Dr. Karg Gedichte / Teil 2
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Leben zum Tode
Leben zum Tode
Wo bleibt das heilende Licht,
Das keine Schatten kennt,
Keine Schmerzen benennt,
Nur mit Freude in Sicht?
Wie sollte das Leben
Ohne dieses Leiden
Sich vom Lichte scheiden,
Um Trost noch zu geben?
Warum noch hoffen,
Wenn Körperlichkeit
In ausfransender Freiheit
Von Endlichkeiten betroffen?
©Hans Hartmut Karg
2019
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Wo bleibt das heilende Licht,
Das keine Schatten kennt,
Keine Schmerzen benennt,
Nur mit Freude in Sicht?
Wie sollte das Leben
Ohne dieses Leiden
Sich vom Lichte scheiden,
Um Trost noch zu geben?
Warum noch hoffen,
Wenn Körperlichkeit
In ausfransender Freiheit
Von Endlichkeiten betroffen?
©Hans Hartmut Karg
2019
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Kriegsspiele
Kriegsspiele
Trifft das Unerwartete nicht ein,
wenn wir es ständig verdrängen?
Haben wir alles vergessen,
was einst Bedrohungslage?
Liegt das Schicksalhafte denn
immer in trostbereiter Ferne,
wenn die Hölle längst
ihre Schleusen öffnet?
Spielt niemals
mit dem Gedanken
des Sieges,
sondern verbreitet
immer und überall
das Wissen vom Leid.
©Hans Hartmut Karg
2019
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Die Nacht im Tag
Die Nacht im Tag
Treibt den Tag
Mondlicht weiter,
wenn es mag,
dass stets breiter
der Tag gleiten soll,
wird es schwer,
Nacht zu enden,
wenn ein Heer
mit den Händen
raumgreifen soll.
Wo über Nacht
Träume zubeißen,
weil – unerwacht –
sie Planungen einreißen,
die den Tag umfassen,
wo manche Fiktionen
mit Auswüchsen sprießen,
und deshalb Visionen
sich als Geistreich ergießen,
werden sie nichts verlassen.
©Hans Hartmut Karg
2019
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Ende einer Familienfeier
Ende einer Familienfeier
Man isst und trinkt immer zu viel,
Wenn dort in schöner Unterhaltung
Und mit der vielen Witzgestaltung
Bei stets vertrautem Wort und Spiel
Man halt nicht so sehr darauf achtet,
Ob das Gewicht denn da noch stimmt,
Weil man sich gern von allem nimmt,
Was auf den langen Tisch verfrachtet.
Danach ist man mitunter schlauer,
Wenn das Tiefatmen kaum noch geht,
Man lieber sitzt und nicht mehr steht,
Weil drückend doch und auf der Lauer
Das kleine Herzchen stockend weht,
Wo Körperblut von Fett verdickt,
Der Esser schließlich fast erstickt
Versinkt in Selbstmitleid und Trauer.
Deshalb wird mancher vorher weise,
Drückt sich vom Essen und vom Trinken,
Will lieber in sein Eck versinken,
Um bei Musik – heimlich und leise –
Vom Redefluss sich zu erholen.
Zu Hause trinkt er Grünen Tee,
Geht weg, sehr schnell, ohne Adé,
Hat sich einfach nur fortgestohlen.
©Hans Hartmut Karg
2019
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Fluten
Fluten
Es werden
Wildwasser uns fluten,
wenn wir uns nicht sputen
und ihre Gewalt begrenzen.
Doch fragt Euch:
Helfen da noch Mauern,
wenn bei weiteren Schauern
wir nur noch die Boote lenzen?
©Hans Hartmut Karg
2019
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Europas Zerrissenheit
Europas Zerrissenheit
Von hohen Gletschern einst geschaffen,
Zergliedert und meeresumflossen,
Wo Völker aufeinander trafen
Und mit dem Weib der Wein genossen,
Da liegt mein schöner Kontinent,
Der uns Glück und Wohlstand gebracht,
Wo Frieden und man Arbeit kennt,
Mancher im Schrebergarten lacht;
Da wurde Volksherrschaft geboren,
Philosophie, Physik, Olympia:
Die Kunst hatte man auserkoren,
Als leidend man den Christus sah,
Weil Nächstenliebe Christen brachten,
Wo zuvor Schänder, Legionäre
Die anderen Völker niedermachten
Beim Kampf – und später mit Gewehren
Der Welt Leid und den Tod verhießen,
Weil es um Macht und Siege ging,
Sie Menschen dort einkerkern ließen,
Wo man an Feindbildern gern hing.
