Dr. Karg Gedichte / Teil 2
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Zum ewigen Frieden
Zum ewigen Frieden
Als ich über den Friedhof ging,
Dachte ich: Gelebt haben sie und geliebt!
Ein jeder an seinem Leben hing,
Bis die Zeit sie doch ausgesiebt.
Merkwürdig hier mein Gefühl,
So viele Bekannte zu wissen,
Für die einst Frohsinn und Spiel
Die Hoffnungsfahne durft' hissen.
Stumm liegen sie da im Geviert,
Nur das Laub hören meine Ohren,
Wo die Blumen der Augen Wirt
Und ewiger Frieden geboren.
Kein Streit mehr, kein Kampf ums Dasein,
Kein Gerangel um Macht und Geld.
So bringt hier das letzte Sein
Endlich Frieden in diese Welt.
©Hans Hartmut Karg
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Kanzlerkandidat
Kanzlerkandidat
Wir brauchen einen Kandidaten,
Der wieder Sachgespräche führt
Und dabei ist sehr gut beraten,
Weil ihm die Kompetenz gebührt.
Wir brauchen keine Kaffeekränzchen
Und keine Karnevalspräsenz,
Auch keine Büttenreden, Tänzchen,
Denn Politik kennt kaum Karenz.
Es reicht ja nicht, dass man nur lebt,
Die Redewelten höher gleiten,
Man nur in Wohlfühlphasen schwebt,
Wo Mikrophone diese leiten.
Wir brauchen wieder an der Spitze
Den Mann, der sich Bürger anhört,
Und keinen, der mit bestem Witze
Sich auf Gutmeinungen einschwört.
Das Reden mag ja wichtig sein,
Doch wenn Bürger sich fragen müssen:
„Was sagte er denn, m u s s es sein?“
Kann Unverständnis nur noch grüßen.
Der Kanzlerkandidat muss führen,
Dem Bürger auch die Ängste nehmen
Und Lösungen gezielt aufspüren,
Darf auch Entscheidungen nicht lähmen.
Europa muss er mehr beschützen,
Wo dies bisher noch nicht geschieht,
Muss auch der kranken Umwelt nützen,
Weil er um Schöpfung bleibt bemüht!
Er muss die Freiheit besser schützen,
Als dies im Alltag heut' sich zeigt,
Muss mit Gesetzen Bürgern nützen,
Nicht dem, der hin zum Unrecht neigt.
Wir brauchen einen Kandidaten,
Der Aura und Präsenz vereint,
Der sich zum Handeln lässt beraten,
Weil er für uns das Beste meint.
Denn Politik lebt aus dem Handeln,
Reden allein löst kein Problem.
Die Welt ist permanent im Wandeln,
Nicht alles bleibt da angenehm.
©Hans Hartmut Karg
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Wartend steht sie
Wartend steht sie
Wartend steht sie an dem Tore,
die muntere, die liebste Lore.
Sie lehnt an ihrem Apfelbaum
und weiß: Gesundheit gibt es kaum,
wenn nicht gesund man sich ernährt,
viel läuft und mit dem Fahrrad fährt,
ständig äugt auf den Schrittezähler,
nur noch halb füllt den kleinen Teller.
So bleibt allein Lebensgestalter
die Lore noch in hohem Alter.
©Hans Hartmut Karg
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Ehrfurcht vor dem Alter
Ehrfurcht vor dem Alter
Bei uns kann man ins Wirtshaus gehen
Und wird als alter Mann rasch merken:
Du wartest lang, bist nicht zu sehen,
Als kämst Du von den Gartenzwergen.
Endlich knallt man das Schnitzel hin,
Die Stunde hast Du gern gewartet.
Mit Dir hat man wenig im Sinn,
Wenn Du zur Gastronomie gestartet.
Nur dort, wo die Wirtsleute alt
Oder man sehr viel Trinkgeld gibt,
Wird das Zusammensein nicht kalt,
Weil das Geld man ja weltweit liebt.
