Dr. Karg Gedichte / Teil 2

Moderator: Phönix

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Hans Hartmut Karg
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Wie Phönix

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Wie Phönix

Wie Phönix einst aus dieser Asche
sich lebensnah konnt' frei erheben,
so wünschen wir uns doch,
wenn viele Wälder brennen,
Menschen zu retten
und alles,
was zu
retten
ist.

Nicht vor den Kameras
nur Interviews dort geben,
Schäden zu kommentieren,
Filme drehen.

Stände das
unserem guten
Menschengeschlecht
nicht besser
zu Gemüte?


©Hans Hartmut Karg
2020

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Hans Hartmut Karg
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Manches Leben ist

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Manches Leben ist

Manches Leben ist so sonderbar,
Auf dass man glaubt, dass da nichts war.
Sieht man jedoch auch hinter die Kulissen,
Wollte man ein solches gar nicht missen.

Manches Leben ist ein Trauerspiel,
Verlangt vom Einzelnen doch viel zu viel,
Lässt ihm die Muße nicht und keine Ruh',
Denn es geht nur voran, treibt immerzu.

Und manches Leben ist Komödie,
Weit weg von Trauer und Tragödie:
Man lebt, man lacht, man lustet aus,
Es lebt sich leicht in Saus und Braus.

Gar manche Existenz, reich ziseliert,
Gewunden und zur Nähe hingeführt,
Weil dort erwacht sind Liebesreize,
Das Schicksal nie mit Chancen geize.

Manches Leben ist nur schieres Glück,
Erfolgreich, Wohlstand gar im Blick,
Geführt zu steilen Höhen ohne Tiefen,
Wo Menschen helfen beim Hochhieven.

Die Grundlage für ein erfülltes Leben
Sind Neugierige, die nach Höhe streben
In Freiheit und hin zur Glückseligkeit,
Erwachsen aus gelungener Kindheit.


©Hans Hartmut Karg
2020

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Hans Hartmut Karg
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Ich saß im Riesenrad

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Ich saß im Riesenrad

Ich saß im Riesenrad
Und fuhr langsam nach oben,
Wo es den Rundblick hat,
Mit dem Augen sich loben.

Im Aufwärtsfahren sah ich sie vorüberziehen,
Die schon Gegangenen aus der Glückseligkeit,
Die mir als Kind dereinst ein Paradies geliehen,
Mir Stärke, Lebensfreude gaben – und Freiheit.

Da waren wieder meine Eltern, die Verwandten,
Die mich zu diesem guten Leben führten,
Die vielen Neffen, Nichten, Onkel, Tanten,
Als Glückbringer Neues mir früh aufspürten.

Gerade in der Zeit des Neuaufbaus
Setzten sie die Impulse, die Wegmarken:
Bescheiden baute man ein Einfamilienhaus
Und die Familien konnten dort auch erstarken.

Oben dann der Blick ins weite Rund,
Der stolze, graue Turm der Vaterstadt,
Die Enkelin hier, schmunzelnd ja ihr Mund,
Womit die Kindheit ihre Wiege hat.

Unten wie Spielzeuge die Menschen und die Buden,
Bewegte Kirmeswelt, ganz niedlich und so klein,
Wo manche sich trafen, zum Feiern herluden
Und wo die Lebenslust noch sehr daheim.

Als es dann wieder abwärts ging,
Zogen vergangene Freunde, die Träumerei
Vorbei, an der mein inneres Auge hing.
Dort fing uns Trubel wieder ein im Vielerlei.


©Hans Hartmut Karg
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Hans Hartmut Karg
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Oldtimer

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Oldtimer

Der Ferrari setzt den Blinker,
Gebraust kommt an der Schampustrinker,
Der mit Lederjacke und mit Mütze
Krachend fährt durch eine Pfütze,
Spritzt zur Mauer und zum Tor,
Kriecht aus dem Gefährt hervor.

Man sieht schon, dass durchtrainiert
Er kraftvoll den Gang vollführt,
So dass immer man vermute,
Er suche nach einer Stute,
Die er dann nach Haus' mitnimmt,
Damit das Urteil auch stimmt.

Groß, schlank steht er mit der Brille
In seiner überteuren Hülle
Und schaut, dass ihn alle sehen,
Wenn er zum Tresen wird gehen,
Um dort alle anzuquatschen
In seinen glänzendroten Latschen.

