Gestern habe ich bei meinem 3. Klässler einen Schulbesuch gemacht. Ich bin schockiert, was die Kinder da alles aushalten müssen. Dieses unnötige lange stillsitzen, was für viele nicht möglich ist. Lange Erklärungen, die das selber benützen des Kopfes unnötig machen. Störende Kinder, die nicht ermahnt werden oder ohne Konsequenzen genau gleich weiter machen. Schlechte Kombinationen der Pultnachbarn. Schaukelnde Kinder auf Stühlen, die zwar ermahnt werden aber ohne Konsequenzen weiter machen. Und da schicke ich jeden Tag meinen Sohn hin, der schon total den Schulablöscher hat! Er lernt so gerne, er liest gerne, er rechnet gerne. Aber die Schule hasst er!
Was soll ich tun? Wie finanziert man die Steinerschule? Zieht man wirklich um, wenn das Kind unwohl ist in der Schule?
In diesem Schuljahr war noch kein Besuchstag. Werde aber demnächst gehen. In der 2. Klasse hatten sie eine super Kombination von Lernen/Bewegen, dh nach einer Weile sitzender Arbeit sind die Kinder aufgestanden und haben ein paar Hampelmänner gemacht oder haben sich kurz im Schulzimmer bewegt.
So etwas könntest du doch der LP auch vorschlagen - falls sie offen dafür ist. Solche kurzen "Bewegungspausen" bringen allen enorm viel und die Kinder können sich danach wieder viel besser konzentrieren. Ich bin sicher, dass dadurch die Kinder ruhiger sitzen können, als wenn sie sich nie bewegen dürfen.
Ich habe einen Bürojob und stehe auch immer wieder mal kurz auf, um meinen Kopf "zu verlüften".
@stella
Da so vieles schief läuft frage ich mich halt schon, ob ein Gespräch da überhaupt helfen würde. Aber ja das wäre mal ein Anfang. Wenn der Lehrer die Klasse nicht greifen kann, nicht begeistern kann, dann ist halt alles schwierig. Krass sind auch die Kinder (also Jungen aus Bildungsfernenhaushalten) die total den Ablöscher haben.
Da ich T. heute mit Bauchweh (das vom Stress kommt) zu Hause behalten musste, wäre ein Gespräch sowieso angebracht.
Allegra
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man selber schauen muss als Eltern, wie die Kinder mit Situationen in der Schule zurecht kommen. Ansprechen nützt wenig bis nichts und nur in kleinen Problemchen. Die Lehrperson deines Kindes wird sich nicht ändern und es wird bot sehr viele solche, die schon lange fest im Sattel sitzen.
Darum: Was kannst du tun, damit dein Kind besser mit der Situation zurecht kommt?
Und wenn du da nix findest, dann bleibt dir wohl nix anders übrig als Privatschule oder Umzug.
Gell, du bist glaub Kigä? Lehrpersonen mögen es nicht, von Kollegenmüttern auf Probleme angesprochen zu werden. Die sind meistens halt unbequem, weil sie ein wenig dahinter sehen und die Rechte des Kindes auch kennen.
@stella
Auf deine Stellungnahme als Mutter von 'schwierigen' Kinder und als Lehrerin habe ich gewartet. Hätte dich wohl auch direkt anschreiben können.
Eigentlich schon schade, kann man die Bildungseinrichtung für die eigenen Kindern nicht aussuchen. Macht's für die Lehrer auch nicht besondern attraktiv ihren Unterricht möglicht Kindgerecht zu gestallten. Sie sind ja vom Staat angestellt und haben eine sichere Stelle.
Allegra
Ich möchte oft meine SchülerInnen auch selber aussuchen können... Beruht also auf Gegenseitigkeit...
Weisst du, als Lehrermutter mit einem Kind mit Special effects habe ich schon viel erlebt. Pfunzi ist nun 9 Jahre im Schulwesen, wenn man den Kiga mitrechnet... Und da hatte ich nur zwei LP, die uns unterstützt haben, bis zu einem gewissen Grad. IF haben wir noch nie gesehen... ich bin etwas ernüchtert, was die Schule anbelangt, wenn man ein Kind hat, dass damit nicht zurecht kommt. Schlussendlich bleibt nur die Frage, was im Kontext möglich ist.
