Also, ich finde die Vorstellung, das Thema von den Kindern wirklich fernhalten zu können, völlig absurd. Wie soll das denn gehen? Sie bekommen es ja überall mit. Letztes Jahr war es doch selbst im Kindergarten meiner Kleinen ein Thema. Als ich die Tochter einer guten Freundin fragte, ob sie im Kindergarten auch ein Thema hätten, antwortete sie mit: "Ja, Hände waschen"
Die Kinder sind doch nicht doof und sehen, was um sie herum passiert. Sie sehen die Masken, sie bekommen mit, dass wir das Zertifikat vorzeigen müssen und werden von Mitschüler.innen mit allerlei Informationen versorgt, wo sie von uns wissen wollen, was davon richtig ist. Meine 7-Klässlerin schaut zudem auch schon mal in eine Zeitung rein. Ich müsste schon unseren höchstpersönlichen Lockdown verhängen, inkl. Mediensperre, um sie fernzuhalten und selbst da würden sie doch merken, dass etwas nicht stimmt.
Das heisst natürlich nicht, dass wir jetzt nur noch dieses Thema haben, aber es ist da und auf Fragen kann man reagieren. Das erwarte ich eigentlich auch in der Schule. So wie es stella macht, finde ich es das einzig richtige, egal welche Stufe, aber altersgerecht. Dabei glaube ich schon auch, dass die eigene Haltung einfliessen kann, nicht missionarisch, aber halt informativ. Ganz ehrlich, selbst wenn die LP kritisch ist, bekommen die Kinder davon keinen Schaden. Dafür sind wir zu eng im Dialog und nicht jede kritische Ansicht ist ja schlecht. Die Auseinandersetzung ist zu befürworten und ein Teil des Lernens. Ich meine, ich hatte in der Schule Lehrpersonen, die ziemlich klar dem rechten Lager angehörten und keinen Anlass zu doof fanden, um Rassismus zu üben wie auch solche, die sich offen als Kommunisten bezeichnet haben und ich würde behaupten, ich wähle trotzdem, was mir gefällt
Ich denke sogar, dass ein bewusstes Totschweigen Ängste nur noch schüren kann. Ist nicht ganz das Gleiche, aber: Als wir klein waren, waren die Balkankriege und meine Eltern versuchten alles, um das von uns fernzuhalten. Sie tuschelten immer heimlich und schauten Nachrichten, wenn wir im Bett waren. Das führte dazu, dass ich mich nicht traute, sie zu fragen, was los ist, mir aber überall Informationen zusammensammelte, wo ich konnte und versuchte, mir ein Bild zu machen, was dann sowohl schwierig, wie wohl auch nicht richtig war. Am schwierigsten war, dass ich, da wir aus Kroatien stammen, überall darauf angesprochen wurde und meine Schulkamerad:innen, deren Eltern und Lehrpersonen mir Fragen stellten, die ich nicht beantworten konnte, weil sie letztlich mehr wussten als wir. Ich hätte mir damals sehr einen offenen Dialog und Aufklärung gewünscht.