statt die der Schwester teileln zu dürfen... ohne Vorwarnung fliegen da Gegensände durch's Wohnzimmer oder Fäuste gegen die, die nicht rechtzeitig "fliehen", landen grosse, aufwändig zusammengesetzte Lego-Gebilde in Einzelteilen auf dem Zimmerboden... er lässt sich durch nichts beruhigen.

Erkenne ich den Wutausbruch, gehe ich zu ihm hin und halte ihn so gut ich eben kann fest, damit niemand und nichts zu Schaden kommt, aber der "Purscht" entwickelt in seiner Wut Kräfte, du, da komm' ich also ins Schwitzen.

Einerseits glaube ich, dass ich diese Explosionen der grossen Anspannung zuschreiben kann. Er gibt sich so Mühe, alles richtig zu machen, dass er irgendwann keine Kraft mehr hat und austickt. Andererseits vermute ich eben auch ein geringes Selbstwertgefühl, was ich viel weniger verstehen kann. Er fürchtet sich davor ausgelacht zu werden und kann absolut nicht damit umgehen, wenn er mal einen Fehler macht - Erkärungen, dass Fehler gut sind und er dadurch lernen kann. Dass seine Lehrerin nicht schimpft, wenn er das in der Schule vergessene Hausaufgabenheft am Nachmittag noch abholen kommt, um die Aufgaben am anderen Morgen abzuliefern, kann er nicht verstehen.

Ich habe ihm gesagt, dass ich nicht mehr weiter wisse und ich habe ihn gefragt, ob er mir einen Tipp hätte, wie ich mit diesen Wutausbrüchen am besten umgehen soll. Ob festhalten okay sei oder ob ich ihm anders besser helfen könne. Er meinte: "weisch Mami, s Wuettüüfeli esch ebe emmer parat, da goht gar nie wäg ond de tuet's eifach de Schalter ome ond stüüret mi de." (keine Ahnung woher er das hat)
Ich habe ihm vorgeschlagen, zur Kinesiologin zu gehen, damit diese vielleicht herausfindet, weshalb das "Wuettüüfeli" nicht weggehe und etwas tun kann, damit es mal für etwas länger verschwindet. Aber er weigert sich.

Wer kennt eine solche Situation und wie geht ihr damit um?

Danke für eure Antworten.
Bömpi

menschsein
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Re: Wutausbrüche und Schulbeginn

Beitrag von menschsein »

Liebe Bömpi,
Ich kenne solche Situationen gut. Und ich als Reiki-Meisterin/-Lehrerin würde dir empfehlen, nichts zu unternehmen mit ihm...auch keine Kinesiologie. Das würde ihn nur zusätzlich verunsichern im Sinne von: och nein, jetzt habe ich so viel verkehrt gemacht, dass man mich flicken muss und das ist ja nicht der Punkt, dein Kind ist ganz, völlig ok und sich einfach noch etwas am eingewöhnen (hoffe mein GG liest das nicht, der würde mir sonst wieder sagen, dass ich zuwenig geschäftstüchtig sei, wenn ich Menschen so was sage...und das mache ich sogar bei Kunden ;-))...Schande über mich ;-)))) ).

Kinder, die sich sehr mühe geben, haben oft entweder ein Umfeld, das bewusst oder unbewusst viel von Ihnen erwartet, oder sie erwarten selber sehr viel von sich und damit ist kein ungesunder Ehrgeiz gemeint, sondern einfach eine Erwartungshaltung an sich selber. Und sie sind dann clever und meist dann auch clever genug um zu sehen, wer besser und weniger gut ist in der Schule und das verursacht Stress.

Vielleicht hilft es, wenn du ihm sagst, dass du ihn immer lieb haben wirst, auch wenn es mal schwieriger sein sollte oder er mal was falsch macht (so wie du das antönst, bist du da ja schon dran).

