Dr. Karg Gedichte / Teil 2

Moderator: Phönix

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Hans Hartmut Karg
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Keine Tänze um Goldene Kälber!

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Keine Tänze um Goldene Kälber!

Pandemiezeiten sind Verschwörungszeiten
Mit wuchernden Theorien und Schuldzuweisung.
Man kann ja so leicht Feindebilder verbreiten
Und verführt Zeitgenossen zu hausbackener Preisung.

Jetzt kriechen wieder viele Gesundbeter hervor,
Die sich lange versteckt in den Köchern,
Suchen sich Kumpane und übertönen im Chor,
Wodurch sie mit Ängsten die Seelen löchern.

Denn sie umtanzen lautstark so lange ihr Gold,
Bis ihre Verführungen erreichen Menschenkinder,
Die hörig und dem Aberglauben nicht abhold
Vertrauen, weil sie nicht sehen die Schinder.

Keine Tänze bitte! Die Vernunft bleibe wach!
Sie erziehe sich sehr zu kritischem Denken
Und bilde in Zukunft ein sicheres Dach,
Womit wir Zutrauen uns schenken!


©Hans Hartmut Karg
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Hans Hartmut Karg
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Ach, wie gefährdet sind wir doch!

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Ach, wie gefährdet sind wir doch!

Die Welt seh' ich mit anderen Augen,
Wenn sie bedroht darniederliegt,
Viren ihr Leben wild wegsaugen,
Der Tod um jede Ecke biegt.

Das ist der Liebe schwerste Zeit,
Weil Nähefreuden eingeschränkt
Und überall nur Tod und Leid,
Weil nichts auf Rettung hin uns lenkt.

Ach, wie gefährdet sind wir doch,
Wie ungeahnt bricht Krankheit ein!
Wir tragen jetzt ein schweres Joch –
Und wollen doch nicht Sklave sein!

Wie aber bleibt man damit Herr,
Wenn weiterhin die Zahlen steigen,
Wir fürderhin ohne Gewähr
Fliehen nur dem Todesreigen?

Wir dürfen uns nicht angewöhnen
Auf Pandemien auszuruhen,
Uns gar mit Viren auszusöhnen
Und ignorieren Todestruhen.

Die Angstzeit, sie bleibt uns nur ewig,
Wenn wir uns nicht dagegen wehren.
Kein Sensenmann wird dadurch ledig,
Dass wir ihn auch noch hoch verehren.

Mensch, zähme Deine bösen Drachen,
Treib' sie zurück in ihre Schranken!
Dann kannst Du wieder freier lachen –
Die Nachkommen werden's Dir danken.


©Hans Hartmut Karg
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Hans Hartmut Karg
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Den Pflegenden Kräften

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Den Pflegenden Kräften

Hymnisches Klatschen den Pflegenden Kräften,
Die mit höchsten Idealen die Alten betreuen,
Sich schützend an die Fersen Dementer heften
Und sich nicht vor niedrigen Arbeiten scheuen!

Ihnen gebührt unsere ganze Hochachtung,
Denn was sie leisten ist exorbitant.
Das alles gilt bei näherer Betrachtung
Für ganz Europa – auch für unser Land!

Wollen wir gute Pflegekräfte halten,
Müssen wir ihnen Anerkennung vermitteln,
Dürfen nicht nur Pflegelücken verwalten
Und sie nicht ständig für Missglücktes bekritteln.

Die höhere Bezahlung muss deshalb sein
Und auch die Wertschätzung in der Gesellschaft,
Denn gute Pflege ist auch Dein und mein,
Wenn das Alter uns Gebrechlichkeit schafft.


©Hans Hartmut Karg
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Lebenshoffnungen

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Lebenshoffnungen

Gratulation!
Mit lachendem
Tonfall am Telefon
sagt die Tante mir:
EINUNDNEUNZIG!

Wandle
und handle,
dass meinerTante
Gutsein in mir erblühe,
weil sie's vorlebe!

