Ich kann nicht voll Stillen - so ein schlechtes Gewissen

[Laila1]

Hallo Zusammen =)

Ich hoffe ich bin im richtigen Forum gelandet.

Mein kleiner Schatz ist 5 Wochen alt und entwickelt sich super. Leider haben wir ein Problem, ich kann nicht voll Stillen. Angefangen hat es im Krankenhaus. Die Hebammen hatten keine Zeit um mir das Stillen zu zeigen und meinen Sohn einfach nur an meine Brust gedrückt. Wir haben es beide nicht richtig gelernt, ich hatte blutige Brustwarzen und Schmerzen. Zu Hause habe ich es dann mit meiner Hebamme weiter versucht, aber es wollte einfach nicht klappen. Ich habe gelitten, geweint und bin wütend auf mich selber weil ich nicht Stillen kann. Ich pumpe jetzt ab, viel kommt da aber auch nicht obwohl ich mehrmals täglich Pumpe und nicht aufgeben möchte! Elias bekommt noch Pre-Milch dazu. Eigentlich wäre das die optimale Lösung für uns, da wir auch ohne das Stillen eine gute Bindung haben. Er ist mehrere Stunden am Tag in der Trage und wir kuscheln ganz viel.

Aber ich habe ein richtig schlechtes Gewissen meinem Sohn nicht das Beste geben zu können. Ich könnte täglich weinen und wenn ich Stillende Mütter sehe, wird es gleich noch schlimmer. Heute habe ich aber in einem Zeitungsbericht gelesen, dass das Stillen das Risiko vom plötzlichen Kindstod verdoppelt! Nun mache ich mir noch mehr Sorgen dass es meinem Schatz schadet! Ich habe mich immer so gefreut, dass mein Kleiner Nachts nur alle 4 Stunden wach wird, jetzt mache ich mir aber Sorgen dass es zu wenig ist. Er fängt ca. alle 4 Stunden (manchmal auch alle 3) an leise zu quengeln und schläft oft wieder für ein paar Minuten ein bevor es wieder losgeht. Wird er zu wenig gut wach? Ich mach mir jetzt wirklich Sorgen!

Vielleicht kann mich ja jemand aufmuntern oder beruhigen? Ich weiss ja das der Plötzliche Kindstod so selten ist, trotzdem habe ich grosse Angst davor!


Danke für jede Antwort!


Liebe Grüsse

[Büecherwurm]

Liebe Laila1
Also als erstes mal brauchst du dir kein schlechtes Gewissen zu machen. Du probierst es ja und gibst nicht auf. Was ich dir empfehlen würde. Nimm einmal Kontakt mit einer Stillberaterin von LLL auf. Die können manchmal wirklich gute Tipps geben.
Ich wünsche dir alles gute!

[Rumpelstilzchen]

Hallo liebe Laila1

Ich möchte dich als erstes beruhigen. Das dein Baby in der Nacht alle 3 - 4 Stunden kommt, ist in Ordnung. Geniesse die Schlafenszeit, die dein Baby dir gönnt.

Ich höre aus deinem Posting heraus, dass du trotz allem sehr gerne voll stillen möchtest. So erlaube ich mir, dir ein ein paar Tipps zu geben.

Blutige Brustwarzen sollten definitiv nicht sein und zeigt, dass das Baby falsch angelegt wird oder ein zu kurzes Zungenband hat und nicht genug Brust in den Mund nimmt/ nehmen kann. Wurde das Zungenband kontrolliert?

Versuche die Brust zwischen 2 Fingern zu klemmen und drück sie zusammen, dann drückst du die Brust sozusagen in den weit geöffneten Mund des Babys. Weiter sollen die Lippen des Babys nach dem Anlegen gegen aussen gestülpt sein, ein sogenanntes Froschmaul bilden. Diese zwei Punkte, verhindern, das deine Brustwarze verletzt wird und das Kind kann ein schönes Vakum bilden um effektiv zu saugen.

Hui, ist ein wenig schwer, dies zu beschreiben als direkt zu zeigen.

Weiter möchte ich dir nahelegen, eine ausgebildete Stillberaterin zu kontaktieren, die dir helfen kann, zum Vollstillen zurückzukehren.

