Dr. Karg Gedichte / Teil 2

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Hans Hartmut Karg
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Dezemberwelt

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Dezemberwelt

Schon glaubte ich ganz schneeversessen,
Dass auch dies Jahr in Wendezeiten
Ohne Skischritt wird ausgemessen
Und grau bleiben des Landes Weiten.

Nun weckte uns ganz früh am Morgen
Des Schneepflugs lautes Weggeschiebe,
Bescherte uns den Wintermorgen
Und mit ihm weiße, helle Liebe.

Ja, das ist schon ein Tag im Glück,
Wenn Kinder mit den Schlitten fahren
Mit Augen voller Glanz im Blick,
Sich gerne um den Schneemann scharen.

Wie haben wir ihn doch ersehnt,
Erinnerlich der Kindertage,
Als man sich an ihn hingelehnt
Und Klimawandel keine Frage!


©Hans Hartmut Karg
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Hans Hartmut Karg
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Empirie, Metaphysik, Transzendenz

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Empirie, Metaphysik, Transzendenz

Die weite Welt der Philosophie
Kann uns auch fürderhin begleiten,
Wenn wir sie als Ergänzung sehen,
Fundamentalismen nicht verbreiten.

Die Menschheit kennt doch jene Zeiten,
Um Geistreiche sich anzueignen,
Mit Widersprüchen auch zu streiten,
Denn Freiheit ist dem Geist ja eigen.

Sehr früh im alten Griechentum
Forderte man die Herrschaft ein
Des Philosophen, der nicht stumm
Der beste König sollte sein.

Das hat man auch mit Marx probiert,
Der Kommunismus ward weltmächtig,
Doch Umsetzung ward sabotiert,
Was an Ideen gut und prächtig.

Humaner sollen Zeiten werden,
Man setzt heut' mehr auf Empirie,
Nimmt ernster menschliche Beschwerden,
Bleibt kontrolliert – ohne Magie.

Wo nur Erfahrung dominiert,
Statistisch gut gesichert wird,
Bleibt alles doch menschengeführt
Und der ist nicht sein bester Hirt...

Ist klares Wissen endlich da,
Um Horizonte abzustützen,
Wir neuen Wahrheiten ganz nah,
Könnte der Politik das nützen?

Als Sklave der Entscheidungswelt
Bleibt unser Geist oft falsch belichtet,
Wenn Ideologie den Takt anstellt
Und die Vernunft wird abgerichtet.

Metaphysik will ja ergründen,
Was hinter unseren Sinnen liegt
Und unabhängig von den Sünden
Letztgründe aufspür'n, die es gibt,

Auch Seinszusammenhänge finden,
denen der Zeitgeist so abhold,
Dass gar Gewissheiten verschwinden,
Wenn Machtgelüste steh'n im Sold.

So wird die Hinterwand gefährlich,
Wenn sie nur Winkeleien trägt,
Scheintolerant, nicht wirklich ehrlich
Den Sinn zur Überwindung prägt.

Die Transzendenz will gar verlassen,
Was unter ihr so erdnah schwebt,
Will in die Seinstiefe gern fassen,
Wo Zahlenwelt uns widerstrebt.

Wird immer empiriegestützt
Die Welt entschleiert und begriffen,
Schlägt sie zurück, oft überhitzt,
Wenn Traggeistiges abgeschliffen.

Die Sehnsucht holt das Wissen ein,
Das hinter allem Warenwert
Mehr als Konsumlast kann dann sein,
Weil Sinn mit Geist doch sehr begehrt.

Kann Kommunikation noch handeln,
Wenn Lebensgrundlagen gefährdet,
Verhältnisse sich erdnah wandeln,
Weil Menschen so vermehrt geerdet?

Wir leben in Nachfolgewelten,
Sehen den Menschen homophob,
Suchen so manches zu vergelten –
Daselbst lebt auch der Misanthrop.

Was evident – ist das human?
Ist Antwort wichtiger als Frage?
Hält sich die Welt wirklich daran,
Vorurteilsfrei in Geistes Trage?


