Gymi nach der 6. Klasse (im Kanton Zürich)

Unsere grossen Kleinen und unsere kleinen Grossen. Was uns in diesem Abschnitt der Kinder begleitet, beschäftigt und interessiert.

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falabella
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Re: Gymi nach der 6. Klasse (im Kanton Zürich)

Beitrag von falabella »

angelparis hat geschrieben: Do 10. Sep 2020, 21:33
falabella hat geschrieben: Do 10. Sep 2020, 16:49 Aha, dann fährt "unsere" Schule so ein Extrazügli :lol: (findest du das schlimm?)
Der Kurs findet während der Schulzeit statt, die Hausaufgabenstunden dazu ausserhalb.
Nein, finde es nicht schlimm. Aber nach bald 20ig Jahren im städtischen Schuldienst jedesmal etwas seltsam und uneinheitlich- ohmmmm :roll:
Ok. Das glaube ich dir :lol:

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falabella
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Re: Gymi nach der 6. Klasse (im Kanton Zürich)

Beitrag von falabella »

Das ist so, mamily, aber es ging mir in den letzten Posts um etwas anderes. Speziell um Zürich und um die Problematik hier.
...Und hier ist die Quote noch so realistisch (wie jemand auch schon geschrieben hat), nicht so hoch und nicht so tief wie in gewissen anderen Kantonen. Dort sollten sie über die Bücher, finde ich.

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aryu
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Re: Gymi nach der 6. Klasse (im Kanton Zürich)

Beitrag von aryu »

@mamily
Ich sehe das nicht wirklich als Benachteiligung. Habe lieber einen gut ausgebildeten Lehrabgänger mit Jobaussicht (ok, mit Corona momentan auch etwas schwierig, aber davon mal abgesehen...) als einen arbeitslosen Masterabsolventen.

Und ausserdem, mach mal einen Schritt zurück: Im Normalfall stört es uns ja auch nicht mega fest, dass wir hier in der Schweiz gegenüber dem Rest der Welt so krass bevorteilt sind, nur aufgrund unseres Wohnorts, oder doch?

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Re: Gymi nach der 6. Klasse (im Kanton Zürich)

Beitrag von ausländerin »

aryu hat geschrieben: Do 10. Sep 2020, 21:48 @Ausländerin
Mir ist sowas von unglaublich egal, wie hoch die Gymiquote in ZH ist. Aber Berlin und Falabella haben weiter oben sehr schön beschrieben, was genau die Stärke des Schweizer Bildungssystem ist, da gehört eben auch die Berufsbildung. Ebenfalls ist die hohe Jugendarbeitslosigkeit im Ausland als mögliche Folge der hohen Maturaquote erwähnt worden. Du magst da gar nicht drauf eingehen.

LGRU
Oh, ich gehe ganz gerne drauf an. Zum Beispiel mit Überlegung wie viele Deutsche Ärzte in der Schweiz arbeiten, weil es zu wenig in der Schweiz ausgebildet werden. Die Deutschen holen dann ihre Ärzte aus Polen, die Polen aus der Ukraine, und Ukraine bildet genug für alle weil sie so reich sind und gar keine eigene Probleme haben. Hast du schon was von Braindrain gehört?
Jugendarbeitslosigkeit hat nichts mit Bildungssystem zu tun aber eine Zeichen der Witschaftgesundheit von einem Land. In Deutschland ist es bei 5.8%, in Spanien und Griechenland bei 33-40%. Oh Wunder - liegt bestimmt nur an Ausbildungssystem.
Ich finde die Möglichkeiten die Lehre in der Schweiz bittet super! Ich finde der System an sich gut. Ich hinterfrage es nicht. Ich hinterfrage nur dass der Staat durch Quoten und erschwerte Bedingungen bestimmen möchte wie viele Leute welche Ausbildung oder Studium machen, und dann bewusst auf hochausgebildeten Arbeitskräfte aus Ausland verlassen, die dann dort massenhaft fehlen. Warst du schon mal in Novartis Research Centre? An der ETH Hönngerberg? Wie viele die dort leitende Positionen haben waren in einer Schweizer Gymi und Schweizer Uni?
Es muss möglich sein für Kinder ein weg auszusuchen und der auch gehen. So wie die Tochter von Malaga. Das Kind hat gute Noten und will ins Gymi. Was soll hier noch bewiesen werden? Das Kind soll doch ins Gymi. Wenn es dann zu anstrengend wird, gibt es immer noch Möglichkeiten zu wechseln, Klasse wiederholen. Nicht alle müssen hochleister sein. Schule ist nicht für alle geeignet. Ich kenne viele die Gymi nur mit Provisorium, wiederholen usw. geschafft haben, haben aber 5.5-6.0 Uni Abschluss in technischem Bereich oder ein PhD danach gemacht. Die Schulnoten zeigen nur bedingt das Potential, Prüfungsnoten noch weniger.