Bei der LLL arbeiten ehrenamtliche Stillberaterinnen, die du jederzeit für eine Beratung kontaktieren kannst. Weiter bitten sie Stilltreffen an. https://lalecheleague.ch/

Dann gibt es noch IBLC Stillberaterinnen, die mehrheitlich in Stillambulatorien im Spital arbeiten. Die sind nicht kostenlos, aber die Krankenkasse bezahlt dir 3 Stillberatungen dort.

Bist du auf Facebook? Wenn ja, kann ich dir die Gruppe "Stillen Schweiz" empfehlen. Dort sind viele Stillberaterinnen und Stillmamis, die gerne helfen. Schon manchem Mami konnte dort geholfen werden.

Alles Gute.

[Marie1986]

Hallo

Das Stillen kann zur echten Zerreissprobe werden. Da kommen ganz viele Emotionen hoch und ich möchte mich da den anderen posts anschliessen: eine stillberaterin kann dir da vielleicht helfen. Vielleicht kann sie dir Tipps geben, wie du mehr stillen könntest.

Mir fällt da ein:

Richtig anlegen üben mit deinem Baby gemeinsam

entspannte stillvormittage, akupunktur& entspannungsmassagen, Rezept für Hühnersuppe,
Tee, bockshornkleekapseln,...

Zugang u Haltung zum Stillen: muss es sein ? Geht es auch ohne? Oder stillen & schöppeln?

Ich erinnere mich gut an meine Anfänge, wie frustrierend es war, wie oft ich weinen musste, was für Gefühle in mir hochkamen. Mir hat es geholfen, einen anderen Zugang zum stillen zu suchen:es ist ok, wenn es nicht klappt. U es ist ok, wenn es nicht so gut klappt wie gehofft. Ich habe auch von Anfang ab zugeschöppelt und im Nachhinein kann ich sagen, dass es das beste war. Mein Kind hatte sowohl meine Milch, als auch eine schöne Wachstumskurve. Es hat eine schöne Bindung zum Papa. Mir hat es Flexibilität gegeben und Raum für Entspannung und Erholung, da auch mal wer anderer das Baby füttern konnte. Und, das Allerwichtigste:es ist gesund und gedeiht:-)

Ich wünsche dir von Herzen viel Kraft und Geduld mit dir und deinem Baby.

Du brauchst kein schlechtes gewissen zu haben! Du machst das bestimmt super und dein Baby kann froh sein, eine mama zu haben, die sich so rührend um ihn und sein wohl kümmert.

[Chalcedone]

Hallo

Mir ging es ähnlich wie dir, klappte nie richtig mit stillen, hatte immer weniger Milch und mein schlechtes Gewissen frass mich fast auf. Jetzt weiss ich, dass ich mich vorallem selber sehr unter Druck gesetzt habe, da ich glaubte, ich müsse auf jeden Fall stillen können. Nach 5 Wochen gab ich es auf und wechselte auf Schoppen, da ich kaum noch Milch hatte und ständig wunde Brustwarzen. Als ich abgestillt habe, ging es mir dann auch mental viel besser. Habe mich damit abgefunden und mir immer wieder gesagt,dass ich es wenigstens versucht habe.
Mein Kleiner ist jetzt 3 und völlig gesund
Du musst wirklich kein schlechtes Gewissen haben. Nicht alle können vollständig stillen und es ist auch kein Wettbewerb, wer wie lange stillen kann. Setze dich nicht zu sehr unter Druck, du machst das bestimmt gut und kümmerst dich liebevoll um deinen kleinen Schatz, das ist auch sehr viel Wert

[Noeli86]

Hallo!

Ich kann nur wiederholen, was die Anderen schon sagten:
Stillen ist eine schöne Sache- wenn es denn klappt. Und wenn es nicht klappt, gibt es gute Alternativen die deinem Kind sicherlich nicht Schaden werden. Mach dich nicht verrückt. So wie du schreibst bin ich sicher, dem Kleinen mangelt es weder an Liebe noch an Zuwendung.

Vielleicht hilft es dir zu hören, wie es bei uns war, wir hatten auch so unsere Probleme...

Ich hatte im Spital den Milcheinschuss. Leider war der so heftig, dass meine Brust so gross und hart wurde, dass unsere Tochter gar keine Möglichkeit hatte, richtig "anzudocken". Sie brachte schlicht ihr Mäulchen nicht genug weit auf. Also haben wir wie du abgepumpt und geschöppelt. Leider fand sie das so gut, dass es innert kürzester Zeit zur Saugverwirrung kam. Obwohl meine Brust nach ein paar tagen wieder "normal" war, wollte sie da keine Brust, sondern Schoppen. Sie kannte nach zwei Tagen das Geräusch der Pumpe und hat jeweils sofort laut gegeben und wollte Milch...

