@tiwa
Sorry, ich wollte nicht, dass Du Dich wegen meinem Posting mies fühlst - und schon gar nicht, dass Du alles falsch machst. Das machst Du garantiert nicht! Ich habe ja geschrieben: Es kommt sicher auf das Kind drauf an. Klar, in dem Bereich haben wir weniger eine Baustelle. Aber dafür ist mein Sohn sehr chaotisch und vergisst/verliert gerne immer mal wieder was... da könnte ich jeweils an die Decke springen bzw. das ist bei uns etwas, wo wir seit gefühlte 10 Jahren daran arbeiten und ich manchmal das Gefühl habe, dass wir kaum einen Schritt weiterkommen...
Aber hast Du mal mit ihm über dieses Thema gesprochen? Ich meine, ich versuche es halt seit 2-3 Jahren wirklich auf diese Art. Wenn wir irgendwo den "Bock" drin haben, frage ich ihn um seine Meinung... wie er das sieht... erkläre ihm, dass mich diese Situation so und so halt nervt und es ja nur Streit und miese Stimmung deswegen gibt... und ob er eine Idee hätte, wie wir das lösen könnten, damit es für beide wieder mehr stimmt. Ich habe da den Ball auch ganz bewusst schon auf ihn abgeschoben - ihm die Aufgabe gegeben, sich bis am nächsten Tag Gedanken darüber zu machen und dass wir uns dann am Abend nochmals zusammensetzen und darüber sprechen. Da kamen teils wirklich brauchbare Vorschläge von ihm - teils auch nicht so brauchbare

. Aber dann diskutieren wir halt so lange, bis wir einen Weg gefunden haben, der für beide einigermassen passt und hinter dem beide stehen können.
Diese Zeitlimiten von 30 Minuten oder 1 Stunde (TV, gamen, etc.) gab es bei uns bis vor 2-3 Jahren natürlich auch - und ich denke, das war auch richtig. Die hat er damals so auch akzeptiert. Aber eben: Da ist halt bei ihm in der Entwicklung in den letzten 2-3 Jahren schon einiges gegangen und ich kann verstehen, dass er heute mit so pauschalen Zeitlimiten (die er nicht versteht) Mühe hätte. Darum versuche ich es halt immer mit "Logik" die er nachvollziehen kann... eben: Wenn gar nichts läuft, draussen ist es kalt und nass, etc., dann lasse ich ihn gamen... und wenn wir etwas vorhaben, draussen schönes Wetter ist, etc., muss er das Game beiseite legen. Das versteht er - und so akzeptiert er das gut.
Ich selber war halt nicht so das "Regel-Kind", d.h. meine Mutter hatte mehr so diese Hippie-Mentalität und dafür hatte ich einen mega-strengen Vater. Mit Strenge und Regeln war's in der Teenie-Zeit auch schwierig bei mir - da habe ich schnell mal gebockt

. Aber mit meiner Mutter konnte ich immer relativ gut auf Augenhöhe sprechen und sie hat jeweils auch zusammen mit mir gemeinsame Wege gesucht und gefunden. Bei mir hat sich das bewährt - und diesen Weg gehe ich nun halt auch mit meinem Sohn. Es ist halt schon so: Druck erzeugt Gegendruckt. Und ich glaube, grad in dem Alter, wo die Kinder jetzt sind (+/-12) wollen sie halt schon nicht mehr wie 5jährige mit starren Regeln konfrontiert werden. Darum habe ich immer versucht, die starren Regeln so gering wie möglich zu halten. Wie gesagt: Es gibt gewisse Dinge, die ich nicht akzeptiere und nie akzeptiert habe - wie z.B. Kraftausdrücke und gewisse Verhaltensweisen bei Wutanfällen (herumschreien, Türe schletzen, etc.). Er darf mal wütend sein und sich zurückziehen - er darf mich auch mal scheisse finden und beleidigt davonlaufen. Alles kein Thema. Aber eben: Herumschreien, Kraftausdrücke benutzen, etc. gibt es nie, gab es nie. Das weiss er und daran hält er sich - weil's halt einfach zu den wenigen "goldenen Regeln" in unserem Haushalt gehören. Ansonsten: Alles andere diskutieren wir - und passen wir halt auch immer wieder mal an... weil er ja eben auch älter wird.
Wir arbeiten so z.B. auch an seinem Chaos-Problem - indem wir es diskutieren, ich ihn nach Ideen frage. Grad letzthin kamen wir so z.B. auf die Idee, sein Zimmer total umzustellen und auszuräumen. Und so, wie es jetzt ist (viel mehr Stauraum, neues und grösseres Pult und die meisten Spielsachen, mit denen er eh nicht mehr spielt, raus) klappt das seither auch viel besser. Aber eben: Ich habe vorher wochenlang jeden Freitag/Samstag die Keule geschwungen, damit er aufräumt - das nervte ihn, das nervte mich... war echt so ein wöchentlicher Kampf