©Hans Hartmut Karg
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Hans Hartmut Karg
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Morgentau

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Morgentau

Wie saugt sich endlich wieder voll
Das Erdreich, das heuer am Morgen
Vom Sommer sich erholt so wohl,
Kann sich genügend Wasser borgen!

Der Morgentau benetzt die Fluren,
Kommt hin auch zu den Trockenhängen
Und kann dort Wege feucht bespuren,
Befreit Wälder von Trockenzwängen.

Wie wunderbar ist's anzusehen,
Dass selbst im Netz die große Spinne
Zum Wassertropfen hin kann gehen
Bei uns hier an der Regenrinne.

So hat der Spätherbst seine Reize,
Indem er sich da gern erdreistet
Und nicht mit Tau am Morgen geize,
Wodurch er Großes für uns leistet.


©Hans Hartmut Karg
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Hans Hartmut Karg
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Neue Lebensformen suchen

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Neue Lebensformen suchen

Haben wir nicht alle schon entdeckt?
Suchen wir noch nach weiteren Formen,
Mit denen man dann fürderhin aneckt,
Verwirft bisherig' Leben und die Normen?

Auf der Suche nach den Lebensformen
Will der Mensch dem Tagtrott fliehen,
Sich entfernen von den Nornen,
Wenn die neuen Zeiten dann aufziehen.

Wunderbar ist immer die Idee,
Ideen sind stets wunderbar.
Doch im Fortgang und in der Allee –
Keimt da nicht das Ungewisse sonderbar?

Oft geht's nur um Geld und Zweck,
Barrieren bleiben ja erhalten.
So kommt mancher nicht vom Fleck,
Kann sich dabei kaum entfalten.

Wo Konsenswille nicht reicht,
Wird mancher nur weggebissen,
Das Verhalten den Primaten gleicht,
Wo die Silberrücken alles wissen...

Ist Empathie denn noch intakt,
Wenn neue Formen frei erprobt –
Oder die Humanität versackt,
Wo wieder nur Machtwille tobt?

Die Fleißigen sind engagiert,
Die Faulen bleiben nur bequem,
Wenn Solipsismus wild regiert
Und sich macht alles sehr genehm.

Generationen werden weiter suchen,
Doch müssen sie schon Formen finden,
Mit denen sie noch Zukunft buchen,
Um Schutzwürdiges zu ergründen.


©Hans Hartmut Karg
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Hans Hartmut Karg
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Alte Musik

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Alte Musik

Man merkt den Pfeifenklängen an,
Dass sie doch jugendlich bemüht,
Wo man den Frühling spüren kann,
Mit dem Europa einst erblüht.

Fern klingen Töne unseren Ohren,
Die Bach, Händel, Mozart gewöhnt,
Wo Perfektion ist eingeboren
Und jede Harmonie geschönt.

In Frühmusik sich zu versetzen,
Die einheimisch, doch längst vergangen,
Gehör nicht an Ohrwürmern wetzen –
Kann man da denn noch hin gelangen?

Die Klangfolgen der Madrigale
Umgreifen schon noch das Gemüt:
In mancher frühen Pastorale
Ist einst die Seele reich erblüht.

Das Frühliedgut, zart und verschämt,
Schenkt Liebenden die Klangakkorde,
Mit denen sie ganz unverbrämt
Gleiten pianoweich zum Forte.

Das Suchen war früh Poesie,
Noch trifft Altes auf neue Ohren
Und zeigt, wie üppig das Genie
Der Frühmusik öffnet' die Poren.


©Hans Hartmut Karg
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Jubel in unseren Wäldern

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Jubel in unseren Wäldern

Werden Feuerwerke verboten,
Dann ist Jubel in unseren Wäldern,
Wir essen wieder von Broten,
Die von rückstandsfreien Feldern.

Es braucht doch keinen versponnenen Brauch
Und auch keine Neujahrsblitze,
Keinen Dauerkrach und keinen Giftrauch,
Die Erde ist schon voller Hitze.