Du kannst dir vielleicht vorstellen, wie frustrierend das war... Ich hätte Milch gehabt, alles wäre da gewesen, aber mein Zwerg WOLLTE nicht. Also sind mein Mann und ich in der Nacht jeweils zusammen aufgestanden. Ich ging abpumpen, er schöppeln. Tagsüber liess ich mich wären dem Abpumpen an weinen, bevor ich ihr was geben konnte...

Zum Glück hatten wir eine super gute Hebamme, die uns immer wieder Mut gemacht hat, uns neue Techniken zeigte und nicht aufgab.
Nach 7 Wochen hatten wir dann den Durchbruch und ich konnte endlich richtig stillen. Was ich dann auch bis zum 7 Monat getan habe.

Darum mein Tipp: Entspann dich, es kommt so oder so gut. Und solange du Nerven hast, versuch es einfach weiter.

Ps: "unser" Durchbruch war, dass wir Stillhütchen verwendet haben. Damit hat sie die Brust plötzlich genommen. Drei Wochen später konnten wir dann auch die Stillhütchen weglassen und normal Stillen.

[Alebri]

Mir dreht es immer wieder den Magen um, wenn ich von solchen "Stillkrämpfen" lese... ganz furchtbar!

Ja, klar - Stillen mag ja schön und gut sein. Und ich bin ja auch dafür, dass man das grundsätzlich auch unterstützt/fördert. Aber: Nicht um jeden Preis. Und dass man sich selber dann so ein Stress macht, wenn es nicht klappt und sich damit die ersten Wochen seines Babys quasi vermiest, weil man deswegen ständig weinen muss... nein, sorry... ich finde, das geht zu weit!

Hey, Du schreibst ja selber: Dein Baby entwickelt sich super! Also - was willst Du denn mehr??? Klar, Du möchtest stillen können und damit in Deinen Augen eine "perfekte" Mutter sein - aber glaube mir: Du wirst in den nächsten 30-40 Jahren noch ganz oft und in den unterschiedlichsten Bereichen alles andere als perfekt sein . Das ist das Leben. Andere Mütter wünschten sich, sie könnten normal gebären - und es geht nicht. Eine Mutter im Rollstuhl kann nie mit ihrem Kind herumrennen... eine taube Mutter kann nie mit ihrem Kind Musik hören... und und und. Sind das deswegen die schlechteren Mütter?

Was ich damit sagen will: Es läuft im Leben nicht immer nach Wunschkonzert - und ganz vieles läuft anders, wie wir uns das wünschen. Aber nochmals: Dein Baby ist gesund und entwickelt sich super - Du bist auch gesund. Also nochmals: Wieso vermiest Du Euch beiden das Leben nur weil es mit dem Stillen nicht wie gewünscht klappt? Ich war ein Flaschenkind - und mir geht es prächtig, ich hatte mit meiner Mutter eine Super-Beziehung. Mein Sohn war ein Flaschen-Kind - war in 10 Jahren genau 3x krank, d.h. er ist fit wie ein Turnschuh und unserer Mutter-Kind-Beziehung hat es auch nicht geschadet.

Es ist wie es ist. Weinen und damit hadern bringt Dich nicht weiter. Sei einfach dankbar für das riesige Glück, dass Du in den Arme halten kannst und geniesse die Zeit mit Deinem Baby!

[stella]

Alebri
Gefühle kann man halt oft nicht steuern und gerade nach einer Geburt sind die oft ein wenig konfus...