Linde,
ach winde
Deinen Stamm,
dass er irgendwann
zum Himmel strebe!

Wende,
blende ja
Störungen aus,
damit uns weiterhin
Sommertage beleben!

Trage weiter,
gerne heiter
Deine Brille
mit guten Erinnerungen
als des seligen Alters Streben!


©Hans Hartmut Karg
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Hans Hartmut Karg
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Häuser stehen

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Häuser stehen

Häuser stehen, wo Du sie hinbaust:
Von hoch oben sieht man weit ins Land,
Während Du hinab zu Miniaturen schaust.
Da liegt Dir zu Füßen das einmalige Band!

Doch denke auch an die Abbruchkante,
Die Berge sind nicht mehr so stabil,
Weil der Frost sich von ihnen abwandte:
Schon im Herbst ist es jetzt immer schwül.

Häuser stehen und geben Dir Wohnung,
Von der Höhe kommen Rehe herab,
Vermitteln viel Freude und Schonung
Deiner Seele, wo immer es Frieden gab.

Ein Haus, so schön wie ein Schloss
Gibt Deinem Alter in Ruhe die Ehre,
Nimmt Dich auf in seinen lieblichen Schoß,
Damit sich Dein Gemüt leichter entschwere.


©Hans Hartmut Karg
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Steuerverwaltungswahnsinn

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Steuerverwaltungswahnsinn

Auch bei uns haben viele Menschen Angst,
Wenn die Steuererklärung sie ausfüllen müssen,
Weil Du, Staat, zu viel Verwaltung verlangst
Und Steuerbürger dafür büßen müssen!

Wenn man heute im Modul eine Zahl verbessert,
Muss man mitunter bis zu sechs(!) Anlagen ändern.
Da ist im neuen Programm kaum etwas gebessert –
Das gelingt längst in anderen europäischen Ländern.

Es müsste doch gelingen, dass Anlagen vernetzt
Und automatisch sich aufrechnend ergeben,
Nicht, dass man hinterher das Strafmesser wetzt,
Bürgerlich anwachsen Unwille und viele Beschwerden.

Steuererhebung darf keine Geheimwissenschaft sein,
Kompliziert, um Bürger zum Fliehen zu treiben!
Sie hat einfach, dienstbar und verständlich zu sein,
Damit Menschen auch ehrlich im Lande bleiben!

Bürger müssen deshalb Entlastung erfahren,
Um dauerhaft ihren Lauf zu entspannen.
Da darf man nicht an Entwicklungen sparen,
Nicht immer nur deuten auf deren Pannen...!


©Hans Hartmut Karg
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Papierschicksal

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Papierschicksal
(Satire)

Es gibt vielleicht der Götter letzte Häme,
Dass Klopapier und Nachschub jetzt ausgehe,
Damit der Mensch sich wieder einmal schäme,
Wenn er nur auf die Pflicht des Schicksals sehe.

Plumpsklo hieß früher manches kleine Häuschen,
Wo allen alte Zeitungen schon reichten,
Man lange saß zu einem stillen Päuschen,
Es etwas strenger roch und Winde streichten.

Dort war man frei und für sich ganz allein,
Niemand konnte einen da verfolgen.
Man musste erst im Wohnhaus wieder sein,
Um Hygieneregeln zu befolgen.

Darüber können Menschen gar nicht lachen,
Wenn im WC die Rollen sind verspätet,
Hochrot der Sitzende gleicht einem Drachen,
Im Mangel laut und herzzerreißend betet.

Wir sind's gewohnt, dass alles immer da,
Uns ja nichts kommt dort in die Quere,
Weil die Erwartung den Erfolg schon sah,
Als noch der Darm bereitet' Erdenschwere.

Mensch, Götter haben's auch nicht leicht,
Ihr Wesen kennt ja weder Druck noch Blase,
Doch wo diese Dich haben erreicht,
Hilft Dir kein Flehen, keine Blumenvase...