Und du musst dir bewusst sein, dass - leider auch heute noch - in der Schule viel getadelt wird. Gerade sensiblere Kinder nimmt das sehr mit. Und oft kommen sie dann schon in ein "Züg iche" wenn sie selber nicht betroffen sind und die Lehrerin andere Kids zurecht weist. Sie denken dann, oh jesses, was tue ich nur, wenn es mich dann trifft und dann geben sie sich über Gebühr Mühe und zu Hause "chlepft es sie" dann.
Das ist ja auch verständlich.

Gib deinem Kind einfach immer wieder zu verstehen, dass es geliebt ist und es auch Fehler machen darf, so wie du das sagst.

Und der andere Aspekt ist, und das wird jetzt dann hoffentlich endlich mit LP 21 etwas ändern, dass die Kids immer folgen müssen, sich oder ihre Wünsche oft kaum einbringen können und es sehr schwierig ist für sie, sich auf unser Schulsystem einzustellen.
Ich habe mal gelesen, dass unser Schulsystem (da politisch gesteuert) dem eigentlichen Wissen über Kinderpsychologie und Erziehung immer etwa eine Generation hinterherhinkt. Und das ist schwierig...für alle Beteiligten, denn ich bin mir sicher, dass die LP's ihr Möglichstes tun und geben, einfach im Rahmen dessen, was möglich ist.

In dem Sinne sehe ich deine Aufgabe darin, dass du deinem Kind mit viel Liebe und Geduld beibringst: Ärgere dich nicht über Dinge, die du nicht ändern kannst und Du bist ok, so wie du bist und Fehler machen alle und vergleiche dich nur mit dir selber und schaue, dass du dein Bestes gibst und das ist auch genau richtig und gut und genug, mehr braucht es nicht.

Sorry, ist etwas viel geworden ;-).

Aber vielleicht hat es ja was dabei, was euch weiterhilft.

Und lasst euch Zeit:
Ihm, sich einzugewöhnen und dir, das Vertrauen aufzubauen, dass dein Kind das schon hinkriegt....
Und erfahrungsgemäss läuft es dann nach den Herbstferien von alleine besser, wenn es schon weiss "wie dr Charre louft".

Und ich finde es schön, dass du dir so Gedanken machst und deinem Kind hilfst ;-))).

Herzlich, menschsein

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Opti
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Re: Wutausbrüche und Schulbeginn

Beitrag von Opti »

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Phase 1
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Re: Wutausbrüche und Schulbeginn

Beitrag von Phase 1 »

Ich kann mich da bei Menschsein nur anschliessen.
Dein Kind so nehmen und nicht zusätzlich forcieren etwas wegmachen zu wollen.

Ich würde aber auch versuchen statt sofort Hausaufgaben und co anzufangen erst mal draussen rumzutoben.
Also so richtig draussen die Sau razslassen.

Ich nehme an dein Sohn ist auch eher nachdenklich der Stille der in sich gekehrte.
Der der immer alles richtig machen möchte.
Mein Junior ist so und auch heute noch hat er diese Ausbrüche. Aber er lernte damit schon umgehen und es bessert immer mehr.

Versuch einfach mal die angestaute Disziplin die sich dein Kind selbst aufsetzt mal abzubauen bevor er nach Hause kommt. Unserem Sohn hilft das sehr.

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Bömpi
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Re: Wutausbrüche und Schulbeginn

Beitrag von Bömpi »

Danke erstmal für eure Antworten.

@wipsi
Hmm.. im KiGa gabs auch so Phasen. Gegen die Sommerferien war auch irgendwie die Luft raus und die Anfälle häuften sich. In den Ferien war's mehrheitlich gut. Wobei er seit ca. 4jährig recht explosiv ist. Normalerweise ein total lieber, fröhlicher, sportlicher Junge... wenn er aber hässig wird, dann Achtung.
Ach, Boxsack, Wutkübel, Kissen... bei uns wohl alles noch nicht das Richtige. Wir suchen noch nach dem Ventil, das für ihn funktioniert.