Als sein Weg zur Bar hinführt,
Sind sie doch desillusioniert,
Weil er Brille, Mütz' absetzt
Und sie sehen ganz entsetzt:
Graue Haare, Falten, Bart –
Nichts ist daran mehr apart!

Als er dann im Dialekt
Redet, überall aneckt,
Denkt, er sei allein der Schöne,
Der sich mit Schampus verwöhne,
Wenden viele mit Gewinn
Sich zu andrer Gruppe hin.

Man will Spaß und nicht Angabe,
Kein Gejammer, keine Gehabe,
Jugendliche Fröhlichkeit,
Wo die Jugend bleibt bereit
Hochzuheben ihre Tassen,
Um andre leben zu lassen...


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Hans Hartmut Karg
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Tänzelnd tritt der Mond

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Tänzelnd tritt der Mond

Tänzelnd tritt der Mond in seine zweite Phase.
War es so, war es denn nur mein Traum?
Damit ich ihn nicht aus meinen Augen lasse,
Hellt er mir die Seele und den dunklen Raum.

Gewunden steh'n sie mir in Nächten:
Jene Strahlen, wenn er jetzt zur Winterzeit
Mir als Leben leuchtet mit den wahren Mächten,
Dadurch wird mein Horizont unendlich weit.

Ruhig zieht mir so das fahle Nachtgestirn
Auch noch über dämmrig' Firmament,
Ziseliert, als wär's ein feiner Zwirn,
Zweigschatten in mein schlafend' Regiment.

Mit dem Licht hat mir der Nachtbegleiter
Träume leichter in den Schlaf gelegt,
Erwache ich nun sehr erfrischt und heiter,
Denn er hat Gedanken dauerhaft bewegt.


©Hans Hartmut Karg
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Europa verändert sich

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Europa verändert sich

Man sieht sie kaum mehr:
Die Kinder, die Jugend mit fröhlichem Lachen,
Denn Europa leidet so sehr
Daran, dass kaum Nächste die Zukunft machen.

In den Einkaufspassagen der Städte
Sind fast nur noch Grauschöpfe unterwegs,
Wo man so gern viele Kinder hätte
Als Zukunft des Sozialbelegs.

Dafür kommen jetzt viele Menschen an
Aus allen Regionen der Welt,
Weil man bei uns gut leben kann,
Wo Frieden das Feld bestellt.

Das Fremde wird bei uns einheimisch werden,
Verändert den Lauf der Geschichte,
Trägt mit seinem bunten und lauten Werden
Die Zukunft in wachsendes Sonnenlicht.

Wird jung dadurch wieder der alte Erdteil
Mit der Heimat als Demokratie?
Bleibt bei uns dann der Frieden noch heil
Mit Toleranz und Philosophie?


©Hans Hartmut Karg
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Kerzenlicht

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Kerzenlicht

Hat die fein flackernde Kerzenflamme
Im Windhauch noch jene Kraft,
Daß sie an der grünenden Edeltanne
Heimeligkeit für uns schafft?

Haben immer noch Kinderaugen
Freude an dem Lichte der Zeit,
Um sich an Schönem festzusaugen,
Womit die Seele offen und weit?

Sind es nicht unsere dunkleren Tage,
Die sich mit Kerzenlicht tragen können,
Wo doch im Raum allein steht die Frage,
Ob wir uns nicht in den Netzen verrennen...?


©Hans Hartmut Karg
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Wie warm ist schon der Januar!

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Wie warm ist schon der Januar!

Worauf müssen wir uns rüsten,
Wenn die Sonne wieder scheint,
Viel zu gut es mit uns meint,
Wir von künft'gem Sommer wüssten!

Schon jetzt diese irre Wärme,
Die mir bisher unbekannt,
Sind früher im Schnee gerannt,
Wenn vom Januar ich schwärme.

Was nützt die Erinnerung,
Wenn an Schneereichtum ich denke,
Meinen Blick auf Fotos lenke,
Als das Kind in mir noch jung?

Nichts ist davon jetzt geblieben,
Die Zukunft hält kein Wetter auf!
Das bestimmt den Lebenslauf –
Ob wir hadern oder lieben.


©Hans Hartmut Karg
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Fußabdrucke

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Fußabdrucke

Kein Tier hat je ein Tier begraben,
Der Mensch ja seinesgleichen schon,
Musste an Gottheiten sich laben
Im Glauben an den Himmelslohn.

