@Tin
Ich erinnere mich an eine Situation als ich einer Freundin auf diese Frage antwortete: "Er schreit zum Beispiel wenn ein Zwieback zerbrochen ist und kann es dann nicht essen."
Sie sagte: "Ja aber das macht mein Zweijähriger auch."
Ich sagte: "Ja klar, aber schreit er nach vier Stunden immer noch, isst zwei Tage lang nichts und brüllt noch drei Wochen danach wegen diesem einen Zwieback? Und erwähnt es nach drei Monaten noch mal. Und tut das der Vierjährige auch?"
Sie: "Nein, das ist der Kleine und es ist nach fünf Minuten vorbei."
Ich: "Das ist der Unterschied."
Ich habe bei ganz vielen Dingen das Gefühl dass es primär eine andere Intensität ist und nicht unbedingt etwas, das Neuros überhaupt nicht machen. Die Wahrnehmung hat ja auch eine andere Intensität.
Viele Kinder mögen am liebsten das was sie kennen. Aber essen sie deshalb in den Ferien im Ausland konsequent fünf Tage überhaupt nichts, das nicht aus einer Packung kommt die sie von daheim kennen? Oder verweigern sie das Essen das man von Zuhause mitbringt, weil man denkt man hat gelernt, und dann aber das Geschirr nicht stimmt? Kaum. Die meisten werden spätestens bei einer Portion Pommes oder einer Glace einknicken und futtern. Mein Autist macht das nicht. Der verhungert lieber. Und an alle die jetzt denken, wenn er nur genug Hunger hat, dann isst er dann schon: Nein, tut er nicht. Verzweifelt festgestellt als wir das mit dem Essen mitnehmen noch nicht wussten und die Farmer und Früchte nach zwei Tagen ausgegangen sind.
Das selbe bei der Überreizung. Auch ein Neurokind weint mal am Abend weil ihm der Tag über den Kopf wächst. Aber es war dann in der Schule, an einem Geburi und am Abend noch kurz einkaufen und dann kam noch Besuch. Mein Sohn macht schon nach einem Geburtstag für drei Tage zu und bleibt dann nicht mal die ganze Zeit. Und in der Schule war er auch nicht.
Neulich hat jemand aus der engsten Verwandschaft mir gesagt, ich hätte halt eine andere Lebensaufgabe und dürfe das nicht nur als Belastung sehen, müsse das positive rausnehmen. Ich sagte ihm, wenn ich alles schwarz sehen und mich nicht am Positiven halten würde wäre ich längst weg, oder mein Kind wäre weg. Ich habe ihn in ein Praktikum eingeladen, drei Wochen. Natürlich ohne mich. Und ihm gesagt, er dürfe danach beurteilen ob dieses Leben, egal wie positiv man es lebt und ansieht, nicht vielleicht doch eine Belastung sein könnte. Er hat abgelehnt.
Zu Yoghurts Link: Mein Mann hat die selbe Antwort wie der Vater in dem Textauszug: "Keine Ahnung, Maul halten". Und er fährt ganz gut damit. Und um einiges weniger belastet als ich, die noch immer ab und zu der Versuchung erliegt, Menschen etwas zu erklären, das sie offensichtlich nicht verstehen wollen oder können. Meine Schwiegermutter findet, unser Sohn sei wie sein Vater... Mein Mann irgnorierts, ich kann das nicht, also habe ich mich für Distanz entschieden.
Allerdings muss ich gestehen, dass es in unserem Umfeld mehrheitlich Menschen gibt und ich auch mehrheitlich neunen solchen Menschen begegene, die den Autismus unseres Sohnes richtig einordnen und ich grundsätzlich mehr "Lob" und "Anerkennung" (klingt ja ganz blöd) bekomme als Abwertungen. Allerdings ist das AS bei unserem Kind sehr gut zu spüren und auch sehr offensichtlich und ziemlich immer für alle Anwesenden irgendwie anstrengend.
Ich habe mehr Mühe damit, wenn man in meinem Kind, kaum hat es den Mund auf- oder eine Zeichnung gemacht, einen kleinen Tesla sieht oder einen Jobs oder Wozniak. Diese Erwartungshaltung dass er super intelligent sein muss, dass er Physiker oder Programmierer werden wird, oder der nächste Basquiat, das nervt mich. Die Annahme, dass jeder Autist ein Genie und jedes Genie ein Autist ist. Halbwissen über Savants, sowas regt mich auf. Oder die ewigen Vergleiche mit André Stern und die Annahme, dass aus jedem Homeschooler weiss ich was werden wird und es für uns super einfach ist, weil er ja klug ist. Und intrinsisch motiviert bis zum geht nicht mehr. Da bin ich dann wie die Frau aus Yoghurts Link und werfe mit Monotropismus, dessen Nachteilen und ähnlichem um mich, bis es ruhig wird

Ich über aber zu ignorieren und zu gehen.