Die Aussage von Mimi87 kann ich unterstreichen:
Wir bekommen auch oft Lehrstellenbewerbungen aufs KV von Schülern mit knapp genügenden (oder sogar ungenügenden) Noten in den Sprachfächern und dafür guten Leistungen in Mathe. Da frage ich mich mich manchmal auch: Wieso mit diesem Profil KV? Da scheint einfach im Hintergrund die Beratung (durch Eltern oder Lehrer) nicht zu stimmen - oder der Jugendliche will es trotzdem probieren

. Im KV sind halt einfach die Sprachen wichtig, wenn man gerade in diesen Fächern nur knapp genügend oder sogar ungenügend unterwegs ist, wird es vor allem in der Berufsschule sehr schwierig!
Oder Konstrukteur oder Landmaschinenmechaniker: In beiden Lehrberufen ist ein gutes mathematisches Verständnis zentral. Unter Note 5 in Mathe hat man in der Berufsschule kaum Chance. Aber auch da haben wir immer wieder Bewerbungen von Schülern erhalten, die in Mathe knapp eine 4 oder sogar darunter hatten - das bringt leider nichts.
Abgesehen von den Noten habe ich in den letzten 12 Jahren - seither ich auch Schüler für Lehrstellen rekrutiere - auch immer sehr auf die Sozialkompetenzen geachtet. Wenn ein Schüler nur ein genügend in "beteiligt sich aktiv am Unterricht" hat, kann ich damit leben, aber Respekt, sich an Regeln halten, etc. ist für mich sehr zentral. Wenn jemand bei diesen Punkten nur ein genügend oder ungenügend hat, ist die Bewerbung für mich - meistens - draussen.
Ansonsten: Bei Schülern ist das Layout der Bewerbung (sauber, sorgfältig, fehlerfrei, etc.) natürlich grad noch einen Ticken wichtiger als bei den Erwachsenen. Wir Erwachsene können zusätzlich mit Arbeitserfahrungen, zusätzlichen Kompetenzen, Arbeitszeugnissen, Weiterbildungen, etc. punkten. Der Schüler hat ja bei seiner Lehrstellenbewerbung sehr wenig vorzuweisen (logisch) - und entsprechend achtet man da auch mehr auf den Gesamteindruck der Bewerbung.
Was mir immer wieder (negativ) in den letzten Jahren bei Schülerbewerbungen aufgefallen ist:
- Nicht vollständig (man schreibt z.B. explizit ins Inserat, dass der Multicheck zwingend ist - dann kommen Bewerbungen wo dieser kommentarlos fehlt)
- Rechtschreibefehler
- Fehler im Anschreiben (passiert gerne beim Überschreiben - da vergessen sie den Firmennamen oder die Anrede der vorherigen Bewerbung zu überschreiben

, was wirklich ganz ganz schlecht ankommt!)
- Papierbewerbungen, obwohl im Inserat explizit vermerkt war, dass nur elektronische Bewerbungen angenommen werden
- Standardschreiben (kein Eingehen auf die Firma - kein No-Go oder Killerkriterium, aber halt schade... da kann man bei einer Bewerbung punkten)
Ich habe mich mit meinem Sohn - als er eine Lehrstelle suchte - hingesetzt und ihm gesagt, dass er das Inserat gut lesen müsste: Was muss er - auf welche Weise (elektronisch? per Mail? Bewerbungstool? - alles liefern?). Wem muss er es schicken? Ist eine Ansprechperson im Inserat genannt? Dann: "Sehr geehrte/r Frau/Herr xy" - und nicht "Sehr geehrte Damen und Herren".
Im Anschreiben: Mit 2-3 Sätzen klar und nachvollziehbar erklären, wieso dieser Beruf (diesen Abschnitt kann man ja dann für gleiche Lehrberufe 1:1 kopieren) - und in einem weiteren Abschnitt mit 2-3 Sätzen: Warum diese Firma? Solche doch individuelleren Schreiben bekommt man eher selten - und die Lehrfirma meines Sohnes hat mir ebenfalls bestätigt, dass dies einer der Gründe war, warum seine Bewerbung aus der Masse heraus gestochen ist und sie ihn eingeladen haben

. Zudem habe ich meinem Sohn auch geraten, bei den Bewerbungen ein individuelles Deckblatt anzufügen - beschriftet mit "Bewerbung als xx für Firma xy" und zusätzlich mit dem Logo der Firma drauf. Gibt 5-10 Minuten Zusatzarbeit, macht aber auch einen guten (individuelleren) Eindruck - d.h. man sieht dann einfach, dass da nicht 100 copy-paste Bewerbungen verschickt wurden, sondern sich der Schüler schon gezielt auf Lehrstellen bewirbt und sich auch bei der Auswahl der Lehrbetriebe etwas überlegt.
Aber eben: Schlussendlich muss das Profil des Schülers (das halt nur durch Schulzeugnisse belegbar ist) mit dem Anforderungsprofil der Lehrstelle übereinstimmen. Wenn das nicht passt, nützt halt meistens die schönste und perfekteste Bewerbung der Welt nichts.