Im Süden wird man sehr hofiert
Und immer recht freundlich bedient,
Weil dort dem Alter Ehr' gebührt,
Man sich auf die Herkunft besinnt.
In Südländern bleibt man geehrt,
Bricht für die Alten dort die Lanzen:
Man weiß, dass nur zum Glück geführt,
Wer mit den Ahnen kann auch tanzen.
©Hans Hartmut Karg
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Zungenknoten
Zungenknoten
Einst ging einmal bei uns die Mär,
Menschsein wäre nur dann diskret,
Wenn man es nicht ausspäht zu sehr,
Weil Wissen oft Unfrieden sät.
Da macht man sich dann einen Knoten
In seine Zung' – so sagt' man mir,
Hat sich das Reden streng verboten –
Und das wird wohl zur Dauerzier...
Denn viele wollen recht viel wissen,
Neugierde wird dann eine Krake,
Erkennen darin kein Gewissen,
Wo alles nur noch Bohren, Frage.
Der Zungenknoten, er kann retten,
Was immer nur ans Licht gezerrt,
Kann sich deshalb auf Ruhe betten
Und schützt den Sinn – und den Wert!
Es gibt wirklich Dinge im Leben,
Die haben ganz bei uns zu bleiben,
Sind nicht Teil öffentlichen Gebens,
Müssen nicht in die Medien treiben.
©Hans Hartmut Karg
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Hyperion
Hyperion
Bei Hölderlin noch Eremit,
Als es die kalten Zeiten gab,
Eis und Schnee auf Schritt und Tritt
Im Turm den Dichter hielt auf Trab.
Hyperion, was kannst Du bieten,
Wenn immer nur der Wind uns streicht
Und uns auf unseren Pferderitten
Nicht einen Schritt vom Fuße weicht?
Er wird als Helios begleiten
Die Armen, Reichen, Eremiten,
Wenn Friedvolle und Krieger streiten,
Wo's heiß ist, man kaum noch auf Schlitten...
Im Kosmos und global präsent
Wird er die Lust der Strahlen tragen,
Und, weil er unsere Hoffnung kennt,
Mild steuern seinen Sonnenwagen.
©Hans Hartmut Karg
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Vorfrühling
Vorfrühling
Gestern Vogelstimmen gehört
Nach Tagen voller Wüten und Tosen,
Weil endlich unser Sehnen erhört:
Friedfertig knospen die Rosen.
Mild gleiten die Winde nun hin,
Wo gebrochene Wipfel liegen,
Die Natur im Bauen mit Sinn
Garst'ge Tage kann so besiegen.
Dort, wo Sonne mit fahlem Schein
Befreit uns von dunklen Nöten,
Man Austrieb sieht schon am Wein,
Können sich zarte Wangen röten.
Wie steht unser Jahr jetzt auf,
Wenn Sonne kann alles begleiten
Und in unserem Lebenslauf
Wird engende Seelen weiten!
©Hans Hartmut Karg
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Fahrt in die Großstadt
Fahrt in die Großstadt
Gelegentlich muss es doch sein:
Die Reisewut ergreift die Seele.
So fahren wir zur Stadt hinein,
Wo man sich gerne Trubel wähle.
Ins Zentrum fährt auch dort die Bahn,
Da sind wir herrlich mittendrin
Und hoffen doch in unserem Wahn,
Dass unbedingt man muss da hin.
Man läuft durch viele Kleiderläden,
Sieht Shops, die es nur dort noch gibt.
Da ist es bunt, sogar aus Schweden
Findet man jetzt Neues, das man liebt.
Man kann sich leider schwer entscheiden,
Hat manches schon bei sich gesehen.
Der Geldbeutel soll auch nicht leiden,
Um Hunger ist es schon geschehen.