Lebewesen werden's uns danken,
Denn es gibt keine Brandunfälle.
Frischluft können wir tanken,
Das Neujahr folgt auf der Stelle!

Wir brauchen keine Böller, Raketen,
Um unser Lebensglück jubelnd zu feiern,
Wenn in unseren Dörfern und Städten
Wir weiterhin zur Vernunft hinsteuern.


©Hans Hartmut Karg
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Besinnung und Neubeginn

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Besinnung und Neubeginn

Wenn am Fluss die Ufer wegbrechen
sieht das vom Gebirge her klein aus.
Erst wenn oben der Berg rutscht,
Wird die Betroffenheit spürbar.

Aber tragen wir nicht alle den Schuh,
um damit Bergrutsche auszulösen?
Geben wir solches denn jemals zu,
wenn wir uns immer gottgleich wähnen?

Müssen nicht erst Klima und zerstörte Ernten
die Leidensgeißel uns spüren lassen,
dass auch der letzte Mensch begreift,
wie verletztlich wir alle dastehen?

Die Menschheit muss endlich erkennen,
dass nichts sich ohne ihr Zutun verbessert,
kein Kaminofen jemals die Lüfte reinigt,
kein Verbrennungsmotor uns erretten kann.

Müssen wir nicht das Leugnen verhindern,
Abstreiter mit ihrem Anhängertross
zu Kleiderpuppen ins Schaufenster stellen,
wo sie hergekommen und lamentieren können?

Der Neuanfang wird uns nur gelingen,
wenn auf Rationalkräfte wir uns wieder besinnen,
die wir doch sicher noch reichlich haben,
um den Neubeginn endlich rettend zu wagen.

Wenn am Fluss die Ufer wegbrechen
sieht das vom Gebirge her klein aus.
Erst wenn oben der Berg rutscht,
Wird die Betroffenheit spürbar.


©Hans Hartmut Karg
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Wachstum

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Wachstum

Alles wächst!
Alles wächst?

Da, der Herbst wächst dem Frühling zu,
Europa wächst weiter, alles darf wachsen,
Transatlantische Freunde schnüren die Schuh
Und kommen zu uns bis hin nach Sachsen.

Alles wächst?
Die Sonne braucht Zeit!

Wir sehen inzwischen, dass nichts verhext,
Unsere Welt reift doch zum Gesunden:
Die Freunde besuchen uns wieder demnächst,
Wir werden die Freundschaft bekunden.

Was stört?
Die Verschmutzung!

So besuchen wir denn gemeinsam den Tag,
Um aus Vermüllungen zu gelangen
Und wieder, weil die Gesundheit es mag,
Den rückstandsfreieren Fisch zu fangen.

Was bleibt?
Winters Leid!

Wir hoffen schon auf die Weltvernunft,
Dass die Radikalkräfte weiterhin schwinden
Und des Friedensengels Dauerankunft
Kann Trostlosigkeit überwinden.

Was kommt?
Sonnenschein!

So bleibt die Saat auf Hoffnung recht groß,
Um ein wenig Himmelreich zu erwerben,
Denn die Menschheit zieht gern das Lebenslos,
Um dauerhaft Zukunft zu erben.


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Lob der Dankbarkeit

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Lob der Dankbarkeit

Vielleicht täuscht mich nun doch das Alter,
Dass manches ich anders wahrnehme,
Als es vermittelt ein Kniggesachwalter,
Der sieht, wo Dankbarkeit sich bequeme.

Es kostet doch nichts, ist ja so leicht,
Worte des Dankes frei herzusagen,
Womit Wohlwollen man immer erreicht,
Wenn das Lob wir zum Nächsten tragen.

Denn manchem fällt dabei aus der Krone
Die Perle, wenn er nur „DANKE“ sagt,
Dass man mit solchem ihn ja verschone,
Wenn er sich hin zum Worte wagt.

Dank fördert weiterhin gute Taten
Und schafft dem Geber Bestgefühle.
Empfänger wären schon gut beraten,
So zu beenden Distanz und Kühle.

