Es gibt Einiges, was mir nach dem Lesen dieses Threads durch den Kopf geht und worauf ich gerne eingehen möchte.
Zuallererst, deine Frauenärztin:
Wie schon von anderen vor mir geschrieben, finde ich diese Geschichte mit dem verweigerten Arztzeugnis trotz verordneter Bettruhe absolut haarsträubend - und das alleine wäre für mich Grund genug für einen sofortigen FA-Wechsel. Und auch, dass deine FA nicht auf deine Frage betr. Abtreibung eingehen wollte... Klar kann sie dazu ihre Meinung haben, aber das darf sie nicht daran hindern, dich sachlich zu informieren. Es ist mehr als fair von dir, wenn du ihr beim Termin in der 12. SSW noch eine Chance geben willst, aber wenn ihr euch da nicht 100% gut aufgehoben und informiert fühlt, würde ich unbedingt wechseln.
Dann zum Thema Trisomie 21:
Ich bin selbst Mami von einem 4-jährigen Buben mit T21 (und zwei "gesunden" Jungs) und kenne daher viele Eltern von anderen Kids mit T21. Und mir ist bis jetzt noch keine einzige Mutter und kein einziger Vater begegnet, die völlig überfordert/unglücklich/verzweifelt gewesen wären oder ihr Kind in einem Heim hätten platzieren wollen. Im Gegenteil, niemand würde sein Kind mehr missen wollen, auch wenn mit einem behinderten Kind vielleicht einige Schwierigkeiten "einhergehen". Aber es ist ja eigentlich auch logisch, dass du nur mit solchen überforderten Eltern konfrontiert bist, wenn du beruflich mit Eltern zu tun hast, die ihr behindertes Kind in einem Heim platzieren möchten. Dann kommen ja logischerweise nicht die glücklichen Eltern zu dir... Darüber hinaus habe ich eine Bekannte, die in einem Heim für nicht behinderte Kinder arbeitet und die begegnet also auch tagtäglich überforderten Eltern, die ihr "völlig gesundes" Kind in ein Heim abschieben möchten oder abgeben müssen, weil sie damit nicht klarkommen.
Was die ferne Zukunft betrifft und die Frage "Was passiert mit meinem Kind, wenn wir als Eltern mal nicht mehr da sind?", dann ist das natürlich eine häufige Sorge von Eltern mit behinderten Kindern - auch mich beschäftigt das. Allerdings ist es heute auch nicht mehr so wie vor 40 Jahren, als dein Götti und sein Bruder noch klein waren. Die meisten jungen Erwachsenen mit T21 leben nicht mehr zu Hause bei den Eltern, sondern in Wohnheimen, betreuten WGs und manche sogar mit etwas Hilfe ganz alleine.
Damit du mich richtig verstehst: Ich verurteile dich keinesfalls, wenn du dir ein Leben mit einem Kind mit T21 nicht vorstellen kannst. Ich finde auch nicht, dass irgendjemand ein Kind mit T21 bekommen soll, wenn er damit nicht umgehen kann oder will. Damit ist keinem gedient, weder den Eltern, noch dem Kind. Ich finde es einfach schade, dass in diesem Thread so eine negative Sicht auf behinderte Kinder und ihre "überforderten" Eltern rüberkommt. Denn hier lesen genug andere Schwangere mit, die sich Sorgen machen und vielleicht niemanden mit T21 kennen und sich das dann genauso negativ ausmalen. Deshalb wollte ich einfach auch sagen: Es kann ganz anders, viel positiver sein.
Zum Thema Abtreibungsfristen:
Im Schweizerischen Strafgesetzbuch steht dazu Folgendes:
Art. 119: Strafloser Schwangerschaftsabbruch
1 Der Abbruch einer Schwangerschaft ist straflos, wenn er nach ärztlichem Urteil notwendig ist, damit von der schwangeren Frau die Gefahr einer schwerwiegenden körperlichen Schädigung oder einer schweren seelischen Notlage abgewendet werden kann. Die Gefahr muss umso grösser sein, je fortgeschrittener die Schwangerschaft ist.
2 Der Abbruch einer Schwangerschaft ist ebenfalls straflos, wenn er innerhalb von zwölf Wochen seit Beginn der letzten Periode auf schriftliches Verlangen der schwangeren Frau, die geltend macht, sie befinde sich in einer Notlage, durch eine zur Berufsausübung zugelassene Ärztin oder einen zur Berufsausübung zugelassenen Arzt vorgenommen wird. Die Ärztin oder der Arzt hat persönlich mit der Frau vorher ein eingehendes Gespräch zu führen und sie zu beraten.
Das heisst grundsätzlich, dass du innerhalb der ersten 12 Wochen selbst entscheiden kannst, ob du abtreiben möchtest oder nicht, und dazu keinen medizinischen Grund brauchst. Danach muss ein medizinischer Grund vorliegen. Und dann ist - Achtung, dies ist kein gesichertes Wissen, sondern nur meine persönliche Erfahrung - ein Abbruch theoretisch auch noch im 9. Monat möglich, wenn denn „die Gefahr“ gross genug ist. Wir haben damals erst in der 25. SSW von der T21 und dem Herzfehler unseres Sohnes erfahren und uns haben die Ärzte mehrere Wochen lang immer und immer wieder eine Abtreibung "angeboten". So wie ich das erlebt habe, hätte in unserem Fall also jeder Arzt sofort den notwendigen Wisch unterschrieben, dass unser ungeborenes Kind eine Bedrohung für meine seelische Gesundheit darstellt...
Lange Rede, kurzer Sinn: Wegen der Abtreibungsfrist musst du dir sicher keine Sorgen machen.
Und zuletzt noch zum Thema "Kinder haben" an sich:
Ich kann gut verstehen, dass du dir viele Gedanken und auch Sorgen machst. Leider ist die SS in dieser Hinsicht erst der Anfang. Wenn man erst einmal Kinder hat, hat man auch immer genug Grund, sich über irgendetwas Sorgen zu machen (aber auch viiiiiiiiiel Grund zur Freude)

So, das ist jetzt lang geworden - sorry...

Ich wünsche dir eine wunderschöne weitere Schwangerschaft, geniesse diese wunderbare Zeit und mach dir nicht zu viele Sorgen!
Liebe Grüsse
Rehli05