Das war sein erster Fußabdruck:
Das Feuer und die Gräberfelder
Mit Festen und dem Glaubensruck
In Flussoasen, fern der Wälder.

Die Sesshaftwerdung mit Haustieren,
Mit Häusern und mit Feuerholz
Musste zur Vorratswirtschaft führen
Und machte nun den Bauern stolz.

Er nahm sich, was er nehmen konnte
Und was er wollte, um zu streben:
Je komfortabler er dann wohnte,
Desto bequemer konnt' er leben.

Schmiede versorgten ihn mit Eisen,
Verhüttung, Feuerstellen kamen,
Handwerker galt's zu unterweisen,
Die Spezialisten hatten Namen.

Nährstand, Wehrstand, Lehrstand
Erschufen für sich eigene Werke:
Die Sklaverei ging Hand in Hand,
Maschinen – die versetzten Berge!

Und immer größer ward die Kraft,
Das Feuer macht' die Erde dienstbar:
Was der Mensch nicht selber schafft,
Vollzog Maschine wunderbar.

Da alles jetzt alimentiert,
Kann es nur noch Abdrucke geben,
Denn die Bequemlichkeit verführt
Zu einem wahrhaft süßen Leben...


©Hans Hartmut Karg
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Gib mir

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Gib mir

Gib mir bitte doch noch ein wenig Zeit,
Denn ich bin noch nicht so weit wie Du
Und deshalb für Liebe weniger bereit:
Ich brauche Abstand und meine Ruh'!

Gib mir nur einmal jetzt Deine Hand,
Den Blick allein der liebenden Nähe
Und bleibe mir künftig zugewandt,
Damit ich die Sterne mit Dir ansehe.

Tragen wir doch auf unserem Schild
Jahre, die zum Schwärmen genommen,
Verliebt dabei in unser gegenseitig' Bild,
Wodurch wir ins Erwachsene gekommen.

Das war nicht leicht, denn aus der Ferne
Heraus lebt sich nur schwer das junge Glück:
Man will doch die Nähe und hält sich gerne
Im Arm – will von daher nicht mehr zurück!

Jetzt kommen wieder unsere Tage und Nächte,
In denen wir vertraut ganz beieinander liegen.
Da gibt es keinen Abstand, nicht Mächte,
Unsere Zärtlichkeit wird alle Ferne besiegen.

Diana hält sich bei uns mit Jagdlust auf,
Die Freiheit in der rechten Waage,
So dass schwer atmend die Seele geht auf
Und sich bringt in die bessere Lage.

Gib mir zum Wiederkommen Deine Hand,
Denn unsere Zeit ist kurz und schön.
Gemeinsam sehen wir in künftiges Land,
Um dorthin ins Glück zu geh'n.


©Hans Hartmut Karg
2020

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Hans Hartmut Karg
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Gottesnarzissten

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Gottesnarzissten

Egal, wo ein Menschenkind wirklich steht,
Ein wenig Selbstverliebtheit ist schon gut.
Wenn es damit dann durchs Leben geht,
Schafft ihm das Lust und neuen Mut.

Doch wer ganz unten in der Gosse,
Der baut sich damit jene Traumwelt
Fern des Realen, doch mit der Rose
Der Hoffnung – und das ganz ohne Geld...

Natürlich gibt es auch die Armen,
Die in Bescheidenheit das erleiden,
Wo sich Fürsorger dann erbarmen,
Zu mildern dieses schlimme Leiden.

Und dann gibt es da noch jene Leute,
Die so gern auf Narzissmus stehen,
Frei schwebend über dem Hier und Heute
Als Götter nur noch sich selber sehen.

Übersteigert ist ihr Dauerwille,
Im Ehrgeizmodus liegt Anerkennung.
Das ist ihre Panzerung, ihre Hülle,
Die immer nur in der Egonennung:

Sie allein haben doch schon immer
Den guten Weltenlauf fortbewegt.
Alles wäre dabei heute viel schlimmer,
Hätten sie nicht ihre Spuren gelegt!

Gottesnarzissten wissen alles,
Selbst wenn sie gerade in Insolvenz
Und deshalb natürlich im Fall des Falles
Sehen dadurch keinerlei Abstinenz.

Sie allein sind so toll und so groß,
Überall sind sie ihr eigener Gott:
Arm zwar und in des Schicksals Schoß
Bleibt ihr Eigensinn doch stets polyglott.