Da hatte man sich jüngst geschworen:
Nie wieder Kriege, kein KZ!
Wir sind als Gutmenschen geboren,
Zu Jedermann und Jedem nett!
Doch als die vielen Boote kamen
Mit Streben nach Hegemonie,
Weil Fundamentalisten nahmen,
Was jeder Würde Hohne zieh
Und weltweit eine Religion
Zur Allmacht sich jetzt höherschwang,
Verschärfte sich der gute Ton,
Wo immer mehr der Flüchtlingsdrang
In Richtung nach Europa ging,
Weil man die Honigtöpfe sah,
Man gerne dort am Tropfe hing
Und ganz bei Wohlständigen da.
Nun steht Europa im Dilemma:
Muss es nicht helfen, Boote bauen,
Wenn auf dem Meer, dem Tode nah
Flüchtlinge zur Tiefe schauen?
Kann man den Wohlstand noch erhalten,
Wenn nun Millionen zu uns kommen?
Ist menschlich Zukunft zu gestalten
Mit denen, die Abschied genommen?
Müssen den Mangel wir verwalten,
Die Vorräte bald zehren auf,
Weil nicht vom Recht her zu gestalten,
Wo Menschen kommen rasch zuhauf?
Wer will noch arbeiten im Land,
Wenn andere ohne auskommen,
Leben von öffentlicher Hand,
Wo andere nichts abbekommen?
Wieso soll man zur Schule gehen,
Wenn die Sozialsysteme zahlen,
Wieso denn noch am Bande stehen,
Wieso noch gehen zu den Wahlen?
Natürlich wär' das Wählen wichtig,
Die Bürger lieben den Erdteil!
Doch was ist gut und was ist richtig,
Wo liegt Europas Seeenheil?
Das Geld liegt nicht im Straßengraben,
Es muss zuvor verdient erst werden.
Dazu muss man ein Ethos haben
Und nicht nur Wünsche hier auf Erden.
Wenn alte Männer fleißig bauen,
Um Wohnungen dann zu errichten
Und junge Flüchtlinge zuschauen,
Wird Arbeitsethos das vernichten!
Wenn Rentner in Armut versinken,
Im Alter kaum noch überleben,
Während Junge mit Scheinen winken
Und nur nach Alimenten streben,
Muss sich Europa wirklich fragen,
Wie wir Gerechtigkeit erreichen
Und nicht bei Aufgaben versagen,
Entscheidungslos nur Wünsche pfeifen.
©Hans Hartmut Karg
2019
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Farbgewächse
Farbgewächse
Zierdegewundene, dunkelrote Blütenkelche
im Dreierpack auf der Fensterbank,
Ewigblüher, Seltsamriesen,
mein Gemüt erfreuend
und doch fern mir,
weil sie noch
nicht den
Sommer
künden.
©Hans Hartmut Karg
2019
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Freund, bleibe stark!
Freund, bleibe stark!
Nicht überall wird man Dich küssen, wenn Du in Versen schreibst.
Man wird Dich auch nicht grüßen, wenn Du im Seitwind treibst.
So gern will man Dich als den siechen Greis dort unterhalb von Arqua
Heimsuchen als den toten Dichter, wie einst Franceso, den Petrarca.
Der Mailstream hat die eigenen Gesetze längst für sich geschaffen,
Damit sind einbezogen viele Zeitgenossen mit fossilen Waffen,
Weil sie die Stärke Deiner Worte allzeit spüren und sie neiden,
Weshalb sie sich mit Ideologien panzern und gern streiten.
Man mag deshalb die toten Dichter, die nicht mehr reimen können
Und deren Ruhm die trüben Lichter mit der Ewigkeit versöhnen.
Trenne Dich von den Illusionen, denn überall bleibt Sterblichkeit,
Selbst wenn in Lebenszonen noch Ebenbildlichkeit zum Ruhm bereit.
©Hans Hartmut Karg
2018
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Im Stadtbus
Im Stadtbus
Da saßen stolz zwei alte Damen,
Die unterhielten sich famos.
Weil sie sich so auch näher kamen,
Plauderte man ständig, pausenlos.
Der ganze Bus konnte zuhören,
Wer da mit wem verbandelt war,
Und eine jede konnte schwören,
Dass alles wirklich, alles wahr.
