Liebe Mommii
Auch wenn ich meinen Vorrednerinnen gerne beipflichten würde (und bis vor ein paar Jahren auch hätte), schreibe ich hier unsere Geschichte auf. Es ist zur Info und nicht, um dir Angst zu machen, eher, um zu sensibilisieren.
Ich war auch immer eine, die dachte, dass ein gesundes Kind isst, wenn es Hunger hat. Beim zweiten Kind haben wir nach 5 Monaten mit Beikost (Brei) angefangen. Er würgte oft (und genau deshalb schreibe ich hier auch, weil das auch bei dir Thema ist) und musste ca. jedes zweite Mal erbrechen. Als wir auf "ältere" Breie umgestiegen sind (also mit Stückchen), hat sich das weiter zugespitzt und wir haben alles noch püriert. Gegessen hat er dann aber meistens gern.
Schleichend nahmen die Brei- und Beikostmahlzeiten ab. Nudeln erbrach er meist auch noch während der Mahlzeit. Alles "feste" Essen bis auf ein paar wenige Ausnahmen gingen gar nicht. Im Alter von 1.5 Jahren bis 2 Jahren nahm er 3 kg (!) ab. Dann kam eine Magendarmgrippe mit anschliessender Mittelohrentzündung und Antibiotikum (Durchfall). Unsere Kinderärztin meinte immer nur, dass sich das schon regeln würde, da er auch noch starke Zahnungsbeschwerden hatte. Erst unser Hausarzt hat ihn dann an eine spezialisierte Kinderärztin verwiesen. Er meinte, dass ein "Rutschen" in der Perzentile völlig normal sei, nur eben nicht von der 75. zur 10., und auch keine Gewichtsabnahme. Er (nicht unsere eigentliche Kinderärztin) stellte dann fest, dass er grosse Mandeln hat, und deshalb vermutlich auch oft erbrechen musste. Vielleicht hat dann das eine zum anderen geführt, dass er keine Lust mehr zum Essen hatte und nur noch die paar wenigen Gerichte ass, die ihm auch schmeckten. Mit der Methode "Wir sagen, was auf den Tisch kommt, er darf sagen wie viel" endet das bei uns meistens in einer ausgelassenen Mahlzeit.
Dann kamen wir also zur spezialisierten Kinderärztin, der Kleine war da knapp 2.5 Jahre alt. Sie hat mit Akkupunktur seinen Appetit anzuregen versucht (klappt bei 95% solcher Fälle), hat uns Tipps gegeben, wie wir die Schoppenmahlzeiten reduzieren sollen. Wir haben wochenlang etliche Teller mit verschiedenstem Essen auf den Tisch gestellt, uns aber an die Essenszeiten gehalten. Unverträglichkeiten wurden getestet. Es stellte sich dann heraus, dass er nach der MDG eine Verstopfung bekam, die wir dann auch behandelten. Seither geht es bergauf, wenn auch nicht sehr steil. Insgesamt verhalf sie uns zu einer entspannteren Haltung zum Essen.
Inzwischen (3.5 Jahre alt) gibt es halt oft seine Lieblingsgerichte und nur wenig Abwechslung (für ihn), doch er isst mit Freude. Risotto, Nudeln, Pommes, gebratene Eier, Äpfel, Erdbeeren (wir haben im Garten immertragende, da gab es immerhin noch 1-2 pro Woche bis in den Herbst hinein

), Wienerli und Brot gehen gut. Ca. einmal alle 1-2 Monate probiert er von sich aus etwas Neues und das freut uns dann immer sehr. Wir sind stolz auf ihn und darauf, wie er langsam das Essen (wieder)entdeckt!

Er mag eigentlich keinen Käse, doch letztens machten wir Fondue zusammen, und dann tunkte er seine Gabel (ohne Brot, hehe) in den Käse und naschte ein wenig. Auch vom Raclette hat er probiert. Es hat ihn geschüttelt.

Trotzdem "Mh, fein". Doch mehr gegessen hat er dann auch nicht. Ist für uns okay. Manchmal möchte er an etwas riechen, dann lassen wir ihn. Er muss auch nicht probieren. Uns ist es wichtig, dass er mit uns am Tisch sitzt und freiwillig und gerne isst.
Gerade diese Freude ist uns sehr wichtig, denn eine Bekannte ist Kinderkrankenschwester und erzählt hin und wieder, dass sie (Klein)Kinder über die Sonde zwangsernäheren müssen, weil die einfach nicht essen wollen, obwohl gesundheitlich alles in Ordnung ist.
Also, um zu einem Ende zu kommen: Ich würde die gesundheitlichen Apsekte abklären lassen. Mandeln (grosse Mandeln wachsen sich mit der Zeit aus, deshalb geht es bei uns im Moment vermutlich ohne zu würgen), Unverträglichkeiten, Verstopfung ... Mit Akupunktur o.ä. kann man auch viel machen (Lust aufs Probieren). Ansonsten das anbieten, woran deine Tochter Freude hat und gern isst, auch das, was sie von eurem Tisch probieren möchte. Und dir kein schlechtes Gewissen oder zu viele Sorgen machen.

Es gibt Kinder, die essen am Anfang alles und als Erwachsene nur noch drei Sachen, und dann gibt es Kinder, die eben gefühlt nichts essen und in der Jugend plötzlich zum Mähdrescher werden.
Gelassenheit gepaart mit Aufmerksamkeit also.
Ich wünsche euch ganz viel Erfolg und tolle Erlebnisse!