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Re: Gymi nach der 6. Klasse (im Kanton Zürich)

Beitrag von ausländerin »

aryu hat geschrieben: Do 10. Sep 2020, 22:19 @mamily
Ich sehe das nicht wirklich als Benachteiligung. Habe lieber einen gut ausgebildeten Lehrabgänger mit Jobaussicht (ok, mit Corona momentan auch etwas schwierig, aber davon mal abgesehen...) als einen arbeitslosen Masterabsolventen.

Und ausserdem, mach mal einen Schritt zurück: Im Normalfall stört es uns ja auch nicht mega fest, dass wir hier in der Schweiz gegenüber dem Rest der Welt so krass bevorteilt sind, nur aufgrund unseres Wohnorts, oder doch?

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Doch, mich stört sehr dass die Kinder in der Schweiz benachteiligt sind aufgrund von ihrem Herkunft, Sozialem Status, Ansichten der Eltern und ja - Wohnort. Schweiz kann es besser.

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Re: Gymi nach der 6. Klasse (im Kanton Zürich)

Beitrag von ausländerin »

aryu hat geschrieben: Do 10. Sep 2020, 22:19 @mamily
Ich sehe das nicht wirklich als Benachteiligung. Habe lieber einen gut ausgebildeten Lehrabgänger mit Jobaussicht (ok, mit Corona momentan auch etwas schwierig, aber davon mal abgesehen...) als einen arbeitslosen Masterabsolventen.

LGRU
Aryu - in vielen Branchen ist es eine Geschichte. Warum sind dann die FHs so überrannt? Ein gut ausgebildete Lehrabgänger hat nicht mehr super Jobaussichten. Ein Chemiker oder Laborant könnte vor 20 Jahren in Chemieindustrie sich noch zu Betriebsleiter hocharbeiten. Jetzt bleibt ein Laborant ein Laborant für immer und ewig ausser er geht an der FH. Und Betriebsleiter wird aus Deutschland geholt.

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Re: Gymi nach der 6. Klasse (im Kanton Zürich)

Beitrag von falabella »

Ausländerin, Jugendarbeitslosigkeit hat sehr wohl AUCH mit dem Bildungssystem zu tun. Deutschland hat ja ein ähnliches Bildungssystem wie wir. (Aber eine zu hohe Maturitätsquote :wink: :lol:) Nur weil es noch andere Faktoren gibt (natürlich auch die wirtschaftliche Gesundheit!), musst du nicht gleich den Faktor des Bildungssystem in Abrede stellen.

Auch dass uns die Fachkräfte fehlen, liegt nicht nur daran, dass die Matura (zu) schwierig zu erreichen ist. Die Schweizer fehlen nicht nur an den Unis, sondern auch bei den Pflegefachpersonen, als Beispiel, also auch im Fachhochschulbereich, und überhaupt einfach überall.
Das liegt auch daran, dass wir zu wenige Leute haben, also zuwenige Schweizer. :lol: Wir haben zu viele Firmen, zu wenige Schweizerinnen :wink:
Aber ja, die Chancenungerechtigkeit BESTEHT! Haben wir ja geschrieben. Das Potenzial der Einwandererkinder wird zuwenig genutzt. Das ist ein grosses Problem (und natürlich nicht nur, weil ihr Potenzial nicht genutzt wird).

