Dr. Karg Gedichte / Teil 2

Moderator: Phönix

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Hans Hartmut Karg
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Selbstkonditionierung

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Selbstkonditionierung

Dereinst hatte ich große Schmerzen,
Die kamen von 'nem Bauchtumor
Und zogen sich bis hin zum Herzen,
Bewusstsein ich da fast verlor.

Als dann ins Klinikum gekommen
Und man den Tumor operiert,
Hatte ich Schmerzmittel bekommen –
Und doch noch immer Schmerz gespürt.

Da bat ich deshalb vor Beginn:
„Hätten Sie nicht Musik von Mozart?“
Ins Ohr bekam ich mit Gewinn
Den Ohrhörer – Musik so zart!

Und wie ich sanft die Klänge hört',
Flogen die Schmerzen in die Ferne.
Wenn Mozärtliches mich betört,
Lass' ich's mir machen allzu gerne...

Auch stellt' ich mir ein Schnitzel vor,
So groß, dass kein Teller zu sehen.
Die Pommes lagen hell davor,
Ich konnte jetzt ans Schlemmen gehen.

Gerade als mit Messer, Gabel
Zum Mund der erste Happen eilt',
Blieb dies erspart dem feuchten Schnabel:
„Stehen Sie auf, Sie sind geheilt!“


©Hans Hartmut Karg
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Hans Hartmut Karg
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Landregen

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Landregen

Und wieder kommt zur rechten Zeit
Der wunderbare Regen,
Hilft Pflanzen, unserer Lebenszeit
Und bringt den neuen Segen.

Die Regenfässer liegen leer,
Ozongeschädigt stehen
Zucchinistauden, hatten's schwer
Fruchtbar ins Land zu gehen

Doch dann, des nachts und unverhofft
Ziehen die dunklen Wolken auf.
Man hört: Die Regenrinne tropft'! –
Dann gehen Himmelsschleusen auf!

Der Landregen mit seiner Kraft
Durchweicht nun alle Böden,
Gibt ihnen diesen Lebenssaft,
Befreit sie von den Nöten.

Und Blätter richten sich nun auf
Bei den Zucchinipflanzen,
Fangen das gute Wasser auf –
Die Blüten können tanzen...

Als nun das erste Licht erscheint,
Die Tropfen rasch versiegen,
Sieht man, dass alles gut gemeint,
Weil Turteiltauben fliegen.

Die Amseln holen aus dem Gras,
Als wär'n sie Fußballstürmer,
Heraus, was kriecht und ziemlich nass,
Die vielen Regenwürmer.

Die Fässer voll, die Lilie
Steht hoch im Morgendunst.
Schnittlauch und Petersilie
Zeigen jetzt ihre Gunst.


©Hans Hartmut Karg
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Hans Hartmut Karg
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Eigentherapie

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Eigentherapie

Auf dem blanken Boden liegen
Mit dem Blick zur Zimmerdecke,
Ohne Bett, ohne Zudecke,
Um so Schmerzen zu besiegen?

Alte Knochen brauchen oft
Ganz bestimmtes Schlafgelege,
Um mit einer harten Pflege
Schmerzfrei werden – wie erhofft.

Das Kasteien treibt die Schmerzen
Erst auf ihren Höhepunkt,
Gibt so meinem Fühlen kund:
Wir laufen hin bis zu dem Herzen!

Und wenn sehr hart die Unterlage
Spürt man umso mehr alle Knochen,
Wo die Pein kommt jetzt gekrochen
Und mein Leben wird zur Plage...

Doch wie durch ein stilles Wunder
Ist nach der durchlittenen Nacht
Leben im Skelett erwacht –
Und ich fühle mich putzmunter!

Das Zwanghafte im Schmerzempfinden
Kann manchmal Gutes doch bewirken,
Wenn Kräfte mit der Härte wirken
Und den Körper neu erfinden.


©Hans Hartmut Karg
2019

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Hans Hartmut Karg
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Du, Blumenkind

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Du, Blumenkind

Du gibst mir immer wieder Zeichen,
Wie wir möglichst Höhe erreichen
Und am Feld mit den Sonnenblumen
Kurz innehalten – hier im Lumen
Die Einsamkeit nur müssen suchen
Und keine teuren Reisen buchen.

Du gehst durch Dick und Dünn mit mir,
Hast dazu Dein weiblich' Gespür
Für Edles, das der Liebe Zeuge,
Wovor man sich galant verbeuge,
Dass Wortsinn noch in Seelengröße
Uns BEIDEN neue Kraft einflöße.