©Hans Hartmut Karg
2020

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newearth84
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Re: Dr. Karg Gedichte / Teil 2

Beitrag von newearth84 »

Eine neue Welt (gewidmet für Mondin Diana)

Diana, Göttin der Nächstenliebe und Fürsorglichkeit,
Hekate, Göttin der Karma und Gerechtigkeit,
sie helfen und unterstützen,
lassen keine traurige Kinder allein.
Sie wollen nicht, dass wir sie vergöttern,
wie Freundinnen stehen sie uns bei.
Gemeinsam kämpfen wir für Toleranz, Liebe und Gerechtigkeit,
Hand in Hand doch einiges erreicht für die Menschlichkeit.
Schon seit einiger Zeit rehabilitiert,
aber dennoch nicht so erkannt,
das ist ihnen nicht so wichtig,
sie wollen nur Frieden und Liebe für eine neue Welt.
.

newearth84
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Re: Dr. Karg Gedichte / Teil 2

Beitrag von newearth84 »

Narzissmus der Neuzeit

Narzissmus, ein Verhalten der Neuzeit,
zu viel materielle Verwöhnung,
jedoch wenig Liebe und Grenzen in der Kindheit?
Wenn wir uns selbst reflektieren,
geht dieser "Trend" vielleicht vorbei?
Es liegt an uns Erwachsenen,
ihnen zu helfen und erziehen,
wieder eintauchen in der philosophischen Welt?
Selbstvergötterung ist gefährlich, nicht harmlos,
und führt zu Kriege und Streit herbei.
In Streitthemen vielleicht weniger das Ich oder Du,
sondern das Wir ins Zentrum stellen?
Frage über Frage,
hoffe auf eine Lösung für unsere gesamte Menschheit.
.

Hans Hartmut Karg
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Sonntagsruhe

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Sonntagsruhe

Den Bus, kein Auto hört man fahren,
Der Sonntag zeigt sein schönstes Wesen,
Will uns Sorge und Hektik ersparen
Und gibt uns Zeit, ein Buch zu lesen.

Alles, was hierhin verschoben,
Lässt am Sonntag sich nun binden:
Zuerst darf man den Herrgott loben,
Dann musenreich die Welt erfinden,

Ein wenig öfter Kaffee trinken,
Anschauen Amaryllisblüten,
Genüsslich in den Sessel sinken,
Freiwillig lang das Bett zu hüten.

Der Sonntag bleibt ein Sonnentag,
Mit dem die Freiheit uns bekränzt,
Ein jeder lebt, wie er es mag –
Und immer mehr die Sonne lenzt.


©Hans Hartmut Karg
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Hans Hartmut Karg
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Die Täuschung mit der Maske

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Die Täuschung mit der Maske

Immer schon ein wenig kindlich
Will der Mensch sich gern verstecken,
Spielen ja recht unverbindlich,
Geheimnisvoll die Mitwelt necken.

Der Karneval wird nun bald siegen,
Venedigs Masken sind entstaubt
Denn, wo viele Boote liegen,
Wird an dieses Fest geglaubt.

Nasenmasken mit dem Schal
Sollten vor der Krankheit schützen:
Pestilenz ward überall,
Das sollte auch den Ärzten nützen.

Der Sensenmann lässt sich nicht täuschen,
Er kennt darunter alle Träger.
Selbst wo man tanzt in Feierräuschen
Lebt unbarmherzig der Erreger.

Hat nicht der Mensch gerne gelogen,
Wenn es ums Überleben geht,
Ist gern zum Feiern abgebogen,
Weil er zu seinem Leben steht?

Heute kann uns die schwarze Maske
Ein Lachen, Drohen, Weinen zeigen,
Verdecken unsere wahre Maske,
Wenn langsam sich die Jahre neigen.

Dann mit der Flucht ins starke Jetzt
Müssen Masken nun herhalten.
Und wo wir aufgehen vernetzt,
Lassen sich unsere Wege spalten.

Sich wie ein Kind sich noch verstecken,
Zum Karneval sich da maskieren?
Das Schicksal lässt sich so nicht necken,
Selbst wo wir uns zum Tanze führen.


