Rassismus im Keim ersticken
Moderator: conny85
Re: Rassismus im Keim ersticken
Meint ihr (die Erfahrung mit dem Thema haben), dass manche POC oder Diskriminierte Menschen vielleicht so resilient sind, dass sie es gar nicht bemerken?
Ich glaube nämlich nicht, dass (zumindest enge) Freunde, einfach nichts sagen würden...kann ich mir bei manchen nicht vorstellen.
Herkunft (der Vorfahren)...dasselbe, für mich ein spannendes Thema, voller Geschichten und es ist etwas PERSÖNLICH WERTVOLLES und soll nichts bewertendes sein. Wenn man aber damit negativ verbunden wird, ist es natürlich nicht mehr toll danach gefragt zu werden.
Danke ausländerin ich finde deine Worte/Beiträge super! Es ist auch, wie man sieht, schwierig auf einem Thema alleine zu einem Nenner zu finden. Der Mensch und das Leben ist so vernetzt und ja, hat viele negative Aspekte!
Ich glaube nämlich nicht, dass (zumindest enge) Freunde, einfach nichts sagen würden...kann ich mir bei manchen nicht vorstellen.
Herkunft (der Vorfahren)...dasselbe, für mich ein spannendes Thema, voller Geschichten und es ist etwas PERSÖNLICH WERTVOLLES und soll nichts bewertendes sein. Wenn man aber damit negativ verbunden wird, ist es natürlich nicht mehr toll danach gefragt zu werden.
Danke ausländerin ich finde deine Worte/Beiträge super! Es ist auch, wie man sieht, schwierig auf einem Thema alleine zu einem Nenner zu finden. Der Mensch und das Leben ist so vernetzt und ja, hat viele negative Aspekte!
Zuletzt geändert von Lotus am Mo 17. Aug 2020, 12:48, insgesamt 1-mal geändert.
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Re: Rassismus im Keim ersticken
@Ausländerin wir diskutieren hier aber über Rassismus. Da spielt die Hautfarbe nunmal eine Rolle.
Das was du jetzt machst ist Whataboutism. Wir können gerne auch über andere Diskriminierungsformen sprechen, ich finde viele andere Themen auch wichtig. Hier geht es aber nicht um Menschen in Gefängnissen in Wessrussland, sondern um unsere rassistisch geprägte Gesellschaft. Und diese gibt es nicht nur in den USA, sondern auch hierzulande.
Das was du jetzt machst ist Whataboutism. Wir können gerne auch über andere Diskriminierungsformen sprechen, ich finde viele andere Themen auch wichtig. Hier geht es aber nicht um Menschen in Gefängnissen in Wessrussland, sondern um unsere rassistisch geprägte Gesellschaft. Und diese gibt es nicht nur in den USA, sondern auch hierzulande.
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Re: Rassismus im Keim ersticken
Okey Dankemariposa_2 hat geschrieben: ↑Mo 17. Aug 2020, 12:30 Du verstehst nicht was ich meine? Ich mache ein Beispiel:
Wenn wir nicht von Rassismus sondern von Diskriminuerung von Zürcher gesprochen hätten (wie ein Zürcher seine Schulzeit im Aargau erlebt hat etc.), hättest du dann im gleichen Satz auch die Nationalitäten erwähnt?
Ich glaube nicht.
Und darüber mal nachzudenken schadet nicht.
Ich glaube dir, dass du tolle Freunde hast. Ich glaube aber auch, dass viele Schwarze und PoC sich nicht getrauen, etwas zu sagen, weil Rassismus von den weissen abgestritten und ignoriert wird. Es ist sicher sehr anstrengend und zermürbend, diese Diskussion immer und immer wieder zu führen und Menschen darüber aufzuklären, wie es ihnen dabei geht.
Naura schreibt es oben schon so schön: es ist Zeit, dass wir den Betroffenen zuhören.
Und sie fragen was WIR tun können, damit wir unsere rassistische Prägung ändern können. Es zu ignorieren wird für die Betroffenen gar nichts ändern.
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Re: Rassismus im Keim ersticken
Ich glaube eher dass es aus Selbstschutz "nicht bemerkt" wird.Lotus hat geschrieben: ↑Mo 17. Aug 2020, 12:39 Ich habe jetzt dazu eine Frage, die mir gerade kam und wahrscheinlich Verständnis "bringt"- mich verstehen lässt.
Meint ihr (die Erfahrung mit dem Thema haben), dass manche POC oder Diskriminierte Menschen vielleicht so resilient sind, dass sie es gar nicht bemerken?
Ich nehme an, davon geht man aus... ich denke gerade laut, ich glaube, ich verstehe das Problem!
Herkunft (der Vorfahren)...dasselbe, für mich ein spannendes Thema, voller Geschichten und es ist etwas PERSÖNLICH WERTVOLLES und soll nichts bewertendes sein. Wenn man aber damit negativ verbunden wird, ist es natürlich nicht mehr toll danach gefragt zu werden
Zum Thema Herkunft: du triffst es auf den Punkt. Es ist nicht toll, ständig danach gefragt zu werden. ich frage nicht mehr, woher jemand ursprünglich kommt. Früher habe ich das ganz selbstverständlich gemacht bei allen PoC. Mir war nicht bewusst, dass das verletztend und rassistisch ist.