@menschsein
Danke für deine Gedanken. Du hast recht, wenn ich mit weiss ich was für Massnahmen komme, suggeriert ihm dies, dass er nicht gut ist, wie er ist.

@phase1
Die HA macht er von sich aus gleich nach dem Mittagessen. Also schon nicht unmittelbar nach der Schule. Das lasse ich glaub mal laufen, habe ihm aber auch schon gesagt, wenn er mal erst eine Pause brauche, sei es völlig okay, auch mal erst etwas zu spielen oder zu toben.
Ruhig ist er eigentlich nicht. Er hat immer Ideen, was er tun könnte, turnt oft rum, spielt mit der Schwester... er hat aber ab und zu etwas Mühe mit loslassen (Abschiede), lädt zwar gerne Gspänli ein, geht aber nicht gerne zu ihnen spielen und braucht generell viel Routine und Sicherheit.


Bis jetzt wars eigentlich nur zu Hause, nun soll er aber einem Mädchen ohne vorangehenden Streit einen Kristall aus der Hand geschlagen und so kaputtgemacht haben. Natürlich habe ich es nicht gesehen, aber das Mädchen schätze ich nicht so ein, dass sie ihn grundlos anschwärzen würde.
Und ein Schulkamerad, den wir seit Babyzeiten kenne und der neu in unsere Gemeinde gezogen ist, habe zu Hause schon gesagt, er wünschte, er wäre nicht in der gleichen Klasse wie unser Sohn. Dieser schliesst ihn von Spielen in der Pause aus, weil er vermutlich eifersüchtig ist und Angst hat, der neue Kamerad könnte ihm seine Kumpels ausspannen...

menschsein
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Re: Wutausbrüche und Schulbeginn

Beitrag von menschsein »

Oje, irgendwie tönt das schon etwas so, als wäre er in Not und versuche sich irgendwie "durchzukämpfen"...tönt auf jeden Fall schon nach Stress...und Frust ablassen...
Was für einen Eindruck hat die LP?
Wie wirkt er bei den Hausaufgaben (überfordert/unterfordert)?
Was für Erwartungen hatte er an die Schule (vielleicht hat er sich alles anders vorgestellt...und ist enttäuscht)?
Wie startet er morgens in den Tag und in die Schule?

Hoffe, dass du bald etwas mehr Klarheit hast, was die Auslöser sein könnten...

Herzlich, menschsein

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Re: Wutausbrüche und Schulbeginn

Beitrag von Phase 1 »

Woher willst du wissen das der andere junge eifersüchtig ist?
Kann es nicht sein das dein Kind einfach in letzter Zeit eine Art an sich legt die dem Kind Angst macht und mussfällt?
Das zeigt es ja auch das er dem anderen Kind ein Stein aus der Hand geschlagen hat.
das macht anderen Kindern Angst.

Yoghurt
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Re: Wutausbrüche und Schulbeginn

Beitrag von Yoghurt »

@Phase
Bömpi meinte, glaube ich, dass ihr eigener Sohn eifersüchtig ist und Angst hat, dass sein alter Freund, der jetzt neu in der Klasse ist, ihm seine Kollegen "ausspannen" könnte.

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Bömpi
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Re: Wutausbrüche und Schulbeginn

Beitrag von Bömpi »

@phase
Yoghurt hat mich richtig verstanden. Mein Sohn befürchtet, der neue Schulkamerad nehme ihm seine Kumpels weg und er könnte dann alleine dastehen (was er leider mit seinem aktuellen Verhalten eher selbst fördert).