Und also - und überhaupt - meine ich nicht, dass alles im Bildungsbereich paletti ist. Überhaupt nicht. Aber du siehst das einseitig.

Die Matura bezeugt hier die allgemeine Hochschulreife. Das ist ein Nachteil für jemanden, der z.B. vor allem technisch gut ist, wie in deinem Beispiel. Es hat aber nicht nur Nachteile, es hat auch Vorteile. Z.B. musst du keine Prüfungen für die Unis machen mit der gymnasialen Matura, für keine Uni, im Gegensatz zu sehr vielen Ländern (mit Ausnahme der Medizin, und dort gibt es noch eine spezielle Problematik, und natürlich sollten wir mehr MedizinerInnen ausbilden hier), und das ist nun mal für uns ein hoher Wert, sowie auch die Allgemeinbildung.

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Re: Gymi nach der 6. Klasse (im Kanton Zürich)

Beitrag von ausländerin »

Falabella - ich sehe (in meinem Bereich) viele Studenten an der FH die mehr könnten und wollten, die aber durch äussere Umstände die Möglichkeiten nicht hatten. Viele haben eine Lehre gemacht in völlig anderem Bereich. Denen hatte mehr Zeit und Gymi viel geholfen. Ich finde Deutsche System nicht schlecht. Dort gehen glaube ich um 40-50% der Kinder in der Gymi ohne grosse hürden. Die können auch Lehre nach der Gymi machen wenn sie es so wollen. Ich sehe hier viele 14-jshrige die für eine Lehre entscheiden müssen, die sie dann absolvieren und nachher nie mehr in dem Bereich arbeiten. Von meinem 20 Bachelor Studenten an einer FH haben nur 2 ein Lehrabschluss im Bereich dass mit ihrem Studium was indirekt zu tun hat. Sie haben nur Zeit verloren . Aber die Eltern haben sie bei ersten Ausbildung schon unterstützt - rest müssen die selber stemmen. Unseres Corona-notfall Fund für Studenten wurde regelrecht überrennt. Die Kids sollen sich mit ihrem Studium beschäftigen und nicht mit überleben. Die Lehre kostet dem Staat viel weniger als Hochschule. Also, wird Lehre immer noch gepuscht und schmackhaft gemacht. Die Weiterbildungen nachher werden nicht mehr subventioniert und müssen für Unis kostendeckend sein. Gutes Business. Finanziell macht es so Sinn, es gibt kein Grund es zu ändern. Aber manche Kinder verpassen ihre Chancen ode zerbrechen an künstlichem Druck. Aber alles egal - die Eltern sind Schuld.

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falabella
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Re: Gymi nach der 6. Klasse (im Kanton Zürich)

Beitrag von falabella »

Den letzten Satz hättest du komplett sein lassen können.
Du hättest genau lesen können, warum und in welchen Zusammenhängen ich die Eltern kritisiert habe.

Zum Rest schreibe ich ev. am Wochenende wieder - heute und morgen kann ich leider nicht (mehr).