Langsam bemerkten sie dann doch,
Dass offen im Bus alle Ohren,
Was sehr nach Regenbogen roch,
Worauf sie sich da eingeschworen.
Deshalb schlug nun die eine vor,
Sich beim Discounter heut' zu treffen,
Damit man ja kein Wort verlor –
Nach dem Besuch bei ihrem Neffen.
Der andere Vorschlag kam von Zweiter:
„Gespräche auf dem Friedhof führen!“
Man sei geschützt und kommt auch weiter
Mit den Gerüchten, Starallüren.
„Die Toten hören uns nicht zu
Und niemand wird uns widersprechen,
Wenn larmoyant bei Friedhofsruh'
Die Regenbogenwelt wir necken.“
So ist das mit sozialen Dingen:
Auch wenn sie offen ausgebreitet,
Will heimlich man um Eigenes ringen –
Selbst durchgemixt und aufbereitet...
©Hans Hartmut Karg
2019
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Castingshow
Castingshow
All die wunderschönen Mädchen
Essen nichts, auch kein Schoklädchen,
Bekommen Brei ums Maul geschmiert,
Damit jetzt keine sich mehr ziert
Und am End' mit Wohlgefallen
Freundlich zugetan uns allen.
Am Glücksrad dürfen Mädchen drehen,
Geschminkte Jugend will man sehen:
Groß und schlank und reich bemähnt,
Weil's Modeldasein wird ersehnt!
Man weiß: Trotz der vielen Spesen
Ist's vielleicht umsonst gewesen.
So dümpeln mit Einschaltgewinn
Die Prozeduren vor sich hin,
Lassen lang die Frage offen:
Wer darf denn aufs Modeln hoffen?
Alles grell, bunt, vorbereitet,
Gelacht wird viel – und niemand streitet...
Längst spürt man, wer siegt, verliert,
Wer lenkt und den Laden führt,
Den Mädchentraum mit Glamour füllt,
Damit ein jeder sich wohl fühlt,
Enttäuscht manche die Show verlässt,
Der Siegerin den Vortritt lässt.
©Hans Hartmut Karg
2019
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Pflanzzeit
Pflanzzeit
Jetzt kaufen in den Gartencentern
Die Gartenfreunde wieder ein,
Was blühend und an Freundenspendern
Im Sommer soll seelheilend sein.
Da stehen nicht nur Blütenpflanzen,
Sondern auch Rosmarin, Tomaten.
Die Käufers Augen sie umtanzen,
Wo er beherrscht von seinen Taten.
Es freut ihn, wenn die Pflanzen wachsen
In schwülgespannter Wetterlage:
Natur, die ohne Tricks und Faxen
Einfach nur adelt Lebenstage.
Das Grün erweist mit seiner Kraft
Als Labsal sich für viele Seelen
Und will mit seinem Lebenssaft
Erfreuen Aug', Kreislauf und Kehlen.
Nie ist das Jahr so lebensspendend
Wie jetzt im Wonnemonat Mai
Und kann damit auch wetterwendend
Noch retten, was am Leben sei.
©Hans Hartmut Karg
2019
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Der Liebe Lohn
Der Liebe Lohn
Auge, Nase, Hand und Mund
Geben meiner Schönen kund,
Dass sie fühlt, was mein Begehr',
Denn wir lieben uns noch sehr.
In den linden Maiennächten,
Ganz umgarnt von Liebesmächten
Finden sich in Morgenrunden
Zärtlichkeiten zu den Stunden,
Die im Dämmerlicht verkünden,
Das sie blind die Lippen finden,
Womit Liebende ganz leise
Schicken Freuden auf die Reise.
Mit Anmut und wilder Lust
Wird bekämpft der Vortagsfrust,
Den andere erleiden müssen,
Weil sie leider sich nie küssen.
Denn Berührungen und Nähe
Treiben aus, was vorher zähe
Unser Freudenreich hienieden
Hätte sich von uns geschieden.
So bleibt doch der Liebe Dank,
Weil sie mindert Last und Zank:
Wer in Amors Armen liegt,
Der hat Seelennot besiegt.
©Hans Hartmut Karg
2019
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Glaubensgewissheit
Glaubensgewissheit
Wenn der Himmel in uns wohnt,
kann uns all jenes nicht mehr beschädigen,
was an Stürmen, an Manien und Pathogenien
die Netze und die Weltläufte überschwemmt,
denn der Gesegnete bleibt immerwährend
mit Gnade und Barmherzigkeit geheiligt.