Ich glaube der Erfolg steht und fällt mit der Lehrperson. Wir hatten im Kindergarten extremes Pech, dafür wurden wir von der 1. bis und mit 3. Klasse verwöhnt mit einem supertollen Lehrer. Ich bin immer beide Tage an den Besuchstag und es hat mich (Kindergärtnerin) fasziniert, mit was für einer Freude und wie ideenvoll dieser Lehrer unterrichtet hat! Der Unterricht war spannend, abwechslungsreich und keines der Kinder hat Unsinn gemacht oder sich gelangweilt. Alle Kinder waren wissbegierig, haben sich im Unterricht eingebracht und konzentriert gearbeitet. Wie es jetzt in der 4. Klasse ist, kann ich noch nicht aus eigener Sicht erzählen, Unser Besuchstag kommt erst noch. Wenn ich aber deine Zeilen lese, tut mir die Klasse von deinem Kind grad leid. Da scheint die Lehrperson etwas überfordert zu sein. Wechselt es bei euch auch nach der 3. Klasse? Ich weiss nicht, ob du mit deinem Kind in einer Steinerschule glücklicher wärst. Da gehts viel langsamer voran und die Klassen sind meist sehr voll. Das Kind müsste eine grosses Interesse am Kreativen haben (Tanz, Musik, Instrumente, Malen, Zeichnen, Gartenarbeit). Ich hab mir im Kindergarten auch Gedanken gemacht bezüglich Steinerschule. Bin nun aber froh, dass wir einen anderen Weg gewählt haben. Zumindest die ersten 3 Jahre waren bei uns ein Traum. Jetzt, in der Mittelstufe, weht ein etwas herberer Wind. Unserer Tochter ist klar, dass es den Lehrer von vorher nicht zweimal gibt. Sie probiert sich mit der neuen Situation (anderes Schulhaus, neue Lehrerin, neue Klasse mit einigen vorlauten Jungs) so gut möglich zu arrangieren. Bin gespannt, was ich am Besuchsmorgen beobachten kann. Aus meiner Erfahrung macht man sich eher unbeliebt, wenn man Sachen, die einem nicht gefallen anspricht. Gerade wenn man aus der gleichen Sparte kommt. Unsere Kindergärtnerin hat sich jedenfalls extrem betüpft gefühlt, egal wegen was ich sie auch immer angesprochen habe.
Ich habe bei unseren Kindern auch schon Lehrpersonen erlebt, die Mühe hatten mit den Klassen.
Bei uns wechseln sie aber alle zwei Jahre. Da besteht dann jeweils Hoffnung auf die neue Lehrperson.
Das mit dem Ansprechen finde ich auch ganz schwierig ( bin selber auch ausgebildet als Lehrerin). Habe hier auch die Erfahrung gemacht, dass die Lehrer schnell abblocken.
Andererseits sage ich immer wieder mal etwas sobald mein Kind direkt betroffen ist. Da bekomme ich dann eher Gehör.
Z.B. wenn mein Kind neben Jemanden sitzen muss, wo's gar nicht geht und mein Kind darunter leidet, dann sage ich das. Dann wird gewechselt oder zumindest ein Termin festgelegt, bis wann das Kind die Situation aushalten muss (es soll ja auch lernen, mit denen zu arbeiten, die es nicht mag, finde ich zum Teil auch okay).
Ich habe am Mi auch einen Besuch gemacht und gerade das Gegenteil erlebt: Halbklassenunterricht in Mathe. Die Kinder bekammen ein laminiertes Gitterbild und so etwas wie Tetris-Steine und misste diverse Kombinationen austüfeln, wie sie Flächen von z. Bsp. 10x 5 Häusschen ausfüllen, dann 6x4 etc. Die Lehrerin nannte es "Einführung in die Geometrie". Das dauerte die ganze Stunde, wobei die Kinder ausdrücklich aufgefordert wurden, zusammen zu arbeiten, einander zu helfen oder einfach mal umgerlaufen und schauen, wie es die anderen machen.
Die zweite Stunde wäre deutsch gewesen, man entschied sich aber beim Math zu bleiben. Wieder in Halbklassen, die Kinder bekamen jeweils zu zweit Laptops und durften da Blitzrechnen üben, immer abwechselungsweise. Und wer sich für den Test bereit fühlte, durfte ihn zur LP lösen kommen. Ging er schief, war das kein Problem. Man durfte weiter üben und ihn dann wiederholen.
Die zwei Stunden waren sehr schnell vorbei, die Kinder hatten Spass und gelernt haben sie auch. So geht es ja offenbar auch, auch in öffentlichen Schulen.
Die Grosse, 2008 Der Mittlere, 2011 Die Kleine, 2015
Ich denke auch es kommt auf die LP drauf an.
1-2 klasse hier reinste Katastrophe. Wir müssen sogar zuhause den Kindern lesen schreiben und rechnen beibringen.
Eine LP die ihren sohnnzwei Jahre bei ihr hatte, wollte gar den Rektor einschalten, lies es dann aber bleiben weil wir anfangs dachten sie sei einfach unerfahren und das komme schon noch.
Mein Junior hat die gehasst. Es war sooo langweilig und die starken Schüler durften auch nicht mehr machen weil ihr Ziel es sei das alle Schüler dann gleich weit seien.
Sie sind mit dem Programm 6 Monate im Rückstand!
Jetzt 3/4 klasse blüht Junior richtig auf.
Strammes Programm viel Förderung. Aber die Fehler der 1/2 klasse müssen halt ausgebügelt werden.
Schönschrift ( junior kann bis jetzt nicht kleiner schreiben), der das schreiben in Kästchen etc.