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stella
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Re: Gymi nach der 6. Klasse (im Kanton Zürich)

Beitrag von stella »

Ich sehe die Bildung auch nicht so romantisch. Der direkte Weg ist immer noch der einfachste. Geht man über eine Lehre und anschliessender BM und FH, HF oder Uni, ETH, so ist der Weg länger, die jungen Erwachsenen verdienen auch länger wenig bis nichts und die Kosten sind zum Teil höher. Eltern müssen die jungen Erwachsenen nur bis zur ersten vollendeten Ausbildung unterstützen. Es gibt viele, die nicht weitermachen können. (Ich gehöre da auch dazu...)
Ebenfalls werden den Umsteigewilligen oft Knüppel zwischen die Beine geworfen. Es gibt theoretische Zulassungen sur dossier (sprich: Jemand mit einer Berufslehre und 5 Jahren Praktika sowie älter als 30gi kann ohne Matura an den Hochschulen zugelassen werden), die funktionieren aber nicht. Erstens sind die Studiengänge so, dass man daneben nicht arbeiten kann. Welche 30 Jährige Person hat so viel Geld, dass er vier Jahre Vollzeit studieren kann und daneben noch eine Familie ernähren kann? Und zweitens sind sie oft so "elitär", dass viele mit dem Studium (zumindest in meinem Berufszweig) wieder aufhören.

Der direkte Weg ist immer der einfachere. Darum begreife ich Eltern, die Angst haben, ihr Kind könne den Anschluss verlieren, wenn es nicht ins Langzeitgymi oder in den normalen Gymer kommt.
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aryu
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Re: Gymi nach der 6. Klasse (im Kanton Zürich)

Beitrag von aryu »

@Stella
Naja, romantisieren will ich schon auch nicht. Ich gebe dir Recht, dass der direkte Weg der einfachste ist. Aber das Langzeitgymi ist nicht der einzige direkte Weg. Das KZG nach der 2. Sek führt zu einem gleichwertigen Abschluss, und wenn man die Prüfung da nicht besteht, kann man es nach der 3. Sek nochmals versuchen. Wenn da jemand bei der Aufnahmeprüfung ans LZG davon spricht, dass diese fürs ganze Leben entscheidend sei, dann stehe ich dazu, dass ich das für eine kolossale Fehleinschätzung halte.

@Ausländerin
Und was ist so schlimm daran dass in Kanton Zürich mehr Kinder in der Gymi kommen wenn sie dazu fähig sind? Es ist nicht Aufgabe der Staat oder Kanton zu entscheiden welche Kinder welches Bildungsweg einschlagen wollen. Wenn es in Schwyz 14% sind ist es gut so. Wenn es in Zürich 40% sind - so what?
Doch, mich stört sehr dass die Kinder in der Schweiz benachteiligt sind aufgrund von ihrem Herkunft, Sozialem Status, Ansichten der Eltern und ja - Wohnort. Schweiz kann es besser.
Ja, was denn nun? Du widersprichst dir hier ja selber...?

Ja, ich weiss, was Braindrain ist, das behandle ich momentan gerade in der Schule in Geografie, Thema Migration. Du willst also allen Ernstes behaupten, dass alle unsere potentiellen Ärzte nicht ausgebildet werden, weil sie den Sprung ins LZG nicht schaffen?! Soviel ich weiss, haben wir in der Schweiz im Medizinstudium immer noch einen Numerus Clausus. Dann liegt das Problem sicher nicht darin, dass zu wenig Kinder die Gymiprüfung nicht bestehen... Dass in der Schweiz keiner mehr Arzt werden will, liegt ja wohl eher daran, dass kein Lohn der Welt da für eine gescheite Work-Life-Balance sorgen kann. Es gibt diverse Sparten, in denen wir Leute ausbilden, um sie danach im Beruf einfach zu verbrennen. Allen voran der medizinische Bereich, und zwar nicht nur bei den Ärzten, sondern auch in der Pflege. Dasselbe gilt für Berufe im Erziehungsbereich. Da muss man ganz sicher an eine anderen Ort ansetzen als an der Gymiprüfung.

Zur Jugendarbeitslosigkeit hat Falabella ja schon geschrieben. Ich behaupte nicht, dass die Maturitätsquote als einziges verantwortlich ist dafür, aber sie ist EINER von vielen Faktoren.

