Dr. Karg Gedichte / Teil 2
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Besuch von Olympia
Besuch von Olympia
Sie stiegen aus dem Kreuzfahrtschiff,
Denn im Hafen warten die Busse.
Man war frisiert und hatte Schliff,
Wo die Geschichte da – und Muse!
Endlich geht’s nach Olympia,
Hinauf zu Griechens Heil'ger Stätte.
Da sind alle den Göttern nah,
Wo man gern deren Gnade hätte.
Einst lockten an dem alten Ort
Alle vier Jahre Friedensspiele:
Athleten sah man da beim Sport
Sich messen mit dem Sieggefühle.
Nun laufen zwischen Säulenbrocken
Touristen, die den Raum ausmessen,
Lassen sich hin zum Führen locken
Und sagen: „Wir sind da gewesen!“
Doch wenn sie dann zurück gekommen
Von dieser Stätte, göttlich' Rauschen,
Sieht man: Wenig Notiz genommen
Haben sie, die Kulturbanausen!
„Wir sind enttäuscht, man sieht ja nichts,
Nur umgefallene Marmorsäulen!
Man zahlt da angesichts des Lichts
Für nichts – es ist wirklich zum Heulen!“
So fahren sie zurück zum Hafen,
Zum Luxusschiff der Passagiere,
Wo sie die Freunde wieder trafen –
Und niemand nach Geschichte giere...
©Hans Hartmut Karg
2020
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Nehmen die Tricksereien zu?
Nehmen die Tricksereien zu?
Nehmen die Tricksereien zu?
Auf der einberufenen Versammlung
erklärt der Boss des Konzerns,
er werde diesen ganz GRÜN machen.
Influenzer hätten schon
vorgearbeitet
und stellten überall
ins Netz,
dass alles
GRÜN
werde.
Und dann ist er nicht einmal
in der Lage,
trotz seiner Macht
Anregungen zu empfangen
von denen,
welche die Schäden
benennen können
und
nachweisen.
Wie arm sind doch Menschen,
die ganz und gar
in eigener Machtvollkommenheit
permanent aufgehen
und nicht begreifen,
dass es schon
FÜNF VOR ZWÖLF
ist?
©Hans Hartmut Karg
2020
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Gepflasterte Wege
Gepflasterte Wege
Gepflasterte Wege
zeigen uns manchmal zu viel
von dem,
was wir gar nicht mehr haben
und stellen zur Hege,
was gar nicht ihr Ziel,
wo keine Bienen und Waben.
Die klar überschaubare Flur
kann das vielleicht besser ertragen,
was überwiegt
als Menschenrichtschnur –
trägt einen sterilen Kragen.
Da meine ich doch,
dass den Weg, den Du suchst
nur Leitfaden werden kann,
wenn Du ausscherst aus Deinem eigenen Joch,
das Du so eigentlich niemals buchst,
weil Vielfalt uns segnen kann.
©Hans Hartmut Karg
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Der liebe Nestroy
Der liebe Nestroy
War der liebe Nestroy
nicht wirklich nesttreu?
Lumpazivagabundus!
Gar mancher große Spundus
meint doch in dieser Welt
geerdet und ganz ohne Geld
nur in Eig'nem zu leben,
um danach leicht zu streben,
dass wirklich frei er sei.
Der Nestroy – feiner Mann! –
der mit Humor leicht dichten kann,
hat mit menschlichem Wissen
geöffnet das Gewissen,
das Triebe gern vermehrt –
und sich dafür noch ehrt!
Ja, das Menschengeschlecht
macht es niemandem recht!
Was bleibt? Das Vielerlei...
©Hans Hartmut Karg
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Dankgebet
Dankgebet
Wünsche gingen in Erfüllung:
So lang durft' ich ja, erdgeboren
Und eingehegt von Liebeshüllung
Erleben hier, das auserkoren.
Als Erdling, immer noch im Werden
Auf dem Planeten nach Bedarf
Trotz der vielen Altersbeschwerden
Seh'n, dass der Geist kein Handtuch warf.
Das ist wahres Gottesgeschenk,
So spät noch in die Schöpfung reisen,
Glück und Ideen eingedenk,
Dass damit der Schöpfer zu preisen.
Herr, es ist gut, die Gnade war sehr groß,
So dass ich Dir dafür gern danke
Als Wesen aus des Abrams Schoß,
Dem immer noch der Geist nicht wanke...
©Hans Hartmut Karg
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Es geht nur noch ums Geld
Es geht nur noch ums Geld
Früher gab es doch den Bankier,
Der das Geld der Kunden mehrte.
Man lobt' ihn über allen Klee,
Weil die Finanzethik er ehrte.
Heut' hat der Banker nur noch Sinn
Für das Füllen eigener Taschen:
Es geht um seinen Hauptgewinn –
So erfindet er die Maschen,
Wie man Geld an Land zieh'n kann
Und durch Zocken profitieren,
Damit unser Krawattenmann
Kann ein Luxusleben führen:
Keine Zinsen, nur Gebühren
Knechten so des Bürgers Ehre,
Wo Banker das Zepter führen –
Wohlstand sich damit nicht mehre...