@menschsein
Gemäss LP, mit denen ich grad letzte Woche über meine Erfahrungen mit ihm gesprochen habe, erleben unseren Sohn als sehr angenehmen Schüler. Selbstbewusst ohne grossmäulig zu sein.
Ich hatte bis jetzt bezüglich Hausaufgaben den Eindruck, dass er weder über- noch unterfordert wäre. Er empfindet es auf meine Nachfrage auch weder zu schwierig noch zu leicht.
Er geht fröhlich und motiviert, an einzelnen Tagen meint er aber auch, er würde lieber bei mir sein (wobei diese Tage wirklich selten vorkommen).

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Re: Wutausbrüche und Schulbeginn

Beitrag von Bömpi »

Kurzes Update...
Wir waren heute im duften Laden in Oberkirch, wo unser Sohn eine eigene Duftmischung kreieren durfte. Nicht nur Düfte auswählen, sondern auch selbst mischen und abfüllen. Er hat nun einen Spray, der dafür sorgt, dass er sich stets wohl fühlt. Die Wutausbrüche waren aber nicht direkt Thema. Er ist sehr happy damit und hat sich schon gründlich eingesprayt.
Gegen Abend dann wurde er grausam "verruckt" über den Papa und ich sah den nächsten Ausbruch kommen... doch er nahm (ohne dass ich es ihm vorgeschlagen hatte) seinen Spray, schnupperte an der Flasche und beruhigte sich relativ bald darauf ohne dass wir ihn halten mussten oder irgend jemand "drunter" kam. Mal schauen ob das jetzt grad die Euphorie war oder obs wirklich anhält.

Die Story mit dem kaputten Stein seiner Schulfreundin hat sich mittlerweilen auch geklärt und scheinbar konnte er tatsächlich nichts dafür... das einzige was ich hier nicht ganz verstehe, ist, weshalb er mir seine Version nicht gleich erzählt hat.

Wir bleiben dran und ich danke euch allen für euer Feedback.

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Re: Wutausbrüche und Schulbeginn

Beitrag von Phase 1 »

Bömpi haltet ihr in etwa immer fest?
Also irgendwann geht das nicht mehr!
Ich würd da mal einen anderen Weg einschlagen.
Sonst , ich hoffe sehr das er das bald lösen kann.
Sonst würd ich wirklich eine fachstelle zuziehen.

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Bömpi
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Re: Wutausbrüche und Schulbeginn

Beitrag von Bömpi »

@phase
Ja aktuell halten wir ihn im Akutfall, damit er nichts kaputt macht und niemanden verletzt. Die gewaltsamen Auabrüche häufen sich ja erst seit Schulbeginn wieder so extrem. Gell, in der RS werd ich ihn dann nicht mehr halten gehen :wink:
Wie gesagt, wir reden mit ihm, er hat gestern einen Duftspray zum "Erden" gekriegt, seit 2 Tagen rutzgen wir regelmässig ein wenig und lachen dabei, damit er eine Möglichkeit hat, Dampf abzulassen... ich bin da schon sehr aufmerksam. Die LP meinen, wir sollen doch mal abwarten und ihm noch Zeit geben, in der Schule anzukommen (mit ihnen bin ich ja auch im Gespräch)... ich lasse ihn nicht im "Seich" und tu nichts. Ausserdem ist im Moment die Schule an einem grossen Gewaltpräventionsprojekt. Ich glaube vorerst können wir mit Fachstellen noch zuwarten. Sollte es bis nach den Herbstferien nicht besser werden, schauen wir sicherlich weiter.

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Re: Wutausbrüche und Schulbeginn

Beitrag von Phase 1 »

Habt ihr den nicht ein Ort wo er hin muss wenn er so austickt?

Ich finde es zwar toll das schulen solche Dinge wie gewaltprävention machen, aber individuell ist das halt nicht. Ausserdem, wenn ein Kind so dermassen ausrastet dann hat es enorme Mühe mit der emotionalen Kontrolle. So was kann man lernen. Aber es benötigt dann. Halt Hilfe.

Ich hoffe sehr das sich dein Sohn einfindet, würde aber nicht zulange warten!
Beim kjpd zum Beispiel hier muss man fast drei Monate warten bis man mal ein Termin bekommt.