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Re: Rassismus im Keim ersticken
Nicht unbedingt, es wuchsen die meisten genauso auf. Es galt ja von jedem zu jedem dieselbe Regel. Für mich ist das heute undenkbar, das würde ich niemals meinen Kindern beibringen.Lotus hat geschrieben: ↑Mo 17. Aug 2020, 11:50Ui nein, hab dich verwechselt, hier schreiben einige mit, von denen ich ein Bild habeDrag-Ulj hat geschrieben: ↑Mo 17. Aug 2020, 11:47LotusLotus hat geschrieben: ↑Mo 17. Aug 2020, 11:33
...das (hervorgehobene) erstaunt mich, denn ich weiss ja, wie du aussiehst. Ich habe eben nie einen Unterschied gemacht, wie jemand aussieht und bin mit dem Selbstverständnis, dass alle Menschen gleich sind, aufgewachsen, und wie du weisst, war ich sehr erstaunt darüber, WIE sehr Betroffene eben betroffen sindWenn ich zurück an meine Schulzeit denke, könnte ich gar nicht sagen, wer welche Hautfarbe oder Herkunft hatte, weil es schlicht in meinem Umfeld KEIN Thema war - und das vor 30 (!) Jahren. Schade sind da einige noch nicht längst drüber hinweg und weiter gekommen. Irritiert mich immer wieder
Ansonsten zum Thread, ich finde den Titel (für diese Frage/Thema) schrecklich![]()
Hast du wirklich mich (dragulj) angesprochen und nicht danci? Sonst muss ich echt nachfragen, woher du weisst, wie ich aussehe
Ich bin leider nicht so aufgewachsen, komme aus dem Land, wo versch. Völker zusammengelebt haben, der Unterschied jedoch wirklich bewusst gemacht wurde. Nicht im Sinne "ihr seid minderwertig", sondern im Sinne "ich respektiere dich, mische mich aber nicht mit dir". Ja, wirklich, tatsächlich. An der OS wo ich zur Schule ging, gabs meines Wissens nach damals ein einziges dunkelhäutiges (adoptiertes) Kind, alle anderen Gspähnli waren weiss, jedoch versch. Herkünfte. Ich habe auch Rassismus/Diskriminierung erfahren & genau diese Erfahrung hat zur Veränderung meiner Einstellung geführt. Wäre trotzdem schön, wäre es nicht so gewesen.
In der Mittelschule waren in der Klasse auch alle weiss, bis auf mich und ein italienisches Mädel sogar alles SchweizerInnen. So ist mein Freundeskreis entstanden, also mit und durch Menschen, die mich umgeben haben.
Deshalb meine Frage: wie hätte ich es meinen Kindern - ausser über Bücher - "zeigen" sollen? Ich meine das ernst... vermutlich durch das Privileg weiss zu sein, wäre ich nie auf die Idee gekommen, dies bewusst zu fördern. Zum Glück entstehen in normalen Leben sowieso schon solche Diskussionen... aber eben... wie hätte es machen sollen, würde ich rein zufällig in einer rein weissen Umgebung leben?
wow, krass!!! Das tut sicherlich weh, das glaube ich, wenn man solche "gut formulierten" Sätze hört, die einem aber dann doch verletzen. Ich stelle mir vor, es ist dann nochmals schwerer sich überhaupt zu wehren, als wenn jemand was offensichtlich Gemeines sagt, oder?
Re: Rassismus im Keim ersticken
Finde ich sehr spannend, diese Aussage. Kürzlich eine Kurzdoku darüber geschaut, eine Betroffene hat auch davon berichtet, wie verletzend und rassistisch sie dies fand. Ich fands eben immer spannend nachzufragen, auch ich trage bei extrem schweizerischen Äusseren einen eher exotischen Namen, der nicht sehr viel gehört wird. Und ich werde zu 99% gefragt, wo der Name herkomme... ich fands KEIN EINZIGES Mal verletzend. Wenn ich dann sage, der Name sei typisch serbisch, folgt die Frage: bist du denn (ursprünglich) aus Serbien?!mariposa_2 hat geschrieben: ↑Mo 17. Aug 2020, 12:49
Zum Thema Herkunft: du triffst es auf den Punkt. Es ist nicht toll, ständig danach gefragt zu werden. ich frage nicht mehr, woher jemand ursprünglich kommt. Früher habe ich das ganz selbstverständlich gemacht bei allen PoC. Mir war nicht bewusst, dass das verletztend und rassistisch ist.
Okey... mag sein, dass dunkelhäutige Menschen dies wirklich mit negativen Erfahrungen verbinden und es deswegen nicht mögen, aber ich persönlich hatte nie das Gefühl es wäre beleidigend und werde mich wohl oder übel in Zukunft zusammenreissen, um nicht nach der Herkunft zu fragen. Auch wenn es nur reine Neugier ist und es würde meine Meinung über diesen Menschen nicht beeinflussen, egal ob er aus Ghana oder aus Nigerien kommt... so lernen wir wohl dazu und die subjektive Meinung verliert an Wert/Sinn.
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Re: Rassismus im Keim ersticken
Meine Nachbarin, aus Vietnam wie sich dann nach 3 Jahren herausgestellt hat, habe ich 3 Jahre lang nicht gefragt woher sie „ursprünglich“ kommt, irgendwann dann aber doch als wir Grillfeste mit allen Nachbarn organisierten und sie war mega happy „endlich“ von ihrer Heimat berichten zu können und woher sie all die tollen Rezepte hat. (sie hat immer mega feine vietnamesische Spezialitäten an die Feste mitgebracht). Das was du oben beschreibt, tönt für mich irgendwie eher nach diesem colorblindness oder wie ihr das nennt. Es ist offensichtlich (mit Augen und Ohren), dass meine Nachbarin welche ich fast jeden Tag sehe aus einem anderen Land kommt und ich soll nichts dergleichen tun weil es verletzend sein könnte über ihre Herkunft zu sprechen? Ich mache die gegenteilige Erfahrung mit vielen Menschen und es entstehen viele neue Rituale, wir alle dürfen teilhaben an Bräuchen aus anderen Ländern und umgekehrt genau so. Wenn ich aber die letzten 2 Seiten hier durchlese habe ich das Gefühl ich habe alles falsch gemacht was man falsch machen konnte, das Gefühl hatte ich vorher nicht.mariposa_2 hat geschrieben: ↑Mo 17. Aug 2020, 12:49Ich glaube eher dass es aus Selbstschutz "nicht bemerkt" wird.Lotus hat geschrieben: ↑Mo 17. Aug 2020, 12:39 Ich habe jetzt dazu eine Frage, die mir gerade kam und wahrscheinlich Verständnis "bringt"- mich verstehen lässt.