©Hans Hartmut Karg
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Schon früh
Schon früh
Schon früh erwacht der Tag,
Zeigt hell das märchenhafte Blau,
Wenn dann beim Glockenschlag
Ich hoch zum Himmel schau.
Jetzt trägt der Tag schon früher
Das Licht zum Firmament.
Am Fenster zeigen Blüher,
Dass man die Frühe kennt.
Mächtig erhebt sich dann
Von Süden das Zentralgestirn
Und bricht sich rasch die Bahn
Durch Reif, durch Eis und Firn.
Wenig ist noch davon vorhanden,
Wenn es wieder zum Abend geht,
Sich aufmacht, abtaucht ganz im Westen,
Für uns nur noch die Nacht ansteht.
©Hans Hartmut Karg
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Weggebissen
Weggebissen
Endlich hatten sie seinen Ruf verrissen,
Ihn aus der Verwandtschaft hinaus geschmissen,
Die Zerstörer, die voll Hass, voll Missgunst und Neid
Jederzeit zu Kampf und Intriganz bereit.
Sie hatten offenbar noch nicht begriffen,
Dass Toleranz man nie darf umschiffen!
Doch wer von den Bäumen nicht abgestiegen,
Der muss als Silberrücken die Welt bekriegen.
Wer des Nächsten Glück nicht mittragen will,
Weil ihm abgeht Lebensfreude und Gefühl,
Der kann Menschen immer nur madig machen
Und anwerfen sein primitives Lachen.
Doch wisse: Die Zeitgenossen sind nicht dumm,
Auch wenn oftmals sie ja reichlich stumm:
Sie tragen nicht mit die Zerstörerfreuden
Und werden nachdenkend selbst entscheiden.
Gut anzieh'n muss sich, wer ohne Gewissen
Immerzu leichtfertig hat Menschenwürde zerrissen.
Denn kein Gesunder wird sich wirklich zumuten,
Dass dadurch zerstört werden die Wahren und Guten.
Deshalb ziehen manche sich einfach zurück,
Suchen anderso weiterhin nach ihrem Glück,
Wo man die Mitmenschen fair behandelt
Und nicht deren Menschenehre verschandelt.
©Hans Hartmut Karg
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Aneignung unmöglich?
Aneignung unmöglich?
Das wurde mir doch in die Wiege gelegt,
Mich für alles zu interessieren,
Was der Mensch im Garten Eden hegt –
Und was die Neugier kann aufspüren!
Bin ich nur Weiß, um Weiß zu denken?
Wo ist dann die Weltidentität?
Darf ich nicht Weitblicke schenken,
Weil man mit heißer Nadel näht?
Früher gab's das Weltverlangen,
Damit Neugierde zu weiten,
Fremdes ohne Angst und Bangen
Hin zu Kopf und Herze leiten!
Was wäre das Menschengeschlecht,
Würde es in Eigenem schmoren,
Nur das Eig'ne seh'n als echt,
Als wär' man provinzgeboren?
Weiß, ein Mann, heterosexuell –
Das muss doch gar kein Makel sein,
Wenn man nicht abwertend, vorschnell
Das Andere wirft ins Fremdenheim.
Ich werde mich auch weiter trauen,
Neugierig in Fremdem zu lesen
Und der Toleranz global vertrauen,
Denn das ist unser Hoffnungswesen.
©Hans Hartmut Karg
2020
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Ihr, Bürger Europas, steht auf!
Ihr, Bürger Europas, steht auf!
Ihr, Bürger Europas,
wollt Ihr nach so langer
Friedenszeit
wieder nur Graupen essen,
die Hungermägen
knurren lassen?
Steht auf
gegen die Kriegstreiber,
die nichts begriffen haben,
hört nicht auf sie,
entmachtet sie,
nehmt ihnen die Waffen!
Wann und wo
kann es denn Frieden geben?
Nur dort, wo man miteinander redet,
Menschen und Zonen entmilitarisiert
und die falschen Propheten
wie die Apokalyptischen Reiter
von den Kontinenten verjagt.
©Hans Hartmut Karg
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Noch wollte ich
Noch wollte ich
Noch wollte ich
vor dem Orkan Sabine
unsere herrliche Edeltanne
von einer Fachfirma absägen lassen.
Heute nicht mehr nötig!
Die Spitze der Tanne
liegt mit der Baumhälfte
abgestürmt in unserem Garten
und wartet auf bessere Zeiten.
So aber zeigt sie mir,
dass die untere Hälfte
noch leben will.
©Hans Hartmut Karg
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Ich glaube nicht
Ich glaube nicht
Ich glaube nicht,
dass Temperaturerhöhungen
die Klimaveränderungsleugner
davon abbringen werden,
dieses zu verwerfen.
Ich glaube auch nicht,
dass die Stürme und die Orkane
die vielen Windleugner
davon abhalten werden,
ihre Ignoranz zu verbreiten.