Ich habe nie gesagt, nach der Lehre sei Schluss, im Gegenteil, ich sage ja genau, dass man auch mit einer Berufslehre und BM immer noch Zugang zu höheren Bildungsstätten bekommt. FHs sind eine gute Sache, und vielleicht sollte man diese eben stärken. Die Uni wird ja nicht weniger überrannt, auch da fehlt es an Personal in etlichen Fakultäten. Das Problem würde sich mit höherer Maturitätsquote nicht lösen, sondern höchstens verlagern.

Die Finanzierung der Ausbildung ist nochmals ein ganz anderes Thema. Darüber könnte man wohl seitenweise schreiben, welche Ausbildungen von wem wie stark finanziert werden sollten...

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Re: Gymi nach der 6. Klasse (im Kanton Zürich)

Beitrag von ausländerin »

falabella hat geschrieben: Do 10. Sep 2020, 23:17 Den letzten Satz hättest du komplett sein lassen können.
Du hättest genau lesen können, warum und in welchen Zusammenhängen ich die Eltern kritisiert habe.

Zum Rest schreibe ich ev. am Wochenende wieder - heute und morgen kann ich leider nicht (mehr).
Ich glaube nicht das ich was falsch verstanden habe. Du sagst dass System ist gut. Wenn die Kinder unter Druck kommen, sind die Eltern schuld. Ich sage dass System vielleicht früher gut war, aber nicht mehr zeitgemäss ist, und der Druck kommt von System. Die meisten Eltern haben nichts damit zu tun. Das System macht Gymi elitär weil es nur wenige von denen die wollen (und oft auch können) zulässt.

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aryu
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Re: Gymi nach der 6. Klasse (im Kanton Zürich)

Beitrag von aryu »

ausländerin hat geschrieben: Fr 11. Sep 2020, 08:03
falabella hat geschrieben: Do 10. Sep 2020, 23:17 Den letzten Satz hättest du komplett sein lassen können.
Du hättest genau lesen können, warum und in welchen Zusammenhängen ich die Eltern kritisiert habe.

Zum Rest schreibe ich ev. am Wochenende wieder - heute und morgen kann ich leider nicht (mehr).
Ich glaube nicht das ich was falsch verstanden habe. Du sagst dass System ist gut. Wenn die Kinder unter Druck kommen, sind die Eltern schuld. Ich sage dass System vielleicht früher gut war, aber nicht mehr zeitgemäss ist, und der Druck kommt von System. Die meisten Eltern haben nichts damit zu tun. Das System macht Gymi elitär weil es nur wenige von denen die wollen (und oft auch können) zulässt.
Nein, das sagt sie genau nicht. Falabella macht differenzierte Aussagen.

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P.S: Ich distanziere mich über's Wochenende mal von diesem Thread, ich verbringe hier zu viel Zeit :-P
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Re: Gymi nach der 6. Klasse (im Kanton Zürich)

Beitrag von ausländerin »