Meint ihr (die Erfahrung mit dem Thema haben), dass manche POC oder Diskriminierte Menschen vielleicht so resilient sind, dass sie es gar nicht bemerken?
Ich nehme an, davon geht man aus... ich denke gerade laut, ich glaube, ich verstehe das Problem!
Herkunft (der Vorfahren)...dasselbe, für mich ein spannendes Thema, voller Geschichten und es ist etwas PERSÖNLICH WERTVOLLES und soll nichts bewertendes sein. Wenn man aber damit negativ verbunden wird, ist es natürlich nicht mehr toll danach gefragt zu werden
Zum Thema Herkunft: du triffst es auf den Punkt. Es ist nicht toll, ständig danach gefragt zu werden. ich frage nicht mehr, woher jemand ursprünglich kommt. Früher habe ich das ganz selbstverständlich gemacht bei allen PoC. Mir war nicht bewusst, dass das verletztend und rassistisch ist.
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Re: Rassismus im Keim ersticken
@ Drag-Ulj
Wir leben in einer Gemeinde mit einem eher tiefen Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund. Klar gibt es in jeder Klasse einige, aber es ist doch tief, gesamtschweizerisch betrachtet. Mein Freundeskreis besteht auch mehrheitlich aus weissen Menschen. Und doch kennen es meine Kinder durch Orte, die wir besuchen, Menschen mit denen wir ins Gespräch kommen. Wir setzen uns im Zug gerne zu Schwarzen (das tue ich instinktiv, seit mir eine Freundin erzählt hat, dass sie sich nie setzt, weil es so verletzend ist, wenn dann neben ihr der einzige Platz ist, der leer bleibt. Immer und immer wieder). Ich denke schon, dass man beeinflussen kann, ob die Kinder Menschen anderer Hautfarbe, Herkunft, Kultur, Religion begegnen oder nicht. Insbesondere hat man aber eine Einflussmöglichkeit, wenn es um Bücher, Filme und Spielsachen geht. Ich schrieb irgendwo oben, man könne das Kinderzimmer durchaus divers gestalten.
@ Naura
Sehr treffend geschrieben. V.a. der Teil trifft den Nagel auf den Kopf:
@ Lotus / drag-Ulj
Falls ich gemeint war, kann ich mir drag-Ulj nur anschliessen: Man sieht mir den Migrationshintergrund nicht an. Mein Akzent verrät nur, dass ich aus Bern komme. Kein Mensch käme auf die Idee, dass Schweizerdeutsch nicht meine Muttersprache ist. Nur der Nachname verrät etwas anderes, was auch heute noch zu Erlebnissen führt. Am absurdesten, wenn neue Klient*innen anrufen und dann das Sekretariat fragen, ob ich deutsch kann.
Ähm ja, wie soll ich meine Arbeit sonst machen?
Aber in der Schule kennt man ja einander gut und weiss Bescheid. Es gab sehr wenige Ausländer*innen. Und Erlebnisse waren vielleicht nicht täglich, aber doch wöchentlich immer wieder spürbar. Und ich wuchs in der Agglomeration von Bern auf und gar nicht ländlich. Und weil Du, Lotus, gesagt hast, Du wüsstest gar nicht mehr, wer woher kam, habe ich auch kurz zurückgedacht. Und meine Erfahrung ist: Ich kann nicht zu jedem ausländischen Mitschüler mehr sagen, woher er kam. Aber ich kann Dir genau sagen, wer Ausländer war und wer nicht (Schweizerin mit Schwarzer Hautfarbe hatten wir nur eine).
Das ist ehrlich gesagt etwas, das mich extrem ärgert. Gerade als jemand mit weisser Hautfarbe, die einiges erlebt hat, stört es mich extrem, dass nun die Definition kommt: "Ja, ja, das ist alles schön und recht, was Du erlebt hast, aber das ist kein Rassismus! Du hast keine Ahnung."
Ähm nein, diejenigen die das sagen, haben normalerweise keine Ahnung und machen den gleichen Fehler, den sie anderen ankreiden. Sie sprechen über etwas, das sie nicht selber erlebt haben ohne die Betroffenen zu fragen. Für Rassismus braucht es eine Hierarchie, historisch gewachsen. Es braucht Macht einer Seite und Diskriminierung auf der anderen. Logisch können hier Schwarze nicht rassistisch gegenüber Weissen sein. Und logisch nicht Berner gegen Zürcher. Aber nur von der Hautfarbe hängt das eben auch nicht. Reflektiert doch mal die Geschichte der italienischen Einwanderung in der Schweiz und wie sie behandelt wurden. Dann die Schwarzenbach-Initiative. Das ist Rassismus in Reinkultur. Unabhängig davon, dass die meisten Italiener*innen weiss sind. Es gibt auch Rassismus von Schwarzen gegenüber Schwarzen. Und es ist trotzdem rassistisch. Hier ein sehr gutes Interview zur Schweiz:
https://www.tagblatt.ch/leben/zuercher- ... dMJbMypvcE
"In der Schweiz äussert sich der Rassismus vor allem bei der Frage, wer als «fremd» oder «ausländisch» wahrgenommen wird und hängt eng mit dem Thema Einwanderung zusammen. Eine wichtige historische Rolle spielen hier der Antisemitismus, die Ausgrenzung von Fahrenden, die Diskriminierung von ArbeiterInnen aus Süd- und Osteuropa und seit den 1980/90er Jahren von Flüchtlingen vom Balkan, aus Asien, muslimischen Ländern, Lateinamerika, Afrika. Auch in der Schweiz gibt es antischwarzen Rassismus. Die dominante schwarz/weiss-Brille des US-Rassismus verstellt jedoch tendenziell die Sicht auf die Situation bei uns und sollte daher nicht einfach übernommen werden. Familiengeschichten und Erfahrungen von Menschen lassen sich hier eben nicht einfach an der Hautpigmentierung ablesen, auch wenn diese sehr hell ist."