©Hans Hartmut Karg
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Wegwerfzeiten

Beitrag von Hans Hartmut Karg »

Wegwerfzeiten


Das Paar saß lange, unterhielt sich gut bei Tisch,
Es ging da auch um Lebenswürdigkeiten und um Duldung.
Würdevoll hereingetragen kam schließlich der Schwertfisch –
Sie redeten konsensfähig und ohne jede Schuldung.

Nachhaltigkeit, Bewahrung waren die Begriffe,
Mit denen sie sich theoretisch auseinandersetzten,
Auch dass auf unseren Weltmeeren die übergroßen Schiffe
Schwerölschleudernd dem Globus den Schlag versetzten.

So wunderlich waren sie mit dem Bus hierher gereist,
Womit dem Land sie so viel Kohlendioxid ersparten,
Weil man als Fahrgast doch auch große Schöpfung preist,
Der Menschheit für die Zukunft gibt die guten Karten.

Doch dann erst kam der Schock: Mitgäste da am Tisch,
Die aßen wenig von dem wunderbaren Mahl,
Ließen stehen diesen einmalig gebratenen Fisch –
Verließen für den Cappuccino diesen Speisesaal.

Schizophren ist offenbar die Menschenwelt geraten,
Dass sie umweltschützend sich zwar theoretisch unterhält,
Doch es bleibt ganz offensichtlich bei Schandtaten,
Weiterhin ist sie auf Egoismen, Nonchalance fest eingestellt.

Können da die Weltmeere nachhaltig denn gesunden,
Wenn wir Menschen nicht mit dem Verzicht beginnen,
Endlich schließen wieder diese schweren Wunden,
Weil aufs Hierbleiben wir uns dann doch besinnen?


©Hans Hartmut Karg
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Was ist Dir wichtig?

Beitrag von Hans Hartmut Karg »

Was ist Dir wichtig?

Wer physiologische Funktionen
Nicht mehr auf die Reihe kriegt,
Hat wünschbar doch die Intentionen,
Mit denen er manchmal im Kriege liegt.

Glaub' mir, o Freund, die Welt ist auch die meine,
Noch ist Dein Nachtwerk nicht mein Tagwerk!
Das grelle Licht mag so im Kerzenscheine
Zwar überleben, doch schattet es den Zwerg!

Sei auf der Hut und bleibe stets selbstsichtig,
Überberater sind längst ausgesandt!
Mit ihren Fangschnüren ist es ihnen wichtig,
Dass angekettet Du bleibst an der starren Wand.

Geist und Gemüt sind schon Dein Freiraumpfund,
Mit denen Du schon immer wuchern kannst.
Ist auch Dein Körper alt, vor Endes Stund´,
Stütze ihn, weil damit zur Freiheit Du gelangst!


©Hans Hartmut Karg
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Quellende Horizonte

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Quellende Horizonte

Wenn der Himmel langsam abläuft
und der bläuende Tag sich zeigt,
gar zur Unendlichkeit aufsteigt,
erweitern sich unsere Horizonte,
quellen auf in der Ferne
und geben den Blick frei
in ersehnte Ziele.

Ach, wie engt doch die Zeit ein,
wenn nichts mehr wirklich geht,
verhaftet und eingesperrt
sich Stunden und Tage
im Standblick räkeln,
nicht zu quellen scheinen
und das Haus nur Zuflucht bedeutet?


©Hans Hartmut Karg
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Traumwelten

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Traumwelten

Die Träume hängen sich in meinen Schlaf,
Wehen wie Girlanden von Nachtschattengewächsen.
Weil es mich nächtens so überraschend traf,
Umschwirren mich Geister und tanzende Hexen.

Nachmahre treiben die Angstsinne an,
Aus ungeahnten Tiefen steigen sie hinauf.
Weil im Schlafe ich leider nicht anders kann,
Muss ich sehen, wie ihre Welt geht auf.