Aryu - ich wiederspreche mir gar nicht. Ich behaupte dass in Schwyz die 14% die ins Gymi wollen und mehr oder weniger Voraussetzungen mitbringen, dort auch kommen. Weil in Zürich, 40 % würden es wollen, nur 20% dürfen es aber. Die die nicht dürfen sind eher die die keine Unterstützung von zu Hause bekommen, weil Unterstützung kostet oder Aufwand verursacht. Wir haben so eine Elite geschafft. Es ist normal und OK dass in Schwyz, Uri oder AI Gymi ein anderes Stellenwert hat. Das ist die Entscheidung der Kinder und Eltern die dort wohnen. In Zürich ist diese Entscheidung nicht frei, durch Prüfung wie weder Fair ist, noch in irgendeine Weise Chancengleichheit unterstützt. Das ist was ich falsch finde.
Warum mehr Kinder in Zurich and LZGymi wollen ist eine andere Frage die wir hier auch diskutieren. Und hier können die Meinungen sehr variiren, und hängen bestimmt von Branche und Erfahrungen ab.
An der FH an der ich manchmal unterrichte, ist dieses das erste Jahr überhaupt dass es eine Warteliste gibt. Früher gab es immer freie Plätze und kein Kapäzitätproblem. Zwischen 20-40% Studenten kommen aus D oder F. Alle Studium Abgänger haben innerhalb eines Jahres ein Job gefunden. Es gab bis jetzt immer zu wenig Studierende, nicht zu viel. Und ja, ich denke schon dass zu wenig junge Leute die Chance haben zu studieren weil sie Matura nicht haben, es ist zu aufwändig sie zu bekommen, oder weil sie kein Geld haben für zweite Ausbildung nach der nicht passender Lehre. Und dem ganzen System nicht schaden würde die Kinder die das wollen schon früh zu unterstützen statt Steine im Weg zu legen. Und soll es zu Kapäzitätproblemen kommen - soll der Staat die Unis/FHs ausbauen in den Bereichen die wichtig sind und wo Arbeitskräfte fehlen oder überwiegend aus Ausland kommen. Man kann nicht jammern dass es zu wenig Lehrer, Gesundheitspersonal, Biochemiker usw. gibt, aber Kinder die das vielleicht wollen, schon früh aufzeigen dass sie für diese Berufe nicht gut genug sind, weil sie nicht in der Lage sind mit 12j, mehrere Stunden die Woche zusätzliches Stoff zu lernen in teueren von Eltern bezahlten Kursen. In Bern, Luzern, Basel geht es ja ohne.

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Re: Gymi nach der 6. Klasse (im Kanton Zürich)

Beitrag von ausländerin »

Pendeln kann auch Vorteile haben :-)

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Re: Gymi nach der 6. Klasse (im Kanton Zürich)

Beitrag von stella »

ausländerin
Ich finde es eben nicht okee, dass in ländlichen Kantonen die Gymiquote so tief ist. Oder anders: In Gadmen (hat jetzt glaub keine eigene Schule mehr) blieben 70 % der SuS in der Real, da sie nicht schon nach Meiringen und somit von Zuhause weggehen wollten. Wohingegen in Muri bei Bern (sehr viele Akademiker) kommen und kamen ungefähr 70% in die Sek.
Es gibt im Kanton Bern eine Studie, die besagt, dass die vorherrschenden Strukturen die Quote Sek mehr beeinflussen als die Fähigkeiten der SuS. Pech, wer z.B. in einem grossen Jahrgang geboren ist und es somit weniger Plätze pro SuS hat. Dieser Effekt wird in den ländlichen Kantonen auch spielen, was den Übertritt in den Gymer anblelangt. Neue Klassen können oft nicht schnell genug geschaffen werden, da es an den Finanzen, den Räumlichkeiten und am Personal fehlt.
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Re: Gymi nach der 6. Klasse (im Kanton Zürich)

Beitrag von ausländerin »

Stella - ich bin da die gleiche Meinung. Solche Ungleichheiten dürfen nicht vorkommen, und ich finde es nicht OK. Mein Anliegen wäre wirklich dass alle die in Gymi wollen und Potential dazu haben, auch dort kommen. Teuere vorbereitungskurse, fehlen der Gymi in der Nähe wie du schreibst, Quoten die künstlich niedrig gehalten werden, die Lehrer die gegen der übertritt sind, usw. - das alles sind Misstände, die nicht sein dürfen. Alles was ich von überall höre, ist wie toll das duale System in der Schweiz ist, und die böse (akademiker) Eltern die ihre Kinder puschen und unter Druck setzten und Hochschule überbewerten. Und das ist meiner Meinung nach nicht so. Es werden ein Paar schwierige Eltern Fälle zu Standard und "Alle sind so" gemacht, und gleichzeitig ein System hochgelobt dass viele Fehler aufweist mit schwerwiegenden Konsequenzen für manche Kinder.

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Re: Gymi nach der 6. Klasse (im Kanton Zürich)

Beitrag von ausländerin »

Ich höre dann mal auf das Thema zu monopolisieren, und schreibe nicht mehr mit - damit die Beiträge und Erfahrungen alle anderen nicht untergehen...