Wer sich als undankbar erweist
Und nicht ein Wort des Dankes findet,
Dem bleibt die eigene Seele vereist,
Weil kein Stolz von Dankbarkeit kündet.

Künftig wächst ihm wenig Hilfe zu,
Weil Gebende sich dann abwenden.
Gefüllt wird nur gern dort der Schuh,
Wo wir aufbauende Botschaften senden.


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Tanzteezeiten

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Tanzteezeiten

Ja, immer älter werden die Gäste
Und mit ihnen altere natürlich auch ich.
Da werden dann ruhiger unsere Feste
Und Frühsehnsüchte erfassen auch Dich.

Wie war das vor einem halben Jahrhundert?
Da gab's jugendliche Ausgelassenheit.
Damals habe ich junge Frauen bewundert,
Deren Ausschnitt führte zum ganz kurzen Kleid.

Jetzt tanze ich mit den Graumelierten,
Wir Weißhaarigen sind noch eng beieinander –
Und weil das Knistern wir immer spürten,
Gehen wir jetzt auch spät auseinander.

Unser Geist ist noch blitzblank und hellwach,
Selbst wenn mitunter die Knochen knacken
Und wir mit einem ächzenden „Ach“
In tiefe Sessel nach dem Tanz versacken.

Wie waren die früheren Zeiten doch geil,
Als die Wünsche noch unerfüllt ausgebreitet,
Uns damals traf Amors herrlicher Pfeil,
Der uns direkt zur Erfüllung geleitet...


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Segen der Bescheidenheit

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Segen der Bescheidenheit

Vorjahre haben uns gezeigt,
Dass Rüpeleien Schaden bringen.
So sind wir endlich doch geneigt,
Bescheidenen ein Lob zu singen.

Denn der Bescheidene schafft für sich
Und Mitmenschen ja Glücksgefühle.
Sie wandern hin und spüren Dich,
Verhindern das Seelengewühle.

Die Stimmen leiser, Sprache klarer,
Bedroht muss sich da niemand fühlen,
Denn das Gespräch trägt wunderbarer
Uns aus verkorksten Schicksalsmühlen.

Auch Einvernehmen findet Trost –
Nicht auf Kosten der Zeitgenossen:
Ohne Rausch und Dauerprost
Wird unsere Seligkeit genossen.

Das Wort nimmt mit Klugheit in Blick,
Was erst erschafft Freundatmosphäre.
Ja, mit Gesellung wächst Geschick,
Dass die Glückseligkeit sich mehre.


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Schlaflager

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Schlaflager

Wie haben Menschen ihr Lager gestaltet,
als es noch keine Springbetten gab,
keine Luftmatratzen und Wasserbetten?

Konnten sie überhaupt schlafen
auf diesen harten und feuchten Strohlagern
in kaltschnäuzigen Jahreszeiten?

Körper haben sich mit schwerer Arbeit
so müde geschafft, dass sie einfach fielen,
egal wo das Lager am Ende des Tages.

Sie fielen sofort in tiefen Schlaf,
mussten tagträumend nicht wachen,
fragten nicht, ob Amor sie noch in den Armen hielt...


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Wahrnehmungsformen

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Wahrnehmungsformen

Nur immer auf Bergen hocken?

Das beengt doch die Geistesfreiheit,
denn im Schattenbereich der Berge
verliert man vielleicht das Bedürfnis,
in die Sonne und zum Tal zu schauen.

Verlieren sich im Schatten nicht Hoffnungen?

In den meisten Ebenen hat man's leichter:
Man kann zum Berg und zur Sonne blicken,
wissend schablonenhaft um deren Bildidyll –
um doch des Lebens Niederungen zu orten.


©Hans Hartmut Karg
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Adventskerzen

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Adventskerzen

Der Norden kennt sie lange schon,
Wenn Spätherbst reist zum Dauerfrost,
wo sich das Off'ne langsam schließt.

Vermag die kalte Wetterwelt
nun Seelenkräfte einzutrüben?
Geht sie am Heilsprozess vorbei?

Doch weil der Ostwind endlich kommt,
Trockenkälte treibt viel Schnee,
blickt Sehnsucht ja zum Süden hin.