©Hans Hartmut Karg
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Mit dem Fahrrad

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Mit dem Fahrrad

Sehnsüchtig dem Frühjahr entgegen,
Wenn wieder die Fahrräder rollen,
Wir uns auf Gesundheit verlegen,
Hinreisen, wohin wir gern wollen!

Mit dem Fahrrad durch die Lande eilen,
Den Wind spüren an Kopf und Händen,
In einem fernen Gasthaus verweilen,
Sich dann wieder zum Radweg wenden,

Am Waldrand die weidenden Rinder sehen,
Von Autos weder bedampft noch bekracht,
An Stegen beim plätschernden Flusse stehen,
Wenn morgens wieder die Sonne erwacht.

Am Flusse grasen weiter die Rinder,
Andere Radfahrer überholen mich,
Wo am Bache ich sehe spielende Kinder,
Die kreischen, die rennen, bespritzen sich.

Durch ein Dorf geht es hin zur großen Stadt,
Betörend Blühbüsche voller frischem Jasmin
Bei Kräuterfeldern, die auch der Süden hat –
Für mich Freude und tiefer Lebenssinn.

Und die wärmende Luft kommt näher,
Streift um Nase und trockenen Mund.
Laut ruft noch der Eichelhäher,
Schon seh' ich den Häusergrund.

In der Stadt nur Lärm und Abgase,
Da kehre ich schnell wieder heim,
Weil ich die Verschmutzung doch hasse,
Mit Natur bleibe gerne allein.


©Hans Hartmut Karg
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Lehrwirkmacht und Schule

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Lehrwirkmacht und Schule

Bisweilen klagt die Politik,
Dass Lehrer wohl abhanden kommen,
Die früher mit so viel Geschick
Berufungen sehr ernst genommen.

Wie aber soll man noch erziehen,
Noch bilden und klug unterrichten,
Wie zeitnah sich um Schüler mühen,
Wenn Schule führt man nur in Pflichten?

Wie kann die Lehrkraft mächtig werden,
Wenn man ihr jede Wirkung nimmt,
Zulässt nur Klagen und Beschwerden
Und sie auf Wohlführmodus trimmt?

Von außen wird hereinregiert,
Lehrkräfte auf ein Amt verpflichtet,
Die Schule nur lehrplangeführt,
Zur Freiheit man ungerne schlichtet.

Demokratie kann nicht gewinnen,
Wo immer mehr wird diskutiert
Und Außenkräfte das bestimmen,
Was in Schulen zum Heile führt.

Denn nur wo die Persönlichkeit
Kann ihre Wirkmacht auch entfalten
Und lehren, was wissenbereit,
Bleibt mehr, als Jugend zu verwalten.

Fürs Leben muss die Jugend lernen,
Dass Arbeit mehr als Kuschelnähe.
Nur wer lernt, kann sich selbst besternen,
Wird stark, erwachsen – und auch zähe!

Wir brauchen wieder Lehrpersonen,
Die Kinder UND Wissen bereiten,
Nicht immer nur den Nachwuchs schonen,
Nicht immer nur um Normen streiten.


©Hans Hartmut Karg
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Fast unsterblich

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Fast unsterblich

Zu meinem runden Feste vor drei Jahren
Hat man die Riesenknolle mir geschenkt:
Ein Gratulant, der eher fern mir war,
Dennoch den Blick auf die Blume gelenkt.

Im Januar trieben vier Blüten aus,
Sandten in alle Himmelsrichtungen ihr Rot
Und trugen deshalb schon zur Winterzeit
Herrlichen Glanz in unser schönes Haus.

Zwei Wochen, dann war mit der Blüte Schluss,
Die Knolle legte ich in einen dunklen Keller.
Dort, wo es kalt, zog sie die Kräfte ein,
Während draußen es wurde nun frühlingsheller.

Pünktlich kam schon im nächsten Jahr
Und wie auch heuer und fast unsterblich
Die Blütenkrone wieder aus der Knolle,
Als wäre diese Jahresblühkraft erblich.

Wird sie ein viertes Mal austreiben,
Den Januar zum Blühmonat erklären,
Mit ihrer Schönheit und mit ihrer Macht
Das Wohnzimmer in unserem Haus beehren?


©Hans Hartmut Karg
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"Lasst mich doch endlich gehen!"

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


„Lasst mich doch endlich gehen!“

Man hatte aus der Klinik ihn geholt,
Wollte an Weihnachten ihn bei sich haben,
Bei der Familie, bei hellem Weihnachtsbaum
Und mit ihm sein, wie all die vielen Jahre.