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Re: Gymi nach der 6. Klasse (im Kanton Zürich)

Beitrag von Petite Souris »

Zum Prüfungsfreien Übertritt:
Ich unterrichte in der Realstufe. Etliche Eltern meiner Klasse wollten, dass ihre Kinder in die Sek übertreten können.
Gründe:
die Fussballkollegen meines Sohnes sind in der Sek. Sie würden ihn ziehen und so könnte er auch bessere Leistung zeigen.
Wenn mein Kind in der Sek wäre, könnte sie bei meinem Kollegen die Lehre absolvieren.
Die Tennislehrerin meint, unser Kind sei gleich gut, wie die restlichen Kinder, die auch in die Sek gehen.
Und so weiter...

Diese Kinder waren von ihren Leistungen und der Bereitschaft her aber "nur" im Mittelfeld meiner Klassen und hatten die geforderten Noten bei weitem nicht.
Trotzdem durften zwei dann, wegen Rekurs und der Schulpflege (wir möchtem jedem Kind die Chance geben, sich zu beweisen) in die Sek übertreten.

Ja, dann könnte ich ja gleich meine Hälfte der Klasse schicken, die hätten diese Chance auch verdient!

Unser Schulsysten ist alles andere als Gerecht. Zeigen sehr viele Studien. Es gibt Jugendliche aus dem untersten Niveau, die würden ans Gymi gehören, und im Gymi gibt es Jugendliche, die gehören dort nicht hin.

Und Eltern, die den Lehrern seit Beginn der 1. Klasse in den Ohren liegen, wie gut ihr Kind sei, tragen zu diesem Umstand bei. Denn steter Tropfen hölt den Stein. Irgendwann denkt man als Lehrperson, dann gebe ich halt nach, so habe ich Ruhe. Fazit: wenn Eltern sich einmischen -> eher höhere Stufe. Wenn die Eltern auf die Einschätzung der Lehrperson vertrauen -> eher tiefere Stufe, ausser das Kind hebt sich wirklich ab. Ist es dann aber noch ein wenig rebellisch -> tiefe Stufe.
Da sehe ich also schon auch die Eltern mit ihrer Erwartungshaltung als Ursache des Problems. Gibt natürlich noch viele weitere.

Wieso hat der Thurgau (ich bin dort in die Schule) eine tiefere Quote? Erstens gibt es das in meinen Augen unnötige Langzeitgymi nicht. Zweitens ist die Berufslehre noch ein erstrebenswertes Ziel.
Ich habe viele Kollegen/Koleginnen aus meiner Schulzeit, die locker an die Kanti hätten gehen können. Zum Teil die Prüfung auch bestanden haben. Sie machten aber eine Berufslehre, und haben jetzt ein eigenes Geschäft. Da sie gleich nach der Schule mit Arbeiten begonnen haben, haben sie bis jetzt sicher mehr verdient, als ich, und das hole ich auch nicht mehr auf.
Und das schöne am Ganzen, der Druck auf die Jugendlichen ist extrem viel schwächer, als in Zürich.

Und ja, dieser Druck, bereits so früh, finde ich sehr problematisch. Und da tun mir unsere Schüler und Schülerinnen leid, wenn ich spüre, dass die Eltern mehr von ihren Kindern erwarten, als diese leisten können.

Deshalb würde ich es begrüssen, wenn von Seiten der Gesellschaft die Erwartungshaltung zurückgeschraubt werden würde.

Und noch zu den schönen Maturaquoten in Deutschland:
Die Fachausbildung absolvierten wir an der Uni Konstanz. Da ist es üblich, dass im Studiengang Biologie in ersten Jahr 50% ausgesiebt wird.
Ein bestandenes Abitur hat grundsätzlich keinen grossen Wert, wenn die Noten nicht überragend sind. Dann lieber ein Maturaabschluss, der egal mit welcher Note, ein guter Abschluss ist. Dies wurde mir so von meinen deutschen Mitstudenten bestätigt.