Wir leben in einer Gemeinde mit einem eher tiefen Anteil an Menschen mit Migrationshintergrund. Klar gibt es in jeder Klasse einige, aber es ist doch tief, gesamtschweizerisch betrachtet. Mein Freundeskreis besteht auch mehrheitlich aus weissen Menschen. Und doch kennen es meine Kinder durch Orte, die wir besuchen, Menschen mit denen wir ins Gespräch kommen. Wir setzen uns im Zug gerne zu Schwarzen (das tue ich instinktiv, seit mir eine Freundin erzählt hat, dass sie sich nie setzt, weil es so verletzend ist, wenn dann neben ihr der einzige Platz ist, der leer bleibt. Immer und immer wieder). Ich denke schon, dass man beeinflussen kann, ob die Kinder Menschen anderer Hautfarbe, Herkunft, Kultur, Religion begegnen oder nicht. Insbesondere hat man aber eine Einflussmöglichkeit, wenn es um Bücher, Filme und Spielsachen geht. Ich schrieb irgendwo oben, man könne das Kinderzimmer durchaus divers gestalten.
@ Naura
Sehr treffend geschrieben. V.a. der Teil trifft den Nagel auf den Kopf:
Das geht auch ins White Fragility an, das Mariposa angesprochen hat.naura hat geschrieben: ↑Mo 17. Aug 2020, 10:55 Dann geht es darum anzuerkennen, dass so eine lange, "intensiv falsche" Geschichte in einer Gesellschaft immer tiefe Spuren hinterlässt, die sich jedoch für viele gar nicht falsch anfühlen, weil sie gefühlt schon immer so waren... und es geht darum diese Spuren in uns selbst zu erkennen, Verantwortung dafür zu übernehmen und uns selbst immer und immer wieder zu beobachten und zu hinterfragen.
@ Lotus / drag-Ulj
Falls ich gemeint war, kann ich mir drag-Ulj nur anschliessen: Man sieht mir den Migrationshintergrund nicht an. Mein Akzent verrät nur, dass ich aus Bern komme. Kein Mensch käme auf die Idee, dass Schweizerdeutsch nicht meine Muttersprache ist. Nur der Nachname verrät etwas anderes, was auch heute noch zu Erlebnissen führt. Am absurdesten, wenn neue Klient*innen anrufen und dann das Sekretariat fragen, ob ich deutsch kann.



mariposa_2 hat geschrieben: ↑Mo 17. Aug 2020, 12:13 @Lotus von Nationalität ist hier gar nicht die Rede. Hier geht es um die Hautfarbe. Farbe und (andere) Nationalität in einem Topf zu werfen nennt sich Alltagsrassismus.
Fühl dich bitte nicht angegriffen, ich möchte es lediglich aufzeigen.
Das ist ehrlich gesagt etwas, das mich extrem ärgert. Gerade als jemand mit weisser Hautfarbe, die einiges erlebt hat, stört es mich extrem, dass nun die Definition kommt: "Ja, ja, das ist alles schön und recht, was Du erlebt hast, aber das ist kein Rassismus! Du hast keine Ahnung."

https://www.tagblatt.ch/leben/zuercher- ... dMJbMypvcE
"In der Schweiz äussert sich der Rassismus vor allem bei der Frage, wer als «fremd» oder «ausländisch» wahrgenommen wird und hängt eng mit dem Thema Einwanderung zusammen. Eine wichtige historische Rolle spielen hier der Antisemitismus, die Ausgrenzung von Fahrenden, die Diskriminierung von ArbeiterInnen aus Süd- und Osteuropa und seit den 1980/90er Jahren von Flüchtlingen vom Balkan, aus Asien, muslimischen Ländern, Lateinamerika, Afrika. Auch in der Schweiz gibt es antischwarzen Rassismus. Die dominante schwarz/weiss-Brille des US-Rassismus verstellt jedoch tendenziell die Sicht auf die Situation bei uns und sollte daher nicht einfach übernommen werden. Familiengeschichten und Erfahrungen von Menschen lassen sich hier eben nicht einfach an der Hautpigmentierung ablesen, auch wenn diese sehr hell ist."
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Re: Rassismus im Keim ersticken
@ Herkunft
Das finde ich ein gutes Thema. Ich bin auch so, dass ich gerne erzähle. ABER ich will entscheiden, ob und wann. Manchmal habe ich schlicht keine Lust und dann sage ich "Ich komme aus Bern" und dann will ich auch nicht, dass auf dem Namen herumgehackt wird. Mein Kind kam mal nach Hause und erzählte, dass es das im Kindergarten gefragt wurde und gar nicht wusste, was die Frage bedeutet. Es hat immer im gleichen Dorf gelebt.
Das ist aber für mich ein gutes Beispiel, zu dem, was ich geschrieben habe. Die eine oder andere kennt ja bestimmt Alice Hasters "Was weisse Menschen nicht über Rassismus hören wollen, aber wissen sollten", oder? Da behandelt ein Abschnitt diese Frage. Ich fand diesen sehr gut geschrieben und dachte sehr oft, sie habe jetzt genau das geschrieben, was ich kenne und erlebt hatte. Und dann endet der Abschnitt mit "Das können sich weisse Menschen nicht vorstellen." Hmm.....ich gebe offen zu, das war allgemein ein etwas schwieriger Tag, aber es fühlte sich an wie eine Ohrfeige.