Im übrigen, der elternnotruf find ich echt toll!
Da sind ausgebildete fachpersonen und in Gesprächen kannst du herausfinden was du tun kannst. Ich hab die schon 1-2 mal in Anspruch genommen und es war wirklich toll!

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Bömpi
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Re: Wutausbrüche und Schulbeginn

Beitrag von Bömpi »

Danke phase1. Nein, da sich diese Situationen erst seit Schulbeginn gehäuft haben, gabs bisher keinen Ort wo wir ihn alleine hingestellt hätten (das eine Mal als wir es mit seinem Zimmer versucht hatten, verwüstete er ja die Lego). Ich glaube, für ihn wäre das nicht das Richtige. Er braucht in dem Moment diesen wortwörtlichen Halt.

Heute war aber wieder ein sehr guter Tag. Ich glaube, unsere ruhigen Gespräche und ersten Massnahmen sind nicht ganz lätz. Ich habe schon ein paar gute Reaktionen seinerseits miterlebt, bei denen ich eigentlich den "Wutteufel" erwartet hätte.

Die Sichtweise von menschsein, dass an ihm alles okay ist und er nicht "geflickt" werden muss, hat bei mir ganz viel Ruhe rein gebracht und ich denke, das spürt auch mein Sohn. Die Gewissheit, dass wir für ihn da sind, auch wenns nicht gut läuft, gibt ihm vielleicht auch Energie, den richtigen Umgang mit seiner Wut zu finden.

Ich bin zur Zeit zuversichtlich.

menschsein
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Re: Wutausbrüche und Schulbeginn

Beitrag von menschsein »

Vielleicht hilft es ihm auch, wenn du ihm bei einem Wutanfall oder danach etwas sagst, wie:

Ich sehe, dass du wütend / traurig / verletzt bist.
Ich möchte dir gerne helfen, weiss aber nicht genau wie (ausser, dass ich dich umarme, aber da weiss ich nicht so sicher, ob du das in dem Moment magst).
Lass uns doch in einer ruhigen Minute zusammen sitzen und überlegen, was wir in so Momenten tun können.


Und dann etwas Geduld haben...Kids sind kompetent...und wissen meist genau was sie brauchen...aber es ist schwierig, das dann im Moment zu wissen, daran zu denken oder zu formulieren.
Vielleicht ergibt sich daraus ja dann so etwas wie ein Toolset für Notfälle...oder eine Wutwegmach-Box oder etwas in der Art.

Ich finde es gut, dass du ihm so beistehst.
Das kommt sicher schon gut.

Herzlich, menschsein

P.S. Wie geht es ihm auf dem Schulweg u mit den anderen Kids? Fühlt er sich integriert? Passt er in die Gruppe rein usw? Falls du möchtest, kannst du dich für solch persönliche Fragen gerne auch per pn mit mir austauschen...

menschsein
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Re: Wutausbrüche und Schulbeginn

Beitrag von menschsein »

Und in dem Alter ist noch eine grosse Ablösungsphase, die häufig mit starken Verlustängsten und auch einem Ohnmachtsgefühl einhergeht.
Vielen Kindern wird in dem Alter zum ersten Mal bewusst, dass Menschen u Tiere auch sterben und in der weniger schlimmen Variante, auch mal aus dem Leben verschwinden, durch Umzug, oder Freundschaften, die auseinander gehen oder ein Büsi, das wegläuft usw.
Das macht wütend und traurig und hilflos.


U der Start in die Schule ist ein riesiger Abschied vom (Klein-) Kind-Sein...plötzlich ist fertig spielen und nach Lust und Laune in den Tag leben....plötzlich ist man gross, trägt viel Verantwortung, muss Aufgaben machen, lange still sitzen, sich immer wieder auf Neues einstellen (kaum biste im Math drin, lernste schon wieder Buchstaben schreiben...) und sich an einen strikten zeitlichen Ablauf halten...