©Hans Hartmut Karg
2019
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Wahltagfeeling
Wahltagfeeling
Wahrheit ist niemals das Privileg
einer einzelnen Person oder einer Partei,
selbst wenn das immer wieder behauptet wird.
Mir war heute schon den ganzen Tag so,
als wäre Sonnenlicht all denen beschieden,
deren Gemüt überhaupt noch Wärme einlässt,
dadurch Hasstiraden ächtet,
weil in den strahlenden Augen
das viele Glück sich auf uns überträgt.
Denn Wähler wissen:
Wohlergehen und Segen
müssen wir uns selbst auferlegen.
Nur damit kann die Liebe uns retten.
©Hans Hartmut Karg
2019
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Hab' ich
Hab' ich
Hab' ich Dir heute schon gesagt
wie wunderbar Dein Haar,
wie ansprechend die Oberweite
und wir ein herrlich Paar?
Hab' ich es heute schon gewagt,
Dir beim Aufwachen zu sagen,
dass alles gut und nichts vertrackt,
wir Neues können wagen?
Hab' ich Dich heut' schon eingeladen
zu Kaffee, Milch und Kuchen,
weil wir die schöne Nacht doch hatten,
nach Glück nicht weiter suchen?
Steh' auf, komm' mit, der Tag ist jung,
zeitwendend woll'n wir schummeln
und mit der Paarbegeisterung
durchs Brückencenter bummeln.
©Hans Hartmut Karg
2019
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Eurobürgers Wünsche
Eurobürgers Wünsche
Europa hat gewählt
und klar artikuliert,
dass es aufs Handeln zählt,
jetzt lösungsgeführt.
Mehr Bürger gingen wählen,
Als bei den letzten Wahlen,
Wollen auf Zukunft zählen –
Europa soll doch strahlen!
Zwei Wünsche sind eindeutig,
Haben der Politik gezeigt:
Der Mensch lebt hier recht zeitig,
Vollständig zielgeneigt.
Um Heißzeit zu vermeiden,
Muss Klimaschutz nun greifen:
Wir müssen uns entscheiden,
Dass Gletscher wieder reifen.
Der zweite Wunsch sieht Grenzen,
Die nicht gesichert sind.
Selbst wenn human wir glänzen,
Weht doch ein harter Wind.
Europa ist kein Freifahrtsland,
In das ein jeder reist,
Der anderswo sich hat verrannt,
Uns Ehre nicht erweist.
Wer Menschenwürde, Toleranz
Hier nicht einbringen will,
Der führe anderswo den Tanz
Mit Krieg als Reiseziel.
Europa braucht dringend den Frieden,
Um seinen Wohlstand zu erhalten,
Erfindungsreich Arbeit zu bieten
Und menschlich Zukunft zu gestalten.
©Hans Hartmut Karg
2019
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Wunsch
Wunsch
Bunt sollen meine Blümchen stehen,
Wenn ich die Welt verlasse:
Mögen sie zur Erinnerung gehen,
Wo Leben nun verblasse.
Gepflegt hab' ich den Garten Eden
Am Hang, am Hügelbeet,
Wo wir noch mit den Vögeln reden
Und wo die Liebe weht.
Verwundet blieb oftmals das Herz,
Auch groß das Nervenbangen,
Weil nicht einmal ein kleiner Scherz
Zur Kühnheit konnt' gelangen.
Gebunden an die Tagespflicht
Ward manches übersehen.
Dennoch konnte das helle Licht
In unsere Seelen gehen.
Die Blümlein und der Erdendurft
Mögen mich dann begleiten,
Wenn ferne ich von Sonne, Luft
Nie mehr an Not muss leiden.
©Hans Hartmut Karg
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Was ist Glück?
Was ist Glück?
Ist Glück nicht die Abwesenheit von Unglück,
Selbst- oder auch fremdverschuldet,
Nicht gewollt – aber erduldet?
Glück haben? Glücklich werden? Glücklich sein?
Braucht Glück das Gefühl der Vereinzelung
Oder kommt es nur zweisam mit uns aus?
„Hans im Glück“ hat stets mehr Glück,
Je weniger am Ende er besitzt:
Ohne Besitz wird er ganz frei!