Das finde ich ein gutes Thema. Ich bin auch so, dass ich gerne erzähle. ABER ich will entscheiden, ob und wann. Manchmal habe ich schlicht keine Lust und dann sage ich "Ich komme aus Bern" und dann will ich auch nicht, dass auf dem Namen herumgehackt wird. Mein Kind kam mal nach Hause und erzählte, dass es das im Kindergarten gefragt wurde und gar nicht wusste, was die Frage bedeutet. Es hat immer im gleichen Dorf gelebt.
Das ist aber für mich ein gutes Beispiel, zu dem, was ich geschrieben habe. Die eine oder andere kennt ja bestimmt Alice Hasters "Was weisse Menschen nicht über Rassismus hören wollen, aber wissen sollten", oder? Da behandelt ein Abschnitt diese Frage. Ich fand diesen sehr gut geschrieben und dachte sehr oft, sie habe jetzt genau das geschrieben, was ich kenne und erlebt hatte. Und dann endet der Abschnitt mit "Das können sich weisse Menschen nicht vorstellen." Hmm.....ich gebe offen zu, das war allgemein ein etwas schwieriger Tag, aber es fühlte sich an wie eine Ohrfeige.
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Re: Rassismus im Keim ersticken
Danci
Toller Beitrag !!! toll, toller, am tollsten!
Wieso ich dich so gut verstehe?!
Mir scheints, dass hier & auch sonst allgemein der Begriff "Rassismus" sehr sehr verschieden ausgelegt wird. Gibt es eine offizielle Begriffsklärung? Ich wäre froh darum, denn ich lese ständig mal was Anderes, wäre spannend. Danke.
Toller Beitrag !!! toll, toller, am tollsten!
Wieso ich dich so gut verstehe?!

Mir scheints, dass hier & auch sonst allgemein der Begriff "Rassismus" sehr sehr verschieden ausgelegt wird. Gibt es eine offizielle Begriffsklärung? Ich wäre froh darum, denn ich lese ständig mal was Anderes, wäre spannend. Danke.
Re: Rassismus im Keim ersticken
Rassismus ist doch nicht, jemanden mit anderer Hautfarbe zu fragen woher er ist, also zu erkennen, dass derjenige anders aussieht und eventuell auch von einem anderen Kontinenten stammt.
Rassismus fängt doch dort an, wo einem gewissen Merkmal (als zb. Hautfarbe) irgendwelche bestimmten Eigenschaften zugeordnet werden, nicht? Also zb. jemand ist faul, gefährlich, dumm, minderwertig etc. weil er dieses oder jenes Merkmal aufweist.
EDIT:
Ich mag mich an eine Aussage erinnern, als vor Jahren die Masseneinwanderungsinitiative zur Abstimmung kam. Ein Mann sagte, er würde ein JA in die urne werfen, wegen all der schwarzen (oder ausländischen?) Drogendealer die am Bahnhof herum hängen. Ich hab dann gesagt, dass sich diese Abstimmung genauso gegen mich wenden würde, woraufhin ich zu hören bekam "Nein, nein, gegen dich hab ich nichts, du bist ja eine von uns". Dabei sehe ich einfach so aus wie die Mehrheit der Leute hier
Rassismus fängt doch dort an, wo einem gewissen Merkmal (als zb. Hautfarbe) irgendwelche bestimmten Eigenschaften zugeordnet werden, nicht? Also zb. jemand ist faul, gefährlich, dumm, minderwertig etc. weil er dieses oder jenes Merkmal aufweist.
EDIT:
Ich mag mich an eine Aussage erinnern, als vor Jahren die Masseneinwanderungsinitiative zur Abstimmung kam. Ein Mann sagte, er würde ein JA in die urne werfen, wegen all der schwarzen (oder ausländischen?) Drogendealer die am Bahnhof herum hängen. Ich hab dann gesagt, dass sich diese Abstimmung genauso gegen mich wenden würde, woraufhin ich zu hören bekam "Nein, nein, gegen dich hab ich nichts, du bist ja eine von uns". Dabei sehe ich einfach so aus wie die Mehrheit der Leute hier

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Re: Rassismus im Keim ersticken
Sorry - Aber NEIN. Ihr redet hier über Herkunft, Ausbeutung der Anderen durch Schweiz, und privilegie weiss zu sein. Ihr redet nicht über Rassismus alleine. Und weil die Grenzen so schwammig sind, und eins teil der andere ist, finde ich wichtig die Diskussion nicht nur auf Hautfarbe zu reduzieren. Sonst wird eine weisse Person aus Iraq doppelt diskriminiert - erst durch Herkunft und damit verbundene Diskriminierung und zweites wenn sie weiss und durch das als privilegiert abgestempelt wird.mariposa_2 hat geschrieben: ↑Mo 17. Aug 2020, 12:43 @Ausländerin wir diskutieren hier aber über Rassismus. Da spielt die Hautfarbe nunmal eine Rolle.
Das was du jetzt machst ist Whataboutism. Wir können gerne auch über andere Diskriminierungsformen sprechen, ich finde viele andere Themen auch wichtig. Hier geht es aber nicht um Menschen in Gefängnissen in Wessrussland, sondern um unsere rassistisch geprägte Gesellschaft. Und diese gibt es nicht nur in den USA, sondern auch hierzulande.