Ist der Spuk morgens dem Gemüt entflogen,
Führt der junge Tag mich errettet weiter,
Die Nachtmahre haben sich ins Dunkel verzogen
Und meine Seele wird wieder heller und heiter.

Vor Tagen hatte ich einen ganz anderen Traum,
Da saß mein Dichterfreund in Arqua Petrarca,
Gab seinen Versen um Laura viel Raum –
Ja, es war mein Francesco Petrarca!

Lorbeerbekränzt ging er zum Schreibpult,
William Shakespeare schaute ihm zu,
Hatte mit den Worten sehr viel Geduld –
Die Laura ließen sie nicht mehr in Ruh.

So kam der Brite zu seinen Sonetten,
Während er las und immer nur weiter las,
Wo alle Menschen weltweit Verse hätten,
Mit denen Minne stiege und schwände der Hass.

Und mir als dem Spieler der Violine
Eröffneten Leser und Schreiber die Güte.
Im Hintergrund hörte ich die Mandoline
Mit Vivaldis Flirren zur Lagunenblüte.

So unterscheiden sich die Welten oft im Traum,
Jede Nacht gebiert mir neue Weltheiten.
Einfluss habe ich darauf ja kaum,
Kann mir nur am Abend das Bett zubereiten...


©Hans Hartmut Karg
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Weltmädchentag

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Weltmädchentag

Wie kann die Welt den Tag begehen,
Wenn sie nur männlich kommt daher,
Nicht mehr will ihre Nöte sehen,
Wo Mädchen haben's reichlich schwer?

Wie kann man Mädchen fair begegnen,
Wenn man nur ans Machtspiel gebunden,
Um ihren Selbststand nicht zu segnen,
Weil Egomanie man kaum verwunden?

Mädchen sind doch Wundergeschöpfe,
Ohne sie wäre die Welt viel ärmer.
So führen ihr Lachen und ihre Schöpfe
Dazu, dass es bei uns wird wärmer...

Vorgestern sah ich Frauen spielen,
Im fernen Paris, hört' das Flötenstück,
Mit dem Mozart ließ uns leicht erfühlen,
Wie wunderbar doch ein Mädchenblick!

Wie habe ich mich so sehr gefreut,
Wenn Mädchen mir ihr Lächeln schenkten,
Deshalb ihre Nähe niemals bereut –
Selbst wenn sich Spötter um mich drängten...


©Hans Hartmut Karg
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Nähmen wir uns nicht so wichtig

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Nähmen wir uns nicht so wichtig

Nähmen wir uns nicht so wichtig,
ja, mich herzlich eingeschlossen,
manches wäre Null und Nichtig,
unsere Welt wenig verdrossen;
die Mitwelt brächte Blumen her,
müsst' nicht in Tagessümpfen landen,
hätte der Freuden endlich mehr –
und Ängste würden so versanden...

Wären wir doch alle toleranter,
müssten uns nicht immer spiegeln,
leben lassen, wer bekannter,
uns nicht so gekränkt einigeln,
gäbe es mehr Freundgelage,
mit denen Tage sich bekränzen,
wir nicht schielen auf die Frage,
ob wir unsere Welt entglänzen.

Smartphones helfen uns dabei,
Distanzen stets zu überwinden,
flieh'n dem lauten Weltgeschrei,
weil wir von Vertrauen künden,
Masken tragen, wie noch nie,
uns dann Lebenssegen winkt,
der Hoffnung uns Flügel verlieh,
womit auch die Verzweiflung sinkt.


©Hans Hartmut Karg
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Frauenmacht

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Frauenmacht
(Satire)

Ja, wie beglückt man einen Mann,
Der alt, nicht mehr gut pinkeln kann
Und dem – man glaubt es mental kaum –
Der Wille steigt doch hoch im Raum?