Schon wintern Wälder, Wetterwenden,
das Sonnenleuchten ist nicht mehr,
wenn der Dezember eingetroffen.

Und doch tritt bald ein Wohlsein ein,
wo Kerzenlicht das Strahlbild wirft
zum eingelebten Nachtgebet.

Advent, Advent! Welche Verheißung
Begleitet uns zum sel'gen Tag
Der Kinderaugen, Krippen, Kerzen!

Dann trägt die Lebensschuld sich aus,
wenn Lichterkranz ist eingetroffen,
aus aller Not rettend geborgen.


©Hans Hartmut Karg
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Im Erdengarten

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Im Erdengarten

Wenn schemenhaft versterben lässt
der Tag die Menschen, die man liebt,
so ist die Trauer uns nicht fern.

Tränen bleiben uns nicht erspart –
und doch erinnern wir uns wieder,
was an Gemeinsamem erlebt.

Sie kultivierten Lebensfreude,
befreiten Not von Defiziten
und litten bis zur Gräberstätte.

Wir halten uns an Lebensfreude,
die Lebenden, die Freundeskreise,
denn sterben soll nichts, was man liebt.

Niemand entlässt ein Lebewesen,
das sich in eigene Demut hüllt
und sich rettend' an Normen bindet.

Der Liebende lässt es nicht los,
weiß doch, dass Leben sterblich ist
und nur die Liebe überlebt.

So ist's im Erdengarten halt:
Die Liebe bleibt der Himmelsstern,
der von Eden herüberleuchtet.


©Hans Hartmut Karg
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Selbstversuch

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Selbstversuch

Mit dem Elektroauto sparen?
Das muss man wirklich selber testen:
Ist man nicht zu schnell fahren,
Gehört man zu den Öko-Besten?

Fährt langsam Mann, stört man ein wenig,
Fährt man recht schnell, kommt man nicht weit,
Bleibt von Rekuperation abhängig,
Doch bin ich zum Versuch bereit.

Zehnmal fahr' ich dieselbe Strecke
Mit Tempi – unterschiedlich hoch,
Bei Sonnenstrom, damit zum Zwecke
Der Schöpfung ich fahr' später noch.

Welches Tempo denn optimal,
Damit ich wenig Stromkraft brauche
Und somit schließlich ideal
So fahre, daß kein Reifen rauche.

Mit siebzig Stundenkilometern
Komme ich sparsam flott voran
Und rückgewinne ohne Zetern
Viel Energie, die wachsen kann.

Wie könnten wir das Klima schützen,
Würden wir alle SIEBZIG fahren!
Luftwiderstand wär' auszusitzen,
Die Toten könnten wir uns sparen!

Mein E-Auto, es zeigt mir klar:
Mit 70 fährt man sparsam weiter,
Sieht dabei Landschaft wunderbar
Und das Gemüt wird sonnig, heiter...


©Hans Hartmut Karg
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Denkbalance

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Denkbalance

Wären wir alle Freunde mit leichteren Schwingen,
Wie wäre es wohler den schweren Gedanken.
Wir müssten nicht immerzu damit ringen
Und Freude brächte das Strenge zum Wanken.

So aber bleibt uns nichts erspart,
Der Weltgeist verlacht uns gar leicht,
Wo Akzeptanz ist widerspruchsgepaart
Und das Denken verrinnt dadurch seicht.

Wähne ich ob globalem Gewissen
Dass Worte und Sätze sich harmonisieren,
Womit sie Friedensfahnen hissen,
Um Überzeugungen rational anzuführen?

Es ist nicht leicht, die Balance zu halten
Zwischen Wahrheit und dem, was gerecht.
Mitunter werden sich Kräfte einschalten,
Die nur maniriert und ziemlich schlecht.

Wären wir Freunde der leichteren Schwingen,
Wie wäre es wohler den schweren Gedanken.
Wir müssten nicht immerzu mit ihnen ringen
Und Freude brächte das Strenge zum Wanken.