. Die Idee mit dem Zimmer umstellen und ganz neu strukturieren, Gesellschaftsspiele ins Büro, damit er mehr Platz und weniger Sachen im Zimmer hat, grösseres Pult (das er selber aussuchen durfte), etc. kam dann von ihm - weil er der Meinung war, dass er es so besser schafft, Ordnung zu halten. bisher (d.h. seit ca. 2 Monaten), wo wir das alles so gemacht haben), klappt das wirklich erstaunlich gut - und der wöchentliche Kampf hat sich mehr oder weniger erledigt, weil er wirklich kaum noch ein Chaos hat und so diese nervigen wöchentlichen Aufräumaktionen nicht mehr nötig sind (und falls er doch mal aufräumen muss, dauert das max 10 Minuten und nicht mehr wie früher eine halbe Stunde oder länger). Als wir letzthin darüber gesprochen haben, meinte er, dass er sein Zimmer vorher halt auch etwas blöd gefunden hätte... mehr so Kind-Zimmer... da hätte es ihm auch keine Freude gemacht, Ordnung zu halten. Das sei ihm aber auch erst klar geworden, als ich ihn aufgefordert hätte, mal darüber nachzudenken, wo der Wurm ist, dass das mit Ordnung halten nie klappt. Nun hätte er ein richtig cooles Teenager-Zimmer nach seinem Geschmack - und weil ihm das so gefalle, wolle er natürlich auch, dass darin Ordnung herrscht

.
Klar, dieses Diskutieren und gemeinsame Lösungen finden, ist anstrengender als einfach pauschale Regeln aufzusetzen - aber eben: Bei uns bewährt sich das sehr. Er kommt manchmal auch von sich zu mir und sagt: "Mami, wir haben ja mal das und das abgemacht - aber ich finde, irgendwie passt das nicht (mehr) bzw. stimmt für mich nicht"... ja, und dann höre ich mir halt seine Argumente an (wir sind eine sehr diskussionsfreudige Familie und das mit dem argumentieren war für mich immer ganz wichtig - er muss immer argumentieren und erklären, wenn er was will... armes Kind

) und wir sprechen darüber und passen das an, was für ihn nicht mehr stimmt... nicht immer 100%ig nach seinem Gusto (logisch nicht

), aber irgendwo plus/minus in der Mitte konnten wir uns bisher immer treffen

. Und die Ideen und Vorschläge von 12jährigen sind wirklich spannend... nicht immer 100%ig brauchbar

... aber manchmal wirklich genial, wo ich sagen muss: "Wow, super - ja, coole Idee... wäre ich jetzt nie darauf gekommen. Ja, probieren wir".
Aber glaub mir: Wenn wir aus dem Haus gehen wollen und ich wieder mal gefühlte 15 Minuten auf ihn warten muss, weil er zuerst mal wieder Schuhe und Jacke suchen muss - da die Schuhe seit dem gestrigen Tag auf dem Gartensitzplatz herumliegen und die Jacke wieder mal sonstwo liegt (es ist offenbar grundsätzlich zu anstrengend, die Schuhe und Jacke einfach dort zu versorgen, wo sie hingehören

) - dann ist es bei uns auch nicht mehr so wahnsinnig harmonisch...