Nun, er braucht eine junge Frau,
Die ideal, mit Körperbau
Ihm eine gute Liebe sei,
Dann glaubt er wieder, er sei frei.

Sie hängt an keinen andern Nagel
Das Kreuz des Südens mit dem Nabel,
Als an den Mann von freiem Willen –
Da kann er träumen, Lüste stillen.

Wenn fröhlich sinnt die bessere Hälfte,
Teil wird der alten Weltenhälfte,
Kann sie sich Freiheiten einrichten,
Muss fürderhin auf nichts verzichten.

Ja, sie kennt doch des Alten Heil
Und geht gern mit ins Altenteil,
Denn sie weiß, dass der gute Mann
Nur wenn sie will – auch wirklich kann...


©Hans Hartmut Karg
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Das letzte Wort

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Das letzte Wort

Das letzte Wort
haben nicht Lärm und Egomanen,
selbst wenn sie sich
auf Erden ihre Herrschaft bahnen,
denn alles,
was am End' uns allen bleibt,
ist Ewigkeit,
nachdem die Seele sich entleibt.


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Sechs Weisheiten

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Sechs Weisheiten

Weisheit 1:

Die Welt wird bunt,
Wenn wir sie bunt gestalten.
Bleibt sie noch rund,
Wenn wir sie nicht erhalten?

Weisheit 2:

Der erhobene Zeigefinger
Verbessert kaum die liebe Welt
Und der Glückwunschüberbringer
Vermehrt nicht unser Gut und Geld.

Doch mit vielem, gutem Segen
Verneige ich mich doch vor Dir,
Kommt Freude in mein altes Leben
Und Feierglanz verschönt das Hier.

Weisheit 3:

Wären alle Sterne nur Berge
Und alle Bäume nur Zwerge,
Könnten zum Meer wir nicht reisen,
Kein Wasser uns Wege weisen.

Weisheit 4:

Kann jemand nichts und macht doch alles,
Weil er verhandelt – gern und viel,
So wird dadurch im Fall des Falles
Entscheidungslosigkeit das Ziel.

Weisheit 5:

Was wären unsere Lobgesänge,
Hätten wir nicht ein liebes Herz,
Gäbe uns das nicht Stand und Strenge,
Dann wär' alles nur Spiel und Schmerz.

Weisheit 6:

Jammere nicht im Regenschauer,
Denn nur der wird Freude finden,
Der als Herr nicht ständig sauer
Sucht nach unseres Herrgotts Sünden.


©Hans Hartmut Karg
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Liebe sei

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Liebe sei

Davonlaufen wollte sie schon lange,
Ihr Verhältnis hatte sich abgekühlt.
Manchmal ist Liebe jene Schlange,
Die sich nicht mehr beheimatet fühlt.

Das Leben zog sich immer zäher hin,
Sie fühlten sich ganz weit auseinander
Und sahen in der Nähe keinen Sinn –
Er war nur noch ein verlorener Ganter.

Da kam seine Frau auf die Idee
Mit ihm eine weite Reise zu buchen.
Den Kindern bei Oma sagten sie Adieu,
Noch einmal galt ihr das Versuchen.

Und als sie allein im Hotelbett waren
Und sie ihn milde zu streicheln begann,
Da bemerkte er, wie früher Engelsscharen
Umfolgen ihn, dass er wieder lieben kann.

Und er sah plötzlich ihre zarte Haut,
Wie schön sie im Lampenscheine lag,
Erinnerte sich, als sie seine Braut,
An die Hochzeit als einen göttlichen Tag.

So kamen sie nächtens wieder zusammen
Und merkten, wie sie sich beide brauchten,
Denn Trubel lässt die Liebe erlahmen,
Weil dadurch nur die Nerven rauchten.

Sie sprachen sich miteinander ab
Mal wieder ein Wochenende zu buchen,
Damit ihre Liebelei gut käme auf Trab,
Wenn sie dort ihre Zweisamkeit suchen.