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Bömpi
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Re: Wutausbrüche und Schulbeginn

Beitrag von Bömpi »

Liebe menschsein
Danke für deine Rückmeldung.
Wenn ich sein Feedback richtig verstehe, fühlt er sich grundsätzlich wohl in der Klasse und in der Schule. Den Weg geht er grösstenteils mit der kleinen Schwester und dies bis jetzt sehr friedlich. Wir sind in einem kleinen Dorf zu Hause, so dass er alle Klassenkameraden bereits vom KiGa her kennt (plus dann eben neu unser Bekannter von ausserhalb).
Wenn sonst noch was wäre - z.B. auf dem Pausenplatz, so hätte er mir nichts davon erzählt.
Er kommt aber immer aufgestellt nach Hause und will meist noch vor dem Mittagessen seine HA erledigen...
Er ist generell sehr "en gfreute Bueb" und es sind nur diese Explosionsmomente, die uns dann natürlich doppelt erschrecken. Natürlich "zigglet" er seine Schwester immer mal, aber das würde ich im normalen Bereich einordnen, auch wenn er noch nicht so das Gspüri hat, wann Schluss ist, da er ihr ja körperlich überlegen ist.

menschsein
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Re: Wutausbrüche und Schulbeginn

Beitrag von menschsein »

Liebe Bömpi,
das tönt doch gut...und sonst kannst du ja sanft dranbleiben und auch mal nachhaken, wenn er so einen Anfall hat.

Aber so wie du schreibst, würde ich jetzt von Weitem sozusagen mal sagen, dass er vielleicht wirklich einfach etwas in Aufruhr ist mit der ganzen Umstellung (und bockig sind Kids halt ab und an auch mal, man will sich ja durchsetzen lernen, oder auch mal eifersüchtig usw) und das dann halt einfach sein Weg ist, sich damit auseinander zu setzen.

Und gerade bei der Schwester kann es natürlich schon auch Eifersucht sein...sie hat ja jetzt die Mama viel mehr für sich und das ist ja obermegafies und ungerecht ;-)....und da kann es dann auch gut und gerne zu Reibereien kommen.

Und den Umgang mit Wut und Eifersucht zu lernen ist ja eine ganz schöne Herausforderung und daran dürfen sie ja auch wachsen..und wenn ich mir so die Erwachsenen ansehe, ist es gut, wenn unsere Kids das anders vermittelt kriegen, als wir das damals häufig gelernt haben (so mit unterdrücken und verdrängen und so).

Und Kinder lernen halt am Schnellsten und Meisten und Nachhaltigsten durch Erfahrung und die Reaktionen, die sie damit auslösen - insbesondere die auf der emotionalen Ebene (Also, wird die Mama echt sauer, oder tut sie nur so? Was braucht es, damit meine Schwester herzzerreissend weint? Wo ziehen meine "Gegner" ihre Grenzen?). Sie kommen mir immer wie so kleine Wissenschaftler vor...so à la, ich nehme mal den Teller und schaue, ob der wirklich zerbricht, wenn man den zu Boden fallen lässt (mit mehr oder weniger Anlauf ;-) )....und falls ja, was das dann auslöst und was danach passiert (mit dem Boden und der wutschnaubenden Mama ;-)) ).
Und das Schuldbewusstsein und Schamgefühl oder peinlich sein usw. bildet sich ja auch erst ca. in diesem Alter so richtig aus...

Und das kommt sicher schon gut ;-)....und meiner Erfahrung nach geht es den Kindern, die plötzlich aus dem Nichts völlig still und in sich zurückgezogen sind (wenn sie das vorher nicht waren) viel schlechter, weil sie wie aufgeben und sich abkapseln....deiner tönt eher nach dem Modell kleiner Kämpfer ;-)...

Heit nech Sorg, härzlech,

menschsein

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