Liebe Suzn
Bitte fühl dich nicht schlecht, wie oft habe ich die "man muss ja nur Zwieback im Bett knabbern und schön Ingwertee trinken" Sprüche gehört, sie haben mich fast wahnsinnig gemacht. Mir war es 5.5 Monate durchgehend furchtbar schlecht und danach etwas weniger schlecht und ich habe mich dennoch kaum übergeben, weil ich mich praktisch nicht mehr bewegt habe für die Zeit.
Es fing beim Aufstehen an und ging bis in die Nacht, schlafen konnte ich oft erst ab 2/3 nachts wegen absoluter Übermüdung, jede Bewegung hat es so schlimm gemacht, dass es mir entweder schwarz vor Augen wurde oder ich eben gebrochen habe, weshalb ich praktisch nur im Bett lag. Jeder "Stress" hat die Übelkeit intensiviert (Stress war zb sich für einen FA Besuch fertig zu machen mit Dusche und dort 800m hinzulaufen, der Spaziergang hat so ca. 40 Min gedauert mit Pausen und Apfelscheiben knabbern und Schweissausbrüchen, ich sah aus wie ein Gespenst in der Praxis), auch reines REDEN hat die Übelkeit verschlimmert.
Da ich nun aber Lehrerin von Beruf bin, dort viel rede und noch fast 2h pendeln musste am Tag, hat mich nur der Lockdown letzten Frühling gerettet und mein Mann im HO, mir wurde übel vom Wasser in der Dusche, ich konnte den Kühlschrank nicht öffnen, mir kein Essen zubereiten, nicht im Supermarkt die Lebensmittel anschauen, all das hat sofort Brechreiz ausgelöst (zur Dauerübelkeit) und mitten in den Lektionen schön ins Brünneli brechen hätte mir meine Ärztin dann zum Glück nicht zugemutet.
So habe ich mich durchgeschleppt im HO von März an, Juni Juli bin ich nach der Öffnung wieder zur Schule (nach Möglichkeit, zu grosse Hitze ging auch ganz ganz schlecht), und nach den Ferien hat mich meine FÄ krankgeschrieben bis zur Geburt Mitte Oktober. Sie hätte das aber schon viel früher gemacht, das war nur mein Sturkopf und die starke Vermissung meiner Klassen

, mein ganzes Umfeld hielt mich für total bescheuert. Ich muss auch zugeben, dass es mir nach der Krankschreibung viiieeel besser ging, der Druck war weg, mein Kreislauf war nicht vom jeden Morgen um 05.30 Uhr Aufstehen total im Eimer (wenn es mir halbwegs ging, dann abends zwischen 9 und 12) und ich bin nicht mehr spontan wegen Hitze halb umgekippt, auch musste mich mein Mann viel seltener irgendwo einsammeln, weil ich nicht mehr konnte und es nicht alleine vom HB heimgeschafft habe.
In Woche 7 meiner SS hatte ich alle üblichen "Hilfsmittelchen" schon durch, nichts hat geholfen, ausser für einen ausreichend gefüllten Magen zu sorgen mit Kartoffeln und Rinderfilet und Sushi, den Rest musste ich mir reinwürgen(dann war es ein bisschen weniger schrecklich), ein Mal pro Woche hatte ich den "ich halte das nicht aus" Heulkrampf, der den Druck ein bisschen genommen hat. In der Apotheke wollte man mir auch nur tollen Ingwertee andrehen und hat sich geweigert, mir Itinerol zu verkaufen (was mir aber eh auch nicht viel gebracht hat, mein Mann hat es dann besorgt), Nausema (sind Vitamine) hab ich ganz früh schon genommen, weiss nicht, ob es ohne noch schlimmer gewesen wäre, Seabands haben mir bei Autofahrten etwas geholfen und Kompressionsstrümpfe für Bewegung (die verschreibt einem auch der FA!), da mein Blutdruck auch mit das Problem war beim Aufstehen, Laufen,...
Ansonsten war Schlaf noch hilfreich, ich war praktisch ein Murmeltier, in den 2 Monaten Schule vor Ort bin ich jeden Nachmittag direkt von der Schule ins Bett, hab da was vorher Gekauftes gegessen und bin danach innerhalb von 5 Sekunden eingeschlafen. Halbwegs ansprechbar war ich dann wieder abends.
Bei einer nächsten Schwangerschaft würde ich mir das alles sicher nicht mehr so antun, die Voraussetzungen sind wahrscheinlich auch nie wieder so gut wie damals mit Ehemann komplett daheim und Fernunterricht, im normalen Modus hätte ich das nicht geschafft. Mir haben auch viele gesagt, dass es ja gar nicht so schlimm sein kann, wenn ich nicht viel breche, aber alle, die näher dran waren und es live mitbekamen, wie es mir geht, hatten irgendwann Verständnis und haben die "du bist ja nur schwanger und nicht krank, schnüffel an Zitrone und oh, hast du INGWER schon versucht???" Sprüche für sich behalten

, allen anderen bin ich dann immer fast an die Gurgel beim I-Wort.
Ich drücke Dir fest die Daumen, dass es bald besser wird, wünsche Dir verständnisvolle Menschen im Umfeld und kein schlechtes Gewissen bei Krankschreibungen!
P.S. Gute Seite, um zu schauen, welche Medis man wann nehmen darf in der SS, ist die Embryotox von der Charité Berlin, oft erzählen einem nämliche sogar Apotheker, dass Medi X nicht geht oder man Y lieber nicht soll...die sind da sehr sehr vorsichtig und teilweise auch einfach unwissend.