Die allerstärkste Synergie
Bleibt uns doch die Zweisamkeit.
Wer dies im Hier auf Erden schafft,
Der überwindet alles Bindungsleid.


©Hans Hartmut Karg
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Dunklere Tage

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Dunklere Tage

Dunklere Tage werden jetzt länger,
Menschen ziehen sich langsam zurück:
Geschlossene Fenster stignalisieren strenger,
Dass viele suchen im Haus ihr Glück.

Dann rauchen wieder die vielen Kamine,
Damit inhäusig endlich Wärme aufsteigt
Und aushäusig offen die leere Bühne
Mit Buntlaub hin zur Winternacht zeigt.

Der Herbst ist heuer feucht und kalt,
Städter wandern auf einsamen Wegen,
Wo atemfrei sie lockt der tiefere Wald
Und Pilze bringen den Segen.


©Hans Hartmut Karg
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Unter der Trauerweide

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Unter der Trauerweide

Wenn sich unter der Trauerweide
Im Herbst die Liebenden treffen,
Erlösen sie sich vom Herzeleide,
Wo fern die vielen Hunde kläffen,
Sehr nah bei der alten Mühle,
Wenn Jugend lebt ihre Gefühle.

Da finden sich ein die Liebenden,
Weil anderswo das ihnen nicht möglich,
Sie das Glück tragen in ihren Händen,
Das lange Warten stets unerträglich,
Sie hier in Kurzzeit auskosten müssen,
Was jetzt beglückt ein endloses Küssen.

Als das Herzen und Küssen langsam endet,
Steht längst hoch der Sonnenwagen,
Der jetzt zu viel Licht und Wärme spendet,
Dem Pärchen dennoch ein Wohlbehagen,
Ihm zeigt, wie selig ihr Paradies,
Das man immer widerwillig verließ.

Wie wunderbar ist doch die erste Liebe,
Mit der die Welt sich zur Sonne erhebt,
Sich zärtlich einlebt in heilige Triebe,
Weil ungestüm doch der Busen bebt.
Später bleibt das alles im Geiste wach
Und verstohlen sagt die Erinnerung „Ach!“


©Hans Hartmut Karg
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Vegetariers Gunst

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Vegetariers Gunst

Wenn im frühen Morgengrauen
Käufer nach der Leber schauen,
Nach Schnitzel und nach Tafelspitz,
Fürs Gemüt die Küche schwitz',
Ist noch lang nicht aufgeschnappt,
Ob Feines man daraus auch macht.

Was man nicht kauft, wird weggeschmissen,
Totes wird keiner vermissen –
Und bis man sich das Neue borgt,
Hat man das Alte längst entsorgt:
Container werden rasch entleert,
Das Haus geräumt, der Hof gekehrt.

Sind alle Herde hochgeschaltet,
Damit ja nichts im Raum erkaltet,
Braucht der Gourmet sehr viel Geduld,
Lebt aus Genuss in bester Huld,
Muss sich da erst ins Fleisch einfühlen,
Sehen, ob alles noch im Kühlen.

Der Vegetarier hat's schon leicht,
Der so gern jeder Herde weicht:
Er geht zum Garten, in den Wald,
Die Küche bleibt ihm sauber, kalt,
Holt sich Obst, Beeren und Gemüse,
Kauft sich manchmal sogar das Süße.

So spart er sehr viel Energie,
Die Schöpfung ihm ja Gnade lieh.
Das kalte Mahl ist rasch verzehrt,
Weil dieses Leben er verehrt.
So weiß er: Alles nur geliehen!
Darum kreist schließlich sein Bemühen...

Wird er die Erde einst verlassen,
Kann er sich stolz ans Herze fassen:
Nichts durft' bei ihm getötet werden,
Was friedlich war in Schwärmen, Herden
Und was wie er auch Augen hatt', so gerne lebte,
Mit ihm nach dem Leben strebte...


©Hans Hartmut Karg
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