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Re: Rassismus im Keim ersticken
@ drag-Ulj
Eine klare Definition nicht, aber ich finde, das hilft:
https://www.humanrights.ch/de/ipf/mensc ... KMQAvD_BwE
Eine klare Definition nicht, aber ich finde, das hilft:
https://www.humanrights.ch/de/ipf/mensc ... KMQAvD_BwE
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Re: Rassismus im Keim ersticken
Empfand ich und empfinde ich auch so bzw. nicht so. Und trotzdem hab ich nun mehrfach während dieser Debatte gehört, diese Menschen würden es als solches empfinden. Da weisst du auf einmal nicht mehr, was du sagen solltest... zu deinem EDIT sag ich jetzt mal nix, tausendfach schon auch erlebt *ich mag zwor kei Jugos, aber du bisch total ok* ...sonrie hat geschrieben: ↑Mo 17. Aug 2020, 13:16 Rassismus ist doch nicht, jemanden mit anderer Hautfarbe zu fragen woher er ist, also zu erkennen, dass derjenige anders aussieht und eventuell auch von einem anderen Kontinenten stammt.
Rassismus fängt doch dort an, wo einem gewissen Merkmal (als zb. Hautfarbe) irgendwelche bestimmten Eigenschaften zugeordnet werden, nicht? Also zb. jemand ist faul, gefährlich, dumm, minderwertig etc. weil er dieses oder jenes Merkmal aufweist.

Re: Rassismus im Keim ersticken
danke dirdanci hat geschrieben: ↑Mo 17. Aug 2020, 13:28 @ drag-Ulj
Eine klare Definition nicht, aber ich finde, das hilft:
https://www.humanrights.ch/de/ipf/mensc ... KMQAvD_BwE
Re: Rassismus im Keim ersticken
Ok, ich möchte die Diskussion keinesfalls auf die Hautfarbe reduzieren.. es ist nur so, dass derzeit PoC viel Aufklärungsarbeit leisten und die von mir erwähnten Themen an die Oberfläche bringen. Mir ist sehr bewusst, dass in der Schweiz das Thema Ausgrenzung und Benachteiligung jeden vermeintlichen "nicht-Schweizer" betrifft. Es geht so weit, dass ich als halbe Italienerin nicht meinen Mädchennamen zurück wollte nach der Scheidung, da ich die fühlbaren Vorteile des Schweizer Namens behalten wollte.
Die Begrifflichkeiten in der Diskussion sind mir jetzt nicht superwichtig, aber was wenn nicht Rassismus ist es denn, das uns Schweizer "nicht-Schweizer" oder Menschen mit "nichtSchweizer-Namen" anders empfinden lässt?
Und wegen der Abstufungen, ja irgendwie gibt es die wohl, es ist zwar doof das mal so auszudeutschen, aber ich möchte es jetzt trotzdem mal tun... ich denke klar, Schweizer, weiss, mit Schweizer Vornamen - wird kaum je eine Ahnung davon bekommen wie es sich anfühlt. Schweizer, weiss, mit ausländischem Vornamen - auf jeden Fall.. Migrierter Mensch mit ausländischem Vornamen und ausländischem Pass - auf jeden Fall. Migrierter oder Schweizer, dem man meint durch Kopftuch, Hautfarbe oder andere äussere Merkmale ein "nicht-Schweizer-sein" zuordnen zu dürfen - auf JEDEN FALL. People of Color - ich denke sie erleben ein "andersbehandeltsein", das sich nochmals extrem abhebt von den anderen.
Die Begrifflichkeiten in der Diskussion sind mir jetzt nicht superwichtig, aber was wenn nicht Rassismus ist es denn, das uns Schweizer "nicht-Schweizer" oder Menschen mit "nichtSchweizer-Namen" anders empfinden lässt?
Und wegen der Abstufungen, ja irgendwie gibt es die wohl, es ist zwar doof das mal so auszudeutschen, aber ich möchte es jetzt trotzdem mal tun... ich denke klar, Schweizer, weiss, mit Schweizer Vornamen - wird kaum je eine Ahnung davon bekommen wie es sich anfühlt. Schweizer, weiss, mit ausländischem Vornamen - auf jeden Fall.. Migrierter Mensch mit ausländischem Vornamen und ausländischem Pass - auf jeden Fall. Migrierter oder Schweizer, dem man meint durch Kopftuch, Hautfarbe oder andere äussere Merkmale ein "nicht-Schweizer-sein" zuordnen zu dürfen - auf JEDEN FALL. People of Color - ich denke sie erleben ein "andersbehandeltsein", das sich nochmals extrem abhebt von den anderen.
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Re: Rassismus im Keim ersticken
Ich wollte es auch nicht auf die Hautfarbe reduzieren, habe mich aber darüber auf diesem Weg gemacht.
Naura, diese Abstufungen geben genau das wider, was ich in meinem Kopf hatte und keine Worte dafür fand.
Ich selber habe auch eine fremde Muttersprache und hatte lange einen Akzent, den man auf Schweizerdeutsch deutlich hörte. Jeder mit einem Akzent kann sich vorstellen dass das immer und immer wieder Thema ist. Ich habe das nicht direkt als Diskriminierung empfunden. Ich wollte einfach nicht mehr "anders" sein. Ich habe ihn mir mit 17 Jahren wegtrainiert und mittlerweile hört niemand mehr, dass Deutsch nicht meine Muttersprache ist. Nur wer mich ganz gut kennt, hört heraus, wenn ich mal einen Artikel falsch sage.
Ich stelle mir vor dass z B. ein Schwarzer Mensch seine Hautfarbe nicht "wegtrainieren" kann.
Naura, diese Abstufungen geben genau das wider, was ich in meinem Kopf hatte und keine Worte dafür fand.