Also kauft man Semmel mit Wurst
Und trinkt Kaltes, das alle trinken,
Stillt so den allergrößten Durst,
Lässt Auslagen vergeblich winken.
Ermüdet geht man dann zum Zug
Und weiß, wie tapfer man doch war,
Dass trotz Kaufwunsch und vollem Krug
Man Schnäppchensparer wieder war.
Zu Hause sind wir dann recht stolz,
Haben sehr wenig ausgegeben,
Schüren den Ofen jetzt mit Holz,
Genießen die Provinz, das Leben...
©Hans Hartmut Karg
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Die weißen Blüten
Die weißen Blüten
Zwischen Matsch und kleinem Schnee
Zeigen sich die weißen Blüten,
Nehmen uns so das Fernweh,
Wollen uns das Jahr behüten.
Wo die Blüten herrlich treiben
In dem makellosen Weiß,
Muss man sich die Augen reiben,
Weil dort Kälte und nichts heiß.
Jedes Jahr treten die Blüten
Reicher aus der Wurzeltiefe,
Wecken auf die Wintermüden,
Als ob man sie zum Wecken riefe.
Christrosen zeigen uns damit,
Dass Natur ihr Werk vollbringt
Und mit jedem Jahr hält Schritt,
Wenn der erste Vogel singt.
©Hans Hartmut Karg
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Siehst und hörst Du noch
Siehst und hörst Du noch
Siehst Du noch
das Leid in der Welt,
wenn Du
an den Wankenden
vorbeifährst,
autoprivilegierter
Bürger?
Hörst Du noch
auf die tonlosen Gesänge
der Gebrechlichen,
die lautlosen Schreie
der Armseligen,
wenn Du
nächtens
auf Deinem sanften Ruhekissen
im Schlaf der Gerechten
die Leidsignale
ignorierst?
©Hans Hartmut Karg
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Ach, lasst uns
Ach, lasst uns
Ach, lasst uns wieder Reime schmieden,
Dem Tag ein wenig Würde geben,
Wo gegenwärtig doch hienieden
Manch' Stunden aus dem Ruder streben.
So aber bringt mir mein Gewissen
Das gute Fühlen in den Tag,
Darf ich die Friedensfahne hissen,
Spüren, dass ich mich selber mag.
Die Dichterfreunde sind hellwach,
Haben mir Freude schon bereitet,
Befreit von manchem Ungemach,
Weil sich ja Herz zum Herzen leitet.
©Hans Hartmut Karg
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Im Gebälk
Im Gebälk
Im Gebälk wird das Holz knapp,
wenn die lautwerfenden Hobelworte
überhaupt nicht mehr verstummen können,
sondern nur noch massenhaft wabern.
So entsteht eine hitzegebleichte Sprache,
die sich nur noch der Ebenheiten bedienen kann,
sich allein auf die gefällige Glätte konzentriert,
weil die Hobelbänke dann überall funkeln.
Wo bleibt das Schauen der offenen Augen,
wo das Wahrnehmen der geschlossenen Ohren,
wo gar die Selbstfreiheiten der Gehirne,
wenn nur noch die Balken glänzen?
©Hans Hartmut Karg
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Der Aspirant
Der Aspirant
Goldglänzend die Brille des Mitbewerbers,
Der plötzlich aufkreuzt und alles will,
Den Ring, den Sieg des Hütchenwerfers,
Denn er hat für sich ja das große Ziel.
Gewählt will er schon von allen werden,
Ist sehr gut frisiert und glatt rasiert,
Weil ihn seine Treuen längstens belehrten,
Dass man sich nur so zum Ziele führt.
Doch dann hör' ich zu, was er so sagt
Und merke: Da kommt nichts herüber!
Während uns Wähler doch ganz anderes plagt,
Spricht er davon, was ihm immer schon lieber.
Am Ende der Rede kann ich nicht sagen,
Was er mir eigentlich sagen wollte
Und wo er denn würde Neues wagen,
Wenn er den Bürgern kein Auge zollte.