Wurde leider etwas lange, ich hoffe, es ist verständlich. Und ganz wichtig, es ist kein Angriff an die hier schreibenden Eltern. Ich wohne nun leider auch im Kanton Zürich, und die Situation hier gefällt mir überhaupt nicht. Für meine Kleine fönd ich es schöner, wir würden im TG wohnen. Ich hoffe einfach, dass ich, wenn es um die ganze Übertrittsache geht, genügend "cool" bleiben kann, und sie hoffentlich auch...

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Re: Gymi nach der 6. Klasse (im Kanton Zürich)

Beitrag von Petite Souris »

ausländerin hat geschrieben: Fr 11. Sep 2020, 08:41 Aryu - ich wiederspreche mir gar nicht. Ich behaupte dass in Schwyz die 14% die ins Gymi wollen und mehr oder weniger Voraussetzungen mitbringen, dort auch kommen. Weil in Zürich, 40 % würden es wollen, nur 20% dürfen es aber. Die die nicht dürfen sind eher die die keine Unterstützung von zu Hause bekommen, weil Unterstützung kostet oder Aufwand verursacht. Wir haben so eine Elite geschafft. Es ist normal und OK dass in Schwyz, Uri oder AI Gymi ein anderes Stellenwert hat. Das ist die Entscheidung der Kinder und Eltern die dort wohnen. In Zürich ist diese Entscheidung nicht frei, durch Prüfung wie weder Fair ist, noch in irgendeine Weise Chancengleichheit unterstützt. Das ist was ich falsch finde.
Warum mehr Kinder in Zurich and LZGymi wollen ist eine andere Frage die wir hier auch diskutieren. Und hier können die Meinungen sehr variiren, und hängen bestimmt von Branche und Erfahrungen ab.
An der FH an der ich manchmal unterrichte, ist dieses das erste Jahr überhaupt dass es eine Warteliste gibt. Früher gab es immer freie Plätze und kein Kapäzitätproblem. Zwischen 20-40% Studenten kommen aus D oder F. Alle Studium Abgänger haben innerhalb eines Jahres ein Job gefunden. Es gab bis jetzt immer zu wenig Studierende, nicht zu viel. Und ja, ich denke schon dass zu wenig junge Leute die Chance haben zu studieren weil sie Matura nicht haben, es ist zu aufwändig sie zu bekommen, oder weil sie kein Geld haben für zweite Ausbildung nach der nicht passender Lehre. Und dem ganzen System nicht schaden würde die Kinder die das wollen schon früh zu unterstützen statt Steine im Weg zu legen. Und soll es zu Kapäzitätproblemen kommen - soll der Staat die Unis/FHs ausbauen in den Bereichen die wichtig sind und wo Arbeitskräfte fehlen oder überwiegend aus Ausland kommen. Man kann nicht jammern dass es zu wenig Lehrer, Gesundheitspersonal, Biochemiker usw. gibt, aber Kinder die das vielleicht wollen, schon früh aufzeigen dass sie für diese Berufe nicht gut genug sind, weil sie nicht in der Lage sind mit 12j, mehrere Stunden die Woche zusätzliches Stoff zu lernen in teueren von Eltern bezahlten Kursen. In Bern, Luzern, Basel geht es ja ohne.
Da stimme ich dir zu. Es ist nicht ok, vor allem, dass viele, welche es könnten, nicht schaffen.

Egal was die Gründe für diese festgefahrene Situation ist, es sollte sich etwas ändern.

Eventuell wäre eine Mischung aus:
- sich fürs Gymi bewerben mit Portfolio, Zeugnissen und mündlichem Bewerbungsgespräch und
- kleiner schriftlicher Prüfung
ein sinnvollerer Weg

Aber es wird leider dauern, bis sich was ändert.

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