©Hans Hartmut Karg
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Volksfeste

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Volksfeste

Alle kamen sie gefahren,
Wege und Wiesen vollgeparkt,
Denn Volksfeste sind mit den Jahren
Besucherfreundlich sehr erstarkt.

Man kann mit dem Auto reisen,
Verwandte sitzen mit im Wagen
Und man wird das Feiern preisen:
Lachen kann uns ja viel sagen.

Freunde kommen da zusammen,
Man isst und man trinkt vergnügt,
Darf auch mal ans Glücksrad langen,
Wenn die Mutter das nicht rügt.

Freudig geht man so zum Feiern,
Askese muss einen nicht fordern,
Wenn die Eismaschinen eiern
Und wir Wurst und Semmel ordern.

Da wird wirklich nicht gespart,
Fahren Scooter, weil wir wissen,
Freude sei mit Lust gepaart,
Vernunftgründe wir nicht vermissen.

Das alles hat leider Pause,
Die Buden stehen, wenig Gäste,
Denn auch Gesellung hat jetzt Pause
Und ausbesucht sind viele Feste.

Hoffen wir, dass es bald wieder
Ohne Gefahr Volksfeste gibt,
Wo man hört Klamauk und Lieder,
Weil der Mensch das alles liebt.


©Hans Hartmut Karg
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Mit dem Vater

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Mit dem Vater

Fünfundzwanzig Jahre ist's her,
dass ich das allerletzte Mal
am Sofa mit dem Vater saß.

Ja, er war streng, doch gerecht
und konnte gut zuhören,
hatte für mich immer ein Ohr.

Dann konnten wir die Welt bewegen
und alles drehen, alles wenden,
was nicht im Lot, nur in Bewegung.

Die Stimme war da leiser schon,
die Hände zitterten bisweilen,
doch aufrecht saß er immer noch.

Gehörte er nicht gar zu jenen,
die um Jugend betrogen waren,
weil Uniform man ihm verpasste?

Nie hat er sich verbiegen lassen,
die Redlichkeit blieb seine Stärke
und bis zuletzt rang er mit sich.

Er fehlt mir, ja, er fehlt mir sehr,
ganz offen konnt' ich mit ihm reden
und seiner Antwort ehrlich harren.


©Hans Hartmut Karg
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Schwebengel

Beitrag von Hans Hartmut Karg »


Schwebengel

Einst dachte ich, jung und naiv,
Die Welt schaffe sich stets mehr Freiheit.
Doch wie das dann wirklich so lief,
Ging's meistens um viel Lustvertreib.

Notwendig war nicht, was uns gab
Den Lebenssinn mit Zukunftsblick,
Sondern im Gelddruck, was ich hab,
Verhockte sich das Arbeitsglück.

Dann kam er, der Systemberater,
Der sagte, wie man's machen muss,
Denn er als Gott und Übervater
Erschien manchen als Himmelsgruß.

Ach, wie schön kann es uns doch sein,
Wenn man über den Dingen schwebt,
Regiert in ein Syszem hinein,
Glaubt, dass der Standard sich dann hebt.

Anstatt selbst fleißig anzupacken
Ist es für einen Guru leicht,
Arbeitsgemüter zu entfachen,
Doch wird mehr wirklich erreicht?

Sollte man Menschen nicht aufzubauen,
Dass man die Arbeit ehrlich schätzt?
Will man ihnen nur Freiheit klauen,
Wenn man Kontrollen stramm vernetzt?

Müsste man nicht motivierend wirken,
Damit Menschen ins Zeug sich legen?
Doch wenn die Freiheit sie verwirken,
Kann das keinen Eifer mehr erregen.

Bringen Systembetreuer uns voran,
Wenn Schwebengel Menschen verpflichten,
Noch mehr zu bringen, als man kann,
Um Goldene Kälber aufzurichten?

Erweist man nicht den Bärendienst,
Verstärkt dadurch nicht Ausbeuter,
Wenn Ideale Du verdingst –
Wie vormals alle Zwiebelhäuter?


©Hans Hartmut Karg
2020

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