Mein Ego kann das gut vertragen,
Damit wir auch an schlimmen Tagen
Entlastet sind im Weltgeviert,
Wo Aufgaben man ja gebiert,
Um Wandlungen dann zu ersinnen,
Die Tugend aus der Not gewinnen.

Das gibt mir schon Erleichterung:
Sinnhaftigkeit, die hält uns jung!
Will stochern man in alten Sünden,
Um Unbotmäßiges zu finden,
Wird das Erinnern nur zur Kraft,
Die innerlich viel Unmut schafft.

Du weißt als Blumenkind stets Rat,
Gehst mir voran mit Ziel und Tat,
Holst mich aus mancher Not heraus
Und auch aus meinem Schneckenhaus.
Werden wir dann wirklich intim,
Ist diese Welt nur halb so schlimm.


©Hans Hartmut Karg
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Hans Hartmut Karg
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Weißt Du?

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Weißt Du?

Weißt Du, ich hab' Dich nicht verstanden,
Wenn jemand nur noch dauernd säuft
Und auch tagsüber nicht mehr läuft –
Nicht mal zu Freunden und Verwandten!

Harmlos hatte alles begonnen
Als Frühschoppen mit Ritual,
Bei kleinem Durst, die Börse schmal,
Doch recht gediegen und besonnen.

Und dann? Aus purer Langeweile
Wurde der Sonntag zum Besäufnis.
Am Montag fühltest Du Dich mies,
Die Laune fiel, nichts mochte Eile.

Ich möchte wieder mit Dir reden
Ganz ohne Alkohol und Wurst,
Stillen mit Wasser unseren Durst –
Weit weg von Sucht und allen Fehden!

Weißt Du noch, als wir uns begegnet,
Vieles uns zu erzählen wussten?
Wir fabulierten, gingen lusten,
Von Sonne und Natur gesegnet.

Weißt Du, mit Wasser zur Brotzeit
Sieht man noch echte Blumen, Bäume,
Braucht keinen Stoff, damit die Träume
Im Laufen wachsen – ohne Leid!


©Hans Hartmut Karg
2019

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Hans Hartmut Karg
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Gospelchor

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Gospelchor

In der Kirche wieder mal hören,
Was die Jugend einstmals durchlebt,
Auf den Geist des Glaubens schwören,
Womit manche Seele bebt.

So sitzen wir hier in der Bank
Und hören vertraute Klänge,
Die an den Schöpfer den Dank
Ausbreiten in voller Länge.

Ja, die Zeit braucht den Gospelchor,
Selbst wenn aus der Zeit gefallen:
Das Bekannte lockt unser Ohr,
Wenn wir erinnerlich wallen...

Haben wir nicht selbst gesungen
„Swing low“, als uns Jugend noch küsste
Und mit Freunden uns gelungen,
Wo das Alter noch nichts verbüßte?


©Hans Hartmut Karg
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Hans Hartmut Karg
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Zwischen Reben

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Zwischen Reben

Gewendelte Ranken,
die im Winde wanken,
gewundene Reben,
die nach oben streben –
so zeigt sich das Weinland
mit dem heurigen Segen,
um sich auf die Augen
genussvoll zu legen.

Des Winzers Freude
kennt schon seine Leute,
die mit vielen Andern
durch die Weinberge wandern
und danach ein wenig
nach dem Schmaus zwischen Ranken
aus vollem Herzen
dem Herrgott danken.


©Hans Hartmut Karg
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Erstgeborene

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Erstgeborene

Haben sie nicht alles mitbekommen?
Da ist nach der Entbindung elterliche Freude:
Geborene werden gerne in den Arm genommen,
Verwandte kommen – und auch viele Nachbarsleute,
Treffen sich sodann im Storchenhaus, bringen Gechenke,
Damit die Liebe ihre volle Kraft zum ersten Kindlein lenke.

Nachfolgende Geschwister haben nur den Namen,
Erstgeborene haben vieles längst erlernt,
Verkörpern fortan jenen Lebensrahmen,
Von dem sich schon das Zweite nicht entfernt,
Denn auch was aussieht, als wär's nur ein Spiel,
Ist meist doch ausschließlich ein Erstgeborenenziel.

Daraus können sich so ein Leben lang
Die nachfolgenden Kinder nicht befreien.
Gar manche müssen deshalb lebenslang
Scheinbares Unrecht in die Wälder schreien.
Ja, manche wären sogar zum Garaus bereit –
Und immer wieder gibt es Neid, Missgunst und Streit.