Ich selber habe auch eine fremde Muttersprache und hatte lange einen Akzent, den man auf Schweizerdeutsch deutlich hörte. Jeder mit einem Akzent kann sich vorstellen dass das immer und immer wieder Thema ist. Ich habe das nicht direkt als Diskriminierung empfunden. Ich wollte einfach nicht mehr "anders" sein. Ich habe ihn mir mit 17 Jahren wegtrainiert und mittlerweile hört niemand mehr, dass Deutsch nicht meine Muttersprache ist. Nur wer mich ganz gut kennt, hört heraus, wenn ich mal einen Artikel falsch sage.
Ich stelle mir vor dass z B. ein Schwarzer Mensch seine Hautfarbe nicht "wegtrainieren" kann.
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Re: Rassismus im Keim ersticken
Wenn Du das Wort "Eigenschaft" etwas ausdehnst, dann fällt doch auch darunter, dass man bei jemandem mit anderer Hautfarbe und/oder Namen gleich darauf schliesst, dass er (oder zumindest die Eltern) eingewandert ist. Das sagt doch schon bereits aus "Du bist Schwarz und darum nicht Schweizer". Das kann durchaus rassistisch sein.sonrie hat geschrieben: ↑Mo 17. Aug 2020, 13:16 Rassismus ist doch nicht, jemanden mit anderer Hautfarbe zu fragen woher er ist, also zu erkennen, dass derjenige anders aussieht und eventuell auch von einem anderen Kontinenten stammt.
Rassismus fängt doch dort an, wo einem gewissen Merkmal (als zb. Hautfarbe) irgendwelche bestimmten Eigenschaften zugeordnet werden, nicht? Also zb. jemand ist faul, gefährlich, dumm, minderwertig etc. weil er dieses oder jenes Merkmal aufweist.
Hinzu kommt, dass man die Umstände der Einwanderung, sofern es eine gab, nicht kennt. Ich hatte eine Freundin, sie kam in Südkorea auf die Welt, wurde gleich nach der Geburt von einem schwedischen Paar adoptiert und wuchs in Uppsala auf. Wir trafen uns im Erasmus in Irland. Wenn sie jemand fragte, woher sie käme, sagte sie logischerweise Schweden. Nachfragen aufgrund ihres Aussehens führten dazu, dass sie sich genötigt sah, ihre Adoptionsgeschichte gleich offenzulegen. Also etwas doch sehr privates. Das, bevor der andere auch nur seinen Namen genannt hat....

Ganz im Allgemeinen würde ich aber sagen, dass nicht einmal die Frage an sich so entscheidend ist. Der wichtigste Aspekt ist: Was fängt man mit der Antwort an? Ohne vorgefertige Stereotypen hat die Antwort Null Informationswert.

Übrigens, wir erleben es oft, dass die Leute, weil ich ja keinen Akzent habe und einen internationalen Vornamen davon ausgehen, dass ich Schweizerin bin und mein Mann Kroate. Sie fragen uns dann schnell mal ganz am Anfang, warum wir seinen Namen gewählt hätten, das bringe doch nur Nachteile. Ich kann durchaus darüber lachen, aber spannend ist es ja schon, dass man sich vor Fremden für eine solche höchstpersönliche Entscheidung rechtfertigen soll....
Die Grosse, 2008
Der Mittlere, 2011
Die Kleine, 2015
Der Mittlere, 2011
Die Kleine, 2015
Re: Rassismus im Keim ersticken
Ich habe im Moment nicht die Ruhe, um mich vertieft mit dem Thema Rassismus zu beschäftigen. Grundsätzlich ist es aber so, dass gerade die Hautfarbe und was damit alles zusammenhängt schon länger ein Thema ist, das ich immer wieder etwas betrachte, wenn auch nicht ganz wissenschaftlich.
Ich bin in einer Familie gross geworden, die mir ein undefiniert ablehnendes Gefühl für Menschen mit dunklerer Hautfarbe vermittelt hat. Ich habe dann aktiv daran gearbeitet, ein anderes Gefühl, einen anderen Umgang mit PoC zu bekommen.
Was mir sehr auffällt, ist, dass z.B. meine Erfahrung völlig anders zu sein und auch sehr klar anders behandelt zu sein in meinem ganzen Jahr in Westafrika sich nicht verändert hat. Ich habe dort wirklich sehr viel gutes erlebt, in der Freizeit und auch bei der Arbeit. Trotzdem war ich anders, speziell. Jedes Mal wenn ich auf die Strasse ging, war ich eine von ganz wenigen und habe durch mein Da-Sein die Aufmerksamkeit auf mich gezogen. Für mich ist das auch eine Beurteilung auf der Basis von einem unveränderlichen äusseren Merkmal, das ich nicht immer einfach fand. Einfach das Anderssein, die Annahmen über mich, die klare Haltung, was jemand mit weisser Hautfarbe in diesem Land zu tun und lassen hat. Dagegen konnte ich nichts machen. Es war aber klar KEIN Machtgefälle zu meinen UNgunsten, so dass es eine deutlich andere Erfahrung ist, als es PoC machen. Dort ist meine Erfahrung vermutlich nur ein Teil ihres Erlebens von Rassismus.
Ich finde es wichtig, dass jeder SICH SELBST und allenfalls sein sehr nahes Umfeld darauf sensibilisiert, was sein Verhalten und und seine Meinung mit Rassismus zu tun hat, bzw. haben könnte. Ich denke, man muss aber auch die Offenheit haben, dass z.B. gewisse PoC sich nicht benachteiligt etc. fühlen. Gefühle sind persönlich und man darf niemandem vorschreiben, wie er sich zu fühlen hat. Ich denke es braucht ganz viel Empathie und Offenheit im Leben. Ich hoffe, dass ganz viele Menschen das auch so sehen und an so einer Haltung arbeiten.