So ist das halt mit den Parteisoldaten:
Sie rudern immer in eigenem Brei.
Wie sollen wir dann als Wähler erraten,
Wo für uns die beste Möglichkeit sei?
©Hans Hartmut Karg
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Naturwüchsige Schuldfrage
Naturwüchsige Schuldfrage
Es fällt so vielen Menschenkindern schwer,
das hier zu lernen und auch anzunehmen:
Da gibt es Menschen, die Dich immer mögen,
und solche, die Dir immer schaden werden.
Gar mancher Staat ist oftmals nicht geneigt und in der Lage,
Dich vor Beleidigungen und Entehrungen zu schützen.
Die Menschenwürde ist mitunter nur noch als Gesetz verbrieft,
der Einzelbürger wird in seiner Not allein gelassen.
Denn unser Recht ist manches Mal die blinde Waage,
Justitia mit ihren Anwälten nur denen hold,
die immer wieder klagen, klagen, klagen,
während Täter sagen, sie hätten's nicht gewollt.
Doch will der gute Mensch in Ruhe leben,
die Freiheit sei ihm Wert und dauerhaftes Elixier.
Ohne Anstrengung wird das nicht erreicht,
denn auch die Freiheit braucht festes Panier.
Deshalb muss schon der junge Mensch abklopfen
Naturwüchsigkeit sehen als Teil der Lebenschance,
muss mit oder gegen sie Beziehungen aufbauen
und nicht für alle brechen nur die starke Lanze.
Sonst bleibt Naturwüchsigkeit stets nur der Teil
von unmündigem Handeln, von Feigheit, Faulheit,
wo Selbstverschuldung sich immer als Opfer outet,
weil man sich alles selbst aufs Brot geschmiert.
Da kommt man nicht heraus aus seiner Opferrolle,
der Lebensmut, die Kraft – sie bleiben eingerollt,
und später wächst Griesgrämigkeit ins Leben,
weil dieses Leben nicht erreicht, was es gewollt.
©Hans Hartmut Karg
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Vor dem Bachelor
Vor dem Bachelor
Da stehen sie, schönste Mädchen,
Die noch auf diese rote Rose warten,
Kommen aus Dörfchen und kleinen Städtchen,
Um mit der Schönheit ihr Leben zu starten
Und wissen, dass ja nicht für alle hienieden
Eine wunderschöne Rose beschieden.
Die Verbliebenen stehen erwartungsvoll,
Vor ihnen nur dieser einzige Mann.
Er weiß, er ist schön und ganz wundervoll,
Deshalb will man doch näher heran.
Doch der Abstand bleibt leider erhalten,
Denn er allein wird die Entscheidung gestalten.
Die Mädchen sind schön und traumverloren,
Eine jede hätte sicher einen Paris verdient,
Der sie allein hat für sich auserkoren,
Damit künftig die Minne auch wirklich minnt.
Doch eine muss die Gruppe verlassen
Und das akzeptieren – ohne zu hassen!
So erhält eine der Schönsten die Rose nicht,
Jeder Zuschauer hätte ihr diese vergönnt.
Mit Trönen in den Augen und starrem Gesicht
Ist sie mit der Entscheidung niemals versöhnt.
Doch sie wird ihr Schicksal dennoch ertragen,
Hat Zuschriften – und kann Besseres wagen...
©Hans Hartmut Karg
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Schweinsbraten
Schweinsbraten
Und wieder hat sich angesagt
Besuch, wir kommen ins Rotieren,
Weil man sich an Schönes hinwagt,
Um Freundes Gaumen zu verführen.
Also rufen wir an und fragen,
Was man denn gerne bei uns hätte.