Das schmerzspürende oder das vermutete Gefühl,
Man wäre niemals Lieblingskind gewesen,
Trägt lebenslang bei zum Seelengewühl,
Mit dem sich manche überflüssig stressen,
Denn elterliche Liebe lässt im Lebensschein
So manches Kind niemals geborgen sein.

So sind Geschwister leider oft zerstritten,
Weil sie nicht in den Müllcontainer schicken,
Was einstmals ihre Seelen übelst geritten.
Sie können das bis heute nicht abnicken,
Was als Gepäck sie mit sich tragen als ein Leid,
Zur Lebensfreude und Begegnung nicht bereit.


©Hans Hartmut Karg
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Organisationsnot

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Organisationsnot

Nicht jedes Haus hat auch ein Dach,
Das dann vor schweren Wettern schützt,
Nicht jeder Schrank hat ein Gefach,
Das nur der eigenen Ordnung nützt.

Man muss das schon organisieren,
Was einem gute Laune schenkt
Und nicht immer nur räsonieren,
Wenn man den Blick zum Haufen lenkt.

Ein Org.-Plan kann da hilfreich sein,
Wo man erspürt das Hausvermüllen,
Denn lebensfroh will man doch sein,
In eigenen Wänden wohler fühlen.

Deshalb gilt es, schön auszumisten,
Um Platz und Freifächer zu schaffen,
Weggeben all die vollen Kisten,
Nicht ständig Neues sich anschaffen.

Doch hüte Dich vor der Untugend,
Wo Überorganisation Dich treibt,
Denn damit schwindet manche Jugend,
Weil Perfektion Seelen aufreibt.


©Hans Hartmut Karg
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Wasserfälle

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Wasserfälle

Will mir das Bild vom Wasserfall
Nicht aus dem Kopfe gehen,
Der früher mit so hellem Strahl
Naturidyll ließ sehen?

Ja, seltener sind sie geworden,
Die Wasserfälle in der Nähe.
Lebendig sind sie nur im Norden,
Fallen herab, sind stark und zähe.

Doch wo sie nur noch Strom erzeugen,
In ihrer Anmut längst gebändigt,
Da haben Blicke keine Zeugen,
Die Kraft dem Nutzen ausgehändigt.

Und wo die Macht betongefasst
Versteckt in großen Rohren steht,
Ist mein Naturidyll verblasst:
Das frühe Bild vergeht...


©Hans Hartmut Karg
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Kleines Glück

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Kleines Glück

Wolkenbänke, Wolkenhaufen
Hindern uns an freiem Laufen,
Bedecken große Himmelsweiten,
Müssen sich langsam ausbreiten.

Gähnend Wähnen treibt bisweilen
Nichts zu ehrenvollem Eilen:
Flieht die Treue aus den Breiten?
Folgen Hirsche, die sich streiten?

Das ist mir die kleinste Not,
Nimmt keiner Freud' das süße Brot,
Denn wo Gier nicht Blüten treibt,
Hat der Kampf auch nichts entleibt.

Wächst sodann die feine Lust,
Sanft beäugt die schöne Brust,
Werde ich mich gern beeilen,
Um das Glück mit Dir zu teilen.


©Hans Hartmut Karg
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Tierfreundin

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Tierfreundin

Da bin ich doch nun bass erstaunt,
Dass in Italien – gut gelaunt! –
Die Chefin in dem Stadthotel
Sich für den Tierschutz öffnet schnell:

Ein Zimmer für das Taubenpaar,
Das stets glücksgurrend bei ihr war,
Damit auf Bäumen, Häusern, Hecken
Die Tauben früh zur Liebe wecken...

Denn allzu oft hat sie verspürt,
Wie Taubenruf zur Liebe führt:
Der Ruf hat ihren Mann geweckt,
Damit er sie ein wenig neckt.

Das Liebesspil geht seinen Gang,
So dass die Chefin irgendwann
Den Plan gefasst in aller Güte:
Tauben nahm sie zur Untermiete.

Die mehrten sich und mit dem Gurren –
Kein Taubenschützer kann jetzt mehr murren! –
Ist aufgeweckt sie voll der Liebe
Und früh erwachen schon die Triebe.

Im Nebenzimmer Tauben rufen,
Sitzen herum auf Treppenstufen,
So dass mit Liebe voll die Luft,
Wenn wunderbar ihr Gurren ruft.