Lalila
Ich hatte in einem anderen Zusammenhang rund um die Geburt (Zangengeburt) ähnliche Gefühle wie du betreffend Stillen hast. Ich wusste auch, dass diese nicht nötig gewesen wären und ich dankbar sein konnte, dass ich ein gesundes Kind geboren hatte, ABER ich habe mich dennoch als Versagerin gefühlt. Im Nachhinein denke ich, dass es ein Prozess war, ein erstes Ablösen von einer Idee, wie ich hätte gebären wollen. (Bei dir wäre es von der Idee, wie du dein Kind würdest ernähren wollen...) Und das ging nicht von heute auf morgen. Ich habe getrauert um die verpasste Chance und habe gehadert, ob ich doch nicht noch mehr hätte geben können, ob ich nicht doch zu früh aufgegeben habe. Ich habe mich eingelesen in die Thematik und habe Gespräche mit der Hebamme darüber geführt. Es ging ein gutes Jahr, bis ich mich damit versöhnt hatte. Rückblickend gesehen weiss ich nicht, was mit mir los war und warum ich so ein "Züg" darum gemacht habe, aber es war damals halt so. Heute kann ich mit gutem Gewissen sagen, dass ich die Geburten verarbeitet habe, denn die zweite war auch nicht so einfach und ich habe auf eine andere Art und Weise mich noch einmal von meiner Vorstellung (aber jetzt soll es doch wirklich klappen!) verabschieden müssen.

Jedenfalls wünsche ich dir, dass du es schneller verarbeiten und annehmen kannst!

[newearth84]

Liebe Lalila,

Sei lieb gedrückt. Ich glaube, viele Menschen verstehen den Satz Stillen fördert die Bindung falsch. Obwohl ich selbst gestillt hab, bin ich der Meinung: Es geht nur darum, dass dies etwas dabei hilft fuer die Bindung, was aber absolut mit anderen Dingen kompensierbar ist zb Familienbett, intensives Kuscheln, reden und Augenkontakt mit dem Baby etc. Also es kommt alles gut, davon bin ich überzeugt ) geniesst euere Zeit als kleine Family.

[Miicha]

Ja das kenne ich... Bei der Geburt meiner Tochter lief nicht alles so glatt, ich war gestresst und müde und habe mich mit dem stillen so unter Druck gesetzt dass irgendwann fast gar keine Milch mehr kam. Das Ende vom Lied, nach drei Wochen nur noch Flasche gegeben und auch wegen meiner sonstigen hohen Erwartungen schön in eine Wochenbettdepression geschlittert.

Dem Kind geht es nur gut, wenn es auch dir gut geht. Das heisst es ist völlig egal ob das Kind die Brust oder Flasche kriegt. Meine Tochter ist inzwischen 7 Jahre alt, sie ist sogar weniger krank als ihr kleiner Bruder, den ich dann mehrere Monate gestillt habe.

Trag dir Sorge und mach dir nicht so viele Gedanken, gross und frech werden alle

[Saheeda]

Ich kann Miichas Erfahrungen unterschreiben, bei mir war es fast genauso.
Meine Tochter ist jetzt 11 Wochen alt und lacht, wenn sie mich nur sieht. Uns geht's beiden super und sie wächst und gedeiht prächtig.

[ChrisBern]

Kann mich den Vorrednern nur anschließen! Wenn das mit der Flasche gut klappt und sie vor allem nachts gut schläft, würde ich die Flasche weiter geben. Der stress ist unnötig. Setz dir doch ein Limit, wie lange du noch versuchen magst, was du noch ausprobieren magst (LLL, stillhütchen oder anderes) und dann würde ich bis dahin alles geben und es dann einfach lassen. Manchmal versteift man sich auf Ideen...

Ganz ehrlich: ich habe beide Kinder gestillt, die große hat sogar Schoppen verweigert, so dass ich lang gestillt hab - und ich war bei beiden so froh, als es durch war! Diese innigen Momente hab ich ehrlich gestanden nie erlebt. Ich fand es einfach praktisch. Aber schön? Nein, ehrlich nicht!

[whatelse32]

Ich kann absolut nachvollziehen, was Du schreibst. Bei unserer grossen Tochter wollte ich so gerne stillen, doch meine Milch reichte nicht aus. Ich habe alles versucht (Pumpen, Bockshornklee, oft anlegen etc.), doch es hat einfach nicht gereicht. Nach 2 Monaten "Krampf" und "Kampf" habe ich dann zwei Mahlzeiten komplett mit Schoppen ersetzt und siehe da, ich hatte genügend Milch für die restlichen Mahlzeiten.

Mach Dir keinen Stress - und ein schlechtes Gewissen bringt überhaupt nichts! Nach dem ich mich entschieden hatte, die 2 Mahlzeiten zu ersetzen, konnte ich mich entspannen und die Stillmahlzeiten richtig geniessen.

[Leela]

Das Thema ist schon älter....