„Massl toff“ oder „Viel Glück“
Rufen Juden dem Brautpaar zu.
Heißt „vermasseln“ dann „entglücken“?
Ist Glück nicht immer ein Prozess,
Wo Menschen langsam glücklich werden
Und dieses Glück sie künftig trägt?
Ist Glück denn nur Momentum –
Oder doch Zustand langer Dauer?
Scheint BEIDES parallel uns möglich?
„Streben nach Glück“ will sagen:
Jeder ist „seines Glückes Schmied“.
Kann jeder das von sich behaupten?
Fällt uns das Glück nicht auch dann zu,
Wenn wir es nicht erwarten, nichts dafür können,
Nur weil zur rechten Zeit an rechtem Ort wir stehen?
©Hans Hartmut Karg
2019
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- Geschlecht: männlich
Alles wird Bio
Alles wird Bio
Als Kunde hast Du's in der Hand,
Waren und Dienste frei zu wählen:
Mit Einfühlung und mit Verstand,
Darfst Du auf gutes Leben zählen.
Gesundheit haben wir nur eine,
Um pfleglich damit umzugehen.
Deshalb dürfen wir beim Weine
Nicht immerzu aufs Preisschild sehen.
Das Label trifft man überall,
Es wird uns stetig nun begleiten:
Künftig haben wir freie Wahl,
Gesundes Essen zu bereiten.
Man wird uns weiter unterstützen,
Weil alle doch gesund sein wollen:
Die Nahrung soll dem Leben nützen,
Wenn Waren wir zum Essen holen.
Das bietet überall man an,
Weil sich die Welt ja weiter dreht,
Die kluge Frau, der kluge Mann
Inzwischen auf Gesundes steht.
So meint man, mit dem Kaufverhalten
Erreicht man fast das Ewigleben,
Um einen Lebensabend zu gestalten,
Der uns soll alle Freiheit geben.
Kaufe nur, was Gesundheit sichert,
Hole, wo Du meinst, es sei gut,
Dann wird der Sensenmann bekichert
Und Du hast neuen Lebensmut.
©Hans Hartmut Karg
2019
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Die Weinpröbchen
Die Weinpröbchen
Zum Weingut fährt der Männerbus,
Um Vatertag jetzt zu befeuern:
Man ist zwar alt, doch gut in Schuss
Und muss hierher kein Auto steuern.
Die Gläser werden gleich geleert,
Die Fässer sind noch reichlich voll,
So dass man zur Weinprobe fährt,
Ist gut gelaunt, findet sich toll.
Denn dort gibt es die besten Tropfen,
Wo Lagerwein wird produziert.
Man lebt nicht nur von Gerste, Hopfen,
Wo Wein auch zu 'nem Räuschchen führt.
Die Herren kommen damit weiter
Und singen oft beim Kellertrank.
Das Schankmädchen wird selber heiter,
Beliefert reichlich den Ausschank.
Danach muss man ja schon aufpassen,
Dass man jetzt nicht zwei Mädchen sieht.
Der Buslenker kennt seine Straßen,
Wenn Weinseligkeit nun mit ihm zieht.
Schwankend laufen dann die Herren
Und warten auf den weiteren Tropfen,
Wollen zweites Weingut beehren –
Vergessen sind Malz, Gerste, Hopfen.
Und wieder kommt nun reichlich Wein,
Dazwischen ein klein wenig Brot:
Man will im Paradiese sein,
Voll im Genuss – und ohne Not!
Sind dann noch Damen angereist,
Läuft auf der Mann zu großer Form,
Weil er sich selbst am Besten preist
Wein steigert Selbstwillen enorm...
Im Bus dreht sich dann alles nur:
Sitzt man am Dach, sitzt man am Boden?
Jetzt schlägt sie durch, die Weinnatur,
Selbst dort, wo Zwirn und feiner Loden.
Hat man denn heute nicht erfahren,
Wie diese Schankfrau so behende,
So kurz berockt und frisch an Jahren
Warf ihre Reize auf die Lende?
Wie werden manche Augen feucht,
Wenn jetzt der Wein sinnlich nachwirkt,
Die Jugendzeit ins Herze fleucht –
Doch Busschaukeln auch Nöte birgt:
Fünfmal muss nun der Bus anhalten,
Notdurft hat alle fest im Griff –
Jene, die sich für Helden halten
Auf dem schaukelnden Männerschiff.
©Hans Hartmut Karg
2019
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