Er lag, geschlossen seine grauen Augen,
Auf diesem alten Sofa, schwer in Atem.
Die Flasche führte Sauerstoff zu ihm,
Zur Nase – und er lag unbeweglich da.

Nach Weihnachten kam er zurück,
Ins Krankenhaus, wo man ihn überwachte;
Und dennoch saßen sie tagtäglich
An seinem Bett, ließen ihn nicht gehen.

Einmal, im Januar, da hatte er dann
Jenes Moment, um frei zu sprechen:
„Lasst mich doch endlich gehen!
Warum holt Ihr mich denn zurück?“

Betroffen sahen sie sich in die Augen,
Als in die Stille dieser flehentliche Hall
Und er dann wieder rasch in seine Welt
Der Atemschwere notlebend abkippte.

Gehörte er doch zu der Generation,
Die im Krieg war und damals erlebte,
Wie dabei Klassenkameraden fielen,
Gar nicht mehr sprachen, nicht aufstanden.

Darüber konnte, wollte er nicht sprechen,
Weinen konnt' er nur in sich leis' hinein.
Er wusste ja: Keiner konnt' wirklich ermessen,
Was jener Teufelshund den jungen Seelen brockte ein.

Keiner verstand, warum er gehen wollte,
Wenn sie an seinem Bette saßen,
Er keinen Augenblick allein dort atmen konnte,
Damit der Tod zum Vaterlosen ja nicht kam.

Im Frühjahr fuhren sie zur Augendiagnose,
Ihn, dort zu sehen auf den Augenhintergrund.
Da sah der Heilpraktiker nur ein dunkles Feld,
Aus dem das Leben nicht mehr sprach.

So fuhren sie ihn wieder heim,
Von da aus wieder in die Klinik,
Wo Tag und Nacht Verwandte
Ihm nah am Bette saßen.

Erst Pfingsten dann in lichtem Augenblick
Sagte er mit geschlossenen Augen:
„Ich habe schon gemerkt, dass er da war.“
Der Sohn war da, und er fiel in die Dämmerwelt.

Nun schien er endlich leichter zu atmen,
Trank auch ein wenig Spargelwasser,
So dass die Ehefrau um Mitternacht heimging,
Während die Kinder längst auf Reisen waren.

Am Morgen wurde sie vom schrillen Telefon
Aus ihrem Tiefschlaf jäh herausgerissen.
Ihr lauter Schrei, ihr Weinen zeigte an:
Er war nicht mehr, er hatte ausgelitten.

Noch jahrelang trieben sie Vorwürfe,
Warum sie ihn allein gelassen hatte.
Doch ist es nicht so, dass nur gehen kann,
Wen man schließlich auch gehen lässt?


©Hans Hartmut Karg
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Wöchentlicher Enkelbesuch

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Wöchentlicher Enkelbesuch

Da gibt es einen Wochentag,
An dem vier unserer Enkel kommen,
Weil jeder Omas Essen mag,
Das dort auch reichlich zu bekommen.

Heut' sind sie alle wieder hier,
Um bei uns fulminant zu speisen,
Geben so meiner Frau und mir
Das Glück, in ihre Welt zu reisen.

Dadurch hat Segen unser Alter,
Das der Nachwuchs gern begleitet
Als Gesprächs- und Wunschgestalter,
In Diskussion er sich ausbreitet.

So kennt die Woche diesen Tag
Als Trost, wenn mittags sie herkommen,
Um dann sich einen großen Schlag
Zu nehmen, was man kann bekommen.

Gewünscht wird nur Kartoffelsalat,
Dazu Fleischküchlein oder Wurst.
Der Nachtisch steht auch meist parat
Und Leitungswasser stillt den Durst.

Das freut uns, denn sie sind natürlich,
Sie essen, daddeln und verdauen,
Fertigen Arbeit ganz für sich,
Wollen auf ihre Zukunft bauen.

Und ständig werden sie ja größer,
Geist, Seele, Körper, die Erfolge,
Mit WhatsApp Langeweilelöser,
Spielfreude dabei im Gefolge.

Wir werden jung, weil wir sie kennen,
Wenn die Bananenmilch sie trinken,
Sie uns oft tausend Namen nennen
Und wir selig ins Sofa sinken.


©Hans Hartmut Karg
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