Wir sind geistig ja da hellwach
Und gehen deshalb ein die Wette,
Dass es allen bei uns schmeckt,
Weil wir gut und so herrlich kochen,
Man bei uns den Genuss entdeckt
Mit einer Brühe, ganz aus Knochen.
Tatsächlich kommt der Wunsch spontan:
„Wir wollen gerne den Schweinsbraten!
Der hat uns immer gut getan,
Dazu wollen wir deshalb raten.“
Also wird mit Knochen, Gemüse
Das Bratgut reichlich angesetzt,
Denn nach unsrer Kochanalyse
Ist alles damit schön besetzt.
Dann kommt der Braten in die Röhre,
Gebacken schmeckt er immer gut,
Wo man auf dieses Gargut schwöre
Mit Geist, mit Witz – und mit viel Mut!
So schmeckt das Fleisch wirklich famos,
Gewürzt mit Salz und nur mit Pfeffer.
Den Bratensatz kochen wir los,
So wird das Essen uns zum Treffer.
Da alles dem Besuch gemundet,
Meldet er sich gleich wieder an,
Hat freundlich sich sodann erkundet,
Wann er wieder erscheinen kann.
©Hans Hartmut Karg
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Evolution des Menschen
Evolution des Menschen
Einst stieg er von Bäumen herab,
Der menschliche Zweibeiner,
Hielt künftig alle Welt auf Trab
Und wurde Hundanleiner.
Noch lebte er in kleinen Gruppen
Wie seine Vorfahr'n, die Primaten,
Hatte noch Läuse, Flöhe, Schuppen
Und anfangs auch noch keinen Spaten.
Man sammelte, was man so fand,
Ging auf Treibjagd manchmal, bisweilen,
Aß Mammut, vielleicht Elefant
Und musste sich die Höhlen teilen.
Rasch konnte man auch Feuer machen,
Brannte Tontöpfe, klopfte Steine
Schuf Felle sich, Hausrat und Sachen,
Vielleicht aus Stein die Bratenreine.
Das Sesshaftwerden war dann schöner,
Das Leben wurde merklich leichter:
Man aß Bohnen, Getreide, Döner
Und siedelte, wo Flüsse seichter.
Das Wasser dort viel Fisch bescherte,
Wo man im Holzhaus trefflich wohnte,
Man freier nun Götter verehrte,
Im Sommer sich mitunter sonnte.
Gemeinschaften lösten sich auf,
Es kam endlich zur Zweierliebe.
So stand man nicht mehr im Wettlauf,
Dass in alter Gesellung man bliebe,
Wo jeder jeden im Visier,
ADHS-gleich nur das Rennen,
Als wäre dies Lebensmanier
Mit Baumhüpfen und Ästepennen.
Als in Europa dieser eine Gott
Die Ehe heilig zementierte,
Wurde der Geistsinn polyglott,
Weil Sublimierung ihm gebührte.
Man brauchte nicht nach Partnern jagen,
Den Harem für sich streng bewachen,
Ging deshalb nah den neuen Fragen,
Gewann Schauspiel und freies Lachen.
Erfindungen, Geist und Kultur
Wuchsen mit Bauten, Tanz, Musik,
Und edler wurde die Natur
In menschenneuem Schöpferglück.
Die Frau, der Mann, sie banden sich,
Denn jetzt erfand man auch die Treue.
Man motivierte Dich und mich
Zu Fleiß – und immer ohne Reue!
Dadurch wurde die Welt verändert,
Die Freveleien kamen später,
Als Plastikmüll alles gerändert,
Man nicht mehr sah Opfer und Täter.
Jetzt rauchten überall die Schlote,
Maschinen in bequemer Welt
Verursachten auch Kranke, Tote,
Einzug hielt Technik mit viel Geld.
Der Zauberlehrling hat gesiegt,
Rudert jetzt dennoch schwer zurück,
Damit er reines Wasser kriegt,
Gesund wird – auch im Zweierglück...