Doch Gäste haben das nicht gern
Und halten mehr und mehr sich fern,
So dass am Ende recht verdrossen
Die Chefin das Hotel geschlossen.


©Hans Hartmut Karg
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Familienclans

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Familienclans

Willst Du frei sein im Leben
Und nach eigenen Sternen streben,
Hüte Dich vor Clanverhalten,
Das nur Macht will einbehalten.

Da gibt es klar Hierarchien,
Regiert Hackordnung allemal:
Noch so sehr magst Du Dich mühen,
Das wird oft zur Lebensqual.

Führer brauchen Fußabstreifer,
Woll'n im Glanz der Sonne stehen,
Bestrafen all jene Ausreißer,
Die zum Rand der Herrschaft gehen.

Schwache Menschen fördern Clans,
Müssen nach Geborgenheit schauen,
Dabei in des Führers Glanz
Ihre kleinen Türmchen bauen.

Starke Menschen suchen Freiheit,
Brauchen keinen Paten Günther,
Finden mit Entschiedenheit
Selbst die Wärme – nicht den Winter.

Außerhalb der Clans gibt’s Welten,
Da muss niemand 'was vergelten,
Da braucht's keine Missetat,
Weil Freiheit mehr Segen hat.


©Hans Hartmut Karg
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Autonomie wieder gewinnen

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Autonomie wieder gewinnen

Bist Du alt, will niemand Dich mehr haben
Und niemand will von Dir was wissen.
Die Jugend will nur ihre Jugend haben,
Mit Ihresgleichen eigene Flaggen hissen.

Du hast Dein Bestes längst getan, gegeben,
Nun endlich schlägt die Stunde tiefer Ruhe:
Lass' andere nach ihren Sternen streben
Und schnüre wieder eigene Wanderschuhe.

Das Leben ist doch stets ewiges Wandern,
Wir leben im Laufen und nicht im Liegen,
Suchen neugierig immer nach dem Andern,
Müssen auf keiner Linie mehr siegen.

Wenn niemand mehr von Dir was will,
Hast Du ein größeres Zeitbudget.
Suche Dir doch ein nagelneues Ziel –
Man braucht doch mehr, als ein Bidet!

Autonomie neu zu gewinnen
Befreit Dich von den Kindersorgen.
Nachkommen lernen selbst zu minnen,
Du aber denke an den eigenen Morgen!

Was machst Du heut', wo geh'n wir hin?
Wir haben alle Zeit der Welt,
Dazu unseren Gestaltungssinn
Und meistens auch nötiges Geld...


©Hans Hartmut Karg
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Hans Hartmut Karg
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Im Paradiesgarten

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Im Paradiesgarten

Dort, wo meine Blumen blühen,
Mit dem Leben mich versöhnen,
Über mir die Wolken ziehen,
Lässt die Seele sich verwöhnen
Mit dem Glauben an ein Reich,
Das Erd', Himmel, Freud zugleich.


©Hans Hartmut Karg
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Der alte Adam

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Der alte Adam

Der alte Adam schaut doch recht
Auf alle, die ihm schutzbefohlen,
Von sich ist er sehr überzeugt.
Er wünscht: Alles sei doch gerecht,
Niemand werde allhier bestohlen,
Wo er sich in das Leben beugt.

Man sollte ja nicht ewig glauben,
Der Apfel reiche für den Fall,
Dass man so weiter handeln könnt',
Entfernt von jedem Liebesglauben,
Wenn man nach einem Sündenfall
Sich mit dem Vorfall ganz versöhnt!

Du, Frouwe, treibst die Welle
Der weiteren Vernunftgebilde
In Nächten heißer Sonnenzeiten,
Damit der Adam auf die Schnelle
Mit Dir tritt in Liebesgefilde:
So kann er seine Seele weiten.

Kann man den Adam damit locken,
Wenn er streift im Eigenbeharren?
Von selbst wird er sich nicht bewegen!
Reizt man ihn, wird er vielleicht bocken,
Ein wenig mit den Hufen scharren –
Und schließlich animiert sich regen...


©Hans Hartmut Karg
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Zerstörungswahn

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Zerstörungswahn

Man fragt sich, wie die Menschen ticken,
Die anderen Raketen schicken
Und laut in Jubel brechen aus,
Wenn Schmerz löscht viele Leben aus.