Ich bin in einer Familie gross geworden, die mir ein undefiniert ablehnendes Gefühl für Menschen mit dunklerer Hautfarbe vermittelt hat. Ich habe dann aktiv daran gearbeitet, ein anderes Gefühl, einen anderen Umgang mit PoC zu bekommen.
Was mir sehr auffällt, ist, dass z.B. meine Erfahrung völlig anders zu sein und auch sehr klar anders behandelt zu sein in meinem ganzen Jahr in Westafrika sich nicht verändert hat. Ich habe dort wirklich sehr viel gutes erlebt, in der Freizeit und auch bei der Arbeit. Trotzdem war ich anders, speziell. Jedes Mal wenn ich auf die Strasse ging, war ich eine von ganz wenigen und habe durch mein Da-Sein die Aufmerksamkeit auf mich gezogen. Für mich ist das auch eine Beurteilung auf der Basis von einem unveränderlichen äusseren Merkmal, das ich nicht immer einfach fand. Einfach das Anderssein, die Annahmen über mich, die klare Haltung, was jemand mit weisser Hautfarbe in diesem Land zu tun und lassen hat. Dagegen konnte ich nichts machen. Es war aber klar KEIN Machtgefälle zu meinen UNgunsten, so dass es eine deutlich andere Erfahrung ist, als es PoC machen. Dort ist meine Erfahrung vermutlich nur ein Teil ihres Erlebens von Rassismus.
Ich finde es wichtig, dass jeder SICH SELBST und allenfalls sein sehr nahes Umfeld darauf sensibilisiert, was sein Verhalten und und seine Meinung mit Rassismus zu tun hat, bzw. haben könnte. Ich denke, man muss aber auch die Offenheit haben, dass z.B. gewisse PoC sich nicht benachteiligt etc. fühlen. Gefühle sind persönlich und man darf niemandem vorschreiben, wie er sich zu fühlen hat. Ich denke es braucht ganz viel Empathie und Offenheit im Leben. Ich hoffe, dass ganz viele Menschen das auch so sehen und an so einer Haltung arbeiten.
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Re: Rassismus im Keim ersticken
Und ich würde immer genötigt zu rechtfertigen dass ich nicht zum Heiraten mit meinem Mann oder um Schweizer Pass zu haben in der Schweiz eingereist bin. Bei der Einbürgerung würden wir über Monate von Kriminalpolizei überwacht, die Nachbarn wurden befragt usw. Mich fragen Leute immer woher ich komme (auch hier in diesem Forum per PN) was ich überhaupt nicht als diskriminierend sehe - die Leute zeigen Interesse, ich sehe es eher positiv. Sie merken die Aussprache und fragen danach. Würde ich auch machen. Aber auf Grund dem Akzent, nicht Äusseren Merkmalen. Mir ist Schleicherhaft warum es nicht OK sein soll.
Ich kenne halt Diskriminierung auch aus anderer Seite. Wenn ich in einem Dorf in Ostafrika bin rennen Kinder hinterher und Erwachsene zeigen mit dem Finder schau mal - "Musungu" was auf Swahili Weisse bedeutet. Stört mir nicht - ich sage oft dann auch auf Swahili das ich nicht "Musungu" heisse sondern "Vorname". In einem Slum ist dann das aber nicht so harmlos, weil dann der Risiko überfallen zu werden viel höher ist, wenn man anderes aussieht. Und Krisengebieten in Lake Tschad Region oder in Somalia, sind alle Weisse Humanitäre Hilfe Mitarbeiter targets für Entführungen und oft leider sehr hohen Risiko ausgesetzt. Hier ist Privileg der anderen ist deren Macht, nicht den Wohlstand wie hier. Der Resultat ist aber gleich - es kann mit Tod ändern. Gehört aber zu Berufsrisiko. Und dann sagt ihr - selber Schuld. Ich habe mir ja der Job ja selber ausgesucht. Ähm - nein. Ich konnte in der Schweiz nur den Job machen von den sich kein Schweizer oder EU Bürger (damals, bevor Schweizer Pass und Heirat) mit geeigneten Qualifikationen beworben hatte. Oder? Dann ist der Wahl so ziemlich begrenzt. (Ich mache mein Job trotzdem gerne
Aber eben - ich bin weiss, habe von Rassismus keine Ahnung und betreibe hier whataboutism.
Ich kenne halt Diskriminierung auch aus anderer Seite. Wenn ich in einem Dorf in Ostafrika bin rennen Kinder hinterher und Erwachsene zeigen mit dem Finder schau mal - "Musungu" was auf Swahili Weisse bedeutet. Stört mir nicht - ich sage oft dann auch auf Swahili das ich nicht "Musungu" heisse sondern "Vorname". In einem Slum ist dann das aber nicht so harmlos, weil dann der Risiko überfallen zu werden viel höher ist, wenn man anderes aussieht. Und Krisengebieten in Lake Tschad Region oder in Somalia, sind alle Weisse Humanitäre Hilfe Mitarbeiter targets für Entführungen und oft leider sehr hohen Risiko ausgesetzt. Hier ist Privileg der anderen ist deren Macht, nicht den Wohlstand wie hier. Der Resultat ist aber gleich - es kann mit Tod ändern. Gehört aber zu Berufsrisiko. Und dann sagt ihr - selber Schuld. Ich habe mir ja der Job ja selber ausgesucht. Ähm - nein. Ich konnte in der Schweiz nur den Job machen von den sich kein Schweizer oder EU Bürger (damals, bevor Schweizer Pass und Heirat) mit geeigneten Qualifikationen beworben hatte. Oder? Dann ist der Wahl so ziemlich begrenzt. (Ich mache mein Job trotzdem gerne

Aber eben - ich bin weiss, habe von Rassismus keine Ahnung und betreibe hier whataboutism.