Ich war jetzt Freitag Nachmittag in der Schule. Die LPs der 3/4 klasse haben nämlich meinen jüngste eingeladen zum mal die Schule von innen zu sehen weil er so interessiert ist.
Es war Mega cool. Beide Klassen getrennt in drei zimmern.
Die Kids können hin wo sie wollen sind sehr frei und trotzdem machen sie ihre Arbeiten hören den Erklärungen zu die kurz und deutlich sind.
Sie arbeiten entweder zusammen oder alleine für sich,
Wenn sie fertig sind dürfen sie an den PC oder ein Buch lesen.
Oder machen andere arbeiten.
Selbst hibbelige Kids können ihren Bewegungsdrang abbauen.
Ich find beide lps wirklich toll.
Ich bin übrigens wegen nicht lösbaren Schwierigkeiten mit der Schule umgezogen.
Ist ja leider die einzige Möglichkeit ein Kind aus der Schule zu versetzen. Es sei denn man hat eine Schule die versucht Lösungen zu finden.
Allegra ich kann dich total verstehen! Ich war auch da, in einer dritten...und die halbe Schulstunde wurde mit Warten vertrödelt ich bin froh, kann ich meine Kinder wenigstens in der Freizeit auslasten und kindgerecht beschäftigen. Ebenfalls erkläre ich ihnen auch, wie sie die Schule aushalten können
Das Warten finde ich darum so schlimm, weil s keine Langeweile ist, sondern aushalten. Die Kids wissen auch "oje, jetzt wird XY wieder ermahnt" oder "heute wird es wohl beim Klingeln noch Hausaufgaben reindrücken, weil wir nicht fertig werden". Stress pur!
Grüssli
"Erziehung ist organisierte Verteidigung der Erwachsenen gegen die Jugend." Mark Twain
Manana
Ich habe die Erfahrung gemacht, dass, wenn ich konkrete Dinge anspreche, die für mein Kind schwierig sind, die LP dann oft die Bereitschaft haben, das Kind zu unterstützen. Darum ist es gut, die Not des Kindes zu beschreiben und zu fragen, was die Fachperson für Ideen hat und gemeinsame Abmachungen zu treffen.
Das andere, wenn es systemischer ist, wenn es mit der Art der LP zu tun hat und ein Peerfeedback gut wäre, dann mache ich das in der Rolle als Lehrermutter NIE. Dazu haben die LP oft andere Gefässe. Das ist dann nicht meine Aufgabe, obwohl ich es vielleicht auch sehe von aussen, gerade, weil ich eben auch Lehrerin bin.
Bei besonders anspruchsvollen Situationen habe ich gelernt, genau nachzufragen, wozu die Ressourcen bei der LP reichen. Es nützt mir nämlich nichts, wenn sie mir gaaaaanz viel "verspricht" und wenig davon umsetzt. Ich bin lieber in der Sitatuation, dass allenfalls nur ganz wenig klappt, das dafür dann richtig.
Lotus
Wenn eine Gruppe zusammen lernt, lassen sich Wartezeiten nicht immer vermeiden... Was aber gut ist, wenn die LP Zusatz hat für die, die fertig sind.
Darum kann man ja beim Homeschooling den gleichen Stoff in viel weniger Zeit durchbringen.
Vielen Dank euch allen! Ich dachte schon, dass wir uns irgendwie dumm anstellen! Aber ich sehe viel haben oder hatten mit ähnlichen Problemen zu kämpfen. Habe der Lehrerin heute eine Nachricht zukommen lassen, dass ich ein persönliches Gespräch möchte.. Hoffe das hilft uns weiter.
Unser Sohn zeigt zu Hause immer mehr Auffälligkeiten. Er kann keine Konflikte mehr lösen. Er kann nicht sagen, was er möchte und es wird immer schlimmer. Er geht auf seinen Bruder los und wir sind ziemlich hilflos. Es ist kein Zweijähriger der ein Kind haut. Es sind 25kg geballte Wut die auf den Bruder losstürzen! So schnell kann ich gar nicht reagieren. Worte hört er schon gar nicht mehr in diesem Moment.
Auch spricht er viel davon, dass er sterben möchte.... Werde mich beim sozialen Dienst der Schule melden müssen und mir Hilfe holen.
Allegra
Meine Tochter war mal in einer ähnlichen Situation...sie sagte dann auch des öfteren, dass sie am liebsten sterben wolle. Das ist natürlich Stress pur, wenn dein Kind sowas schlimmes sagt! Wir konnten dann relativ schnell zum SPD und die Psychologin hat uns unter anderem gesagt, dass wenn Kinder sagen, dass sie sterben wollen, nicht wirklich sterben wollen, sondern nur ganz schnell aus der momentan sehr schwierigen Situation weg wollen. Es ist also ein deutlicher Hilfeschrei des Kindes. Also finde ich es sehr gut und wichtig, dass ihr Hilfe beim SD holt.
Alles Gute!