Doch die Moderne macht' ihm klar:
Wieder kannst Du auf Bäumen schlafen,
Sollst nicht erfinden immerdar,
Musst Dir auch keine Arbeit schaffen!
Du brauchst dazu kein Zweierglück,
Auch Götterglaube ist passé:
Wähl' viele Partner mit Geschick,
Dazu willst Du auch keinen Schnee!
So glaubt man fast, wie bei Primaten
Winken Sodom und Gomorrha wieder.
Das Goldene Kalb bestimmt die Taten,
Verschwunden sind Treue und Lieder.
©Hans Hartmut Karg
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Neurales Glück
Neurales Glück
Den Liebenden mag's Glück verheißen,
Dass jugendfrisches Rein und Raus
Zu Medien in Höhen reisen
In ihrem frühen Liebesrausch.
Da gibt es immer noch die Suche
Nach freien Stellen zum Entrücken,
Damit das Streicheln schlägt zu Buche
Und stöhnend hört man das Verzücken.
Die Körper brauchen Widerstände,
Mit denen sie dagegen halten,
Damit die Griffe unserer Hände
Die Liebe hindern am Erkalten.
So laufen Finger über Rücken,
Während die Körper Gleichklang finden,
Sich ganz zu neuen Lüsten bücken
Und jede Hemmung überwinden.
Das ist der Liebe höchste Kunst:
Das Partnersinnen zu erweitern.
Damit erst wächst zu höchster Gunst,
Was tief die Seele kann erheitern.
Das Fühlen braucht nicht nur die Zonen,
Wenn Lustbereiche sich erfinden,
Wo nach uns dann Gefühle wohnen,
Die sich an Herz und Seele binden.
©Hans Hartmut Karg
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Narziss muss sein
Narziss muss sein!
Egomanen seh'n nur sich,
Für sie gibt es keinen Globus,
Ignorieren Dich und mich,
Denn das ist ihr höchster Topos.
Verliebt bleibt er ins eigene Bild,
Jungen und Mädchen ohne Chance,
Trägt sich selber hoch auf dem Schild,
Für sich genommen selbst in Trance.
Niemand ist schöner doch als er,
Ist selbstgefällig, selbstverliebt,
Trägt an der Last scheinbar nicht schwer,
Er ist damit ja eingeübt.
Nur noch sich selber zu gefallen,
Niemals erkennen anderer Not
Lebt abgetrennt er doch von allen,
Denn Egozentrik ist sein Brot.
Schwankend zwischen Euphorie
Und erfüllter Hassesliebe
Sucht er als sein Blickgenie
Immer nur die eigenen Triebe.
Bleibt das Wasser klar und plan,
Lächelt er – erkennt sich nicht
Und verrennt sich in dem Wahn,
Dies sei ein fremdes Gesicht.
Doch wenn lehmiger das Wasser,
Weiter hinten treibt ein Boot,
Wird er schlicht zum Eigenhasser
Und die Seele kommt in Not.
Narziss, Du bist nicht zu retten,
Denn bei der Egomanie
Lässt die Liebe sich nicht betten,
Wächst heran auch kein Genie.
Die Männlein und die vielen Damen
Hören da nicht auf zu glänzen.
Doch oft sprengt das jeden Rahmen,
Wenn damit zerbröseln Grenzen.
©Hans Hartmut Karg
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Alterswissen
Alterswissen
Je älter ich mitzeiten werde,
desto mehr seh' ich Narreteien,
denn diese Welt bleibt mir bizarr.
Je später ich ins Alter gehe,
desto mehr fordert das Verstehen –
vielleicht, weil ich auch närrisch bin...
Mancher braucht dazu Fasching, Fasnet,
auch Karneval, Tanz, Medien, Netz,
um den Lachmodus zu behalten.
Mir reichen Alltag und Genossen,
die immer schon mit Witz begossen,
um Freude in die Welt zu tragen...
©Hans Hartmut Karg
2020
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