Es bleibt die schlimme Missetat,
Bei der zerstört die alte Stadt:
Lob vom Diktator wird bekommen,
Wer sich das Töten vorgenommen.

Alles wird Not, alles zur Plage,
Stillstand kommt da nicht in Frage,
Wo Hass für Hass Unrecht gebiert
Und man sich zur Untat verführt,

Gar überspringt humane Hürde,
Die Toleranz, die Menschenwürde,
Wohlstand kann nicht mehr generieren,
Weil Bomben zur Vernichtung führen.

Raketen treiben ständig weiter
Die Menschen hin zur Todesleiter.
Kein Tag vergeht, wo es nicht kracht,
Der Sensenmann nur hämisch lacht.

Erst wenn Menschen nicht qualvoll sterben,
Ist Frieden wirklich einzuwerben,
Wird Waffenstillstand durchgesetzt,
Weil niemand mehr Andere verhetzt.


©Hans Hartmut Karg
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Hans Hartmut Karg
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Umgang mit der Gegenwart

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Umgang mit der Gegenwart

Haben Menschen nicht gelitten,
Sind verzweifelt eingeschritten
Gegen Unrecht, Not und Tod,
Gegen Qualen, für ein Brot?

Manchmal kommt's mir heut' so vor,
Als wär' die Welt stets im Furor,
Dem Qälen Täterlust geschuldet,
Weil sie nur Schlimmes da geduldet,

Als ständ' der Tod im Centerparc,
Wo bunte Bilder fröhlich, stark
Nicht hin zum Leiden mehr gelangen,
Weil Schmerzensschreie längst gegangen.

Virtuell treibt der Fatalismus
Betrachter hin zum Solipsismus,
Weil man nur Wohltöne wird hören
Und Schreie kein Gemüt mehr stören.


©Hans Hartmut Karg
2019

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Hans Hartmut Karg
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Der Hausarzt

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Der Hausarzt

Er hat zwar keinen Doktortitel,
Doch hat er immer Zeit für mich.
Er diskutiert mit mir die Mittel
Und nimmt dabei zurück auch sich.

Er drängt sich nie Patienten auf,
Spielt sich nicht auf, als wär' er Pfau.
Deshalb hat er großen Zulauf
Von Älteren, die müde, grau.

Mit sanfter Stimme redet er,
Wo Patientenängste wabern,
Bindet ein Menschen gar sehr,
Will trösten und nicht labern.

Die Patienten kommen gern,
Er kann sich tief einleben:
Wo Kranken ihre Hoffnung fern,
Kann er sie ihnen geben.

Das kann er, denn er hat Gespür
Wie man Menschen aufbaut.
Er sucht nicht eine Hintertür,
Weil ihm Sorgen vertraut.


©Hans Hartmut Karg
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Erdüberlastungstag, Erderschöpfungstag

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Erdüberlastungstag,
Erderschöpfungstag

Seit gestern sind die Ressourcen aufgebraucht,
Welche die Erde dieses Jahr schenken konnte.
Wen kümmert das, wer lässt sein Auto stehen?
Über mir Hubschrauber, unten rollende Autos.
Wir vernutzen die Erde, bis sie nicht mehr kann.
Können wir ohne die Erde denn leben?

Die Erdüberlastung ist ein Leben auf Pump,
Doch Menschen sind mit ihresgleichen beschäftigt.
Natürlich, wo es menschelt, da menschelt es halt...
Man verdrängt die Schmerzen von Mutter Erde:
Was hat uns unser Heimatplanet wohl getan,
Dass wir ihn so verelenden lassen?

Seit gestern wissen wir es wieder ganz genau:
Für heuer haben wir alle Ressourcen vernutzt,
Mutwillig scheinbaren Überfluss verlebt,
Wo andere hungern und am Verhungern sind,
Als wäre uns nichts und niemand mehr heilig,
Als wären wir nur noch unser eigener Gott.

Was hat uns die Erde alles gegeben?
Geburt, Nahrung, Kleidung, Eltern, Leben.
Und was bringen wir tagtäglich zustande?
Ein Sammelsurium wirrer Fußabdrücke,
Als wären wir noch Herren im Haus,
Nicht Gäste mit geliehener Zeit.

Wenn der letzte Mensch gegangen ist,
Werden Viren, Bakterien und die Einzeller,
Die sich ja längst verkapselt haben,
Nicht nach dem Menschen fragen,
Wer er war und wie das einmal war,
Denn nichts ist zum Leben geblieben.


©Hans Hartmut Karg
2019

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