Der Mensch
wird sein Verhalten
erst dann ändern,
wenn er selbst leiden wird,
sehr, sehr viel leiden,
unendlich viel leiden.
©Hans Hartmut Karg
2020
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Flugscham
Flugscham
Da schaute er gegen Abend
hin zum blauen Himmel,
er, der Alte,
der noch nie geflogen war.
Unzählige Kondensstreifen
durchzogen weiß dort oben
das jungfräuliche Firmament
und sanken langsam herab.
Da verhüllte er,
sich zutiefst schämend,
sein greises Haupt
vor dem Herrn.
©Hans Hartmut Karg
2020
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Hätten Tage und Nächte
Hätten Tage und Nächte
Hätten Tage und Nächte
nicht nur
den Stürmen gehorcht,
traumhaft
hätten sie werden können.
Doch wo nur vertrackt
des Menschen Ohr horcht,
bleibt traumatisiert doch,
was geworfen
ins Toben und Rennen.
Da sehnt sich
die Hoffnung
mit viel Bedacht
nach der Zeit,
in der ohne Getue
das Leben wieder
in Rhythmus gebracht,
sinnstiftend,
beschaulich,
in Ruhe.
©Hans Hartmut Karg
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Sanftwinde
Sanftwinde
Der Sturm wütete tagelang,
Das habe ich niemals erlebt,
Dass der Himmel ganz ohne Vogelsang
Mit dem Haus in den Grundfesten bebt,
Bäume geknickt und auch die Telefonmasten
Von schrillheulenden Zerstörungswinden
Ohne Gnade und mit viel Lärmbelasten
Natur und Menschen dauerhaft schinden.
Jetzt ist wieder Ruhe eingekehrt,
Wir sind bei den Räumarbeiten,
Schaffen weg, was der Sturm übel versehrt,
Damit Frieden den Tag kann einleiten.
Sanftwinde kommen das Flusstal herauf
Und bringen feinwürzigen Duft.
Da hält jetzt keine Gefahr mehr auf
Die Reiter – vorüber der Schuft!
Kinder steigen langsam den Wald herab,
Sauber sind nun die Gärten und Wege,
Zurück uns den Glauben die Hoffnung gab,
Dass alles schön in Hege und Pflege.
©Hans Hartmut Karg
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Versprich mir
Versprich mir
Versprich mir, wenn ich von Dir gehe,
Dass Du noch an mich denkst, nicht trauerst,
Ein wenig in die vielen Alben siehst,
Erinnerlich der Freuden, die wir hatten.
Versprich mir, dass zum Leben gewandt
Du wie bisher die eigenen Wege gehst,
Gern dorthin läufst am frühen Morgen,
Wo Licht und Lust und Waren liegen.
Versprich mir, dass Du jeden Tag
Die uralte Teekanne füllst,
Sie ganz austrinkst, wie ich sie
Dir bisher schon immer bereitet.
Versprich mir, dass Du Dich ja nicht
Gehen lässt, wie so viel andere,
Sondern wie bisher früh ausstehst,
Dein Leben im Laufen erwandere!
©Hans Hartmut Karg
2020
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Alles gut?
Alles gut?
Wenn etwas funktioniert,
nichts uns belastet,
dann ist alles gut.
Doch wehe,
wenn des Wassers,
des Windes,
oder des Feuers
Zerstörungskraft
wütet,
weil sich
unkontrolliert
Ausbreitung verschafft,
was wir nicht mehr in der Hand,
dann ist doch
nichts mehr wirklich gut!
©Hans Hartmut Karg
2020
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Im Steinlabyrinth
Im Steinlabyrinth
Nur recht vage verteilt
sind die Wegmarkierungen,
die uns begleiten.
Die Karte allein
führt uns suchend
erst nicht weiter.
So kämpfen wir uns
über Stock und Stein
langsam zur Enge durch.
Und – Gottseidank –
sind alle schlank!
So kommen wir durch.
Ansonsten hätten wir
alle umkehren müssen
und uns maßlos geärgert...
©Hans Hartmut Karg
2020
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Baustellen
Baustellen
Neue Baustellen haben wir seit gestern,
Denn Sabine hat uns tierisch genervt
Mit all ihren wütenden Schwestern,
Die lärmend ihre Kräfte geschärft.
Die Heizung fiel morgens schon aus
Und die Riesentanne brach ab.
Es bebte das schöne Wohnhaus
Und hielt uns ständig auf Trab.
Auch anderswo fielen die Tannen,
Mitunter manche herrliche Eiche.
Voll liefen die Keller und Wannen –
Es ist jedes Mal das Gleiche:
Großbäume werden brutal gekappt,
Abgehoben die Dächer, Dachrinnen,
Die Schutzzonen weiter verknappt,
Als wäre der Himmel von Sinnen.
Nachdem Ruhe eingekehrt,
Räumt man auf, kommen die Handwerker,
Zu Versicherungen man eilig fährt,
Denn nur so wird man wieder stärker...
©Hans Hartmut Karg
2020
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